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Bauernjagd

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am16.02.2012Auflage
Eine brutale Mordserie erschüttert das Münsterländer Dorf Erlenbrook-Kapelle. Mehrere alte, respektierte Bauern kommen auf grausame Weise zu Tode, die Umstände sind höchst mysteriös. Hauptkommissar Hambrock übernimmt die Ermittlungen und stößt auf alte Familienfehden, betrogene Hoferben und die Folgen des um sich greifenden Höfesterbens. Dann schlägt der Mörder erneut zu, und Hambrock erkennt zu spät, dass auch seine Familie in allerhöchster Gefahr schwebt ...

Stefan Holtkötter, geboren 1973 in Münster, wuchs auf einem Bauernhof in Westfalen auf. Er studierte Sozialpädagogik, war einige Jahre als Sozialarbeiter beim Jugendamt und in der Erwachsenenbildung tätig und lebt heute, neben seiner Tätigkeit als Motivationstrainer und Berater für Arbeitslose, als freier Autor in Berlin. Holtkötter hat schon zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht, unter anderem die erfolgreiche Krimiserie um den Münsteraner Ermittler Bernhard Hambrock und die atmosphärische und temporeiche Reihe um den Berliner Kommissar Michael Schöne.
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Produkt

KlappentextEine brutale Mordserie erschüttert das Münsterländer Dorf Erlenbrook-Kapelle. Mehrere alte, respektierte Bauern kommen auf grausame Weise zu Tode, die Umstände sind höchst mysteriös. Hauptkommissar Hambrock übernimmt die Ermittlungen und stößt auf alte Familienfehden, betrogene Hoferben und die Folgen des um sich greifenden Höfesterbens. Dann schlägt der Mörder erneut zu, und Hambrock erkennt zu spät, dass auch seine Familie in allerhöchster Gefahr schwebt ...

Stefan Holtkötter, geboren 1973 in Münster, wuchs auf einem Bauernhof in Westfalen auf. Er studierte Sozialpädagogik, war einige Jahre als Sozialarbeiter beim Jugendamt und in der Erwachsenenbildung tätig und lebt heute, neben seiner Tätigkeit als Motivationstrainer und Berater für Arbeitslose, als freier Autor in Berlin. Holtkötter hat schon zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht, unter anderem die erfolgreiche Krimiserie um den Münsteraner Ermittler Bernhard Hambrock und die atmosphärische und temporeiche Reihe um den Berliner Kommissar Michael Schöne.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492956567
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum16.02.2012
AuflageAuflage
Reihen-Nr.3
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2823 Kbytes
Artikel-Nr.1051950
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Die Sonntagshemden klebten an ihren Körpern, in den Gesichtern glänzte der Schweiß. Das Einzige, was den Männern bei dieser Gluthitze einfiel, war, im Schatten zu stehen und Bier zu trinken.

»Verflucht, jetzt seht euch mal Magdas Vorbau an! Siebzig Jahre, und immer noch solche Dinger.«

»Hat sich wohl gelohnt, sieben Kinder zu kriegen.«

»Ach was, wartet nur, bis die ihr Geschirr ablegt, dann fällt doch alles auf den Boden!«

Sie brachen in wildes Gelächter aus, unter dem Coca-Cola-Schirm leuchteten ihre Gesichter hellrot.

»Tschuldigung.« Annikas Stimme war kaum zu hören. »Ich müsste hier mal durch «

Doch erst als sie versuchte, sich vorbeizudrängeln, wurden die Bauern auf sie aufmerksam.

»Annika Horstkemper! Das ist ja eine Überraschung!«

»Unsere rasende Reporterin!«

»Wieso hast du es denn so eilig? Willst du mit uns alten Herren nicht ein Bierchen trinken?«

Ihre Antwort ging im Getöse der Blaskapelle unter, die am Rande der Festwiese aufspielte. Wahrscheinlich war das auch besser so. Sie ließ Bierwagen und Stehtische hinter sich, grüßte ein paar Kinder, die vor der Tombola darüber diskutierten, welche Preise am meisten wert seien, und erreichte den Pommes- und Würstchenstand. Wie jedes Jahr arbeitete ihre Mutter auch auf diesem Schützenfest ehrenamtlich am Grillrost.

Sophia Horstkemper bemerkte ihre Tochter zunächst nicht. Würdevoll stand sie da, in der einen Hand eine Holzzange und auf dem Kopf eine Haube, die sie etwas schief in ihre kräftigen Locken gesteckt hatte. Wieder einmal war Annika fasziniert von der Schönheit ihrer Mutter. Selbst mit neunundfünfzig Jahren wirkte sie noch wie ein Filmstar, wie eine Göttin aus Hollywood.

Ihre drei erwachsenen Töchter waren nach dem Vater geraten, die Ähnlichkeit war unverkennbar. Theodor Horstkemper war ein netter Kerl gewesen, doch alles andere als eine Augenweide. Annika hatte das oft bedauert und sich irgendwann damit abgefunden.

»Annika!« Ihre Mutter hatte sie entdeckt. »Wo bleibst du denn nur? Ich habe mir Sorgen gemacht.«

»Ich hab gesehen, dass du mich auf dem Handy angerufen hast. Eigentlich wollte ich auch zurückrufen, aber dann hätte ich noch mehr Zeit verloren.« Sie blickte sich um. »Ist der Vogel denn schon unten? Komm ich etwa zu spät?«

»Keine Bange. Mario stellt sich nicht gerade geschickt an.«

Mario Westlake würde in diesem Jahr der Schützenkönig von Erlenbrook-Kapelle werden. Unter der Hand war alles längst abgesprochen, die Krone war seit Langem Marios großer Traum. So zielte keiner mehr ernsthaft auf den Holzvogel am Ende der Stange, stattdessen schossen alle absichtlich daneben und warteten darauf, dass Mario endlich den finalen Schuss abfeuerte. Was bislang nicht geschehen war.

»Mach schnell ein Foto von den Schützen. Sie stehen alle noch in Reih und Glied«, sagte ihre Mutter. »Und erzähl mir später, was los war.«

»Was für ein Glück! Bis später!«

Annika lief weiter zur Festwiese. Alles wegen dieser blöden Kamera, dachte sie. Die war erst unauffindbar gewesen, und dann hatte sich herausgestellt, dass der Akku leer war. Wenn sie nicht bald lernte, sich besser zu organisieren, würde sie ihren Job bei der Zeitung verlieren. Egal, wie sehr ihre Chefin sie mochte.

Die Schützen standen in einer Schlange vor dem Schießstand. Nur noch ein knappes Dutzend war übrig geblieben. Alles junge Männer, die in verschwitzten Uniformen und mit sonnenverbrannten Gesichtern in der Hitze ausharrten.

Anfangs beteiligten sich immer sämtliche Mitglieder des Schützenvereins am Schießen. Das gehörte zur Tradition. Doch wenn der Holzvogel erst einmal eine Reihe von Treffern abbekommen hatte und es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er endgültig von der Stange fiel, lichtete sich das Feld der Schützen schnell. Die meisten siedelten zum Bierwagen über, wo sie sich unter die Sonnenschirme stellten und das Schießen aus der Ferne verfolgten.

Unter normalen Umständen wäre um diese Uhrzeit alles längst vorüber gewesen. Doch nicht heute. Annika hielt die Hand über die Augen und musterte den Vogel, von dem nur noch ein zerschossener Rumpf übrig war.

»Das war jetzt der zweihundertachtzigste Schuss!«, rief eine vertraute Stimme. »Du schaffst einen neuen Rekord, Mario!«

Ihre Schwester Marita lehnte am Wiesenzaun hinter dem Schießstand und betrachtete gut gelaunt Mario Westlake, der mit verkrampftem Gesicht das Gewehr entgegennahm und bemüht war, Kommentare zu überhören.

»Wenn ich schon sehe, wie du das Gewehr hältst! Das wird nie was!« Marita entdeckte Annika und winkte ihr zu. »Hey, Kurze! Wird auch Zeit, dass du hier auftauchst. Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.«

»Kurze« war zu Annikas Bedauern ihr Spitzname in der Familie. Dass sie inzwischen einundzwanzig war, änderte nichts daran. Sie war eine Nachzüglerin gewesen, so etwas wie ein Betriebsunfall der Eltern. Marita und Mechthild waren bereits zehn und zwölf Jahre alt gewesen, als sie zur Welt kam. Durch den Altersunterschied war es ihr immer vorgekommen, als wäre sie mit zwei Tanten aufgewachsen und nicht mit zwei Schwestern.

Im Lauf der Jahre hatte sie einiges einstecken müssen, und immer, wenn ihre Schwestern es wieder einmal zu weit getrieben hatten mit ihren Späßen, war deren Kommentar gewesen: Ach komm schon, Kurze, sieh es mal so wer uns überlebt, der überlebt einfach alles.

Sie zu foppen, war schon immer ihre Art gewesen, Annika gegenüber ihre Zuneigung auszudrücken. Wenn Marita und Mechthild nämlich wirklich sauer auf sie waren, dann gab es plötzlich keine herablassenden Bemerkungen mehr, dann zeigten sie sich enttäuscht und verletzt und redeten nicht mehr mit ihr.

»Mario hätte den Vogel natürlich längst abgeschossen«, rief Marita. »Aber er ist fair und wollte damit warten, bis du dein Foto für die Zeitung gemacht hast.«

Die Männer in der Schlange lachten laut. Mario Westlake rang sich ein gequältes Lächeln ab.

»Wenn du es so gut weißt, dann schieß doch selber«, murrte er. »Vielleicht kann ich von dir noch was lernen.«

Marita tippte sich an die Stirn, doch unter den Schützen kam Stimmung auf.

»Genau, Marita. Zeig's ihm.«

»Das möchte ich sehen!«

»Ach, die! Großes Maul und nix dahinter!«

Marita machte sich an den Rückzug.

»Nein, nein, das macht mal schön allein. Ich sag schon nichts mehr. Versprochen.«

Doch da war es bereits zu spät.

»Komm schon, Marita! Jetzt wollen wir's sehen.«

»Natürlich schießt du! Du bist schließlich Mitglied im Schützenverein. Warum sollst du nicht schießen?«

»Ich wette, du kannst nicht mal ein Gewehr halten, so wie du aussiehst.«

Marita wirkte plötzlich klein.

»Jetzt mach schon deine verdammten Fotos«, raunte sie Annika zu. »Dann fällt es keinem auf, wenn ich mich währenddessen aus dem Staub mache.«

Einen Augenblick lang zog Annika in Erwägung, ihrer Schwester diesen Gefallen nicht zu tun. Nur so zum Spaß, um sie zu ärgern. Doch dann besann sie sich, schließlich musste der Zeitungsbericht in ein paar Stunden fertig sein. Annika schwang sich über den Zaun, zückte ihre Kamera und stellte sich, die brennende Sonne im Rücken, vor die Schützen.

»Bitte alle einmal aufstellen«, rief sie. »Und du, Mario, kannst du mal so tun, als ob du schießen würdest?«

»Er macht den ganzen Tag nichts anderes«, flüsterte jemand, doch offenbar hatte Mario es nicht gehört. Er hob das Gewehr und lächelte ins Objektiv.

Annika machte ein halbes Dutzend Fotos, dann steckte sie die Kamera ein und ließ die Schützen allein.

Sie merkte, wie die Anspannung von ihr abfiel. Das wäre also geschafft. Jetzt musste sie nur noch warten, bis der Vogel abgeschossen wurde. Gemächlich schlenderte sie über den Festplatz und blickte sich um. Für die Zeitung brauchte sie nur zwei Fotos, eins von den Schützen und eins vom neuen Königspaar. Trotzdem zog sie ihre Kamera noch einmal hervor, suchte nach Motiven und fotografierte ein bisschen herum. Sie knipste die Männer rund um den Bierwagen, ein paar Kinder, die mit einer am Würstchenstand ergatterten Fanta zurück zur Hüpfburg liefen, und ein Grüppchen von Landfrauen, die sich in den Schatten einer Linde gesetzt hatten und kichernd eine Flasche Likör öffneten.

Als sie das große Festzelt erreichte, traf sie Clemens Röttger, einen Großbauern aus der Nachbarschaft. Er gehörte zu den wenigen, denen die Schützenuniform wirklich gut stand. Die machte ihn jünger, fand sie, und betonte seine gute Figur.

»Hallo, Anni! Schön, dich zu sehen.«

Er zwinkerte ihr zu, und sie lächelte glücklich zurück.

Keiner sonst nannte sie so, nur Clemens Röttger. Er hatte ihr diesen Namen gegeben, als sie noch ein Kind gewesen und dem damaligen Jungbauern wie ein Hund hinterhergetrottet war. Sie hatte ihn zum Pflügen aufs Feld begleitet, zum Einkaufen in den Landhandel, und wenn bei Röttger Mittagsschlaf gehalten wurde, hatte sie geduldig in der Küche gesessen und auf ihn gewartet. Eine richtige Nervensäge war sie gewesen, doch er hatte sie nie weggeschickt. Heute wusste sie, dass er damals Mitleid für sie empfunden hatte. Nachdem ihr Vater unerwartet gestorben war, hatte sie sich an ihn rangehängt. Ein sechs Jahre altes Mädchen, das nicht verstehen konnte, wieso es plötzlich alleine war. Sie war doch der kleine Liebling ihres Vaters gewesen, sein Nesthäkchen.

»Musst du einen Artikel für die Zeitung schreiben?«, fragte Clemens Röttger und deutete auf die Kamera.

Sie verzog das Gesicht. »Ja, leider. Schützenfeste und...
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Stefan Holtkötter, geboren 1973 in Münster, wuchs auf einem Bauernhof in Westfalen auf. Er studierte Sozialpädagogik, war einige Jahre als Sozialarbeiter beim Jugendamt und in der Erwachsenenbildung tätig und lebt heute, neben seiner Tätigkeit als Motivationstrainer und Berater für Arbeitslose, als freier Autor in Berlin. Holtkötter hat schon zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht, unter anderem die erfolgreiche Krimiserie um den Münsteraner Ermittler Bernhard Hambrock und die atmosphärische und temporeiche Reihe um den Berliner Kommissar Michael Schöne.