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Der Löwe der Gerechtigkeit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am18.01.20131. Auflage
Die junge Leibwächterin Hilja hatte sich so sehr auf ein paar Tage mit ihrem Geliebten David, dem untergetauchten Europol-Agenten, gefreut. Doch der Besuch in seinem italienischen Unterschlupf verläuft anders als geplant: David ist spurlos verschwunden, in seiner Wohnung liegt ein erschossener Mafioso. Hat ihr Freund wirklich etwas mit dem Mord zu tun? Und wenn er in Schwierigkeiten steckte, wieso hat er sich ihr nicht anvertraut? Zurück in Finnland, stellt Hilja Nachforschungen an - offenbar führte David ein Doppelleben. Hilja kann niemandem trauen, nur der eigenwillige, zigarrenrauchende Kommissar Teppo Laitio steht ihr zur Seite. Die beiden geraten in einen Strudel aus Macht, Gewalt und Korruption, und Hiljas Liebe zu David wird auf eine harte Probe gestellt. Mit dem zweiten Teil der «Leibwächterin»-Trilogie spannt Leena Lehtolainen grandios den Bogen von organisiertem Verbrechen und globaler Verschwörung zur düsteren Vergangenheit ihrer Heldin.

Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie junge Leibwächterin Hilja hatte sich so sehr auf ein paar Tage mit ihrem Geliebten David, dem untergetauchten Europol-Agenten, gefreut. Doch der Besuch in seinem italienischen Unterschlupf verläuft anders als geplant: David ist spurlos verschwunden, in seiner Wohnung liegt ein erschossener Mafioso. Hat ihr Freund wirklich etwas mit dem Mord zu tun? Und wenn er in Schwierigkeiten steckte, wieso hat er sich ihr nicht anvertraut? Zurück in Finnland, stellt Hilja Nachforschungen an - offenbar führte David ein Doppelleben. Hilja kann niemandem trauen, nur der eigenwillige, zigarrenrauchende Kommissar Teppo Laitio steht ihr zur Seite. Die beiden geraten in einen Strudel aus Macht, Gewalt und Korruption, und Hiljas Liebe zu David wird auf eine harte Probe gestellt. Mit dem zweiten Teil der «Leibwächterin»-Trilogie spannt Leena Lehtolainen grandios den Bogen von organisiertem Verbrechen und globaler Verschwörung zur düsteren Vergangenheit ihrer Heldin.

Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644309210
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum18.01.2013
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse932 Kbytes
Artikel-Nr.1248728
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


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2


Die massive Kommode war aus altem Holz, vielleicht aus Mahagoni. Die beiden unteren der vier Schubladen waren nicht verschlossen. Da ich sie ein paarmal mit frischer Wäsche aufgefüllt hatte, wusste ich, dass in der einen Socken, in der anderen Unterhosen lagen. Ich zog sie auf und stellte auf den ersten Blick fest, dass David höchstens einen Satz zum Wechseln mitgenommen hatte. Die Socken mit dem Luchsmuster, der Fanartikel einer Eishockeymannschaft, lagen an ihrem Platz. Ich hatte sie nicht wegen der Mannschaft gekauft, sondern wegen des Raubkatzenmotivs.

Für die altmodischen Schlösser an den beiden oberen Schubladen hätte man einen knapp zehn Zentimeter langen Schlüssel gebraucht. Ich versuchte sie mit den Fingern zu erkunden, doch nur ein Stück meines kleinen Fingers passte hinein. Also holte ich aus der Küche einen schmalen Löffel und steckte den Griff ins Schlüsselloch, wo ich ihn eine Weile lang hin und her drehte, bis ich zu der Überzeugung kam, dass das Schloss vermutlich nur zwei Einkerbungen hatte. Ein paarmal hatte ich mich schon flüchtig nach dem Schlüssel umgesehen, wenn David nicht in der Wohnung gewesen war. Nun war es Zeit für eine systematische Suche. Allerdings bestand die Möglichkeit, dass David ihn mitgenommen hatte. Natürlich würde ich die Schubladen notfalls auch ohne Schlüssel aufbekommen, immerhin waren Axt und Säge bereits erfunden. Nur um das schöne Holz tat es mir leid.

Ich untersuchte Davids Kleiderschränke, klopfte alle Taschen ab und schüttelte die Schuhe aus. In Davids Manteltasche fand ich eine unbenutzte Patrone von einem Jagdgewehr und eine Restaurantquittung. Eine Woche vor meiner Ankunft hatte David im Il tre cantoni in Paganico luxuriös gespeist: der Quittung zufolge ein Menü mit fünf Gängen. Er hatte Gesellschaft gehabt, denn auf der Rechnung standen jeweils zwei Portionen Antipasti, Primi und Secondi, zudem waren anderthalb Karaffen Wein und fünf Portionen Kaffee oder Likör getrunken worden. Bei den Antipasti musste es sich um eine besondere Delikatesse handeln, denn sie waren teurer als die Hauptgerichte. Obwohl David groß und kräftig war, hätte er kaum allein so viel in sich hineinstopfen können. Er hatte mir nichts von dem Abendessen erzählt und mich auch nicht in dieses Restaurant geführt. Vielleicht war sein Vermieter vorbeigekommen, um den Zustand der Wohnung zu begutachten, und David hatte ihn zum Essen eingeladen. Doch diese Erklärung schien mir nicht überzeugend.

In der Küche gab es wenig Geschirr, nur die Grundausstattung für vier Personen. Ich spähte in den Spargeltopf und in die Käsereibe. Kein Schlüssel. Ich selbst hatte den Schlüssel zu meinem Waffenschrank oft in einem Müslipaket oder zwischen den Slipeinlagen versteckt, wo ich sie in Sicherheit wähnte. In der Annahme, dass David nach einer ähnlichen Logik handelte, untersuchte ich die wenigen Lebensmittelpackungen in den Küchenschränken. Weder zwischen den Tagliatelle noch in der Espressopackung wurde ich fündig. Ich setzte mich an den Küchentisch und versuchte mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ich den Schlüssel nicht finden würde. Natürlich hatte David ihn mitgenommen.

David hatte immer schon genau darauf geachtet, dass die Gegenstände in seinem jeweiligen Quartier nicht zu viel über ihn verrieten. Kleider, Körperpflegeprodukte und Rasierer waren neben zwei Büchern die einzigen persönlichen Habseligkeiten, und sie hätten jedem x-Beliebigen gehören können. Gerade deshalb weckten die verschlossenen Schubladen meine Neugier, doch gleichzeitig hatte ich den Verdacht, dass ich darin nichts Besonderes finden würde. David konnte doch wohl nicht so dumm sein, etwas wirklich Wichtiges in Schubladen zu verstauen, die man mit ganz normalem Werkzeug zu öffnen vermochte? Ich ging wieder zu der Kommode und rückte sie von der Wand, drehte sie ein Stück, sodass ich auch die Rückseite sehen konnte. Dann zog ich die beiden unverschlossenen Schubladen ganz heraus, damit die Kommode leichter wurde. Ich rüttelte an ihr, um zu hören, welche Geräusche der Inhalt machte, und um zu spüren, wie er sich bewegte. In der unteren Lade lag ein kleiner Gegenstand, der mit metallischem Klang gegen das Holz stieß. Für eine Feuerwaffe schien er mir nicht schwer genug, eher hörte er sich nach einem Messer an. Aus der oberen Lade war nur ein schabendes Geräusch zu hören. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen.

Ich untersuchte die Rückseite der Kommode. Mein verstorbener Onkel Jari, bei dem ich von meinem vierten Lebensjahr bis zum Abitur gelebt hatte, war von Beruf Zimmermann gewesen und hatte auch selbst Möbel gebaut. Er hatte mir beigebracht, mit Tischlerwerkzeug umzugehen. Der Fugenstreifen an der Rückwand der Kommode war gut gearbeitet, mit den Jahren jedoch ein wenig brüchig geworden. Würde ich die Fuge mit einem flachen Messer öffnen können, sodass ich an den Inhalt herankam? Wahrscheinlich. Möglicherweise würde es mir auch gelingen, die Teile anschließend mit Holzleim zu verbinden, aber das Ergebnis würde wohl kaum so perfekt ausfallen, dass mein Eingriff unentdeckt bliebe. Aber immer noch besser, als die Kommode mit der Axt zu zerschlagen.

Ich suchte im Haus vergeblich nach einem passenden Messer. Also blieb mir nur das kleine Dolchmesser, das ich immer bei mir hatte. Ich versuchte es damit, doch die Klinge war zu kurz und am oberen Ende zu dick. Eine dünne Feile wäre das Beste gewesen. Der kleine Werkzeugkasten in meinem Mietwagen enthielt nur einen Schraubenzieher und einen Wagenheber. Das nächste Eisenwarengeschäft war vermutlich in Roccastrada, und ich hatte keine Ahnung von den hiesigen Öffnungszeiten. Ich fummelte noch eine Weile lang mit meinem Dolchmesser herum, bis ich plötzlich merkte, wie hungrig ich war. Es war mittlerweile fünf Uhr am Nachmittag, und ich hatte seit dem Frühstück nichts gegessen. Im Kühlschrank lagen nur eine Tomate, ein Stück Käse und ein paar Apfelsinen. Wegen des geplanten Ausflugs nach Siena hatten wir die Vorräte nicht aufgestockt. Ich aß zwei Apfelsinen und stellte mich dann unter die Dusche. Mit dem Auto konnte ich das Trüffelrestaurant in einer halben Stunde erreichen. Vielleicht würde ich dort erfahren, mit wem David gespeist hatte.

Ich zog eine schwarze Jeans, eine schwarz-grau gestreifte Tunika und Tennisschuhe an. Außer Mascara legte ich keine Schminke auf. Ich wollte den Eindruck erwecken, ich hätte keine Zeit gehabt, mich großartig zurechtzumachen. Im Restaurant würde ich eine Frau spielen, die an ihrer Attraktivität zweifelt, denn ich stellte mir vor, dass gerade solche Frauen verzweifelt einer Urlaubsbekanntschaft nachspüren würden.

Der Wohnungsschlüssel steckte von innen. Ich zog dem blauen Löwen auf der Tür eine Grimasse, als ich abschloss. Dieser Schlüssel passte jedenfalls nicht auf die Kommode. Wenn ich ihn mitnahm, kam David nicht ins Haus, denn es gab nur ein Exemplar. Am Hang blühten Schwertlilien, das Laub der Apfelbäume raschelte, und in der Festung gurrten Tauben. Sie schienen mich zu verspotten.

Die Straße von Montemassi nach Paganico schlängelte sich den steilen Hügel hinab in die Ebene, ich fuhr mit Motorbremsung. Die Blätter an den Bäumen hatten ihre volle Größe noch nicht erreicht, ihre Farbskala reichte von zartem zu tiefem Grün. Die Weinstöcke an den Hügeln brachten neue Triebe hervor, und an sonnigen Stellen blühten die ersten Rosen. Ich überquerte den kleinen Fluss auf einer Brücke, die so niedrig war, dass man sich bei Hochwasser in Acht nehmen musste, wich bald darauf zwei Hühnern und dann einer trächtigen Hündin aus, die gemächlich über die Straße dackelte. In jedem Haus gab es Tiere, mindestens einen Hund und zwei Katzen sowie Hühner und einen Hahn, damit man täglich frische Eier hatte. Onkel Jari hatte auch einmal drei Hühner und einen Hahn angeschafft, aber unser Hühnerstall war offenbar schlecht gebaut. Zuerst verschwand ein Huhn, dann der Hahn. Unser Nachbar Matti Hakkarainen wusste zu berichten, dass ein Fuchs die Gegend unsicher machte. Ohne Hahn hörten die verbliebenen Hühner bald auf, Eier zu legen, und schließlich wurden sie draußen vor dem Haus in der großen Grillpfanne gebraten, in der mein Onkel im Sommer fast alle Mahlzeiten zubereitete. Er hatte schon damals biologisch-dynamische Nahrungsmittel aus dem Umland favorisiert, lange bevor daraus ein Trend wurde. In puncto Küchenphilosophie hätte sich Onkel Jari gut mit meiner Freundin, der Starköchin Monika von Hertzen, verstanden, doch er hatte keine Gelegenheit mehr gehabt, sie kennenzulernen. Auch von Monika hatte ich seit einer Ewigkeit nichts mehr gehört, denn die Verbindungen in den Dschungel von Mosambik, wo sie eine Armenküche betrieb, waren miserabel.

Ich fuhr an der Dorfmauer von Paganico entlang nach Osten und fand das Restaurant mühelos. Es war erst kurz nach sieben, für toskanische Verhältnisse zu früh für ein Abendessen, doch der Hunger plagte mich inzwischen dermaßen, dass ich es vorzog, wie eine unverständige Touristin zu handeln, statt zu warten. Ich parkte und ging in das Restaurant, das noch völlig leer war. An den rund zwanzig Tischen fanden etwa hundert Gäste Platz. Das Lokal war leicht zu überwachen, denn der Raum war übersichtlich, es gab keine Logen oder versteckten Nischen. Aus alter Gewohnheit setzte ich mich an einen Tisch, von dem aus ich den ganzen Raum überblicken konnte. Der Kellner eilte sofort mit der Speisekarte herbei. Trüffel, die Spezialität des Restaurants, hatte ich noch nie gegessen, aber ich mochte ja Pilze. Auch die Preise waren erträglich. Nachdem ich die Speisekarte eine Weile lang studiert hatte, stellte ich fest, dass es sich bei der teuren Vorspeise, die David bestellt hatte, um eine Kombination aus fünf verschiedenen Trüffelgerichten handelte....
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Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit.Gabriele Schrey-Vasara, geboren 1953 in Rheydt, studierte Geschichte, Romanistik und Finnougristik in Göttingen und lebt seit 1979 in Helsinki. 2008 erhielt sie den Staatlichen finnischen Übersetzerpreis.