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Prinzentod

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am01.07.2012
Verbotene Liebe führt selten zu etwas Gutem. Das weiß Lissie, als sie Kai das erste Mal begegnet und doch schafft sie es nicht, ihm zu widerstehen. Bis ein entsetzlicher Unfall geschieht, der alles, was verborgen war, ans Licht bringt. Aber Lissie ahnt noch nicht, dass dies alles nur der Anfang ist ...

Beatrix Gurian (Beatrix Mannel) studierte Theater- und Literaturwissenschaften in Erlangen, Perugia und München. Danach arbeitete sie zehn Jahre als Redakteurin beim Fernsehen. Seitdem schreibt sie Romane für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die in mehr als zehn Sprachen übersetzt wurden. Für ihre aufwändigen Recherchen reist sie um die ganze Welt. Außerdem unterrichtet sie kreatives Schreiben für alle Altersstufen. Sie lebt mit ihrer Familie in München. Foto © Erol Gurian
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Produkt

KlappentextVerbotene Liebe führt selten zu etwas Gutem. Das weiß Lissie, als sie Kai das erste Mal begegnet und doch schafft sie es nicht, ihm zu widerstehen. Bis ein entsetzlicher Unfall geschieht, der alles, was verborgen war, ans Licht bringt. Aber Lissie ahnt noch nicht, dass dies alles nur der Anfang ist ...

Beatrix Gurian (Beatrix Mannel) studierte Theater- und Literaturwissenschaften in Erlangen, Perugia und München. Danach arbeitete sie zehn Jahre als Redakteurin beim Fernsehen. Seitdem schreibt sie Romane für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die in mehr als zehn Sprachen übersetzt wurden. Für ihre aufwändigen Recherchen reist sie um die ganze Welt. Außerdem unterrichtet sie kreatives Schreiben für alle Altersstufen. Sie lebt mit ihrer Familie in München. Foto © Erol Gurian
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401800547
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum01.07.2012
SpracheDeutsch
Dateigrösse1008 Kbytes
Artikel-Nr.1230372
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3. Kapitel

Unfassbar, dass man so ruhig dasitzen kann, während der gesamte Körper in Aufruhr ist. Mein Bauch fühlt sich hohl an, mein Herz klopft viel schneller als sonst und meine Füße vibrieren auf dem heißen Asphalt, als müssten sie gleich um ihr Leben rennen. Und die Bedienung, die mich schon seit fünf Minuten ignoriert, wird sich allerhöchstens darüber wundern, dass ich die Karte so intensiv studiere, als stünde dort mein Todesurteil. Dabei ist es nur die riesige Eiskarte vom Dolomiti in der Tulbeckstraße, mit prächtigen Fotos aller Eisbecher. Ich starre auf die bunten Bilder und sehe nichts, ich blättere um und sehe wieder nichts. Selbst wenn ich mich zwinge, tief durchzuatmen und zu konzentrieren, nutzt es nichts. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich hier bin. Ich hätte mich niemals, niemals, niemals auf dieses Treffen einlassen dürfen, das ist es, was die kleine Stimme in meinem Kopf unablässig flüstert. Ich kenne sie gut, diese Stimme, ich habe in den letzten Tagen unablässig mit ihr gekämpft. Er aber auch. Und zum Schluss war er es, der gesiegt hat. Dabei sah es am Anfang überhaupt nicht danach aus. Die Tage nach dem Umzug habe ich ihn nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen und ich hätte vor Erleichterung jubeln mögen, als Bernadette mir nichts ahnend erzählte, dass ihr Stiefvater auf Geschäftsreise sei. Denn ich war noch immer völlig verstört darüber, was da auf der Treppe passiert war. Ich hatte ihn tatsächlich geküsst, und auch wenn er damit angefangen hatte, so hatte ich es doch genossen, so viel stand fest.

Wie konnte ich so mir nichts, dir nichts mit dem Stiefvater meiner besten Freundin rummachen? Mit dem Mann ihrer Mutter, den ich zu allem Überfluss überhaupt nicht kannte? Was zum Teufel hatte ich mir dabei gedacht? Was hatte er sich dabei gedacht? Doch dann kam seine erste E-Mail und dann die nächste und langsam wurde mir klar, was er sich gedacht hatte. Und ich war überrascht, was ich alles in ihm ausgelöst hatte. Er erklärte es mir mit vielen erstaunlich zärtlichen Worten In Sätzen, die ich, ohne es zu wollen, plötzlich auswendig konnte, Sätze wie diese: »Lache über den Burschen, der dich liebt, aber nimm mir niemals dein Lachen, denn sonst würde ich sterben.« Und obwohl es nur Worte waren, verdrängten sie alles, nichts sonst war mir mehr wichtig. Jeden Tag stürzte ich an den Computer und schaute nach, ob eine Mail von ihm da war, und so öffnete er eine Tür zu meinem Herzen, Millimeter für Millimeter, so lange, bis ich wider besseres Wissen nichts anderes mehr wollte, als ihm mein Lächeln zu schenken. Deswegen hatte er mich genau eine Woche oder elftausend Minuten nach unserem ersten Treffen so weit, dass ich die immer kleiner werdende warnende Stimme in meinem Inneren zum Teufel schickte und mich mit ihm verabredete. Und jetzt sitze ich hier und versuche verzweifelt, mir vorzulügen, dass ein Treffen im Eiscafé nichts Verbotenes ist und niemand dabei verletzt wird. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich zu einer Verabredung so oft umgezogen habe, nur um dann doch in Jeans und einem meiner Lieblingsshirts zu enden. Es ist federleicht, ganz weich und himmelblau und vorne drauf steht mit weißen Buchstaben: »Ich denke, also bin ich -«, und dann unten drunter: »- hier falsch«. Das hat mir meine Freundin Tabea zu meinem letzten Geburtstag geschenkt, zur Erheiterung für öde Schulstunden. Er ist da, ich spüre es, bevor ich ihn sehe. Er greift sich einen der Korbstühle, dreht ihn so, dass er mit gespreizten Beinen vor mir sitzt, legt die Hände auf die Lehne und betrachtet mich. Ich möchte lächeln wie Mona Lisa, denn seine aufmerksamen Augen tasten so behutsam und erfreut über meinen Körper, als wäre ich ein kostbares Kunstwerk. Ich muss mich zwingen, seinem Blick standzuhalten, denn es kribbelt überall und ich kann es kaum erwarten, bis er im Gesicht angekommen ist. Wie er mich anstrahlt! Dann erst winkt er der jungen Kellnerin, die für ihn auch selbstverständlich sofort kommt und seine Bestellung notiert. »Einen doppelten Espresso, bitte. Und du?«, fragt er. Mir fällt nichts ein. »Das Gleiche, danke«, sage ich, dabei ist mir Espresso immer viel zu bitter. Aber ich will jetzt kein Eis essen, das käme mir kindisch vor. »Ich nehme noch einen Nussbecher.« Er klappt die Karte zu und beugt sich vor. »Lissie, weißt du eigentlich, wie glücklich ich bin, dass du gekommen bist? Ehrlich gesagt, hab ich fast nicht damit gerechnet, dass du dich tatsächlich mit so einem alten Knacker wie mir treffen willst.« Er verzieht seine Mundwinkel zu diesem breiten Lachen, das seine Zahnlücke enthüllt, und fährt sich mit der Hand durch seine vollen Haare. In seinen E-Mails klingt er viel romantischer, aber mir ist klar, dass ein erwachsener Mann nicht immer das aussprechen kann, was er fühlt. Manche können das eben nur schreiben. Und jetzt möchte er natürlich, dass ich ihm sage, er wäre kein alter Knacker. Mal sehen, ob er auch über sich selbst lachen kann. »Na, hör mal«, erwidere ich also, »du bist doch höchstens doppelt so alt...« »Stimmt«, kontert er mit einem Schmunzeln, »aber in zwanzig Jahren hört sich das nicht mehr so schlimm an.« Verblüfft muss ich feststellen, dass er recht hat. In zwanzig Jahren wäre er zweiundfünfzig und ich siebenunddreißig. »Wer weiß, was in zwanzig Jahren ist«, sage ich. »Vielleicht ist einer von uns dann schon tot.« Der Espresso kommt und der Nussbecher, den die Kellnerin selbstverständlich vor mich hinstellt. Ich schiebe ihn zu Kai, der sofort den langen Löffel in die sahnige Haube steckt und mir dann den vollen Löffel mit Eis und Sahne anbietet. »Hier, probier mal!«, sagt er, grinst zwischen seiner Zahnlücke wie einer von den kleinen Strolchen und berührt mit dem Löffel meine Lippen. Er wartet, bis ich sie geöffnet habe, und schiebt mir die kalten Kristalle ganz vorsichtig in den Mund. »Lecker oder?«, fragt er und Schattenwolken ziehen über seine grünen Augen. Ich nicke schwach, aber ich spüre, wie ich über und über rot werde. Das, was er da tut, kommt mir plötzlich unsagbar intim vor, wie Zungenküsse in aller Öffentlichkeit. Ich zucke zurück. »Hey, willst du nicht mehr?« Ich schüttele den Kopf und plötzlich kann ich ihn nicht länger ansehen. Die ganze Situation ist völlig absurd, das ist mir auf einmal klar. Ich will das hier tatsächlich nicht mehr. Das Lächeln verschwindet von seinem Gesicht. »Reden wir hier wirklich noch über das Eis?«, fragt er. Und als ich stumm den Kopf schüttele, sieht er mit einem Mal unendlich traurig aus und ich spüre, wie mein Herz in meiner Brust pocht, so heftig, dass er es sehen muss durch das T-Shirt. »Kai«, presse ich irgendwie hervor. »Du bist verheiratet...« Er unterbricht mich. ». . . und du die Freundin meiner Stieftochter.« Diesmal hole ich tief Luft und gebe meiner Stimme mehr Kraft. »Mit uns, das kann nichts werden, verstehst du das denn nicht?« Er bewegt seinen Kopf leicht und beugt sich vor. »Mein Kopf versteht es«, sagt er langsam. »Aber der Rest von mir nicht.« Mir wird mulmig. »Na klar«, versuche ich einen Scherz, und obwohl ich lache, verrät meine kieksige Stimme, wie wenig souverän ich mich fühle. »Weil ich ja auch so wichtig bin.« »Verdammt wichtig.« Nicht die Spur eines Lächelns. Er legt seine Hand auf meinen Unterarm. Meine Haut meldet Alarm in allen Zentren meines Körpers, mein Herz klopft rasend, mein leerer Magen zieht sich schmerzhaft zusammen und meine Haare stellen sich auf. Stell das ab, versuche ich diesem Körper klarzumachen, lass das! Es ist nur eine Hand, kein gefährlicher Stromschlag. Hör auf damit, ich bin der Chef, nicht du! Trotzdem rauscht es in meinen Ohren. Er lässt seine Hand dort, wo sie ist, kommt näher und flüstert etwas in mein Ohr, dabei berührt er mein Ohrläppchen, das jetzt auch verrückt spielt. Ich verstehe nichts von dem, was er sagt, rutsche in Panik ein Stück weg, greife nach meinem Espresso und stürze ihn hinunter. Hat er denn gar keine Angst, dass uns jemand beobachtet, hier auf offener Straße mitten in einem gut besuchten Café? Mir kommt es so vor, als würden uns alle anstarren.

»Ich muss jetzt gehen!«, verkünde ich und bin stolz auf mich. Der Sieg des Geistes über das Fleisch oder so ähnlich. »Ich komme mit.« Er winkt der Kellnerin, wirft einen Schein auf den Tisch, steht auf, hilft mir mit dem Stuhl, reicht mir seine Hand und ich, völlig verdattert, weil dieser Mann nie so reagiert, wie ich das vermute, nehme sie. Wir gehen ein Stück die Straße entlang. Sobald ich das Gefühl habe, wieder allein gehen zu können, entziehe ich ihm die Hand. »Ich möchte jetzt nach Hause.« »Ich bringe dich. Mein Wagen steht dort drüben auf dem Lidlparkplatz.« Ich will etwas einwenden, aber er legt mir den Finger auf den Mund. »Keine Angst, wir sagen einfach, dass ich dich auf dem Weg aufgelesen habe.« Und nach einer kurzen Pause fügt er etwas leiser hinzu: »Lass mir wenigstens noch diese paar Minuten mit dir.« Wieder klingt er traurig und das macht mir das Herz schwer. Kai greift in die Tasche, klickt auf die Fernbedienung und hält mir schweigend die Beifahrertür auf. Als ich mich setze, kommt es mir plötzlich so vor, als hätte ich ein kostbares Geschenk bekommen und würde es freiwillig in den Schmutz werfen. Er geht um das Auto herum, steigt ein, steckt den Schlüssel in das Zündschloss, doch er dreht ihn nicht um. Für einen Moment herrscht Schweigen. »Das kann es doch nicht gewesen sein, oder?«, stößt er schließlich hervor. Er lässt seine Hände sinken, dieser große starke Mann sieht ganz hilflos aus. »Das musst du doch auch fühlen. Lissie. Sag mir, dass du das auch fühlst!« »Ja.«...
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Autor

Beatrix Gurian (Beatrix Mannel) studierte Theater- und Literaturwissenschaften in Erlangen, Perugia und München. Danach arbeitete sie zehn Jahre als Redakteurin beim Fernsehen. Seitdem schreibt sie Romane für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die in mehr als zehn Sprachen übersetzt wurden. Für ihre aufwändigen Recherchen reist sie um die ganze Welt. Außerdem unterrichtet sie kreatives Schreiben für alle Altersstufen. Sie lebt mit ihrer Familie in München.Foto © Erol Gurian