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Vor Vampiren wird gewarnt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am01.08.20111. Auflage
Platz 1 der >New York TimesTrueBlood< wurde ein gigantischer internationaler Erfolg.mehr

Produkt

KlappentextPlatz 1 der >New York TimesTrueBlood< wurde ein gigantischer internationaler Erfolg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423410878
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum01.08.2011
Auflage1. Auflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2297 Kbytes
Artikel-Nr.1029865
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



MÄRZ


Erste Woche

 

»Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich dich einfach so allein lasse«, sagte Amelia. Ihre Augen waren verquollen und rot. So sahen sie, mal mehr, mal weniger, schon seit Tray Dawsons Beerdigung aus.

»Du musst tun, was du tun musst«, erwiderte ich und schenkte ihr ein besonders strahlendes Lächeln. Ich konnte die Schuld, Scham und allgegenwärtige Trauer als schwarzes Knäuel durch Amelias Gedanken trudeln sehen. »Es geht mir schon viel besser«, versicherte ich ihr und hörte mich dann fröhlich immer weiterplappern; irgendwie schien ich kein Ende finden zu können. »Ich kann wieder prima laufen, und die Löcher sind auch alle zugeheilt. Siehst du?« Ich zog meinen Jeansbund ein wenig herunter, um ihr eine Stelle zu zeigen, die herausgebissen gewesen war. Die Zahnabdrücke waren kaum noch zu erkennen, auch wenn die Haut nicht sonderlich glatt und noch deutlich heller war als die umliegenden Partien. Hätte ich nicht eine so enorme Dosis Vampirblut bekommen, würde die Narbe jetzt noch aussehen, als hätte mich ein Hai gebissen.

Amelia sah hin und schnell wieder weg, als könne sie es nicht ertragen, den Beweis für den Angriff zu sehen. »Es ist nur so, dass Octavia mir dauernd E-Mails schreibt und sagt, ich müsse nach Hause kommen und den Urteilsspruch des Hexenrates, oder was davon übrig ist, akzeptieren«, sagte sie hastig. »Und ich muss mir all die Reparaturen an meinem Haus mal ansehen. Seit wieder ein paar Touristen da sind und die Leute zurückkommen und ihre Häuser wieder aufbauen, ist auch der Laden für Magie wieder geöffnet. Ich kann dort Teilzeit arbeiten. Außerdem, sosehr ich dich mag und so gern ich hier wohne, seit Tray tot ist...«

»Glaub mir, ich versteh dich.« Wir waren das Ganze schon ein paar Mal durchgegangen.

»Es ist nicht so, dass ich dir die Schuld daran gebe«, sagte Amelia und versuchte, meinen Blick aufzufangen.

Sie gab mir wirklich nicht die Schuld. Da ich ihre Gedanken lesen konnte, wusste ich, dass sie die Wahrheit sagte.

Nicht mal ich gab mir, zu meiner eigenen Überraschung, vollständig die Schuld daran.

Gut, es stimmte, dass Tray Dawson, Amelias Freund und ein Werwolf, getötet worden war, während er als mein Bodyguard fungierte. Und es stimmte auch, dass ich das in meiner Nähe lebende Werwolfrudel um einen Bodyguard gebeten hatte, weil sie mir einen Gefallen schuldeten und mein Leben beschützt werden musste. Aber ich war dabei gewesen, als Tray Dawson von der Hand eines schwertschwingenden Elfen getötet wurde, und ich wusste, wer dafür verantwortlich war.

Ich fühlte mich also nicht direkt schuldig. Aber ich war tief unglücklich darüber, dass ich zusätzlich zu all den anderen schrecklichen Erlebnissen auch noch Tray verloren hatte. Meine Cousine Claudine, eine vollblütige Elfe, war ebenfalls in dem Elfenkrieg gestorben, und da sie wirklich und wahrhaftig mein Schutzengel gewesen war, vermisste ich sie in vielerlei Hinsicht. Und sie war schwanger gewesen.

Mich quälten starke Schmerzen und alle möglichen Gefühle des Bedauerns, körperlich wie seelisch. Während Amelia mit den Armen voller Kleider die Treppe hinunterlief, stand ich in ihrem Schlafzimmer und versuchte, mich zu sammeln. Schließlich richtete ich mich gerade auf und griff nach einem Karton voll Badezimmerkrimskrams. Langsam und vorsichtig stieg ich die Treppe hinunter, und so schaffte ich es bis nach draußen zu Amelias Auto. Sie hatte gerade die Kleider über die Kartons gebreitet, die schon im Kofferraum standen, und drehte sich um.

»Das sollst du doch nicht!«, rief sie besorgt. »Deine Wunden sind noch nicht alle verheilt.«

»Mir geht´s gut.«

»Ganz und gar nicht. Du schreckst immer zusammen, wenn jemand überraschend ins Zimmer kommt, und ich merke doch, dass deine Handgelenke noch wehtun«, sagte Amelia, griff nach dem Karton und schob ihn auf die Rückbank. »Außerdem verlagerst du dein Gewicht immer noch aufs linke Bein und hast Schmerzen, wenn es regnet. Trotz all des Vampirbluts.«

»Die Schreckhaftigkeit vergeht wieder. Und mit der Zeit verblassen die Erinnerungen, dann denk ich auch nicht mehr ständig daran«, sagte ich zu Amelia. (Wenn die Telepathie mich eines gelehrt hatte, dann, dass die Menschen die gravierendsten und schmerzlichsten Erinnerungen in sich begraben konnten, wenn man ihnen nur genug Zeit und Ablenkung gab.) »Es ist ja nicht einfach das Blut irgendeines Vampirs. Es ist Erics Blut. Ein sehr wirksames Zeug. Und meine Handgelenke sind schon viel besser.« Dass genau in diesem Moment die Nerven darin herumzüngelten wie Schlangen, erwähnte ich lieber nicht. Ein Resultat davon, dass sie mehrere Stunden lang gefesselt gewesen waren. Dr. Ludwig, eine Ärztin der Supranaturalen, hatte mir versichert, dass meine Nerven - und meine Handgelenke - wieder völlig normal funktionieren würden, irgendwann.

»Ja, und da wir gerade von Blut reden...« Amelia holte tief Luft und nahm allen Mut zusammen, um etwas zu sagen, von dem sie wusste, dass es mir nicht gefallen würde. Doch weil ich es schon wusste, noch ehe sie es ausgesprochen hatte, war ich gewappnet. »Hast du mal daran gedacht ... Sookie, du hast mich zwar nicht um Rat gefragt, aber ich finde, du solltest lieber kein Blut mehr von Eric bekommen. Ich meine, ich weiß, dass du mit ihm zusammen bist, aber du musst auch an die Konsequenzen denken. Manchmal wandeln die Leute sich ganz zufällig. Es ist ja nicht so, als wär´s eine mathematische Gleichung.«

Ich wusste es zu schätzen, dass Amelia sich Sorgen um mich machte, aber hier war sie auf privates Territorium vorgedrungen. »Wir tauschen kein Blut«, sagte ich. Doch. »Er nippt nur mal an mir, wenn ... na, du weißt schon, im Augenblick des Glücks.« Zurzeit erlebte Eric allerdings viel mehr Augenblicke des Glücks als ich, leider. Doch ich gab die Hoffnung nicht auf, dass der magische Zauber des Schlafzimmers zurückkehren würde; denn wenn irgendein Mann fähig war, jemanden durch Sex zu heilen, dann Eric.

Amelia lächelte, und genau darauf hatte ich es abgesehen. »Wenigstens ...« Sie wandte sich ab, ohne den Satz zu beenden, aber sie dachte: Wenigstens hast du Lust auf Sex.

Ich hatte gar nicht so sehr Lust auf Sex, sondern eher das Gefühl, ich sollte immer wieder aufs Neue versuchen, ihn zu genießen. Aber darüber wollte ich nun wirklich nicht reden. Die Fähigkeit loszulassen - der Schlüssel zu gutem Sex - war mir während der Folter abhandengekommen. Ich war absolut hilflos gewesen und konnte nur hoffen, dass ich mich auch in dieser Hinsicht wieder erholen würde. Ich wusste, dass Eric meinen Mangel an Erfüllung spürte. Er hatte mich schon mehrmals gefragt, ob ich sicher sei, dass ich Sex haben wolle. Fast jedes Mal hatte ich ja gesagt, mit der Fahrrad-Theorie im Hinterkopf. Ja, ich war heruntergefallen. Aber ich war immer bereit, wieder aufzusteigen und es noch einmal zu versuchen.

»Wie läuft eure Beziehung denn so?«, fragte Amelia. »Von den Freuden der Lust mal abgesehen.« Mittlerweile waren all ihre Sachen im Auto verstaut. Jetzt schindete sie Zeit, da sie den Moment fürchtete, in dem sie in ihr Auto steigen und abfahren musste.

Es war nur Stolz, der mich davon abhielt, mich bei ihr auszuheulen.

»Ich glaube, es läuft ziemlich gut mit uns«, erwiderte ich und bemühte mich sehr, fröhlich zu klingen. »Ich weiß allerdings immer noch nicht, was ich selbst empfinde und was den Blutsbanden geschuldet ist.« Es tat irgendwie gut, nicht nur über meine ganz normale Mann-Frau-Liebesbeziehung reden zu können, sondern auch über meine übernatürliche Verbindung mit Eric. Schon bevor ich im Elfenkrieg verwundet worden war, hatte Eric und mich das verbunden, was die Vampire Blutsbande nennen, da wir bereits mehrmals das Blut des anderen gehabt hatten. Ich konnte spüren, wo in etwa Eric sich aufhielt und in welcher Stimmung er war, und genauso erging es ihm mit mir. In meinem Hinterkopf war er immer irgendwie präsent - so als hätte man einen Ventilator oder eine Klimaanlage eingeschaltet, damit es ein wenig summt, weil man dann besser einschlafen kann. (Es war gut für mich, dass Eric nur nachts wach war, denn so konnte ich wenigstens einen Teil des Tages...

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Autor

Charlaine Harris, geboren in Mississippi, wurde mit ihrer Bestseller-Vampirserie um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stackhouse weltberühmt. Die Verfilmung der Serie unter dem Titel >TrueBlood