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Vergiftet

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am29.10.2012
»Wenn du herausfindest, wer mich verraten hat, sage ich dir, was an dem Tag passierte, als dein Sohn starb«, lautet die Nachricht eines Häftlings, der für einen Mord verurteilt wurde, den er angeblich nicht begangen hat. Er will, dass Reporter Henning Juul die Wahrheit herausfindet. Doch der Inhaftierte wird im Gefängnis umgebracht, ehe Henning mit ihm sprechen kann. Für den Reporter bricht die Welt zusammen. Hätte der Mann wirklich den Tod von Hennings Kind aufklären können? Oder gibt es noch weitere Zeugen?

Thomas Enger, Jahrgang 1973, studierte Publizistik, Sport und Geschichte und arbeitete in einer Online-Redaktion. Nebenbei war er an verschiedenen Musical-Produktionen beteiligt. Sein Thrillerdebüt »Sterblich« war im deutschsprachigen Raum wie auch international ein sensationeller Erfolg, gefolgt von vier weiteren Fällen des Ermittlers Henning Juul. Aktuell schreibt er zusammen mit Bestsellerautor Jørn Lier Horst die SPIEGEL-Bestsellerreihe über Alexander Blix und Emma Ramm. Er lebt zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern in Oslo.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

Klappentext»Wenn du herausfindest, wer mich verraten hat, sage ich dir, was an dem Tag passierte, als dein Sohn starb«, lautet die Nachricht eines Häftlings, der für einen Mord verurteilt wurde, den er angeblich nicht begangen hat. Er will, dass Reporter Henning Juul die Wahrheit herausfindet. Doch der Inhaftierte wird im Gefängnis umgebracht, ehe Henning mit ihm sprechen kann. Für den Reporter bricht die Welt zusammen. Hätte der Mann wirklich den Tod von Hennings Kind aufklären können? Oder gibt es noch weitere Zeugen?

Thomas Enger, Jahrgang 1973, studierte Publizistik, Sport und Geschichte und arbeitete in einer Online-Redaktion. Nebenbei war er an verschiedenen Musical-Produktionen beteiligt. Sein Thrillerdebüt »Sterblich« war im deutschsprachigen Raum wie auch international ein sensationeller Erfolg, gefolgt von vier weiteren Fällen des Ermittlers Henning Juul. Aktuell schreibt er zusammen mit Bestsellerautor Jørn Lier Horst die SPIEGEL-Bestsellerreihe über Alexander Blix und Emma Ramm. Er lebt zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern in Oslo.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641079901
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum29.10.2012
Reihen-Nr.2
SpracheDeutsch
Dateigrösse1786 Kbytes
Artikel-Nr.1205567
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

22 Monate später

Der Schrei ist immer derselbe.

Henning Juul tastet sich blinzelnd zum Lichtschalter vor. Das Laken unter ihm ist nass, die Luft flimmert vor Hitze. Mit feuchten Fingerkuppen fährt er über die Narben an Hals und Gesicht. In seinem Kopf dröhnt der Bass, der aus einem offenen Fenster in der Steenstrups gate kommt. Etwas entfernt fährt ein Motorrad brüllend davon, ehe es wieder still wird. Wie ein Crescendo vor einem plötzlichen Tod.

Henning holt tief Luft und versucht, den Traum abzuwürgen, der noch immer wie ein gestochen scharfer Film in ihm abläuft. Aber er lässt sich nicht verscheuchen.

Dabei hatte der Traum so harmonisch begonnen. Sie wollten einfach nur nach draußen zum Schlittenfahren. Jonas und er. Es hatte über Nacht geschneit, stark geschneit, sodass die Straßenbahnschienen sich wie zwei glänzende schnurgerade Silberstränge über den Hügel nach oben zogen. Die dicken Schneeflocken, die noch immer dicht an dicht durch die Luft tanzten, schmolzen auf Hennings Wangen, ehe sie sich festbeißen konnten.

Er zog Jonas auf seinem Schlitten über die Toftes gate nach unten zum Sofienbergpark, in dem sich die Kinder auf dem gegenüberliegenden Hang unterhalb der Kirche wie schwarze Striche abzeichneten. Jonas lenkte energisch hin und her, sodass Henning ganz außer Atem war, als sie endlich ankamen. Er wollte sich hinten auf den Schlitten setzen, aber Jonas hielt ihn zurück.

»Du nicht, Papa! Nur ich.«

»Okay, dann musst du den Schlitten anschließend aber auch allein nach Hause ziehen.«

»Mach ich.«

»Versprichst du das?«

»Jaaaaa!«

Henning wusste, dass die nassen Schneeflocken eine längere Lebensdauer hatten als das Versprechen, das Jonas ihm gerade gegeben hatte. Aber was machte das schon?

»Schiebst du mich an, damit ich richtig, richtig schnell bin?«

»Okay, aber halt dich fest. Auf drei!«

Dann zählten sie zusammen: »EINS, ZWEI! Uuuuund DRRRRREI!«

Henning gab Jonas einen kräftigen Stoß und hörte den Jungen vor Freude juchzen, als er losfuhr. Er registrierte auch die Blicke der anderen Kinder, ihnen gefiel der Anblick des kleinen Kerls mit der hellblauen Mütze, der auf die kleine Schanze zufuhr, die jemand am Hang gebaut hatte. Er traf sie wirklich, bekam etwas Höhe, landete aber gleich wieder und schrie fröhlich auf, während er das Lenkrad zur Seite drehte, um nicht mit einem Mädchen zusammenzustoßen, das ihm entgegenkam. Es drehte sich um und sah Jonas nach, der immer mehr nach links kurvte.

Genau auf einen Baum zu.

Auch Henning sah, welchen Weg der Junge eingeschlagen hatte, die kleinen Hände fest um das Lenkrad gelegt. Henning begann, über den Hang nach unten zu stürmen, aber seine Füße fanden keinen Halt, sodass er ausrutschte und sich ein paarmal um sich selbst drehte, ehe er sich wieder fing.

Die Schneeflocken, das Stimmengewirr und der Lärm um ihn herum verloren an Stärke, als Henning seine Lippen zu einem Ruf formte. Aber es kam kein Laut. Verzweifelt starrte er auf diverse Eltern, die wie erstarrt dastanden und einfach zusahen. Dann schloss er die Augen. Er wollte nicht sehen, was geschah. Wollte seinen Sohn nicht sterben sehen. Nicht noch einmal.

Dann war Jonas weg. Ebenso der Hang, der Schnee, die Bäume und die Menschen. Um ihn herum nichts als Dunkelheit. In seiner Nase hängt der unverkennbare Geruch von Rauch. Und obgleich er Jonas nicht sehen kann, hört er seine Rufe nur allzu deutlich. Panisch wedelt Henning mit den Armen durch die Luft, um ein Loch in die Dunkelheit zu schlagen, die vor ihm aufwirbelt, aber es nützt nichts. Unglaubliche Hitze schlägt ihm entgegen. Er kann kaum noch atmen und beginnt zu husten.

Durch den Rauch sieht er schließlich einen Streifen Licht. Henning kneift die Augen zusammen und fokussiert die immer größer werdende Öffnung. Etwas weiter hinten erkennt er eine Tür, eine Tür, die langsam, aber sicher ein Opfer der Flammen wird. Er hustet noch einmal. Dann wird der Streifen wieder schmaler, bis der Rauch sich erneut wie ein dichter Teppich vor ihn schiebt. Es ist glühend heiß. Um ihn herum ist alles schwarz. Dann hört er ihn. Wieder. Jonas´ Schrei.

Ein rotes Blinken lässt Henning ausatmen. Seine Augen gleiten zu dem anderen Rauchmelder unter der Decke. Er wartet darauf, dass auch dieser sein zyklisches Blinken von sich gibt. Aber es vergeht Zeit, Sekunden, eine, zwei, mehrere, der Klumpen in seiner Brust schwillt wieder an, und seine Schultern und sein Nacken verkrampfen sich, bis es plötzlich da ist, das schnelle rote Blinken.

Er lässt sich in das Kissen sinken und atmet tief durch. Bleibt liegen und wartet darauf, dass sich das Untier in seiner Brust beruhigt. Bald bewegt es sich wieder ganz regelmäßig, und er betastet noch einmal die Narben an Hals und Gesicht. Sie brennen noch immer. Innen wie außen. Und sie werden nicht aufhören zu brennen, solange er nicht herausgefunden hat, wer bei ihm das Feuer gelegt hat. Wer hat dafür gesorgt, dass der tollste Junge der Welt nicht mehr lebt?

Henning dreht sich zum Nachtschränkchen. Es ist noch nicht einmal halb elf. Die Kopfschmerzen, mit denen er vor anderthalb Stunden ins Bett gegangen ist, pulsieren noch immer. Er massiert sich die Schläfen, während er in die Küche schlurft und die letzte Dose Cola aus dem Kühlschrank nimmt. Er räumt die Kleider und Zeitungen vom Sofa im Wohnzimmer, ehe er Platz nimmt und die Dose öffnet. Das Geräusch der Blasen, die an die Oberfläche steigen, lässt ihn schläfrig werden. Dann schließt er die Augen und wünscht sich einen Traum ohne Schneeflocken.

2

»Seid ihr bald fertig? Ich will nach Hause.«

Gunhild Dokken beugt sich über den Tresen und blickt in den Raum. Ein Song von Jokke & Valentinerne strömt aus den Lautsprechern. Auf einer Bank etwas weiter hinten liegt Geir Grønningen und stemmt stöhnend hundertfünfunddreißig Kilo. Vor dem Spiegel hinter ihm steht ein kleiner, gedrungener Mann und folgt den Bewegungen der Stange mit seinen Händen.

»Wir sind gleich so weit«, sagt Petter Holte, ohne seinen konzentrierten Blick zu heben.

Dokken dreht sich um und schaut auf die Uhr an der Wand. Es ist bald 22.45 Uhr.

»Es ist Freitag, Jungs. Freitagabend, und es ist bald elf. Habt ihr wirklich nichts Besseres vor?«

Keiner der beiden antwortet ihr.

»Komm schon«, sagt Per Ola Heggelund, der Mann, der mit verschränkten Armen vor der Bank steht. Grønningen ist dabei, die Stange nach oben zu drücken. Holte hebt vorsichtig mit an und hilft Grønningens zitternden Armen.

»Einen noch«, sagt er. »Einen schaffst du noch.«

Grønningen atmet tief durch, lässt die Stange auf seine Brust herab und presst sie mit all seiner Kraft wieder nach oben. Seine Muskeln vibrieren, Holte lässt ihn gewähren, Millimeter für Millimeter, bis Grønningen die Stange brüllend ins Stativ schiebt. Er schneidet eine Grimasse, spannt die Brustmuskeln an, kratzt sich seinen struppigen Bart und schüttelt sich eine Strähne der langen, dünnen Haare aus dem Gesicht.

»Gut gemacht«, sagt Heggelund und nickt beeindruckt.

Grønningen sieht zu ihm hinüber. »Gut? Das war scheiße, Mann, sonst schaffe ich viel mehr.«

Heggelund sieht Holte nervös an, erntet aber nur einen säuerlichen Blick.

Holte löst den Bauchriemen, während er sich selbst im Spiegel betrachtet. Der rasierte Schädel glänzt wie der Rest seines Körpers solariumbraun. Er zupft die schwarzen Handschuhe zurecht und studiert die Muskeln unter seinem eng sitzenden weißen Muskelshirt. Zufrieden spannt er sie an, begutachtet seinen Bizeps und justiert seine Better-Bodies-Shorts, ehe er zum Tresen geht, an dem Gunhild Dokken gelangweilt durch ein Magazin blättert. Ihre Haare hängen ihr in die Augen.

»Hast du anschließend schon was vor?«, fragt Holte und bleibt vor ihr stehen. Seine Stimme ist weich und erwartungsvoll.

»Ich will nach Hause«, antwortet sie, ohne den Kopf zu heben.

Holte nickt langsam und mustert sie. »Hast du Lust auf Gesellschaft?«

»Nein«, antwortet sie trocken.

Holtes Nasenlöcher weiten sich. »Oder kriegst du Besuch von jemand anderem?«

»Das geht dich nichts an.« Dokken schnaubt hörbar.

Nach einem kurzen Zögern dreht Holte sich um und geht zu Grønningen, der ihm aufmunternd zunickt.

»Es sind ja nur noch wir hier«, sagt Holte. »Ich kann gerne für dich abschließen, wenn du willst.«

Dokken klappt das Magazin mit einer raschen Handbewegung zu. »Hättest du das nicht eher sagen können? Als von dem Abend noch irgendetwas übrig war ...«

»Schon, aber ...« Ein Schatten huscht über Holtes Gesicht, als er den Kopf senkt.

»Okay«, seufzt sie verärgert. »Du weißt ja, wo die Schlüssel liegen.«

Sie geht zur Garderobe hinüber und nimmt sich eine dünne schwarze Jacke, steckt ihr Handy in die Tasche und hängt sie sich über die Schulter. »Powert euch aber nicht zu sehr aus.«

»Wir können erst am Sonntag wieder trainieren.«

»Wow«, sagt sie ironisch. »Einen Tag frei.«

Holte lächelt kurz und blickt ihr nach, als sie nach draußen marschiert. Eine Glocke läutet, ehe die Tür mit Schwung ins Schloss fällt. Dann ist sie in der Nacht verschwunden.

Holte schüttelt kaum sichtbar den Kopf, ehe er hinter den Tresen tritt, die Musik ausschaltet und die Metallica-CD And Justice For All aus dem Regal nimmt. Er wählt...


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Kritik
"Obwohl ich kein Krimi-Fan bin, habe ich Thomas Engers erstes Werk, Sterblich, verschlungen. Vergiftet ist der ebenso spannende Nachfolger."
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Autor

Thomas Enger, Jahrgang 1973, studierte Publizistik, Sport und Geschichte und arbeitete in einer Online-Redaktion. Nebenbei war er an verschiedenen Musical-Produktionen beteiligt. Sein Thrillerdebüt »Sterblich« war im deutschsprachigen Raum wie auch international ein sensationeller Erfolg, gefolgt von vier weiteren Fällen des Ermittlers Henning Juul. Aktuell schreibt er zusammen mit Bestsellerautor Jørn Lier Horst die SPIEGEL-Bestsellerreihe über Alexander Blix und Emma Ramm. Er lebt zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern in Oslo.