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Erzähl mir von der Liebe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
144 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am25.10.20101. Auflage
Eine zarte Liebesgeschichte aus der harten Welt der Models Was bleibt von den Träumen von einem Leben voller Glamour und Ruhm auf den Laufstegen der Welt, wenn die Modelkarriere sich mit Mitte Zwanzig dem Ende zuneigt? Es bleibt eine unbestimmte Sehnsucht. Nach einem Platz im Leben. Nach jemandem, der auf einen wartet. So geht es auch Leni, die von ihrer Agentur mit Hannah und Kennedy in einer WG in Berlin zusammengewürfelt wurde. Mit Jobs auf dekadenten Partys halten die drei sich über Wasser, und alte Fotos von weit entfernten Freunden werden zu Rettungsankern. Doch ist eine Rückkehr in ihr altes Leben überhaupt noch möglich? Mit ihrem neuen Roman trifft Beate Teresa Hanika den Nerv der Zeit. Die Schattenseiten der Modebranche und Castingshows bilden die Kulisse für eine der schönsten, bewegendsten und erlösendsten Liebesgeschichten des Jahres - auch wenn das Happy End vielleicht nur eine Phantasie ist.

Beate Teresa Hanika, geboren 1976 in Regensburg, ist Fotografin. Ab 1997 arbeitete sie mehrere Jahre als Model in verschiedenen europäischen Städten. Bereits seit ihrem zehnten Lebensjahr schreibt sie Geschichten und Gedichte. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort in der Nähe von Regensburg. Ihr erster Roman ?Rotkäppchen muss weinen? wurde u.a. mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2007 und dem Bayerischen Kunstförderpreis 2009 ausgezeichnet und für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 nominiert.Literaturpreise:?Rotkäppchen muss weinen?:Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2007Kunstförderpreis des Freistaats Bayern 2009Hans-im-Glück-Preis der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn für Jugendliteratur 2010Empfehlungsliste zum Evangelischen Buchpreis 2010Empfehlungsliste des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises 2010Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 (Kritikerjury/Kategorie Jugendbuch)Nominiert für die Goldene Leslie 2010, Rheinland-Pfälzischer JugendbuchpreisNominiert für den Niederländischen Jugendbuchpreis 2011Aufgenommen auf die IBBY-Ehrenliste 2012 (International Board on Books for Young People)?Erzähl mir von der Liebe?:Ausgezeichnet als Buch des Monats von der Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, Volkach (August 2010)
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Produkt

KlappentextEine zarte Liebesgeschichte aus der harten Welt der Models Was bleibt von den Träumen von einem Leben voller Glamour und Ruhm auf den Laufstegen der Welt, wenn die Modelkarriere sich mit Mitte Zwanzig dem Ende zuneigt? Es bleibt eine unbestimmte Sehnsucht. Nach einem Platz im Leben. Nach jemandem, der auf einen wartet. So geht es auch Leni, die von ihrer Agentur mit Hannah und Kennedy in einer WG in Berlin zusammengewürfelt wurde. Mit Jobs auf dekadenten Partys halten die drei sich über Wasser, und alte Fotos von weit entfernten Freunden werden zu Rettungsankern. Doch ist eine Rückkehr in ihr altes Leben überhaupt noch möglich? Mit ihrem neuen Roman trifft Beate Teresa Hanika den Nerv der Zeit. Die Schattenseiten der Modebranche und Castingshows bilden die Kulisse für eine der schönsten, bewegendsten und erlösendsten Liebesgeschichten des Jahres - auch wenn das Happy End vielleicht nur eine Phantasie ist.

Beate Teresa Hanika, geboren 1976 in Regensburg, ist Fotografin. Ab 1997 arbeitete sie mehrere Jahre als Model in verschiedenen europäischen Städten. Bereits seit ihrem zehnten Lebensjahr schreibt sie Geschichten und Gedichte. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort in der Nähe von Regensburg. Ihr erster Roman ?Rotkäppchen muss weinen? wurde u.a. mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2007 und dem Bayerischen Kunstförderpreis 2009 ausgezeichnet und für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 nominiert.Literaturpreise:?Rotkäppchen muss weinen?:Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2007Kunstförderpreis des Freistaats Bayern 2009Hans-im-Glück-Preis der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn für Jugendliteratur 2010Empfehlungsliste zum Evangelischen Buchpreis 2010Empfehlungsliste des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises 2010Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 (Kritikerjury/Kategorie Jugendbuch)Nominiert für die Goldene Leslie 2010, Rheinland-Pfälzischer JugendbuchpreisNominiert für den Niederländischen Jugendbuchpreis 2011Aufgenommen auf die IBBY-Ehrenliste 2012 (International Board on Books for Young People)?Erzähl mir von der Liebe?:Ausgezeichnet als Buch des Monats von der Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, Volkach (August 2010)
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104007885
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum25.10.2010
Auflage1. Auflage
Seiten144 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse675 Kbytes
Artikel-Nr.1004596
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Es ist so, sagt Hannah, man muss die Liebe schmecken können. Du küsst einen Typ. Knutschst rum. Er steckt dir seine Zunge in den Mund, und du weißt genau, das ist richtig oder das ist falsch. Es schmeckt süß. Oder du musst kotzen. So ist das.

Es gibt eine Party. Die Party ist in einem Haus, und dieses Haus ist am Ende der Straße.

Es ist groß und blassgrün gestrichen mit weißen Rändern um die Fenster herum. Von der Ferne sieht es fast wie ein Schloss aus. Es sieht aus, als würde ein König einen Ball geben, um für seinen Sohn eine Braut zu finden. Ganz oben ist eine Dachterrasse mit Palmen, die sich weit über die schmiedeeisernen Geländer lehnen und fest von wildem Wein und Efeu umschlungen sind.

Autos parken vor dem Haus, in Zweierreihen, weil alles viel zu eng ist und jeder noch einen Parkplatz ergattern will. Die Leute schreien sich ungeduldig an, und ein Bediensteter winkt sie weiter. Er gibt bedauernd Zeichen: Hier geht nichts mehr, alles ist voll.

Die Sonne geht gerade unter. Es ist Ende August. Die letzten schönen Tage tröpfeln auf die Stadt, aber bald ist der Herbst über Berlin, mit seinen diesigen, grauen Tagen, dem Regen und dem fallenden Laub. In der Stadt ist der Herbst schlecht zu ertragen. Man kann den Verfall spüren, als würde er einen auf die eigene Vergänglichkeit hinweisen. Unerbittlich, jedes Jahr mehr, und immer, wenn der Sommer zu Ende geht, trägt einem der Wind etwas davon entgegen. Man kann es riechen. Ich strecke meine Nase in den Sommerwind und rieche die kühlen Tage und den kommenden Regen.

Wir schlängeln uns an Autos mit laufenden Motoren vorbei, an Frauen in Abendkleidern und Männern im Frack, durch die Pforte und die breite Treppe hinauf.

Drinnen gibt es riesige Berge von Obst. Quer durch die Eingangshalle ist es auf langen Tafeln aufgetürmt: Bananen, Mangos, Trauben, mehr, als hundert Menschen an einem Tag essen können - viel mehr -, und oben drauf sitzen nackte Frauen. Dicke nackte Frauen. So dick, sie könnten zwei Wassermelonen unter ihren Brüsten verschwinden lassen. Oder zehn Kilo Erdbeeren. Einen Strunk Bananen auf jeder Seite. Was man gerade will. Sie sehen gelangweilt aus. Stecken sich ab und zu eine Weintraube in den Mund, als wäre ihnen all dieser Überfluss fad geworden.

Wahrscheinlich wären sie gerade lieber bei McDonald´s, flüstert Kennedy, als wir durch die Schwingtür treten. Ein kleiner, schwarzer Mann in Uniform hält sie auf und verbeugt sich vor uns.

Das wäre ich auch lieber, sage ich und meine es auch so.

 

Hier gibt es viele Models. Alle Agenturen sind vertreten, sie kommen in kleinen Gruppen, wie Paradiesvogelschwärme. Sie flattern herein und lassen sich auf den besten Stellen nieder. Der höchste Baum ist gerade gut genug, um gesehen zu werden. Sie putzen ihr Gefieder, es schillert und glänzt so sehr, dass man kaum hinsehen kann. Auch wir sind dabei.

Wir. Hannah, Kennedy und ich.

Wir machen uns nichts vor, denn wir wissen, warum wir hier sind. Wir sind die Mädchen, die von ihren Agenturen nach Berlin geschickt werden. Nicht nach Paris oder Mailand, denn dort ist man der Mode wegen. Weil es wichtige Magazine gibt, Modenschauen, Designer. In Berlin sind die Partys. Nach Berlin kommen die Mädchen, die für die Couture zu alt geworden sind. Und alt ist ein dehnbarer Begriff. Wir sind die Dreingabe für Männer, die uns bezahlen können. Sie buchen uns, weil wir schön sind und es gut aussieht, wenn schöne Mädchen auf Partys herumstehen. Als ich jünger war, dachte ich, diese Partys sind Sprungbretter. Man wird eingeladen und ist aufgeregt, weil Christian Lacroix da sein soll. Oder Karl Lagerfeld. Dann steht man da und lächelt, bis einem das Gesicht zu einer Maske gefriert. Man wartet darauf, dass einer herkommt und einem einen Job anbietet. Einen richtigen Job.

Meistens kommt keiner von den wichtigen Leuten, und alles, was passiert, ist, dass man sich betrinkt und um vier Uhr früh nach Hause wankt. Wenn man Glück hat, alleine.

Wir schlendern an den nackten Frauen vorbei. Aus den Boxen dröhnt Balkan-Pop. Der Typ, der die Party schmeißt, kommt aus Bulgarien. Er heißt Yunes und soll Produzent sein. Einmal habe ich ihn in der Agentur getroffen. Ein glatzköpfiger, kleiner Mann, den Mund voller Goldzähne. Vielleicht ist er kein Produzent, aber Geld hat er. So viel Geld, dass er ein riesiges, grünes Haus in Dahlem mit nackten Frauen bestücken kann, Models für Partys bucht und immer mehrere Bodyguards im Gepäck hat.

Geh hin, hat Babic, mein Booker, gesagt, er zahlt gut, und außerdem soll Vivienne Westwood da sein.

Ich habe die Augenbrauen hochgezogen.

Lass stecken, wollte ich sagen.

Stattdessen habe ich den Ausdruck mit Yunes´ Adresse in meine Hosentasche geschoben. Schließlich muss man von was leben.

Was machst du für ein Gesicht, sagt Hannah neben mir, wir sind hier, damit wir Spaß haben.

 

Hannah ist ein paar Jahre älter als Kennedy und ich. Vielleicht achtundzwanzig oder neunundzwanzig. Ihr richtiges Alter verrät sie niemandem. Kennedy und ich haben versucht, sie auszuquetschen.

Komm schon, hat Kennedy gesagt, sag uns endlich, wie alt du wirklich bist. Ich bin dreiundzwanzig. Was ist schon dabei? Alle sind jünger als ich. Daran kann man doch sowieso nichts ändern.

Aber Hannah hat hartnäckig geschwiegen. Sie hat sich eine alte Vogue geschnappt und uns ignoriert, und wir haben vor ihr gesessen und gewartet und ihr zugesehen, wie sie eine Seite nach der anderen umblätterte.

Ihr könnt mich mal, hat sie irgendwann geknurrt, ich muss euch gar nichts sagen.

Die Agentur hat Hannah letztes Jahr vom Markt genommen und dieses Jahr mit neuer Biographie wieder ins Rennen geschickt. Auf ihrer Sed-Karte ist sie einundzwanzig. Sie macht wieder Tests. Geht auf ungefähr tausend Castings. Alles von vorne, nur um noch einmal eine Chance zu bekommen. Auf das große Geld und die große Karriere.

Glaubst du denn noch daran?, habe ich sie mal gefragt.

Ich wollte nicht sagen, was ich in Wirklichkeit darüber denke. Die Agenturen wissen genau, dass diese Mädchen keine richtige Chance mehr haben, machen aber immer noch Geld mit ihnen. Man kann sie noch für drittklassige Kataloge verheizen. Die Agenturen lassen sich die Hoffnung der Mädchen gut bezahlen.

Hannah hat mich nur böse angesehen. Den Rest konnte ich mir zusammenreimen.

 

Ich sehe zu den nackten Frauen hinauf, die hoch über unseren Köpfen thronen. Bei der kleinsten Bewegung gerät das Obst unter ihren Schenkeln ins Rutschen. Wie Geröll nach einem sintflutartigen Regen. Pflaumen kullern unter ihren Pobacken weg, Erdbeeren unter ihren rasierten Geschlechtsteilen. Viele stellen sich hin und gaffen ungeniert zu ihnen hinauf. Amüsieren sich auf ihre Kosten. Ein junger Typ mit Presseausweis steckt sich eine der Erdbeeren in den Mund, und die Leute, die um ihn herumstehen, lachen und tun es ihm nach. Die meisten Frauen haben gut lachen. Sie sind schlank und jung mit kleinen, festen Brüsten und faltenloser Haut. Sie tragen Gucci und Prada und winzige Clutches unter dem Arm. Ihre Blicke sind mitleidig.

Wie kann man nur so fett sein, sagt eine entsetzt zu ihrem Begleiter, ich würde mich umbringen, wenn ich so fett wäre.

Ich würde mich umbringen, wenn ich so einen Job machen müsste, denke ich.

Wenn ich so weit bin, werde ich aufhören, schwöre ich mir, wenn ich so weit bin, verschwinde ich von hier.

Aber bis dahin sollte man Spaß haben. Wenn man in diesem Job keinen Spaß hat, läuft etwas falsch.

Ich weiß schon, sage ich zu Hannah und ziehe eine Grimasse, immer glücklich, immer lächeln, niemals beschweren und immer wunderschön aussehen ...

 

Das Haus hat mehrere Stockwerke. Geschwungene Treppen führen von einem zum anderen. Auf den Teppichen liegen rote Rosen verstreut. Zu romantisch, um wahr zu sein. Tausende liegen herum, von den Gästen achtlos zertreten.

Kitschig, sagt Hannah und kickt eine mit dem Fuß weg, dieser Yunes hat zu viel Geld. Da wüsste ich was Besseres damit anzufangen.

Ich hebe eine Blüte auf und stecke sie am trägerlosen Ausschnitt meines Kleides fest.

Dann soll er in Zukunft doch dich fragen, sage ich.

 

Ich bin seit vier Wochen in Berlin. Die Agentur zahlt ein Apartment. Das hört sich zunächst gut an, doch meistens sind die Apartments von den vielen Models, die darin gewohnt haben, ramponiert. Niemand streicht neu oder putzt die Fenster. Man kann Sed-Karten finden, die dort vergessen wurden, und winzig kleine Unterhöschen unter dem Bett. Manchmal sind es auch Schimmelflecken im Badezimmer und Vermieter, die einem an die Wäsche wollen.

Als ich vor vier Wochen hier ankam, schleppte ich meine Koffer hoch in den fünften Stock. Steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. Drinnen war es still, und ich blieb einen Moment auf der Türschwelle stehen, blickte hinein, auf den Ort, der mich die nächsten Wochen beherbergen sollte. In meinem Kopf hakte ich die vielen Wohnungen ab, denen ich schon den Rücken gekehrt hatte. Kleine, miefige Zimmer, die man mit fünf anderen Mädchen teilen musste. Wohnungen in Vororten von Städten, mit Fabriken vor der Tür, deren giftige Dämpfe man Tag für Tag einatmete. Wohnungen, für die unsere Agenturen einen Spottpreis bezahlten und für die man selbst fast alles hinlegte, was man verdiente.

Diese hier war nicht viel besser. Aber es war ruhig, und die Wände waren hoch. Und aus den Fenstern konnte man über ganz Berlin sehen.

Warum kommst du nicht rein?, fragte jemand.

Es war Hannah. Sie streckte ihren Kopf aus dem Badezimmer.

Auf den ersten Blick sah sie sehr jung aus;...
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Autor

Beate Teresa Hanika, geboren 1976 in Regensburg, ist Fotografin. Ab 1997 arbeitete sie mehrere Jahre als Model in verschiedenen europäischen Städten. Bereits seit ihrem zehnten Lebensjahr schreibt sie Geschichten und Gedichte. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort in der Nähe von Regensburg. Ihr erster Roman >Rotkäppchen muss weinenRotkäppchen muss weinenErzähl mir von der Liebe