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Die Liebhaber des Todes

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
365 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am20.04.20121. Auflage
Fandorin gegen die Herrscher der Moskauer Unterwelt.

Moskau 1900: Senka schlägt sich als kleiner Dieb durch. Eines Tages findet er einen Schatz. Nun kann er sich viele seiner Träume erfüllen. Und auch die schönste Frau Moskaus, die Geliebte des Herrschers der Unterwelt, scheint sich ihm zuzuwenden. Doch sämtliche Gauner Moskaus sind hinter dem Schatz und Senkas schöner Angebeteten her ...

Boris Akunin genießt in Rußland geradezu legendäre Popularität. Auch in Deutschland hat er Kultstatus. 2001 wurde er in Rußland zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden bereits in 17 Sprachen übersetzt, weltweit wurden etwa 6 Millionen davon verkauft.



Boris Akunin ist das Pseudonym des Moskauer Philologen, Kritikers, Essayisten und Übersetzers Grigori Tschchartischwili (geboren 1956). 1998 veröffentlichte er seine ersten Kriminalromane, die ihn in kürzester Zeit zu einem der meistgelesenen Autoren in Russland machten. Heute genießt er in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität. 2001 wurde er dort zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.

'Ich spiele leidenschaftlich gern. Früher habe ich Karten gespielt, dann strategische Computerspiele. Schließlich stellte sich heraus, dass Krimis schreiben noch viel spannender ist als Computerspiele. Meine ersten drei Krimis habe ich zur Entspannung geschrieben ... ' Akunin in einem Interview mit der Zeitschrift Ogonjok

Mehr Informationen zum Autor unter www.akunin.ru.
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Produkt

KlappentextFandorin gegen die Herrscher der Moskauer Unterwelt.

Moskau 1900: Senka schlägt sich als kleiner Dieb durch. Eines Tages findet er einen Schatz. Nun kann er sich viele seiner Träume erfüllen. Und auch die schönste Frau Moskaus, die Geliebte des Herrschers der Unterwelt, scheint sich ihm zuzuwenden. Doch sämtliche Gauner Moskaus sind hinter dem Schatz und Senkas schöner Angebeteten her ...

Boris Akunin genießt in Rußland geradezu legendäre Popularität. Auch in Deutschland hat er Kultstatus. 2001 wurde er in Rußland zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden bereits in 17 Sprachen übersetzt, weltweit wurden etwa 6 Millionen davon verkauft.



Boris Akunin ist das Pseudonym des Moskauer Philologen, Kritikers, Essayisten und Übersetzers Grigori Tschchartischwili (geboren 1956). 1998 veröffentlichte er seine ersten Kriminalromane, die ihn in kürzester Zeit zu einem der meistgelesenen Autoren in Russland machten. Heute genießt er in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität. 2001 wurde er dort zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.

'Ich spiele leidenschaftlich gern. Früher habe ich Karten gespielt, dann strategische Computerspiele. Schließlich stellte sich heraus, dass Krimis schreiben noch viel spannender ist als Computerspiele. Meine ersten drei Krimis habe ich zur Entspannung geschrieben ... ' Akunin in einem Interview mit der Zeitschrift Ogonjok

Mehr Informationen zum Autor unter www.akunin.ru.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841201638
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum20.04.2012
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.10
Seiten365 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1122571
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Wie Senka Tod zum erstenmal begegnete


Erst hieß sie natürlich nicht so, sondern ganz normal, wie es sein muß. Malanja oder vielleicht Agrippina. Und einen Familiennamen hatte sie auch. Den hat schließlich jeder. Der Hofhund draußen, der hat keinen, aber ein Mensch muß einen haben, dafür ist er schließlich ein Mensch.

Aber als Senka Skorik sie zum erstenmal sah, da hieß sie schon so wie jetzt. Niemand nannte sie anders, keiner erinnerte sich an ihren Vor- und Nachnamen.

Als er sie zum erstenmal sah, das war so.

Er saß mit den anderen Jungen auf einer Bank vor Derjugins Krämerladen. Sie rauchten Tabak und quatschten.

Da hielt plötzlich eine Kutsche: dicke Gummireifen, die Speichen golden angestrichen, das Verdeck aus gelbem Leder. Und ein Mädchen stieg aus, wie Senka noch keines gesehen hatte, nicht mal auf der Kusnezki-Brücke, nicht mal auf dem Roten Platz an einem heiligen Feiertag. Nein, kein Mädchen, ein Fräulein, genauer gesagt, eine Jungfrau. Die schwarzen Zöpfe zu einem Kranz um den Kopf gewunden, auf den Schultern ein buntes Seidentuch, auch das Kleid aus schillernder Seide, aber das Tuch und das Kleid waren gar nicht die Hauptsache. Ihr Gesicht war so - man konnte gar nicht sagen, wie. Man sah es an und war hingerissen. Nun, Senka war also hingerissen.

»Was isn das fürn Weibsbild?« fragte er, und um möglichst ungerührt zu erscheinen, spuckte er durch die zusammengebissenen Zähne zur Seite. (Das konnte er weiter als alle anderen, einen ganzen Sashen1 weit, er hatte nämlich eine Zahnlücke, das war sehr praktisch.)

Procha erwiderte darauf nur: Man merkt gleich, daß du noch nicht lange hier bist, Skorik. (Senka lebte sich damals tatsächlich gerade erst ein in Chitrowka2, es war noch keine zwei Wochen her, daß er aus Sucharewka3 abgehauen war.) Selber Weibsbild, sagte er. Das ist doch Tod!

Senka begriff nicht gleich, wieso Tod. Er dachte, das sei so ein Spruch von Procha, von wegen: schön wie der Tod.

Und wirklich - schön war sie, man konnte den Blick gar nicht abwenden. Eine hohe, reine Stirn. Die Brauen geschwungen wie ein Joch, schneeweiße Haut, rote Lippen, und die Augen - ach, die Augen! Solche Augen hatte Senka schon gesehen, auf dem Konnaja-Platz, bei turkestanischen Pferden: groß, feucht und dabei wie von einem Feuer erleuchtet. Aber die Augen von dem Fräulein-Jungfrau, die aus der Kutsche stieg, waren noch schöner als die der Pferde.

Senka schaute die wunderschöne Person an und zwinkerte aufgeregt, und Michejka Eule wischte sich die Tabakkrumen vom Mund und stieß ihm den Ellbogen in die Seite: He, Skorik, starr sie nicht zu lange an. Sonst schneidet Fürst dir die Ohren ab und läßt sie dich auffressen, wie damals den Pferdehändler aus Wolokolamsk. Dem hat Tod auch gefallen, dem Pferdehändler. Und das war die Strafe, weil er sie so lange angestarrt hat.

Wieder kapierte Senka nicht, wieso Tod, aber die aufgefressenen Ohren interessierten ihn.

»Und, hat er sie gefressen, der Pferdehändler?« fragte er erstaunt. »Das hätt ich nie und nimmer.«

Procha nahm einen Schluck Bier aus der Flasche. Hättest du wohl, widersprach er. Wenn Fürst dich im Guten drum gebeten hätte, ganz höflich, hättest dus brav getan, dich obendrein noch bedankt - danke schön, hat gut geschmeckt. Der Pferdehändler hat ewig auf einem Ohr rumgekaut und kriegte es nicht runter, da hat Fürst ihm schon das zweite abgeschnitten und in den Mund gestopft. Und ihn dabei mit nem Messer in den Bauch gepiekt, damit er nicht so trödelte. Hinterher ist dem Wolokolamsker der ganze Schädel aufgequollen und hat geeitert. Ein paar Tage hat er geheult wie ein Wolf und ist dann krepiert, hats nicht mehr geschafft zurück in sein Wolokolamsk. Tja, so gehts zu bei uns in Chitrowka. Merk dir das, Skorik.

Von Fürst hatte Senka natürlich schon gehört, obwohl er noch nicht lange in Chitrowka war. Wer hatte nicht von Fürst gehört? Er war der verwegenste Räuber in ganz Moskau. Über ihn wurde auf den Märkten geredet und in den Zeitungen geschrieben. Die Polypen waren hinter ihm her, aber ihre Krallen waren nicht lang genug. Chitrowka verriet seine Leute nicht - jeder wußte, was mit Verrätern passierte.

Aber mein Ohr würd ich trotzdem nicht fressen, dachte Senka. Dann lieber kämpfen, Messer gegen Messer.

»Wieso, ist sie dem Fürst sein Schätzchen oder was?« erkundigte er sich nach der erstaunlichen Jungfrau - nur so, aus Neugier. Und beschloß, sie nicht mehr anzustarren, das hatte er gar nicht nötig. Außerdem war sie schon weg, in den Laden gegangen.

»Sätßen«, äffte Procha ihn nach (wegen des ausgeschlagenen Zahns sprach Senka nicht alle Wörter richtig aus). Selber Schätzchen, sagte er.

Wer in Sucharewka einen Jungen Schätzchen nannte, bezog dafür eine anständige Tracht Prügel, und Senka wollte Procha schon eins in die knochige Fratze geben, besann sich aber. Erstens, weil hier in Chitrowka womöglich andere Sitten herrschten und das vielleicht gar nicht beleidigend gemeint war; zweitens - Procha war ein kräftiger Kerl, es war noch sehr die Frage, wer wen vermöbeln würde. Und drittens wollte er gern mehr über dieses Fräulein hören.

Procha zierte sich noch ein bißchen, dann erzählte er.

Sie lebte, wie es sich gehört, bei Vater und Mutter, in Dobraja Sloboda oder in Rasguljaj, irgendwo in der Vorstadt jedenfalls. Sie wuchs zu einem stattlichen, hübschen Mädchen heran, die Brautwerber standen Schlange. Schließlich, als sie alt genug war, wurde sie einem Bräutigam versprochen. Sie fuhren zur Trauung in die Kirche, sie und der Bräutigam. Plötzlich rannten zwei riesige schwarze Hunde direkt vor dem Schlitten über den Weg. Hätten sie geahnt, was passiert, und ein Gebet gesprochen - wer weiß, vielleicht wäre dann alles anders gelaufen. Oder wenn sie sich wenigstens bekreuzigt hätten. Aber das taten sie nicht, vielleicht kamen sie auch nicht mehr dazu. Die Pferde scheuten vor den schwarzen Hunden, gingen durch und stürzten in die Jausa. Der Bräutigam wurde zu Tode gequetscht, der Kutscher ertrank, doch das Mädchen erlitt nicht den geringsten Kratzer.

Na schön, so etwas kommt vor. Später fuhren sie ihn beerdigen, den jungen Burschen. Sie, die Braut, lief neben dem Sarg. Sie klagte laut - es heißt, sie hat ihn sehr geliebt. Und als sie über die Brücke fuhren, gegenüber von der Stelle, wo es passiert war, schrie sie plötzlich: Lebt wohl, ihr Christenmenschen, und sprang über das Geländer, kopfüber von der Brücke. Am Tag zuvor hatte es gefroren, auf dem Fluß war meterdick Eis, sie hätte sich also den Schädel in tausend Stücke sprengen oder den Hals brechen müssen. Aber nichts dergleichen! Sie war geradewegs in ein Eisloch gesprungen, das nur mit einer dünnen Eisschicht überzogen und mit Schnee bedeckt war. Sie tauchte unter, und weg war sie.

Alle dachten natürlich, sie wäre ertrunken. Rannten herum, schrien und winkten. Und sie, die Ertrunkene, trieb unterm Eis fünfzig Sashen weiter und tauchte in einem Eisloch, in dem ein paar Weiber Wäsche spülten, wieder auf.

Sie packten sie mit einem Hakenstock oder was und zogen sie raus. Sie sah aus wie tot, ganz weiß, aber nach einer Weile taute sie wieder auf und war putzmunter und lebendig.

Wegen dieser katzenhaften Zähigkeit wurde sie nun die Lebendige gerufen, manche nannten sie auch die Unsterbliche, aber das war noch nicht ihr endgültiger Spitzname. Der änderte sich später.

Ein Jahr verging oder anderthalb, da wollten die Eltern sie erneut verheiraten. Das Mädchen war noch schöner erblüht als zuvor. Ein Kaufmann warb um sie, nicht mehr jung, aber sehr reich. Der Lebendigen wars einerlei - warum nicht ein Kaufmann? Wer sie damals kannte, der erzählte, daß sie sich sehr um ihren Bräutigam grämte - um den ersten, der umgekommen war.

Und was geschah? Der neue Bräutigam fängt einen Tag vor der Hochzeit früh in der Kirche plötzlich an zu röcheln, rudert mit den Armen und kippt zur Seite. Strampelt noch mit den Beinen, schmatzt mit den Lippen und haucht seine Seele aus. Ein Schlaganfall hat ihn dahingerafft.

Nach diesem Ereignis wars vorbei mit den Heiratsplänen. Bald darauf lief sie weg von zu Hause, mit einem feinen Herrn, einem Offizier, und lebte mit ihm am Arbat. Sie wurde eine ganz vornehme Mamsell: Sie kleidete sich städtisch; wenn sie Vater und Mutter besuchte, saß sie in einer Lackkutsche, in der Hand einen spitzenbesetzten Schirm. Der Offizier konnte sie zwar nicht heiraten, dafür gab ihm sein Vater nicht den Segen, aber er war ihr von Herzen zugetan, er liebte sie abgöttisch.

Doch auch diesem Dritten brachte sie den Tod. Er war ein kräftiger Kerl, dieser Offizier, wie Milch und Blut, doch kaum hatte er eine Weile mit ihr gelebt, fing er an zu kränkeln. Er wurde blaß und schwach, die Beine trugen ihn kaum noch. Die Ärzte mühten sich um ihn, schickten ihn zu Kuren ins Ausland, aber alles vergeblich. Es hieß, ein Krebs habe sich in ihm eingenistet und zerreiße ihm mit seinen Scheren die Eingeweide.

Als sie ihren Offizier begraben hatte, da wußte jeder, auch der dümmste Trottel: Mit dem Mädchen stimmt was nicht. Und da bekam sie ihren neuen Spitznamen.

Zurück in die Vorstadt konnte und wollte sie auch gar nicht. Ihr Leben veränderte sich von Grund auf. Normale Menschen mieden sie. Wenn sie vorbeiging, bekreuzigten sie sich und spuckten sich über die Schulter. Die einzigen, die sich mit ihr einließen, waren Banditen, verwegene Kerle, die den Tod nicht fürchteten. Denn nachdem sie ihrem Offizier alles Blut ausgesaugt hatte, ist sie noch schöner geworden, hast es ja gesehen. Sozusagen die erste Schönheit von ganz...

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Boris Akunin ist das Pseudonym des Moskauer Philologen, Kritikers, Essayisten und Übersetzers Grigori Tschchartischwili (geboren 1956). 1998 veröffentlichte er seine ersten Kriminalromane, die ihn in kürzester Zeit zu einem der meistgelesenen Autoren in Russland machten. Heute genießt er in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität. 2001 wurde er dort zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.

"Ich spiele leidenschaftlich gern. Früher habe ich Karten gespielt, dann strategische Computerspiele. Schließlich stellte sich heraus, dass Krimis schreiben noch viel spannender ist als Computerspiele. Meine ersten drei Krimis habe ich zur Entspannung geschrieben ... " Akunin in einem Interview mit der Zeitschrift Ogonjok

Mehr Informationen zum Autor unter www.akunin.ru.