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Washington Square

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am01.01.20121. Auflage
Sonderedition zum 100. Todestag Die unscheinbare Tochter des wohlhabenden New Yorker Arztes Dr. Austin Sloper verliebt sich in den charmanten, aber mittellosen Morris Townsend. Erst spät erkennt Catherine dessen wahres Ich ... 

Henry James, geboren am 15. April 1843 in New York City, war der Sohn eines Intellektuellen irischer Abstammung und wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf. In Amerika und Europa zum Weltbürger erzogen, schrieb er seit 1863 Kritiken und Kurzgeschichten für verschiedene Zeitschriften. Bereits 1871 erschien >Watch and WardThe Atlantic MonthlyRoderick HudsonDaisy MillerWashington SquareThe Portrait of a LadyThe Turn of the Screw< (1898). Henry James lebte ab 1869 überwiegend in Europa. 1877 ließ er sich in London nieder und wurde 1915 britischer Staatsbürger. Mehrfach war er Kandidat für den Literaturnobelpreis, zuletzt im Jahr seines Todes. Er starb am 28. Februar 1916 in seinem Haus im Londoner Stadtteil Chelsea. Bis heute gilt er als Meister des psychologischen Romans.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
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TaschenbuchKartoniert, Paperback
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TaschenbuchKartoniert, Paperback
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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99
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Produkt

KlappentextSonderedition zum 100. Todestag Die unscheinbare Tochter des wohlhabenden New Yorker Arztes Dr. Austin Sloper verliebt sich in den charmanten, aber mittellosen Morris Townsend. Erst spät erkennt Catherine dessen wahres Ich ... 

Henry James, geboren am 15. April 1843 in New York City, war der Sohn eines Intellektuellen irischer Abstammung und wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf. In Amerika und Europa zum Weltbürger erzogen, schrieb er seit 1863 Kritiken und Kurzgeschichten für verschiedene Zeitschriften. Bereits 1871 erschien >Watch and WardThe Atlantic MonthlyRoderick HudsonDaisy MillerWashington SquareThe Portrait of a LadyThe Turn of the Screw< (1898). Henry James lebte ab 1869 überwiegend in Europa. 1877 ließ er sich in London nieder und wurde 1915 britischer Staatsbürger. Mehrfach war er Kandidat für den Literaturnobelpreis, zuletzt im Jahr seines Todes. Er starb am 28. Februar 1916 in seinem Haus im Londoner Stadtteil Chelsea. Bis heute gilt er als Meister des psychologischen Romans.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423411646
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum01.01.2012
Auflage1. Auflage
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse263 Kbytes
Artikel-Nr.1045309
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2. KAPITEL


Als das Kind etwa zehn Jahre alt war, lud Dr. Sloper seine Schwester, Mrs. Penniman, ein, bei ihm zu wohnen. Die Fräulein Sloper waren indes zwei an der Zahl und beide hatten früh geheiratet. Die jüngere, Mrs. Almond mit Namen, war die Frau eines wohlhabenden Kaufmanns und die Mutter einer blühenden Familie. Sie wirkte natürlich selbst blühend und war eine gutaussehende, sorglose, verständige Frau und die Lieblingsschwester ihres klugen Bruders, der in bezug auf Frauen, selbst wenn sie mit ihm nahe verwandt waren, ein Mann ausgeprägter Vorlieben war. Er zog Mrs. Almond seiner Schwester Lavinia vor, die einen armen Geistlichen geheiratet hatte, der von kränklicher Konstitution und blumiger Beredsamkeit war und sie schließlich im Alter von dreiunddreißig Jahren als Witwe - ohne Kinder, ohne Vermögen - zurückließ, mit nichts als der Erinnerung an Mr. Pennimans blumenreiche Redeweise, ein gewisses vages Aroma, das ihren eigenen Gesprächsstil umgab. Nichtsdestoweniger hatte Dr. Sloper ihr eine Heimstätte unter seinem eigenen Dach angeboten, die Lavinia mit der Bereitwilligkeit einer Frau annahm, die die zehn Jahre ihres Ehelebens in der Kleinstadt Poughkeepsie zugebracht hatte. Der Doktor hatte Mrs. Penniman nicht vorgeschlagen zu kommen, um ständig bei ihm zu wohnen, sondern vielmehr, daß ihr sein Haus als Aufenthaltsort zur Verfügung stehe, während sie sich nach einer unmöblierten Wohnung umsehe. Es ist fraglich, ob Mrs. Penniman jemals die Suche nach einer Wohnung ins Auge faßte, aber außer Frage steht, daß sie niemals eine fand. Sie nistete sich bei ihrem Bruder ein und wich nicht mehr, und als Catherine zwanzig Jahre zählte, war Tante Lavinia nach wie vor eine der eindrucksstärksten Gestalten ihrer unmittelbaren Umgebung. Mrs. Pennimans eigene Erklärung der Angelegenheit war, daß sie geblieben war, um die Erziehung ihrer Nichte in die Hand zu nehmen. Sie hatte diese Erklärung zumindest jedermann gegeben außer dem Doktor, der nie nach einer Erklärung fragte, über die er sich Tag für Tag seine Gedanken machen konnte. Obwohl Mrs. Penniman eine Menge jener gewissen Art von aufgesetzter Selbstsicherheit besaß, schreckte sie doch, aus unerfindlichen Gründen, davor zurück, sich ihrem Bruder als Quelle von Erziehungskunst zu präsentieren. Sie war nicht sonderlich gewitzt, aber immerhin genug, um sich davon abhalten zu lassen, diesen Fehler zu begehen, und ihr Bruder war seinerseits gewitzt genug, um sie, in ihrer Lage, dafür zu entschuldigen, daß sie ihm einen beträchtlichen Teil der Lebenszeit auf der Tasche lag. Er billigte daher stillschweigend den Plan, den Mrs. Penniman ihrerseits stillschweigend entworfen hatte: wie wichtig es sei, daß das arme mutterlose Mädchen eine vorzügliche Frau um sich habe. Seine Billigung konnte nur stillschweigend erfolgen, da er nie von seiner Schwester als intellektueller Leuchte hingerissen war. Außer als er sich in Catherine Harrington verliebte, war er in der Tat nie von weiblichen Eigenschaften, welcher Art auch immer, hingerissen. Und obwohl er bis zu einem gewissen Grade das war, was man einen Arzt für Damen nennt, war doch seine persönliche Meinung vom komplizierteren Geschlecht nicht gerade übertrieben hoch. Er sah dessen Kompliziertheit mehr als eigenartig an denn als erbaulich, und er hatte eine Auffassung vom Glanz der Vernunft, die, im ganzen gesehen, nur dürftig befriedigt wurde durch das, was er an seinen weiblichen Patienten wahrnahm. Seine Gattin war eine vernünftige Frau gewesen, aber sie bildete eine leuchtende Ausnahme. Von den verschiedenen Dingen, derer er sicher war, stellte dies wohl das hauptsächlichste dar. Eine solche Überzeugung trug natürlich wenig dazu bei, seine Witwerschaft zu lindern oder abzukürzen, und bestenfalls setzte es seiner Anerkennung von Catherines Möglichkeiten und Mrs. Pennimans Dienstleistungen eine Grenze. Nichtsdestoweniger nahm er nach Ablauf von sechs Monaten die ständige Anwesenheit seiner Schwester als vollendete Tatsache hin, und als Catherine älter wurde, erkannte er, daß es in der Tat gute Gründe dafür gab, weshalb sie eine Gesellschafterin ihres eigenen unvollkommenen Geschlechts bekommen hatte. Er war ausnehmend korrekt gegenüber Lavinia, gewissenhaft, formell korrekt, und sie hatte ihn niemals in Wut gesehen außer einmal in ihrem Leben, als ihm bei einer theologischen Diskussion mit ihrem einstigen Mann das Temperament durchgegangen war. Mit ihr diskutierte er nie über Theologie noch überhaupt über irgend etwas. Er begnügte sich damit, seine Wünsche hinsichtlich Catherine sehr entschieden zu äußern in Form eines klaren Ultimatums.

Einmal, als das Mädchen etwa zwölf Jahre alt war, hatte er zu Mrs. Penniman gesagt:

»Versuche aus ihr eine kluge Frau zu machen, Lavinia; ich möchte, daß sie eine kluge Frau wird.«

Mrs. Penniman blickte daraufhin einen Augenblick gedankenvoll drein. »Mein lieber Austin«, fragte sie dann, »denkst du, es ist besser klug zu sein als gut?«

»Gut wofür?« entgegnete der Doktor. »Man ist für nichts gut, wenn man nicht klug ist.«

Mrs. Penniman sah keinen Grund, dieser Feststellung zu widersprechen. Möglicherweise erwog sie, daß ihr eigener großer Nutzen in der Welt ihrer Befähigung für vielerlei zu verdanken war.

»Natürlich wünsche ich, daß Catherine gut wird«, sagte der Doktor am nächsten Tag, »aber sie wird nicht weniger rechtschaffen sein, wenn sie kein Dummkopf ist. Ich befürchte nicht, daß sie böse wird; ihr Charakter wird niemals die Bitterkeit der Böswilligkeit aufweisen. Sie ist so gut wie gutes Brot , wie die Franzosen sagen. Aber in sechs Jahren möchte ich sie nicht vergleichen müssen mit einem guten Butterbrot.«

»Befürchtest du, daß sie langweilig wird? Mein lieber Bruder, ich bin es, die für die Butter sorgt; du brauchst also nichts zu befürchten!« sagte Mrs. Penniman, die die »vielseitige Ausbildung« des Kindes in die Hand genommen hatte, indem sie sein Klavierspiel beaufsichtigte, worin Catherine ein gewisses Talent zeigte, und indem sie mit ihm zum Tanzunterricht ging, wo Catherine, wie man gestehen muß, nur eine mäßige Figur machte.

Mrs. Penniman war eine große, hagere, blonde, ziemlich verwelkte Frau mit durchaus gutherzigem Wesen, einem hohen Grad an Wohlerzogenheit, einer Vorliebe für Unterhaltungsliteratur und einem gewissen töricht wirkenden Mangel an Direktheit und Offenheit des Charakters. Sie war romantisch, sie war sentimental und sie hatte eine Passion für kleine Geheimnisse und Heimlichkeiten, eine sehr unschuldige Leidenschaft, da ihre Geheimnisse bisher immer so wenig hergaben wie faule Eier. Mrs. Penniman war nicht völlig aufrichtig, doch dieser Mangel hatte keine große Bedeutung, da sie nie etwas zu verbergen hatte. Sie hätte gern einen Liebhaber gehabt, um mit ihm unter einem Decknamen zu korrespondieren und die Briefe in einem Laden zu hinterlegen. Ich fühle mich verpflichtet zu sagen, daß ihre Einbildungskraft die Vertraulichkeit nie weiter trieb als bis zu diesem Punkt. Mrs. Penniman hatte nie einen Liebhaber gehabt, doch ihr Bruder, der sehr scharfsinnig war, rechnete mit einem Gesinnungswandel bei ihr. »Wenn Catherine um die siebzehn ist«, sagte er sich, »wird Lavinia den Versuch unternehmen und ihr einreden, daß irgendein junger Mann mit Schnurrbart sich in sie verliebt hat. Das wird völlig unrichtig sein. Kein junger Mann, ob mit oder ohne Schnurrbart, wird sich jemals in Catherine verlieben. Aber Lavinia wird sich damit beschäftigen und mit ihr darüber sprechen. Vielleicht spricht Catherine, wenn Lavinias Vorliebe für heimliche Unternehmungen bei ihr keinen Anklang findet, sogar mit mir darüber. Catherine wird es nicht begreifen und sie wird es nicht glauben - zum Glück für ihren Seelenfrieden. Die arme Catherine ist nicht romantisch.«

Sie war ein gesundes, gut gewachsenes Kind, ohne eine Spur von der Schönheit ihrer Mutter. Sie war nicht häßlich, sie hatte lediglich einen reizlosen, uninteressanten, sanften Gesichtsausdruck. Das Höchste, was jemals zu ihren Gunsten geäußert wurde, war, sie habe ein »nettes« Gesicht. Und obwohl sie eine Erbin war, hatte noch niemals jemand daran gedacht, sie für eine Schönheit zu halten. Die Meinung ihres Vaters hinsichtlich ihrer moralischen Untadeligkeit war voll gerechtfertigt; sie war ausnehmend und unbeirrbar gut, liebevoll, fügsam, folgsam und durchaus geneigt, die Wahrheit zu sagen. In jüngeren Jahren war sie ein ziemlicher Wildfang gewesen, und obwohl es ein peinliches Geständnis für eine Romanheldin ist, muß ich hinzufügen, daß sie so etwas wie ein Vielfraß war. Soviel ich weiß, stahl sie nie Rosinen aus der Speisekammer, aber sie gab ihr Taschengeld für Sahnetörtchen aus. Eine kritische Haltung hierzu wäre jedoch unvereinbar mit einer aufrichtigen Bezugnahme auf die frühen Annalen eines jeden Biographen. Catherine war unbestreitbar nicht klug; sie war nicht geschickt beim Unterricht und gewiß auch sonst nicht. Sie war nicht außergewöhnlich unbegabt, und sie eignete sich genug Bildung an, um sich respektabel zu behaupten in der Konversation mit ihren Altersgenossen, unter denen sie allerdings, wie zugegeben werden muß, lediglich einen zweiten Platz einnahm. Bekanntlich ist es in New York für ein junges Mädchen möglich, einen ersten Platz einzunehmen. Catherine, die äußerst bescheiden war, hatte...

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Autor

Henry James, geboren am 15. April 1843 in New York City, war der Sohn eines Intellektuellen irischer Abstammung und wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf. In Amerika und Europa zum Weltbürger erzogen, schrieb er seit 1863 Kritiken und Kurzgeschichten für verschiedene Zeitschriften. Bereits 1871 erschien >Watch and WardThe Atlantic MonthlyRoderick HudsonDaisy MillerWashington SquareThe Portrait of a LadyThe Turn of the Screw
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Nicol, Karl Ludwig
Übersetzung