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Die Entführung des Großfürsten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
428 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am15.05.20121. Auflage
Akunin ermittelt im Auftrag des Zaren. Moskau Herbst 1894: Die Krönung des letzten russischen Zaren Nikolai II. steht unmittelbar bevor. Aus diesem Anlaß kommt die hochherrschaftliche Verwandtschaft der Romanows nach Moskau. Doch bei einem ersten Spaziergang im Park werden die Zarenfamilie und ihre Gäste überfallen und der vierjährige Großfürst Mika wird entführt. Fandorin, der diesmal unmittelbar im Auftrag des Herrscherhauses ermittelt, stellt sein ganzes Können unter Beweis.

Eine handlungsreiche und spannende Geschichte in höchsten adligen Kreisen Rußlands am Ende des 19. Jahrhunderts, als der Machtverfalls der Romanows bereits deutlich sichtbar wird, erzählt von ihrem Haushofmeister.

Gefeiert als 'James Bond und Sherlock Holmes mit russischer Seele' (ARD- Kulturreport), trat Erast Fandorin auch seinen Siegeszug in Deutschland an. Der Gentleman-Detektiv brachte seinem Schöpfer Boris Akunin phänomenalen Erfolg und riesige Auflagen.

'Boris Akunin ist der Meister der russischen Kriminalautoren. Ich habe jegen seiner Romane verschlungen.' Wladimir Kaminer.

'Akunins Bücher bieten Unterhaltung ohne Reue: Liebe und Eifersucht, Mord und Totschlag, Doppelspiele und Weltverschwörungen.' FAZ.



Boris Akunin ist das Pseudonym des Moskauer Philologen, Kritikers, Essayisten und Übersetzers Grigori Tschchartischwili (geboren 1956). 1998 veröffentlichte er seine ersten Kriminalromane, die ihn in kürzester Zeit zu einem der meistgelesenen Autoren in Russland machten. Heute genießt er in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität. 2001 wurde er dort zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.

'Ich spiele leidenschaftlich gern. Früher habe ich Karten gespielt, dann strategische Computerspiele. Schließlich stellte sich heraus, dass Krimis schreiben noch viel spannender ist als Computerspiele. Meine ersten drei Krimis habe ich zur Entspannung geschrieben ... ' Akunin in einem Interview mit der Zeitschrift Ogonjok

Mehr Informationen zum Autor unter www.akunin.ru.
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Produkt

KlappentextAkunin ermittelt im Auftrag des Zaren. Moskau Herbst 1894: Die Krönung des letzten russischen Zaren Nikolai II. steht unmittelbar bevor. Aus diesem Anlaß kommt die hochherrschaftliche Verwandtschaft der Romanows nach Moskau. Doch bei einem ersten Spaziergang im Park werden die Zarenfamilie und ihre Gäste überfallen und der vierjährige Großfürst Mika wird entführt. Fandorin, der diesmal unmittelbar im Auftrag des Herrscherhauses ermittelt, stellt sein ganzes Können unter Beweis.

Eine handlungsreiche und spannende Geschichte in höchsten adligen Kreisen Rußlands am Ende des 19. Jahrhunderts, als der Machtverfalls der Romanows bereits deutlich sichtbar wird, erzählt von ihrem Haushofmeister.

Gefeiert als 'James Bond und Sherlock Holmes mit russischer Seele' (ARD- Kulturreport), trat Erast Fandorin auch seinen Siegeszug in Deutschland an. Der Gentleman-Detektiv brachte seinem Schöpfer Boris Akunin phänomenalen Erfolg und riesige Auflagen.

'Boris Akunin ist der Meister der russischen Kriminalautoren. Ich habe jegen seiner Romane verschlungen.' Wladimir Kaminer.

'Akunins Bücher bieten Unterhaltung ohne Reue: Liebe und Eifersucht, Mord und Totschlag, Doppelspiele und Weltverschwörungen.' FAZ.



Boris Akunin ist das Pseudonym des Moskauer Philologen, Kritikers, Essayisten und Übersetzers Grigori Tschchartischwili (geboren 1956). 1998 veröffentlichte er seine ersten Kriminalromane, die ihn in kürzester Zeit zu einem der meistgelesenen Autoren in Russland machten. Heute genießt er in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität. 2001 wurde er dort zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.

'Ich spiele leidenschaftlich gern. Früher habe ich Karten gespielt, dann strategische Computerspiele. Schließlich stellte sich heraus, dass Krimis schreiben noch viel spannender ist als Computerspiele. Meine ersten drei Krimis habe ich zur Entspannung geschrieben ... ' Akunin in einem Interview mit der Zeitschrift Ogonjok

Mehr Informationen zum Autor unter www.akunin.ru.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841201614
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum15.05.2012
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.8
Seiten428 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1175119
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


 

6. Mai

In Moskau, der alten Hauptstadt des Russischen Reiches, kamen wir am Morgen an. Wegen der bevorstehenden Krönungsfeierlichkeiten war der Nikolaus-Bahnhof überlastet, und unser Zug wurde zum Brester Bahnhof umgeleitet, was ich seitens der örtlichen Behörden, gelinde gesagt, unkorrekt fand. Darin äußerte sich wohl auch die Kühle in den Beziehungen zwischen Seiner Hoheit Georgi Alexandrowitsch und Seiner Hoheit Simeon Alexandrowitsch, dem Moskauer Generalgouverneur. Anders kann ich mir den demütigenden halbstündigen Halt auf dem Rangierbahnhof und die folgende Umleitung des Expreßzuges auf den zweitklassigen Brester Bahnhof nicht erklären.

Und es empfing uns auf dem Bahnsteig auch nicht Großfürst Simeon persönlich, wie es das Protokoll, die Tradition und nicht zuletzt die Achtung gegenüber dem älteren Bruder geboten hätten, sondern lediglich der Vorsitzende des Empfangskomitees, ein Minister, der übrigens gleich zum Nikolaus-Bahnhof weiterfuhr, um den Kronprinzen von Preußen zu begrüßen. Seit wann wurde dem preußischen Thronfolger in Moskau mehr Achtung erwiesen als dem Onkel Seiner Majestät, dem General-Admiral der russischen Flotte, der in der Rangfolge der kaiserlichen Großfürsten den zweiten Platz einnahm? Großfürst Georgi ließ sich nichts anmerken, aber ich denke, ihn entrüstete der deutliche Affront nicht weniger als mich.

Zum Glück war Großfürstin Jekaterina Ioannowna, die penibel auf die Feinheiten des Rituals und die Wahrung der Würde achtet, in Petersburg geblieben. Ihre vier mittleren Söhne, Alexej Georgijewitsch, Sergej Georgijewitsch, Dmitri Georgijewitsch und Konstantin Georgijewitsch, waren an den Masern erkrankt, was Ihre Hoheit, eine vorbildliche und liebevolle Mutter, daran hinderte, zur Krönung, dem höchsten Ereignis im Leben des Reiches und der kaiserlichen Familie, zu reisen. Allerdings behaupteten böse Zungen, ihr Fernbleiben erkläre sich weniger aus mütterlicher Liebe als vielmehr aus der Unlust, dem Triumph der jungen Zarin in der Rolle einer Statistin beizuwohnen. Man erinnerte sich an die Geschichte auf dem vorjährigen Weihnachtsball. Die neue Zarin hatte den Damen der kaiserlichen Familie vorgeschlagen, einen Handarbeitszirkel zu gründen, um warme Mützchen für die Waisenkinder des Marien-Stifts zu stricken. Vielleicht hatte die Großfürstin wirklich zu schroff auf dieses Ansinnen reagiert. Ich schließe auch nicht aus, daß seitdem das Verhältnis zwischen Ihrer Hoheit und Ihrer Majestät etwas getrübt war, aber mit ihrem Fernbleiben wollte meine Herrin niemanden brüskieren, dafür verbürge ich mich. Wie immer Jekaterina Ioannowna Ihrer Majestät gesonnen sein mag, sie würde sich nie erlauben, ohne triftigen Grund ihre dynastischen Pflichten zu vernachlässigen. Ihre Söhne waren tatsächlich schwerkrank.

Das war natürlich traurig, aber - wie der Volksmund sagt - jedes Übel hat auch sein Gutes, denn zusammen mit Ihrer Hoheit mußte auch ihr ganzer Hofstaat in der Residenzstadt bleiben, was mir die komplizierten Aufgaben, die aus der zeitweiligen Übersiedlung nach Moskau erwuchsen, wesentlich erleichterte. Die Hofdamen waren sehr betrübt, daß sie auf die Moskauer Feierlichkeiten verzichten sollten, und äußerten ihren Unmut (natürlich im Rahmen der Etikette), doch Großfürstin Jekaterina blieb unbeugsam: Nach dem Zeremoniell muß der kleine Hofstaat sich dort aufhalten, wo sich die Mehrheit der großfürstlichen Familie befindet, und die Mehrheit unseres Zweiges des Herrscherhauses blieb in Petersburg.

Zur Krönung fuhren vier: Großfürst Georgi, sein ältester und sein jüngster Sohn und die einzige Tochter Xenia Georgijewna.

Wie ich schon sagte, war ich froh, daß die Herren Höflinge nicht mitgekommen waren. Der Oberhofmeister Fürst Metlizki und der Leiter der Hofkanzlei Geheimrat von Born hätten meine Arbeit nur behindert, indem sie ihre Nase in Dinge steckten, von denen sie nichts verstanden. Ein guter Haushofmeister bedarf keiner Aufpasser, um seinen Pflichten nachzukommen. Und was die Hofmeisterin und ihre Hofdamen betrifft, so hätte ich gar nicht gewußt, wo ich sie unterbringen sollte - eine so kümmerliche Residenz hatte das Krönungskomitee dem Grünen Hof (so wird unser Haus nach der Farbe der Schleppe unserer Großfürstin bezeichnet) zugewiesen. Aber auf die Residenz kommen wir noch zu sprechen.

 

Die Fahrt von Petersburg nach Moskau verlief reibungslos. Der Zug bestand aus drei Waggons: Im ersten war die großfürstliche Familie untergebracht, im zweiten die Dienerschaft und im dritten der notwendige Hausrat und das Gepäck, so daß ich ständig von einem Waggon in den anderen wechseln mußte.

Seine Hoheit Großfürst Georgi sprach sofort nach Abfahrt des Zuges dem Cognac zu, zusammen mit seinem Sohn Pawel Georgijewitsch und dem Kammerjunker Endlung. Er geruhte elf Gläser zu trinken, wonach er müde wurde und dann bis Moskau schlummerte. Bevor er einschlief, schon in seiner »Kajüte«, wie er sein Abteil nannte, erzählte er mir noch von seiner Schiffsreise nach Schweden, die vor zweiundzwanzig Jahren stattgefunden und großen Eindruck auf Seine Hoheit gemacht hatte. Es ist nämlich so, daß Großfürst Georgi, obwohl General-Admiral, nur ein einziges Mal auf See war und die unangenehmsten Erinnerungen daran bewahrt; in diesem Zusammenhang erwähnt er häufig den französischen Minister Colbert, der nie ein Schiff betreten und dennoch sein Land zu einer großen Seemacht entwickelt hat. Die Geschichte von des Großfürsten Schwedenreise habe ich schon viele Male gehört und kann sie inzwischen auswendig. Das Gefährlichste ist die Beschreibung des Sturms vor der Küste Gotlands. Nach den Worten »Und da schrie der Kapitän: Alle Mann an die Lenzpumpen! « rollt Seine Hoheit jedesmal mit den Augen und haut krachend die Faust auf den Tisch. So geschah es auch diesmal, doch Tischdecke und Geschirr nahmen keinen Schaden, da ich rechtzeitig Maßnahmen ergriffen hatte: Ich hielt die Karaffe und das Glas fest.

Als Seine Hoheit vor Ermattung nicht mehr in zusammenhängenden Sätzen sprechen konnte, gab ich dem Lakaien ein Zeichen, ihn zu entkleiden und zu Bett zu bringen, ich selbst ging zu Großfürst Pawel und Leutnant Endlung. Auf Grund ihrer Jugend und strotzenden Gesundheit hatte der Cognac sie weit weniger ermüdet, man kann sagen, überhaupt nicht, und es war angezeigt, ein Auge auf sie zu haben, zumal ich die Sitten des Herrn Kammerjunkers kannte.

Ein Kreuz ist das mit diesem Endlung. Ich sollte nicht so sprechen, aber Großfürstin Jekaterina beging einen schwerwiegenden Fehler, als sie diesen Herrn zum Erzieher ihres ältesten Sohnes bestellte. Freilich ist der Leutnant eine raffinierte Bestie: klarer, argloser Blick, frisches Gesicht, akkurater Scheitel im goldschimmernden Haar, kindliche Apfelbäckchen - ein richtiger Engel. Den älteren Damen begegnet er respektvoll, macht einen Kratzfuß, lauscht mit interessierter Miene ihren Erzählungen über Johann von Kronstadt1 oder über eine Seuche bei Windhunden. Kein Wunder, daß er die Großfürstin Jekaterina betörte: Ein angenehmer und vor allem ernsthafter junger Mann, kein lockerer Seekadett oder Taugenichts von der Gardeequipage. Und so gab sie ihren ältesten Sohn für die erste große Seereise in seine Obhut. Ich sah mir diesen Mentor sehr genau an.

Gleich im ersten Hafen, in Varna, putzte sich Endlung heraus wie ein Pfau - weißer Anzug, purpurrote Weste, sternchenübersäter Schlips, breiter Panamahut - und machte sich auf den Weg in ein Bordell, wohin er auch den Großfürsten Pawel mitschleppte, der damals fast noch ein Kind war. Ich versuchte mich einzumischen, da sagte der Leutnant zu mir: »Ich habe Jekaterina Ioannowna versprochen, Seine Hoheit nicht aus den Augen zu lassen. Wo ich bin, soll auch er sein.« Darauf ich zu ihm: »Nein, Herr Leutnant, Ihre Hoheit sagte: Wo er ist, da sollen auch Sie sein.« Endlung antwortete: »Afanassi Stepanowitsch, das ist Haarspalterei. Hauptsache, wir sind unzertrennlich wie die Ajaxe.« Und er schleppte den jungen Fähnrich in alle Spelunken. Aber von Gibraltar bis Kronstadt waren beide, Leutnant und Fähnrich, ganz kleinlaut und gingen nicht mal mehr an Land, liefen nur viermal am Tag zum Doktor und ließen sich Spritzen geben. Solch ein Erzieher ist das. Seine Hoheit hat sich unter seinem Einfluß zusehends verändert, ist kaum wiederzuerkennen. Ich machte seinem Vater, dem Großfürsten Georgi, Andeutungen, aber er winkte ab: »Ach was, meinem Pollie tut eine solche Schule nur gut, dieser Endlung ist zwar ein Schlawiner, aber er hat das Herz auf dem rechten Fleck und ist ein guter Gefährte, er wird keinen großen Schaden anrichten.« Mir fällt dazu nur die Volksweisheit ein: Man hat den Bock zum Gärtner gemacht. Ich durchschaue diesen Endlung. Das Herz auf dem rechten Fleck, daß ich nicht lache. Dank seiner Freundschaft mit dem jungen Großfürsten darf er das Monogramm auf der Achselklappe tragen und ist nun auch noch zum Kammerjunker ernannt worden. Das ist doch unglaublich - eine so ehrenhafte Hofcharge für den kleinen Leutnant!

Die beiden jungen Männer waren unterdessen auf die Idee gekommen, Bézigue zu spielen; der Gewinner konnte sich von dem Verlierer etwas wünschen. Als ich ins Abteil schaute, sagte Großfürst Pawel: »Setz dich, Afanassi. Mach ein Spielchen mit uns. Wenn du verlierst, mußt du dir deinen kostbaren Backenbart abschnippeln.«

Ich lehnte dankend ab, berief mich auf unaufschiebbare Arbeiten, obwohl ich eigentlich nichts Besonderes zu tun hatte. Es fehlte gerade noch, daß ich mit Seiner Hoheit Karten spiele. Großfürst Pawel wußte selbst sehr gut, daß ich nicht darauf eingehen würde, er hatte nur gescherzt. Seit ein paar Monaten hatte er die...

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Boris Akunin ist das Pseudonym des Moskauer Philologen, Kritikers, Essayisten und Übersetzers Grigori Tschchartischwili (geboren 1956). 1998 veröffentlichte er seine ersten Kriminalromane, die ihn in kürzester Zeit zu einem der meistgelesenen Autoren in Russland machten. Heute genießt er in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität. 2001 wurde er dort zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.

"Ich spiele leidenschaftlich gern. Früher habe ich Karten gespielt, dann strategische Computerspiele. Schließlich stellte sich heraus, dass Krimis schreiben noch viel spannender ist als Computerspiele. Meine ersten drei Krimis habe ich zur Entspannung geschrieben ... " Akunin in einem Interview mit der Zeitschrift Ogonjok

Mehr Informationen zum Autor unter www.akunin.ru.