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Vergeltung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am13.01.2012Auflage
In einer warmen Sommernacht wird die junge Anna ermordet aufgefunden, nicht weit entfernt von ihrem Elternhaus in einer dänischen Kleinstadt. Die Polizei zieht die Sonderermittlerin Rebekka Holm hinzu. Die findet bald heraus, dass das Verbrechen bis in seine Einzelheiten an einen 20 Jahre zurückliegenden Mord an einer jungen Frau erinnert. Hat sich das Verbrechen von damals wiederholt? Hat Erik, Sohn des örtlichen Pfarrers, seine Freundin umgebracht? Doch dann wird ein zweijähriges Mädchen entführt. Ihr Name: Anna ...

Julie Hastrup, geboren 1968 in Ringkøbing, ist ausgebildete Journalistin und eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Dänemarks. Sie arbeitete für dänische Radio- und Fernsehanstalten, ehe sie 2009 mit »Vergeltung« den Auftakt zu ihrer erfolgreichen Thriller-Serie um die Ermittlerin Rebekka Holm veröffentlichte. Julie Hastrup ist verheiratet und lebt mit ihren zwei Kindern in Kopenhagen.
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Produkt

KlappentextIn einer warmen Sommernacht wird die junge Anna ermordet aufgefunden, nicht weit entfernt von ihrem Elternhaus in einer dänischen Kleinstadt. Die Polizei zieht die Sonderermittlerin Rebekka Holm hinzu. Die findet bald heraus, dass das Verbrechen bis in seine Einzelheiten an einen 20 Jahre zurückliegenden Mord an einer jungen Frau erinnert. Hat sich das Verbrechen von damals wiederholt? Hat Erik, Sohn des örtlichen Pfarrers, seine Freundin umgebracht? Doch dann wird ein zweijähriges Mädchen entführt. Ihr Name: Anna ...

Julie Hastrup, geboren 1968 in Ringkøbing, ist ausgebildete Journalistin und eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Dänemarks. Sie arbeitete für dänische Radio- und Fernsehanstalten, ehe sie 2009 mit »Vergeltung« den Auftakt zu ihrer erfolgreichen Thriller-Serie um die Ermittlerin Rebekka Holm veröffentlichte. Julie Hastrup ist verheiratet und lebt mit ihren zwei Kindern in Kopenhagen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492954006
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum13.01.2012
AuflageAuflage
Reihen-Nr.01
SpracheDeutsch
Dateigrösse2970 Kbytes
Artikel-Nr.1022021
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

DIE NACHT VON SAMSTAG, 25. AUGUST, AUF SONNTAG, 26. AUGUST

Das Fahrrad schlingerte so stark, dass es in Annas Bauch kribbelte, als sie den unebenen Waldweg hinunterfuhr. Sie musste laut lachen, und der Klang ihres Lachens zerriss die Stille des dunklen Waldes. Es nieselte, und sie stellte sich vor, wie die Baumkronen über ihr zu einem schützenden Regenschirm zusammenrückten. Sie schloss die Augen und radelte weiter, während sie ihren keuchenden Atem und das rhythmische Surren der Reifen vernahm, öffnete den Mund und ließ den Regen auf der Zunge zergehen. Die milde Nachtluft war feuchtigkeitsgeschwängert, es duftete nach frischer Erde, und Annas langes feuchtes Haar berührte sanft ihre nackten Schultern.

In der Diskothek hatte sie ihren Spaß gehabt. Dieser dunkelhaarige Typ, Alex, war zwar schüchtern, aber süß gewesen. Sie hatte sich von seinem Aussehen nicht abschrecken lassen, hatte etwas Weiches hinter der harten Fassade erahnt. Als er sie nach ihrer Handynummer gefragt hatte, hatte sie sie auf eine Serviette gekritzelt und sie ihm mit einem koketten Lächeln hingeschoben. Er schien sich zu freuen, doch dann hatte sie ihm plötzlich die Serviette aus der Hand gerissen. Warum, wusste sie selbst nicht. Er hatte sie festgehalten, seine Finger bohrten sich in ihren Oberarm, hart, aber nicht unangenehm, als wollte er sie beschützen. Tränen hatten in ihrer Kehle geprickelt, und sie hatte sich losgerissen. Er hatte sie nur verwundert angesehen, mit den Schultern gezuckt und auf dem Absatz kehrtgemacht. Sie hätte es ihm gerne erklärt, war aber davon ausgegangen, dass er es nicht verstehen würde. Er war sofort in der dunklen, wogenden Menge aus Menschenkörpern verschwunden, doch seine Berührung hatte noch lange auf ihrer Haut gebrannt.

Anna spürte einen harten Stoß, riss erschrocken die Augen auf und sah gerade noch, dass sie den Schlagbaum gerammt hatte, der den Fruerwald von dem kleinen Parkplatz direkt am Fjord trennte, bevor sie das Gleichgewicht verlor, auf dem Weg landete und unter ihrem Fahrrad begraben wurde. Ihr Knie brannte, sie spürte warmes Blut ihr Bein hinunterlaufen, und der rechte Ellenbogen tat weh. Sie rieb leicht darüber und richtete sich schwankend auf.

Eine dunkle Wolke enthüllte einen bleichen Mond, und sie hatte das Gefühl, dass sie nicht allein war. Sie hielt den Atem an, blieb still stehen und lauschte, hörte aber nur ihren eigenen hämmernden Puls und das schwache Rauschen des Fjords.

»Ist da jemand?«

Der Wind trug ihren Ruf davon und einige Sekunden stand sie unschlüssig da, unsicher, was sie tun sollte. Dann sprach sie sich gut zu. Natürlich war da niemand. Ihre Phantasie spielte ihr einen Streich. Sie bildete sich dauernd irgendetwas ein. Das sagte ihr Vater auch oft. In dem Gebüsch am Weg raschelte es. Sie drehte den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam, erahnte die kompakte Kontur eines Strauchs in der schwarzen Dunkelheit, konnte aber sonst nichts erkennen. Die Angst auf ihrer Haut fühlte sich an wie spitze kleine Nadeln. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen, umfasste den Lenker fester und zog das Fahrrad an dem Schlagbaum vorbei. Auf halbem Weg stieß ihr Fuß gegen etwas Hartes. Sie beugte sich vor, um zu sehen, was es war. Ein großer Ast versperrte den Weg, und sie streckte den Arm aus, um ihn fortzuschieben.

Der Schlag kam überraschend und hart. Anna fiel über den Ast, der sie an der Stirn erwischte. Etwas Warmes, Klebriges lief ihr über das Gesicht. Sie versuchte aufzustehen, bekam jedoch einen weiteren Schlag auf den Hinterkopf, und ihr Gesicht wurde auf den Boden gedrückt. Ihr Mund füllte sich mit Erde und kleinen Steinen, sie wollte laut schreien, aber der Schrei blieb ihr im Hals stecken. Sie spürte den Atem eines Fremden dicht neben sich. Und den Duft von etwas Bekanntem. Ein weiterer harter Schlag. Ein lautes Knirschen. Jetzt lief ihr das Blut in den Mund. Übelkeit überrollte sie, und langsam wurde alles grau. Komm, komm, du musst hier weg. Sie wollte nach dem Ast greifen oder nach einem scharfen Stein, wollte sich verteidigen, kämpfen, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Sie spürte im Rücken einen stechenden Schmerz. Wieder und wieder. Und hörte ein seltsames Röcheln. Plötzlich kamen ihr Zweifel, ob das Röcheln nicht von ihr kam. Langsam verstummten alle Laute. Ihr letzter Gedanke, bevor alles schwarz wurde, war: »Jetzt sterbe ich«, und auf die eine oder andere Weise tröstete sie das. Jetzt konnte ihr niemand mehr etwas anhaben.

-

Der Sonntag war ein schwarzer Tag, ein Tag voller Melancholie. Er kroch unter die Haut und erfüllte den Körper langsam mit einer Apathie, gegen die nur schwer anzukommen war. Rebekka hatte Sonntage gehasst, seit sie neun Jahre alt war. Seitdem hatte sie versucht, sie mit jeder Menge Aktivitäten vollzupacken oder, wenn es mit den Verabredungen nicht so klappte, sie zu verschlafen, damit der verhasste Tag so schnell wie möglich von einem weit vielversprechenderen Montag abgelöst wurde.

Sie stand in ihrem geräumigen, neu eingerichteten Büro mit Aussicht auf das Tivoli und hatte ihren letzten Fall fast fertig archiviert. Sie stellte den schweren, grauen Ordner geräuschvoll ins Regal. Seit knapp drei Jahren gehörte sie zur mobilen Spezialeinheit der dänischen Reichspolizei. Als einzige Frau. Ein begehrter Job, der nur den tüchtigsten Polizisten offenstand. Sie und ihre Kollegen waren gut und gerne zweihundert Tage im Jahr unterwegs, um der Polizei vor Ort bei schwierigen Fällen zu helfen. Rebekka liebte ihre Arbeit. Ihr Chef, Torsten Krogh, hatte ihr mehrmals zu verstehen gegeben, wie zufrieden er mit ihrer Arbeit war, und auch von ihren Kollegen wurde sie als eine der »Jungs« akzeptiert. Ihr Ton untereinander war rau und der Zusammenhalt stark, und Rebekka fühlte sich zum ersten Mal als Teil einer Gemeinschaft.

Sie sah sich zufrieden in ihrem Büro um. Sie hatte schon lange ein Auge auf den Raum geworfen. Er lag im fünften Stock und bot eine grandiose Aussicht auf die Attraktionen des Tivolis und den Rathausturm, und als er frei geworden war, hatte sie Torsten Krogh in den Ohren gelegen, ihn ihr zu geben. Genau genommen war das Büro zu groß für eine Person, vor allem wenn diese die meiste Zeit außer Haus arbeitete, doch Torsten Krogh war - zu ihrer großen Freude - ihrem Wunsch trotzdem nachgekommen. Rebekka seufzte leise, während sie die Nase gegen die kühle Fensterscheibe drückte und eine Taube beobachtete, die in der kühlen Morgensonne auf dem Fenstersims saß. Ihr Gurren war fast schon meditativ, und einen Moment verlor sie sich in ihren Gedanken.

Vom Rathausturm schlug es deutlich elf Mal. Sie war heute früh aufgewacht, war erst eine Runde im Søndermarken gelaufen und dann ins Präsidium gefahren. Jetzt war der Papierkram erledigt, es gab hier für sie nichts mehr zu tun. Selbst die Blume auf dem hellen Schreibtisch hatte sie gegossen. Kurz streifte sie ein Gefühl von Einsamkeit, und sie wählte schnell Dortes Nummer. Die Freundin lud sie auf einen Kaffee ein und etwas optimistischer griff Rebekka nach ihrem Mantel und verließ das menschenleere Gebäude.

-

Michael Bertelsen wurde von dem hartnäckigen Läuten des Telefons geweckt. Einen Moment wusste er nicht, ob es Tag oder Nacht war. Dann erinnerte er sich an den abendlichen Einsatz in der Disco in der Fußgängerzone und folgerte, dass es Tag sein musste, auch wenn er sich über die genaue Zeit nicht im Klaren war. Er tastete nach dem schnurlosen Telefon und fand es unter der zweiten, ordentlich zusammengefalteten Decke in dem breiten Doppelbett.

»Bertelsen«, murmelte er in den Hörer, während er sich die Augen rieb. Sie gewöhnten sich langsam an das Licht, und er warf einen Blick auf den Radiowecker: 11.03 Uhr.

»Michael, hier ist Teit. Im westlichen Teil des Fruerwalds, gleich bei dem Parkplatz ist eine junge Frau gefunden worden, ermordet. Anna Gudbergsen. Zweiundzwanzig Jahre.«

Michael setzte sich verwirrt im Bett auf.

»Was?«

»Sie wurde niedergeschlagen und durch mehrere Messerstiche getötet. Auf den ersten Blick sieht es nach einem Sexualverbrechen aus. Thorkild Thøgersen untersucht gerade die Leiche. Komm, so schnell du kannst, hier raus.«

Während Teit Jørgensen ihm genauere Informationen und Anweisungen gab, spritzte Michael sich Wasser ins Gesicht und unter die Arme. Dann hüpfte er auf einem Bein durch das Schlafzimmer und versuchte, Hose und Socken anzuziehen.

»Gib mir zehn Minuten«, sagte er, »dann bin ich da.«

-

Das Handy klingelte durchdringend, als Rebekka gerade das Auto vor Dortes kleinem Genossenschaftshaus einparkte. Es war ihr Chef, Torsten Krogh.

»Rebekka. Hör zu. Eine junge Frau ist auf einem Waldweg in Westjütland ermordet worden. In einem Blutrausch mit dem Messer niedergestochen. Möglicherweise vergewaltigt. Ich schicke dich allein hin. Du weißt natürlich, dass so etwas eigentlich nicht zu unseren Aufgaben gehört, aber ein alter Freund, Kriminalkommissar Teit Jørgensen, hat mich um Hilfe gebeten, deshalb werde ich tun, was ich kann. Um die Technik kümmern sich die Kollegen aus Århus.«

Rebekka spürte ein Kribbeln im Magen. Seit Inkrafttreten der neuen Polizeireform hatten sie nur noch selten mit den klassischen Mordfällen zu tun, für die die Spezialeinheit ursprünglich zuständig gewesen war. Jetzt waren ihre Aufgaben eher politisch ausgerichtet, was zur Folge hatte, dass die Ermittler bestimmten Bereichen wie Prostitution, Menschenhandel, Rockerszene und Bandenkriminalität eine höhere Priorität einräumen und die einzelnen Polizeidistrikte ihre Mordfälle trotz mangelnder Erfahrung selbst lösen mussten. Als Rebekka sich seinerzeit bei der Spezialeinheit beworben...
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Autor

Julie Hastrup, geboren 1968 in Ringkøbing, ist ausgebildete Journalistin und eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Dänemarks. Sie arbeitete für dänische Radio- und Fernsehanstalten, ehe sie 2009 mit "Vergeltung" den Auftakt zu ihrer erfolgreichen Thriller-Serie um die Ermittlerin Rebekka Holm veröffentlichte. Julie Hastrup ist verheiratet und lebt mit ihren zwei Kindern in Kopenhagen.