Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die Holzhammer-Methode

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am01.06.20121. Auflage
Gestatten: Franz Holzhammer, Hauptwachtmeister in Berchtesgaden Mitten in der sommerlichen Alpenidylle stürzt ein Gleitschirmflieger vom Himmel. Der junge Mann ist auf der Stelle tot. Hauptwachtmeister Franz Holzhammer hat ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache. Sein Vorgesetzter will die Angelegenheit als Unfall abtun, doch Holzhammer ist es egal, wer unter ihm Chef ist - er beginnt zu ermitteln. Kurz darauf kommt eine Patientin der örtlichen Reha-Klinik ums Leben. Christine, ihre Ärztin, will nicht an einen natürlichen Tod glauben. Und so wird die Zugereiste unvermutet Holzhammers wichtigste Verbündete.

Fredrika Gers war gebürtige Hamburgerin und schrieb, seit sie schreiben konnte. Sie lernte Bankkaufrau und arbeitete als Schiffsmaklerin. Folgerichtig ging sie anschließend in die Werbung und textete für namhafte Agenturen in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und München. Nebenher verfasste sie journalistische Beiträge und Romane. Der großen Liebe wegen zog sie im neuen Jahrtausend ins Berchtesgadener Land. Dort entdeckte sie ihre zweite große Liebe: die Berge. Fredrika Gers verstarb im August 2019.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextGestatten: Franz Holzhammer, Hauptwachtmeister in Berchtesgaden Mitten in der sommerlichen Alpenidylle stürzt ein Gleitschirmflieger vom Himmel. Der junge Mann ist auf der Stelle tot. Hauptwachtmeister Franz Holzhammer hat ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache. Sein Vorgesetzter will die Angelegenheit als Unfall abtun, doch Holzhammer ist es egal, wer unter ihm Chef ist - er beginnt zu ermitteln. Kurz darauf kommt eine Patientin der örtlichen Reha-Klinik ums Leben. Christine, ihre Ärztin, will nicht an einen natürlichen Tod glauben. Und so wird die Zugereiste unvermutet Holzhammers wichtigste Verbündete.

Fredrika Gers war gebürtige Hamburgerin und schrieb, seit sie schreiben konnte. Sie lernte Bankkaufrau und arbeitete als Schiffsmaklerin. Folgerichtig ging sie anschließend in die Werbung und textete für namhafte Agenturen in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und München. Nebenher verfasste sie journalistische Beiträge und Romane. Der großen Liebe wegen zog sie im neuen Jahrtausend ins Berchtesgadener Land. Dort entdeckte sie ihre zweite große Liebe: die Berge. Fredrika Gers verstarb im August 2019.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644465510
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum01.06.2012
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
SpracheDeutsch
Dateigrösse921 Kbytes
Artikel-Nr.1249010
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

«Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land», murmelte Hauptwachtmeister Franz Holzhammer, als er den toten Gleitschirmflieger inmitten der duftend blühenden Alpenflora erreichte. Doch ob es Gott gewesen war, der den jungen Mann hatte fallen lassen, oder jemand anders - das würde sich erst noch herausstellen müssen. Auf jeden Fall war es kein Akt der Liebe gewesen.

Die Sonne stand hoch über dem Watzmann und schien ungehindert auf schwitzende Bergwanderer, Eis essende Rentner und bräunungshungrige Hautkrebs-Ignoranten, die um diese Tageszeit in Scharen die Terrassen der Wirtschaften, die Wanderwege und Almwiesen bevölkerten. Eine ganze Karawane bewegte sich von der Bergstation der Jennerbahn talwärts. Erholungssuchende auf der Jagd nach einem Bergerlebnis ohne Anstrengung.

Holzhammer stand auf der großen Wiese, die als Gleitschirm-Landeplatz diente. Der Tote hatte sich für sein spektakuläres Ende einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht, kurz vor Dienstschluss an einem heißen Sommertag. Holzhammer hätte schon längst daheim auf seiner Baustelle sein können. Nur am Rande nahm er wahr, wie sich das Gesurr der Insekten mit entfernten Juchzern aus dem Freibad und dem gelegentlichen Aufbrummen eines schweren Motorrads vermischte. Auch das beeindruckende Panorama interessierte ihn nicht - er kannte das alles von klein auf. Die Berge ringsherum hätte er mit geschlossenen Augen malen können. Man konnte von hier das Kehlsteinhaus sehen, rechts davon ragte der Hohe Göll schroff empor. Noch weiter rechts führte die Seilbahn über grüne Almen hoch zum Gipfel des Jenner. Über den tiefen Einschnitt, in dem der Königssee lag, grüßten die obersten Spitzen des Steinernen Meeres. Im Südwesten schließlich lag als grüner Hügel der freundliche Grünstein und direkt dahinter, von hier aus zu Fuß zu erreichen, der berühmte Watzmann, Deutschlands zweithöchster Berg.

Der Duft der Wildblumen und Kräuter überlagerte größtenteils die Abgase der PKW, die dem Großparkplatz zwischen Jennerbahn und Königssee zustrebten oder ihre Passagiere bereits wieder talauswärts Richtung Autobahn beförderten.

Weder der McDonald´s noch die Tankstelle waren von diesem Punkt aus zu sehen. Ausschließlich Häuser mit Holzbalkonen und weit überkragenden, im Dreißig-Grad-Winkel geneigten Dächern. Auf diese Konsequenz in Sachen bayerischer Bauart war man in der Gemeinde sehr stolz. Der Himmel jedoch war heute mehr blau als bayerisch weiß-blau. Nur eine einzige Wolke stand am Himmel. Das war die Wolke bunter Gleitschirme über dem Jennergipfel.

Am Rande der Wiese, auf der Holzhammer stand, parkte ein Krankenwagen. Die Sanitäter wussten bereits, dass sie hier nichts mehr tun konnten. Doch bisher war noch nicht einmal der Arzt erschienen, um den Tod offiziell festzustellen. Neben dem Toten stand mit versteinertem Gesicht der junge Mann, der den Vorfall per Handy gemeldet hatte.

«Der Schirm sieht in Ordnung aus», sagte er gerade zu Holzhammer, als direkt hinter ihm mit viel Schwung ein weiterer Flieger zur Landung ansetzte.

«Alexander, was ist passiert?», schrie der Neuankömmling noch aus der Luft. Eilig befreite er sich aus seinen Gurten und stürzte auf den reglosen Körper zu. Neben dem Leichnam fiel er auf die Knie und machte Anstalten, den Toten an den Schultern zu rütteln, als ob er ihn aufwecken wollte.

«Obacht, nichts berühren», warnte der Hauptwachtmeister, «sonst kann ich die Spurensicherung gleich wieder abbestellen. Sie kannten den Toten?»

«Ja, wir sind zusammen hier, er ist mein bester Freund.» Und leiser: «Er war mein bester Freund. Was ist nur passiert?»

«Das wird sich rausstellen», antwortete Holzhammer. «Aber jetzt machen wir alle erst mal ein paar Schritte vom Fundort weg, und dann geben Sie mir Ihre Personalien.» Holzhammer hatte naturgemäß viel mit Touristen zu tun. Aufgrund langjähriger Erfahrung hatte er sich angewöhnt, mit ihnen zu sprechen wie mit kleinen Kindern.

Er nahm die Ferien- und Heimatadressen auf. Der Tote hieß Alexander Klein und war zusammen mit seinem Freund Tobias Pfahl vor einer Woche aus Bremen angereist, um hier Urlaub zu machen. Sie wohnten in einem der vielen Privatzimmer mit Bergblick bei einer Frau Schön.

«Wir waren so gut drauf, gestern haben wir noch bis nachts auf dem Balkon gesessen und Witze erzählt - viel gelacht -, es war so schön draußen ... Dreimal war die Wirtin da und hat herumgezickt, bis wir dann reingegangen sind», erzählte Pfahl stockend, die Tränen mühsam unterdrückend.

«Haben Sie den Absturz gesehen?», fragte Holzhammer.

«Nicht richtig, ich war drüben, über dem Jenner. Hab nur gesehen, dass Alexander sehr hoch über dieser Wiese kreiste. Dann ging er plötzlich in eine Steilspirale über, als wollte er so schnell wie möglich zum Boden.»

Das hat er geschafft, dachte Holzhammer. Er hakte nach: «Steilspirale?»

«Ja, man fliegt enge, steile Kurven und kreiselt so nach unten.»

«Und was passierte dann?»

«Dann sah ich, dass er einen Einklapper hatte. Aber normalerweise hätte er das in den Griff bekommen.»

«Einen Einklapper?»

«Ein Teil des Schirms faltet sich durch einen Strömungsabriss an der kurveninneren Vorderseite des Schirms zusammen, wenn man zu stark bremst. Bei der Steilspirale kann das besonders leicht passieren. Aber normalerweise ist das in der Höhe kein Problem. Man gibt einfach die Bremse frei, und die Sache hat sich.»

Franz Holzhammer verstand überhaupt nichts vom Gleitschirmfliegen. «Aber das hat Ihr Spezi nicht gemacht?»

«Diesmal anscheinend nicht. Ich war ja mehrere 100 Meter weg, aber es sah aus, als hätte er plötzlich völlig vergessen, wie man fliegt. Normalerweise hätte der Schirm sich sogar ohne jede Einwirkung wieder stabilisieren können. Hätte eben etwas länger gedauert. Das wäre in der Höhe aber egal gewesen.»

«Doch das tat er nicht.» Holzhammer blickte auf das alles andere als stabil aussehende Schirm-Mensch-Bündel.

«Nein, er ging in einen Spiralsturz über. Es gab wohl einen Verhänger. Das heißt, der Schirm blieb beim Ausklappen in den Leinen hängen und konnte sich deshalb nicht mehr ganz entfalten.»

«Verhänger, aha.» Holzhammer hatte inzwischen seinen Notizblock gezückt und schrieb einzelne Wörter mit. Irgendwann würde er daraus ein Protokoll zusammenbasteln müssen.

«Ich bin dann im Schnellflug rübergekommen und so schnell wie möglich gelandet. Mein Gott. Eigentlich war er der bessere Flieger. Wie konnte das nur passieren?» Über seine fachlichen Erklärungen hatte der junge Mann kurzfristig den Schrecken vergessen. Jetzt wurde ihm wieder bewusst, was ihn überhaupt zu diesen fachlichen Ausführungen veranlasst hatte.

«Mir werden´s rausfinden», gab Holzhammer sich zuversichtlich. «Unsere Spurensicherung hat Erfahrung mit Sportunfällen.» Das stimmte leider. Er wandte sich dem Gleitschirmflieger zu, der den Absturz gemeldet hatte. Aber der konnte nicht viel beitragen. Er hatte den Unfall erst bemerkt, als ihm sein Sportskamerad fast auf den Kopf gefallen war, während er selbst sich auf der Landewiese gerade von seinem Schirm befreite.

Der Hauptwachtmeister klappte sein Notizbuch zu und überlegte. Vermutlich würde sein Chef, der Leiter der Polizeidienststelle Berchtesgaden, irgendwann hier am Absturzort auftauchen. Aber war der überhaupt schon informiert? In letzter Zeit war es öfter vorgekommen, dass der Chef sich stundenlang in angeblichen oder tatsächlichen Funklöchern befand. Insofern machte es wahrscheinlich keinen Sinn, die beiden Zeugen hier warten zu lassen. «Wenn Sie wollen, können Sie beide jetzt gehen», sagte Holzhammer. «Aber bleiben Sie bis auf weiteres im Ort. Wahrscheinlich will mein Chef Sie morgen noch sprechen.»

«Wann wissen Sie denn, was genau passiert ist?», fragte Tobias, der Freund des Toten.

«Weiß man jemals, was genau passiert ist?», fragte Holzhammer philosophisch zurück. «Aber wenn jemand seine Hand im Spiel hatte, finden wir das schon raus. Und wenn es am Schirm lag, auch. Wie gesagt, die Spurensicherung ist verständigt, die werden den Schirm unter die Lupe nehmen. Und die Leiche wird natürlich auch untersucht.» Beide Sportler nickten. Dann sammelten sie ihre Schirme ein und trotteten gemeinsam davon.

Holzhammer vermutete, dass es hier bald von Schaulustigen und Wichtigtuern jeglicher Art wimmeln würde. Deshalb hoffte er, dass die Kollegen von der Spusi schnell eintreffen würden, damit er ihnen den Tatort übergeben und sich selbst aus dem Staub machen konnte. Auf den Arzt musste er allerdings noch warten. Hier im hintersten Winkel der Bundesrepublik gab es keinen eigenen Polizeiarzt. Man verständigte einfach den nächstgelegenen niedergelassenen Arzt und bat ihn, schnellstmöglich zu kommen, um den Tod festzustellen. Wenn der Mediziner allerdings gerade bis zum Ellenbogen in einem Privatpatienten steckte, dann konnte es auch mal ein Stündchen dauern.

Die Spurensicherung kam aus Traunstein, das konnte also ebenfalls dauern. Holzhammer versuchte trotzdem nicht, sich selbständig auf Spurensuche zu begeben. Dafür würde er bloß wieder einen Rüffel kassieren, wegen «Verfälschens von Beweismitteln». Auf den ersten Blick allerdings sah es so aus, als sei der Schirm intakt - im Gegensatz zum Piloten. In Ermangelung entsprechender Pfosten blieb Holzhammer nichts anderes übrig, als ein Absperrband um den Toten herum auf die Erde zu legen. Dann stellte er sich zu den Neugierigen, die sich rund um seine improvisierte Absperrung ansammelten. Die meisten von ihnen fielen nach und nach vom Himmel. Allerdings langsamer, als es der Tote...
mehr

Autor

Fredrika Gers war gebürtige Hamburgerin und schrieb, seit sie schreiben konnte. Sie lernte Bankkaufrau und arbeitete als Schiffsmaklerin. Folgerichtig ging sie anschließend in die Werbung und textete für namhafte Agenturen in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und München. Nebenher verfasste sie journalistische Beiträge und Romane. Der großen Liebe wegen zog sie im neuen Jahrtausend ins Berchtesgadener Land. Dort entdeckte sie ihre zweite große Liebe: die Berge. Fredrika Gers verstarb im August 2019.