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Im Zeichen der Krähe 2

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Mira Taschenbuch Verlagerschienen am10.07.20121. Auflage
Schmerz, Verzweiflung, Sehnsucht ? Nacht für Nacht hört Rhia die Rufe der Verstorbenen. Und diese neue Dimension ihrer Gabe als Krähenfrau ist gefährlich: Rhias Seele droht im Jenseits gefangen genommen zu werden! In Asermos herrscht Krieg. Nur eine Vision gibt Rhia Hoffnung: Ihr Sohn, erst wenige Wochen alt, wird dem Land Frieden bringen! Doch das scheinen ihre Feinde zu ahnen. Sie entführen das Kind. Wenig später verschwindet auch ihr Mann Marek, Seelenträger des Wolfes. Verzweifelt macht Rhia sich auf die Suche. Um sich selbst, ihre Familie und ihr Volk zu retten, muss sie Kräfte entwickeln, die sie sich zuvor nicht einmal hätte vorstellen können! Denn ihr Weg führt sie in die Stadt der Abtrünnigen ? und in das Reich der Toten ?mehr

Produkt

KlappentextSchmerz, Verzweiflung, Sehnsucht ? Nacht für Nacht hört Rhia die Rufe der Verstorbenen. Und diese neue Dimension ihrer Gabe als Krähenfrau ist gefährlich: Rhias Seele droht im Jenseits gefangen genommen zu werden! In Asermos herrscht Krieg. Nur eine Vision gibt Rhia Hoffnung: Ihr Sohn, erst wenige Wochen alt, wird dem Land Frieden bringen! Doch das scheinen ihre Feinde zu ahnen. Sie entführen das Kind. Wenig später verschwindet auch ihr Mann Marek, Seelenträger des Wolfes. Verzweifelt macht Rhia sich auf die Suche. Um sich selbst, ihre Familie und ihr Volk zu retten, muss sie Kräfte entwickeln, die sie sich zuvor nicht einmal hätte vorstellen können! Denn ihr Weg führt sie in die Stadt der Abtrünnigen ? und in das Reich der Toten ?
Details
Weitere ISBN/GTIN9783862784400
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum10.07.2012
Auflage1. Auflage
ReiheSOUL
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1194725
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1. KAPITEL

Im Licht der Fackeln, die das Lager der hundert Kalindonier umgaben, konnte Rhia die Verbrennungen erkennen, die das Seil auf Mareks Hals hinterlassen hatte.

Der Mann, der bald ihr Ehemann sein würde, schlief zum ersten Mal seit mehreren Nächten ruhig neben ihr. Vielleicht hatte die Erschöpfung ihm die Albträume genommen, oder sie waren ihm einfach nicht mehr anzumerken.

Die feuchte Luft legte sich wie eine zweite Haut über sie. Weit über ihnen strich eine Brise durch die Wipfel der Pinien und Fichten, erreichte jedoch nicht den Boden.

Rhia schob die Decke zurück, krempelte sich die Ärmel hoch und streckte sich, um sich ein wenig abzukühlen. Es brachte nichts. Die Wärme des Sommers hatte selbst den Wald in den hohen Bergen nahe Kalindos erreicht.

Plötzlich hörte sie ein Flüstern. Rhia zuckte zusammen, als hätte sie einen Nadelstich erhalten. Nicht schon wieder. Sie hielt sich die Ohren zu, als würde das etwas nützen. Bitte, lasst mich schlafen.

Doch die Stimmen der Toten gewannen in Rhias Träumen so viel Kraft, dass ihr unzufriedenes Grollen zusammenhanglose Worte bildete. Wenn sie wach war, flüsterten sie, manchmal schwiegen sie sogar, wenn sie laut sprach oder eine Melodie vor sich hin summte, um sich abzulenken. Ihre Reisegefährten mochten das nicht, da ihre Stimme in etwa so melodisch war wie die ihres Schutzgeistes.

Krähe.

Nur wenige Monate waren vergangen, seit der Geist ihr seine Gabe verliehen hatte. Und doch trug sie sein dunkles Geschenk schon ein Jahrzehnt lang in sich - seit sie acht Jahre alt gewesen war und zum ersten Mal gehört hatte, wie Krähe gekommen war, um eine Seele auf die andere Seite zu tragen.

Das Flüstern veränderte sich, und Rhia bemerkte erleichtert, dass es von einer lebenden Person stammte. Sie drehte sich auf den Bauch und spähte in die Dunkelheit.

Hinter dem Licht der Fackeln gingen ein Mann und eine Frau gemeinsam Patrouille. Ihre Bogen trugen sie so selbstverständlich, dass sie fast Teil ihres Körpers geworden zu sein schienen. Sie alle waren seit dem Angriff der Nachfahren auf Rhias Heimatdorf Asermos, der zehn Tage zuvor stattgefunden hatte, wachsamer geworden. Mithilfe der Kalindonier, mit denen sie jetzt reiste, hatten die Asermonier die Invasion der Nachfahren abgewehrt, doch der Preis dafür war hoch gewesen.

Rhia wischte sich eine verschwitzte braune Locke, die ihr über die Augen gefallen war, aus dem Gesicht. Ihr Haar war jetzt, da sie es sich aus Trauer abgeschnitten hatte, zu kurz, um es zusammenzunehmen.

Erneut waren die Stimmen zu hören. Dieses Mal waren sie lauter. Eine Welle der Übelkeit erfasste Rhia.

Sie setzte sich auf. Eine Hand griff nach ihrem Arm, so fest wie eine Schnappfalle aus Eisen. Sie unterdrückte einen Aufschrei und sah hinab in Mareks blaugraue Augen, aus denen er sie verwirrt anstarrte. Schnell ließ er sie los und blinzelte, um wach zu werden.

Tut mir leid , flüsterte er. Wohin willst du?

Sie wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. Mir ist schlecht.

Wegen des Kindes?

Dafür ist es zu früh.

Wieder die Stimmen?

Es fühlt sich so an, als wären Fliegen in meinem Schädel gefangen. Sie rieb sich das Ohr, als würde so das Jucken tief in ihr gelindert. Coranna hat gesagt, so ist es die ersten paar Monate immer, aber ich glaube, ich ertrage es keine Stunde länger. Rhia war erst seit zwei Wochen schwanger, und die Stimmen waren bisher das einzige Anzeichen dafür, dass sie in die zweite Phase ihrer Gabe eingetreten war.

Ihre neuen Kräfte verlangten, dass sie nach Kalindos zurückkehrte, um wieder in die Lehre bei ihrer Mentorin zu gehen. Im Augenblick allerdings wünschte Rhia sich, sie wäre noch in Asermos auf der Farm ihres Vaters, statt eine weitere Nacht in diesem moskitoverseuchten Wald zu verbringen. Normalerweise brauchte man für die Reise nach Kalindos zu Pferd nur einige Tage. Doch weil sie die in der Schlacht Verletzten transportierten, brauchten sie dreimal so lang.

Sie schlug die Decke zurück. Ich gehe zum Fluss, um mich abzukühlen.

Ich komme mit. Marek setzte sich auf.

Du solltest dich ausruhen. Ich nehme Alanka mit.

Ich brauche auch ein Bad. Er zog die Beine unter der Decke hervor und zuckte zusammen.

Aber dann wird dein Verband nass.

Ich stehe einfach auf einem Fuß.

Im Stillen froh darüber, dass Marek sie begleiten würde, nahm Rhia seine Hand und half ihm auf. Er warf sich Pfeil und Bogen so routiniert über die Schulter, wie andere sich die Schuhe anzogen. Sie verließen das Lager auf Zehenspitzen, um keinen Krach zu machen. Obwohl Marek humpelte, verließ ihn seine Wolfgabe des lautlosen Schleichens nicht.

Warm umfingen seine Finger die ihren. Mit der anderen Hand strich er sich das schulterlange hellbraune Haar von der stoppeligen Wange und entblößte so sein blasses Gesicht, das er vor Anstrengung, den Schmerz bei jedem zweiten Schritt zu unterdrücken, zu einer Grimasse verzog. Rhia tat so, als bemerke sie nichts, aber sie ging dennoch langsamer.

Vorsichtig zupfte sie an der Lederkordel um ihren Hals, an der eine schwarze Krähenfeder hing. Wenn sie am folgenden Tag nach Kalindos zurückkehrten, könnte sie die Kette wieder abnehmen. Jeder der dreihundert Einwohner des winzigen Dorfes kannte den anderen beim Namen und dessen Schutzgeist, sodass sie keinen Sinn darin sahen, Fetische zu tragen. In den viel größeren Orten Asermos, Velekos und Tiros verlangte es die Höflichkeit, offen zu zeigen, welche Gabe man hatte. Und sosehr Rhia den Geist liebte, der sie gewählt hatte, so wünschte sie sich doch manchmal, dass sie verbergen könnte, ständig den Tod vor Augen zu haben. Es machte die Leute nervös.

Abrupt blieb Marek stehen und warf einen Blick nach rechts, wo seine Wolfschwester Alanka in der Dunkelheit auf einem gefallenen Baumstamm hockte. Bei ihr war ihr ehemaliger Partner Adrek. Im Gegensatz zu Marek verstand Rhia nicht, was sie sagten.

Sie sollten Wache schieben , sagte er.

Sieh mal. Rhia deutete nach links, wo ein weiterer Wachposten - ein Rotluchs, vermutete sie - das Lager umrundete. Vielleicht ist die Schicht von Alanka und Adrek schon vorbei.

Angespannt verzog Marek den Mund. Daran erkannte sie, was ihn störte. Geht mich nichts an. Er drückte ihre Hand und führte Rhia weiter in Richtung Flussufer. Aber ich hasse es, zu sehen, wie sie den gleichen Fehler zweimal begeht.

Zum ersten Mal verspürte Alanka echtes Mitleid mit dem Wild, das sie jagte, und nicht nur Dankbarkeit für ihr Opfer oder Respekt für das Leben, das es gegeben hatte. Jetzt wusste sie, wie es sich anfühlte, in der Nacht von einem Puma ins Visier genommen zu werden.

Ich vermisse dich. Adrek drehte sich, um sie anzusehen. Während der Schlacht, als ich fast gestorben bin, ist mir klar geworden, was im Leben wirklich wichtig ist.

Ich bin in deinem Leben noch nie wichtig gewesen. Dass sie ihre Worte derart mit Bedacht wählte, stand in krassem Gegensatz zu ihrer Abneigung. Und soweit ich weiß, ist ein verstauchter Knöchel nicht tödlich.

Er runzelte die Stirn und zupfte nervös am Jagdbogen, den er zwischen den Knien hielt. Beinah bedauerte Alanka ihre Antwort. Die Schlacht um Asermos war für sie alle schwer gewesen - sogar für Adrek, der kein Familienmitglied verloren hatte. Da sie wusste, welche Wirkung er selbst nach zwei Jahren noch auf sie hatte, wandte sie rasch den Blick ab.

Es tut mir leid , sagte er leise. Ich habe alles falsch gemacht. Ich dachte nur, wir könnten reden.

Alanka zerkrümelte ein Stück Borke, das sich gelöst hatte. Sie musste auch über die Schlacht sprechen. Mit jemandem reden, der auch getötet hatte, mit jemandem, der auch von den Geistern berufen war, das Leben von Tieren zu nehmen, nicht das von Menschen. Aber erst wenn sie bereit dazu war.

Du hast mir nie gesagt, wie du dich in der Schlacht verletzt hast. Sie versuchte, nicht spöttisch zu grinsen - einer der Rotluchse hatte ihr erzählt, was geschehen war, aber sie fragte sich, ob Adrek sich eine Geschichte ausdenken würde, um das Gesicht zu wahren.

Er zerschlug einen Moskito auf seinem Arm. Ich bin in ein Loch getreten.

Ein Loch.

Seine grünen Augen funkelten, als er sie direkt ansah. Ich war zu sehr damit beschäftigt, Pfeile auf die Nachfahren zu schießen, um aufzupassen, wohin ich trete.

Da war es wieder, dieses Gefühl, bei dem sich ihr der Magen zusammenzog und das sie wach hielt, egal wie müde sie war. Sie verdrängte es.

Etwas ist zerbrochen, als ich gefallen bin , fuhr er fort. Und das Nächste, was ich weiß, ist, dass jemand mich auf eine Trage gehoben hat und ich im Zelt der Heiler lag, mit dem Blut eines anderen Soldaten beschmiert. Angewidert verzog Adrek den Mund. Aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was du durchgemacht hast. Er fasste nach ihrer Hand. Alanka wich zurück und tat, als würde sie die Spannung ihrer Bogensehne prüfen.

Adrek zog die Hand zurück und kratzte sich am Hinterkopf. Ist es wegen Pirrik?

Als der Name ihres letzten Partners fiel, straffte sie die Schultern. Du weißt, dass wir nicht mehr zusammen sind. Sie sprach weiterhin leise - für den Fall, dass Pirrik noch wach war und sie hören konnte.

Er hätte verständnisvoller sein sollen.

Mein Vater hat seinen Vater getötet. Was...
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Autor

Jeri Smith-Ready lebt mit ihrem Ehemann, zwei Katzen und einem Windhund im US-amerikanischen Bundesstatt Maryland. Ihre spannenden Fantasyromane wurden bereits vielfach ausgezeichnet. Weitere Leidenschaften der Autorin sind Musik, Kino und Twittern.