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Die Liebhaberin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am21.12.2012
Erotisch - tödlich - obsessiv
Paris im Winter. Das Leben des amerikanischen Filmdozenten Ricks liegt in Trümmern. Auf einer Party trifft er eine geheimnisvolle Fremde. Niemand kennt sie, niemand sieht sie - außer ihm. Eine abgründige, obsessive Affäre beginnt. Bis Ricks ein schrecklicher Verdacht kommt: Was hat seine Liebhaberin mit der mysteriösen Mordserie zu tun, die Paris erschüttert? Unaufhaltsam gerät er in den Bann einer düsteren, unheimlichen Macht ...

Douglas Kennedy, 1955 in Manhattan geboren, schrieb zahlreiche Reisebücher, bevor er mit seinen Romanen zum internationalen Beststellerautor avancierte. Seine Bücher wurden in 16 Sprachen übersetzt; in Frankreich erhielt er 2006 den renommierten Preis Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres. Nach 'In einer einzigen Nacht' erscheint nun sein neuester Roman im Diana Verlag. Douglas Kennedy hat zwei Kinder und lebt zeitweise, in London, Paris und Berlin.
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Produkt

KlappentextErotisch - tödlich - obsessiv
Paris im Winter. Das Leben des amerikanischen Filmdozenten Ricks liegt in Trümmern. Auf einer Party trifft er eine geheimnisvolle Fremde. Niemand kennt sie, niemand sieht sie - außer ihm. Eine abgründige, obsessive Affäre beginnt. Bis Ricks ein schrecklicher Verdacht kommt: Was hat seine Liebhaberin mit der mysteriösen Mordserie zu tun, die Paris erschüttert? Unaufhaltsam gerät er in den Bann einer düsteren, unheimlichen Macht ...

Douglas Kennedy, 1955 in Manhattan geboren, schrieb zahlreiche Reisebücher, bevor er mit seinen Romanen zum internationalen Beststellerautor avancierte. Seine Bücher wurden in 16 Sprachen übersetzt; in Frankreich erhielt er 2006 den renommierten Preis Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres. Nach 'In einer einzigen Nacht' erscheint nun sein neuester Roman im Diana Verlag. Douglas Kennedy hat zwei Kinder und lebt zeitweise, in London, Paris und Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641102012
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum21.12.2012
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse394 Kbytes
Artikel-Nr.1230308
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Eins

Es passierte in dem Jahr, als mein Leben zerbrach, in dem Jahr, als ich nach Paris zog.

Ich kam ein paar Tage nach Weihnachten dort an. An einem nasskalten, grauen Morgen - der Himmel sah aus wie schmutziger Kalk, und der Regen kam von allen Seiten. Mein Flugzeug war kurz nach Sonnenaufgang gelandet. Ich hatte in den vielen Stunden über dem Atlantik kein Auge zugetan  - wieder eine schlaflose Nacht, wie so oft in letzter Zeit. Als ich den Flieger verließ, wurde mir schwindelig - ein Moment panischer Desorientierung -, und als mich der Grenzbeamte fragte, wie lange ich in Frankreich bleiben wolle, wäre ich beinahe gefallen.

»Weiß noch nicht«, sagte ich schneller als ich denken konnte.

Daraufhin musterte er mich eindringlich - da ich noch dazu auf Französisch geantwortet hatte.

»Sie wissen´s nicht?«

»Zwei Wochen«, sagte ich hastig.

»Sie haben also ein Rückflugticket nach Amerika?«

Ich nickte.

»Zeigen Sie es mir bitte.«

Ich gab ihm das Ticket. Er sah es sich an, mein Rückflug war für den zehnten Januar datiert.

»Wieso wissen Sie nicht, wann Sie zurückfliegen, wenn es hier doch schwarz auf weiß steht?«

»Ich habe nicht nachgedacht«, sagte ich kleinlaut.

»Évidemment«, entgegnete er. Er stempelte meinen Pass und schob mir wortlos meine Dokumente hin. Dann nickte er und forderte den nächsten Passagier auf, vorzutreten. Er war mit mir fertig.

Ich ging zur Gepäckausgabe und verfluchte mich selbst, weil ich dafür gesorgt hatte, dass ich von offizieller Seite zu meinem Frankreichaufenthalt befragt worden war. Aber ich hatte die Wahrheit gesagt, denn ich hatte wirklich keine Ahnung, wie lange ich bleiben würde. Das Ticket hatte ich Last-Minute im Internet gebucht, es war so günstig gewesen, weil zwischen Hin - und Rückflug zwei Wochen lagen. Sobald der zehnte Januar verstrichen war, würde ich es wegwerfen. Ich hatte nicht vor, so bald wieder in die Vereinigten Staaten zurückzukehren.

»Wieso wissen Sie nicht, wann Sie zurückfliegen, wenn es hier schwarz auf weiß steht?«

Seit wann ist auf einen Beweis hundertprozentig Verlass?

Ich nahm meinen Koffer und widerstand der Versuchung, mich einfach mit dem Taxi in die Innenstadt kutschieren zu lassen. Aber für solche Extravaganzen war mein Budget einfach zu knapp. Stattdessen nahm ich den Zug. Einfache Fahrt sieben Euro. Der Zug war dreckig - der Boden des Waggons war voller Müll, die Sitze klebrig, und es roch nach Bier von gestern Abend. Die Fahrt in die Innenstadt führte durch eine Reihe abstoßender Gewerbegebiete, die von hässlichen Hochhäusern weiter verschandelt wurden. Ich schloss die Augen und döste ein. Als der Zug die Gare du Nord erreichte, schrak ich hoch. Ich folgte der Wegbeschreibung, die ich vom Hotel per Mail bekommen hatte und verließ den Bahnsteig, ging zur Metro und begann eine lange Fahrt bis zu der Haltestelle mit dem duftigen Namen Jasmin.

Dort verließ ich die Metro, trat in den regennassen Morgen hinaus und zog den Koffer durch eine enge Gasse. Der Regen wurde heftiger. Ich senkte den Kopf, bog nach links in die Rue La Fontaine ein und dann nach rechts in die Rue François Millet. Das »Sélect«-Hotel lag auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Es war mir von einem Kollegen des kleinen College, an dem ich unterrichtet hatte, empfohlen worden - von dem einzigen Kollegen dort, der noch mit mir redete. Er sagte, das »Sélect« sei sauber, einfach und preiswert  - außerdem liege es in einer ruhigen Wohngegend. Er hatte mir allerdings verschwiegen, dass am Morgen meiner Ankunft der diensthabende Portier ein Arschloch sein würde.

»Guten Morgen«, sagte ich. »Ich heiße Harry Ricks. Ich habe eine Zimmerreservierung für ...«

»Sept jours«, erwiderte er und sah kurz von seinem Computerbildschirm auf. »La chambre ne sera pas prête avant quinze heures.«

Er sprach schnell, und ich bekam kaum mit, was er da sagte.

»Desolé, mais ... äh ... je n´ai pas compris ...«

»Sie können erst um drei Uhr nachmittags einchecken«, sagte er, nach wie vor auf Französisch, aber dafür betont laut, so als wäre ich taub.

»Aber bis dahin dauert es ja noch ewig.«

»Um drei Uhr können Sie einchecken«, entgegnete er und zeigte auf ein Schild neben den Postfächern, das an der Wand befestigt war. Mit Ausnahme von zweien hingen in allen achtundzwanzig Fächern Schlüssel.

»Kommen Sie! Sie müssen doch um diese Zeit ein Zimmer fertig haben«, sagte ich.

Er zeigte erneut auf das Schild und schwieg.

»Wollen Sie allen Ernstes behaupten, dass momentan kein einziges Zimmer fertig ist?«

»Ich sagte Ihnen doch, dass Sie um drei Uhr einchecken können.«

»Und ich sage Ihnen, dass ich erschöpft bin und es wirklich sehr zu schätzen wüsste, wenn ...«

»Ich bin für die Regeln nicht verantwortlich. Lassen Sie Ihren Koffer hier, und kommen Sie um drei zurück.«

»Bitte. Kann ich Sie denn gar nicht überreden?«

Er zuckte nur die Achseln, während ein unmerkliches Lächeln seine Lippen umspielte. Dann klingelte das Telefon. Er ging dran und nutzte die Gelegenheit, mir den Rücken zuzuwenden.

»Ich glaube, ich suche mir ein anderes Hotel«, sagte ich.

Er unterbrach sein Telefonat, schaute über die Schulter und sagte: »Dann müssen Sie allerdings eine Nacht zahlen. Absagen muss man bei uns stets vierundzwanzig Stunden im Voraus.«

Wieder dieses unmerkliche Grinsen, das ich ihm am liebsten aus dem Gesicht geprügelt hätte.

»Wo kann ich meinen Koffer lassen?«, fragte ich.

»Da drüben«, meinte er und zeigte auf eine Tür neben der Rezeption.

Ich zog meinen Koffer dorthin und setzte auch meinen Computerrucksack ab.

»Da ist mein Laptop drin«, sagte ich. »Wenn Sie also bitte ...«

»Der ist in guten Händen«, erwiderte er. »À quinze heures, monsieur.«

»Und wo kann ich jetzt hingehen?«, fragte ich.

»Aucune idée.« Anschließend setzte er sein Telefonat fort.

An einem Sonntagmorgen Ende Dezember gab es um kurz nach acht nichts, wo man hingehen konnte. Ich lief die Rue François Millet auf und ab und suchte nach einem Café, das schon geöffnet hatte. Doch alle waren geschlossen, viele hatten Schilder ins Fenster gehängt, auf denen stand:

Fermeture pour Noël.

Es war eine reine Wohngegend - alte Mietshäuser neben Neubauten, Bausünden der siebziger Jahre. Aber selbst die modernen Gebäude wirkten nicht billig, und die wenigen Autos am Straßenrand ließen vermuten, dass es sich um eine bessere Gegend handelte, die aber um diese Zeit ausgestorben wirkte.

Der Regen war einem ekelhaften Nieseln gewichen. Da ich keinen Schirm dabeihatte, kehrte ich zur Metrostation Jasmin zurück und kaufte mir eine Fahrkarte. Ich nahm den ersten Zug, der kam, und hatte keine Ahnung, wo ich hinfuhr. Es war erst mein zweites Mal in Paris. Zuletzt war ich Mitte der Achtziger hier gewesen, im Sommer vor meinem Hauptstudium. Ich hatte eine Woche in einem billigen Hotel in der Nähe des Boulevard St. Michel verbracht und war dort ständig ins Kino gerannt. Damals hatte es gegenüber von einigen Programmkinos ein kleines Café namens »Le Reflet« gegeben, in der Rue ... - wie hieß sie gleich wieder? Egal. Dort war es billig, und soweit ich mich erinnerte, konnte man dort auch frühstücken.

Ich warf einen kurzen Blick auf den Metroplan in meinem Waggon, stieg an der Haltestelle Michel-Ange Molitor um und war zwanzig Minuten später bei Cluny-Sorbonne. Es war zwar zwanzig Jahre her, dass ich diese Metrostation das letzte Mal verlassen hatte, aber den Weg zu einem Kino vergesse ich niemals. Also bog ich vom Boulevard Saint-Michel instinktiv in die Rue des Écoles ein. Der Anblick des »Le Champo« - das für eine De-Sica - und eine Douglas-Sirk-Retrospektive warb, entlockte mir ein Lächeln. Als ich vor seinen geschlossenen Türen stand und einen Blick in die Rue Champollion warf - jene Straße, deren Namen ich vergessen hatte -, sah ich zwei weitere Kinos, die entlang des schmalen, nassen Bürgersteigs lagen, und dachte: Keine Sorge, die alte Leidenschaft ist noch nicht erloschen.

Aber um neun Uhr morgens war noch kein Kino geöffnet, und auch das Café »Le Reflet« war verriegelt. Fermeture pour Noël.

Ich kehrte zum Boulevard Saint-Michel zurück und machte mich auf den Weg zum Fluss. Kurz nach Weihnachten war Paris wirklich wie ausgestorben. Einzig die Fastfood-Filialen, die hier die Straßen säumten, waren geöffnet. Ihre Neonfassaden verschandelten die Prachtstraßenarchitektur. Obwohl ich liebend gern vor dem Regen geflüchtet wäre, brachte ich es doch nicht über mich, meine ersten Stunden in Paris bei McDonald´s zu verbringen. Also lief ich weiter, bis ich das erste anständige Café entdeckte, das geöffnet war. Es hieß »Le Départ« und lag direkt am Seinekai. Bevor ich es betrat, ging ich an einem Zeitungskiosk vorbei und nahm eine Ausgabe von Pariscope mit - jenes Veranstaltungsblättchens, das 1985 meine Cineastenbibel gewesen war.

Das Café war leer. Ich setzte mich an einen Fenstertisch und bestellte eine Kanne Tee gegen die innere Kälte, die ich plötzlich verspürte. Dann schlug ich den Pariscope auf, sah das Kinoprogramm durch und plante, welche Filme ich mir in der kommenden Woche ansehen würde. Als ich die John-Ford-Retrospektive im »Action Écoles« und die Ealing-Komödien in den »Le Reflet Medicis« sah, spürte ich etwas, das ich schon seit Monaten nicht mehr...

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Autor

Douglas Kennedy, 1955 in Manhattan geboren, schrieb zahlreiche Reisebücher, bevor er mit seinen Romanen zum internationalen Beststellerautor avancierte. Seine Bücher wurden in 16 Sprachen übersetzt; in Frankreich erhielt er 2006 den renommierten Preis Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres. Nach "In einer einzigen Nacht" erscheint nun sein neuester Roman im Diana Verlag. Douglas Kennedy hat zwei Kinder und lebt zeitweise, in London, Paris und Berlin.