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Schritt ins Dunkel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am30.01.20241. Auflage
In Espoo, nahe Helsinki, treibt eine kriminelle Jugendgang ihr Unwesen. Zuerst geht es nur um Diebstahl, dann werden auf dem Handy des 17-jährigen Gangmitglieds Stan Zuhlin Aufnahmen sichergestellt, die auf schwere Gewaltverbrechen hinweisen. Der Junge wird verhaftet, Maria Kallio und ihr Team übernehmen den Fall. Ihre Ermittlungen führen sie in ein dunkles, hartes Milieu.  Stan gelingt es, aus dem Gefängnis freizukommen, wenig später wird er tot aufgefunden. Er wurde brutal erstochen. Bald gibt es Hinweise, die den Täter identifizieren sollen. Doch der verdächtige Junge ist erst vierzehn ... Auch persönlich beschäftigen Maria Kallio schwere Sorgen. Ihre Kollegin Johanna scheint ernsthaft krank zu sein, die Einheit steht vor dem Aus. Im Umfeld ihrer Tochter gibt es Schwierigkeiten. Maria Kallio muss sich auf ihre Ermittlung konzentrieren. Da verschwindet aus einem Kinderheim ein Junge, der auch mit dem Mord an Stan Zuhlin in Verbindung stehen könnte. Dieser Vorfall lässt alles in einem neuen Licht erscheinen. Und bald scheint der Fall so undurchsichtig wie die düsteren Novembertage in Finnland ...

Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIn Espoo, nahe Helsinki, treibt eine kriminelle Jugendgang ihr Unwesen. Zuerst geht es nur um Diebstahl, dann werden auf dem Handy des 17-jährigen Gangmitglieds Stan Zuhlin Aufnahmen sichergestellt, die auf schwere Gewaltverbrechen hinweisen. Der Junge wird verhaftet, Maria Kallio und ihr Team übernehmen den Fall. Ihre Ermittlungen führen sie in ein dunkles, hartes Milieu.  Stan gelingt es, aus dem Gefängnis freizukommen, wenig später wird er tot aufgefunden. Er wurde brutal erstochen. Bald gibt es Hinweise, die den Täter identifizieren sollen. Doch der verdächtige Junge ist erst vierzehn ... Auch persönlich beschäftigen Maria Kallio schwere Sorgen. Ihre Kollegin Johanna scheint ernsthaft krank zu sein, die Einheit steht vor dem Aus. Im Umfeld ihrer Tochter gibt es Schwierigkeiten. Maria Kallio muss sich auf ihre Ermittlung konzentrieren. Da verschwindet aus einem Kinderheim ein Junge, der auch mit dem Mord an Stan Zuhlin in Verbindung stehen könnte. Dieser Vorfall lässt alles in einem neuen Licht erscheinen. Und bald scheint der Fall so undurchsichtig wie die düsteren Novembertage in Finnland ...

Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644014329
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum30.01.2024
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.16
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse8385 Kbytes
Artikel-Nr.11381258
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

«Das war jetzt das dritte Mal. Zuletzt ist es Dienstagabend passiert, und davor Sonntagmorgen. Ich versteh nicht, was mit mir los ist.»

Johanna lag auf dem Sofa in meinem Dienstzimmer, denn im Besprechungsraum gab es nur Stühle. Ihr Puls hatte sich beruhigt, aber ihr Gesicht hatte immer noch keine Farbe, und sie war schweißgebadet.

«Du solltest besser mal zum Arzt gehen. Und heute auf jeden Fall nach Hause. Soll ich eine Streife fragen, ob sie dich fahren?»

Johanna ächzte. «Wenn die Kerle irgendwelche Witze über die Wechseljahre reißen, hau ihnen bitte den Spüllappen um die Ohren», trug sie mir auf. Ich versprach es. Johanna war einige Jahre jünger als ich, aber bei manchen setzten die Hitzewallungen schon mit vierzig ein. Allerdings gehörte Übelkeit meines Wissens nicht zu den Symptomen.

Unsere fünfköpfige KiJu-Abteilung stand schon seit dem Frühherbst stärker unter Druck als je zuvor. Wir waren auf Delikte spezialisiert, die von Minderjährigen begangen wurden oder gegen sie gerichtet waren, und die Fallzahlen waren in der Corona-Zeit explodiert. Die Finanzierung der Abteilung lief zum Jahresende aus, und anscheinend wusste niemand, wer sich danach um unsere ungeklärten Fälle kümmern würde. Wir alle wollten die kriminellen Aktivitäten von Biris´ Gang so weitgehend aufklären wie nur möglich. Daneben liefen Ermittlungen zu Gewalt an Schulen, Onlinemobbing und Grooming. Es hätte genug Arbeit für die doppelte Anzahl von Polizeikräften gegeben, aber selbst unser Schicksal lag noch im Dunkeln. Ich wusste nicht, wo ich Anfang des nächsten Jahres arbeiten oder ob ich vielleicht arbeitslos sein würde.

Kein Wunder, dass die Erschöpfung bei Johanna physische Symptome auslöste.

«Ich sollte mich heute mit Nadiina Järvinen treffen, der Freundin von Biris. Das Gespräch ist schon dreimal verschoben worden, mal wegen Nadiinas Bauchschmerzen, mal wegen Verdacht auf Corona», stöhnte Johanna.

«Dann wird es jetzt eben zum vierten Mal verschoben, falls Koivu nicht einspringen kann. Wann wolltet ihr euch treffen?»

«Ich hatte versprochen, sie zum Mittagessen einzuladen. Aber sie will nur mit einer Frau sprechen. Angeblich geht es um intime Dinge.»

Johanna versuchte aufzustehen, sank aber aufs Sofa zurück.

«Ist Bob den ganzen Tag eingespannt?»

Johannas Mann arbeitete als Wissenschaftler an der Aalto-Universität und hatte keine festen Dienstzeiten, dafür aber irrsinnig viele langweilige Sitzungen. Johanna versprach, Bob anzurufen. Vielleicht konnte er sie abholen, andernfalls würde eine der Streifen sie nach Hause bringen. Johanna schien sich weiter keine Sorge um ihren Zustand zu machen, aber ich wusste, dass ihr Arbeitstag mitunter bis zu sechzehn Stunden hatte. Das war ein Zeichen schlechter Führung, folglich lag die Schuld bei ihrer Vorgesetzten, also bei mir. Unser ganzes Team arbeitete voller Leidenschaft, doch manchmal zehrte die Arbeit an den geistigen wie den körperlichen Kräften, und dagegen halfen weder Betriebsausflüge noch die Sonntagsreden der obersten Polizeiführung.

Ich ließ Johanna auf dem Sofa zurück und ging nachsehen, was die anderen trieben. Ville Puupponen hatte am Morgen an einer Teamsitzung der Kinderschutzbehörde teilgenommen und war danach zur Aufgabenverteilung in den Besprechungsraum gekommen. Er berichtete, der Elfjährige, der seine Mitschüler bedroht hatte, habe den Polizisten ernster genommen als seine Lehrerin, die Rektorin oder seine Eltern.

«Ich habe also doch noch ein bisschen Autorität», grinste er und biss in einen Donut mit hellblauen Streuseln. Kristo informierte kurz über die aktuelle Situation von Stan Schulin. Ich rief am Computer den Arbeitsplan für den heutigen Tag auf, bevor ich Edith Jansson antwortete.


Können Sie gegen halb vier anrufen? Ich melde mich, falls möglich. Wollen Sie Anzeige erstatten? Maria Kallio


Ich überlegte, ob ich Sofias kleiner Schwester je begegnet war. Meine Tochter Iida war dank guter Abiturnoten zum Mathematikstudium an der Universität Helsinki zugelassen worden. Sie wohnte mit drei anderen in einer Wohngemeinschaft im Stadtteil Lauttasaari. Eine von ihnen war Sofia Jansson, Iidas Mannschaftskameradin beim Synchroneiskunstlauf. Soweit ich wusste, studierte sie Geografie. Ich hatte sie als hochgewachsenes blondes Mädchen in Erinnerung, das wegen seiner Größe immer für Hebungen und als Mittelpunkt der Mühlen eingesetzt wurde.


Das erzähle ich erst am Telefon. Oder kann ich um die Zeit zum Polizeirevier kommen? Ich wohne in der Nähe, in Grankulla.


Ich überlegte kurz. Es war Freitag, ich hatte gehofft, früh Feierabend machen zu können und endlich einmal Zeit zu finden, Taneli und seiner Partnerin Mirina beim Training zuzuschauen. Sie arbeiteten gerade an ihren neuen Paarlaufprogrammen. Aber mein Instinkt sagte mir, dass Edith Janssons Anliegen wichtig war. Ich schrieb ihr, ich würde gegen halb vier in der Eingangshalle des Polizeigebäudes auf sie warten. Sie quittierte die Nachricht mit dem hochgereckten Daumenemoji.

Koivu und Puupponen würden die Befragung der minderjährigen Mitglieder von Biris´ Bande fortsetzen. Dabei ging es um ein einziges Ziel: an Biris selbst heranzukommen. Er war bereits volljährig, doch das Dezernat für Eigentumsdelikte hatte ihn uns bereitwillig überlassen, weil die Opfer seiner Gang fast ausnahmslos minderjährig waren.

«Ich kapier allerdings nicht, warum man Vierzehnjährigen einen Gürtel für dreihundert Euro oder Turnschuhe für tausend kauft», brummte Puupponen, während er in den Anzeigen gegen Biris´ Gang blätterte.

«Du bist ja bloß neidisch, weil dein Polizistengehalt für so was nicht reicht», frotzelte Kristo Pohjola. «Juuli bettelt gerade um eine Markenhandtasche, die fast fünfhundert Euro kostet. Ihre Mutter meint, sie sollte sie bekommen, damit sie nicht gemobbt wird. Als ich Kikka gefragt habe, was schlimmer ist, gemobbt oder brutal beraubt zu werden, hat sie den Hörer aufgeknallt und anschließend in einer Textnachricht alle Polizisten runtergeputzt, weil wir es angeblich nicht schaffen, auf den Straßen von Espoo für Sicherheit zu sorgen.»

Kristo hatte sich vor Jahren von der Mutter seiner Tochter getrennt, und ihr Verhältnis war immer noch angespannt. Kikka Pohjola war aus beruflichen Gründen nach Oulu gezogen und hatte ihre Tochter mitnehmen wollen. Juuli hatte es allerdings letzten Endes vorgezogen, bei ihrem Vater zu bleiben, und nun musste Kristo sich verrenken wie ein Akrobat, um Zeit mit seiner Tochter verbringen zu können. Juuli war dreizehn, und Kristo hatte ständig Angst, sie würde doch zu ihrer Mutter ziehen wollen.

«Vielleicht liefert uns Stans Vernehmung eine Handhabe, Biris zu verhaften», sagte ich optimistischer, als ich war, und bat Kristo mit mir in den Vernehmungsraum. Er hatte bisher noch nie mit Kristian Ljungberg zu tun gehabt.

Stanislaw Schulin war siebzehn, doch man hätte ihn ohne Weiteres für zehn Jahre älter halten können. Er maß nur wenig mehr als eins siebzig, war aber massiv gebaut. Seine Augen waren auffällig blau, seine markanten Gesichtszüge durchaus anziehend. Tattoos wanden sich wie Schlangen vom Hals unter das Kinn und die Ohren, schlängelten sich um die Handgelenke und über die Handrücken. Er hatte lautstark protestiert, als er seine Ringe, seine Uhr und seine Halskette ablegen musste, bevor er in die Zelle gebracht wurde. Koskinen, der Diensthabende im Zellentrakt, hatte mir gesagt, Stans große Ringe taugten auch als Schnittwaffen oder Schlagringe.

Als Schulin den Raum betrat, knurrte er eine Art Gruß, setzte sich an den Tisch und betrachtete seine Hände.

Kristian Ljungberg wünschte uns einen guten Tag, in offiziellem Ton, als würde er uns zum ersten Mal sehen. Er maß Kristo mit seinem Blick, als wollte er abschätzen, wie viel Aufwand er betreiben musste, um sich bei ihm Respekt zu verschaffen. Kristos Glatzkopf und seine abgetragene braune Lederjacke gaben ihm bei Jugendlichen durchaus Glaubwürdigkeit, aber welche Schlüsse mochte Kristian daraus ziehen? Mich kannte er, und er machte sich ein Vergnügen daraus, mir die Arbeit mit allen gesetzlich erlaubten Mitteln zu erschweren.

Da ich beruflich mit jungen Leuten zu tun hatte, kleidete ich mich in der Regel leger. Für Stan Schulins Vernehmung hatte ich jedoch eine förmlichere Kleidung gewählt, ein bequemes dunkelgrünes Etuikleid, einen schwarzen Blazer und Lederstiefel mit fünf Zentimeter hohen Absätzen. Meine Haare hatte ich im Nacken zum Knoten gebunden, aber ein paar rote Strähnen hatten sich bereits gelöst und fielen mir über die Ohren. Vielleicht freute es Kristian, dass dazwischen schon vereinzelte graue Haare zu entdecken waren.

Er selbst hatte keine, dank seines guten Friseurs. Der viel beschäftigte Jurist schaffte es außerdem, sich um seine Kondition zu kümmern. Sein dunkelgrauer Anzug saß maßgeschneidert, zum Hemd in hellem Violett trug er eine Seidenkrawatte in verschiedenen Lilatönen. Die Krawattennadel zierte ein Amethyst. Stan Schulin wusste, was die Markenartikel von Jugendlichen wert waren, aber kannte er sich auch mit den Klamotten eines fünfzigjährigen Anwalts aus? Und vor allem: Wieso konnte Stan sich Kristian leisten, wer hatte ihn empfohlen? Natürlich hätte ich ihn danach fragen können, aber eine Antwort hätte ich wohl nicht bekommen.

«Das Handy und der Computer meines Mandanten wurden beschlagnahmt, und er wurde in der Wohnung seines Freundes festgenommen, wo er sich vorübergehend aufhielt. Da er minderjährig ist, müssen besonders gute Gründe für diese Maßnahmen vorliegen....
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Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit.Gabriele Schrey-Vasara, geboren 1953 in Rheydt, studierte Geschichte, Romanistik und Finnougristik in Göttingen und lebt seit 1979 in Helsinki. 2008 erhielt sie den Staatlichen finnischen Übersetzerpreis.