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Gut getroffen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am24.10.20141. Auflage
Beim Berchtesgadener Weihnachtsschießen wird einer der Schützen tödlich getroffen. Wie kann das sein, wo die traditionellen Vorderlader doch gar keine Kugeln abfeuern? Leider hatte das Opfer, ein Orthopäde, so viele Feinde, dass Hauptwachtmeister Holzhammer gar nicht weiß, wo er anfangen soll. Ungewohnt eifrig stürzt er sich in die Arbeit, denn er hat ein schlechtes Gewissen: Das Opfer hatte sich in den letzten Wochen verfolgt gefühlt - und Holzhammer den Mann nur belächelt. Nur gut, dass seine norddeutsche Lieblingsärztin Christine ihm bei der Aufklärung wieder rückhaltlos zur Seite steht!

Fredrika Gers war gebürtige Hamburgerin und schrieb, seit sie schreiben konnte. Sie lernte Bankkaufrau und arbeitete als Schiffsmaklerin. Folgerichtig ging sie anschließend in die Werbung und textete für namhafte Agenturen in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und München. Nebenher verfasste sie journalistische Beiträge und Romane. Der großen Liebe wegen zog sie im neuen Jahrtausend ins Berchtesgadener Land. Dort entdeckte sie ihre zweite große Liebe: die Berge. Fredrika Gers verstarb im August 2019.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextBeim Berchtesgadener Weihnachtsschießen wird einer der Schützen tödlich getroffen. Wie kann das sein, wo die traditionellen Vorderlader doch gar keine Kugeln abfeuern? Leider hatte das Opfer, ein Orthopäde, so viele Feinde, dass Hauptwachtmeister Holzhammer gar nicht weiß, wo er anfangen soll. Ungewohnt eifrig stürzt er sich in die Arbeit, denn er hat ein schlechtes Gewissen: Das Opfer hatte sich in den letzten Wochen verfolgt gefühlt - und Holzhammer den Mann nur belächelt. Nur gut, dass seine norddeutsche Lieblingsärztin Christine ihm bei der Aufklärung wieder rückhaltlos zur Seite steht!

Fredrika Gers war gebürtige Hamburgerin und schrieb, seit sie schreiben konnte. Sie lernte Bankkaufrau und arbeitete als Schiffsmaklerin. Folgerichtig ging sie anschließend in die Werbung und textete für namhafte Agenturen in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und München. Nebenher verfasste sie journalistische Beiträge und Romane. Der großen Liebe wegen zog sie im neuen Jahrtausend ins Berchtesgadener Land. Dort entdeckte sie ihre zweite große Liebe: die Berge. Fredrika Gers verstarb im August 2019.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644522619
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum24.10.2014
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.3
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1188 Kbytes
Artikel-Nr.1448345
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Eigentlich fing alles schon am 5. an

Hauptwachtmeister Franz Holzhammer stand am Glühweinstand auf dem Weihnachtsschützenplatz, vor sich ein Spezi. Dieses erstaunliche Schauspiel bekam man nur einmal im Jahr zu sehen, und zwar am fünften Dezember. Im schönen Bayern, dessen Ministerpräsident schon mal verkündete, man könne auch nach zwei Maß Bier noch prima Auto fahren, brauchte ein Polizist es normalerweise mit dem Alkohol nicht so genau zu nehmen. Doch die zahllosen Touristen, die sich heute hier drängten, waren nicht gekommen, um einen abstinenten bayerischen Hauptwachtmeister zu sehen. Vielmehr freuten sie sich darauf, von Berchtesgadener Buttnmandln erschreckt, mit Kohle bemalt und mit Haselruten geschlagen zu werden - oder zumindest zu fotografieren, wie anderen dies geschah. Manch einer war extra aus Japan angereist, um die wilden Gesellen zu sehen, die im Berchtesgadener Talkessel den Nikolaus begleiteten.

Für die Touristen dauerte das Spektakel nur zwei Tage, doch im Talkessel beherrschte es seit Monaten das Denken, Tun und Treiben. Buttnmandllaufen war wichtiger als Weihnachten, sogar fast wichtiger als Skifahren. Ein Jugendfreund von Holzhammer hatte sogar seine Hochzeit verschoben, um noch ein letztes Mal mitlaufen zu dürfen.

Obwohl das Treiben überall im Talkessel stattfand, konzentrierten die Zuschauermassen sich grundsätzlich in der Fußgängerzone, also genau dort, wo der Platz sowieso begrenzt war und durch die Stände des Christkindlmarkts noch weiter eingeschränkt wurde.

Heute würde es noch enger werden als morgen, denn am ersten Tag mischten traditionell auch noch die Gebirgsjäger der Bundeswehr mit. Ihre Route war jedes Jahr die gleiche: Sie zogen die Maximilianstraße hinunter, bogen nach links in die Fußgängerzone ein, überquerten den Weihnachtsschützenplatz und schlängelten sich zwischen den Ständen des Christkindlmarkts hindurch bis zum Schlossplatz. Das verlief normalerweise alles recht geordnet; die Jager-Buttnmandl erlaubten sich keine Übergriffe, schließlich waren sie als Aushängeschild der Bundeswehr unterwegs.

Trotzdem stellte dieser Zug eine Herausforderung dar, die Jager schickten nämlich nicht nur Fußtruppen. Die halbe Tragtierkompanie mit ihren Maultieren, Haflingern, Wagen und Kutschen war unterwegs. Da hieß es höllisch aufpassen, damit keine entfesselten auswärtigen Digitalkamerabesitzer unter die Räder kamen. Da brauchte es Überblick, da brauchte es Absperrungen, da brauchte es einen stocknüchternen Hauptwachtmeister Franz Holzhammer.

Im Moment herrschte die Ruhe vor dem Sturm. Alles war vorbereitet und geregelt, Holzhammers Mannen an den strategischen Punkten postiert. Er fand sogar ein paar Minuten Zeit, mit dem vorzeitigen Weihnachtsgeschenk zu spielen, das er sich selbst gestern gemacht hatte. Neben seinem Diensthandy lag ein nagelneues Smartphone auf dem Stehtisch. Er liebte es schon jetzt. Woher diese Affinität zu modernen Kommunikationsmedien kam, wusste er selbst nicht. Seinem Chef gegenüber suchte er seine Kenntnisse tunlichst zu verbergen, sonst wäre er bald der Computerdepp vom Dienst.

Holzhammer hatte schon länger Internet als die meisten im Talkessel. Auf seinem Laptop spielte er seit Jahren Schach gegen Menschen aus aller Welt. Mit dem neuen Smartphone konnte er das nun endlich auch während langweiliger Dienstbesprechungen tun. Bei dem Gedanken musste sich ein breites Grinsen über sein Gesicht gelegt haben, denn die Norddeutschen vom Nebentisch sahen ihn plötzlich an wie einen entlaufenen Irren.

Das Diensthandy klingelte. Am anderen Ende war kein Polizeiobermeister, sondern Tante Steffi. Eigentlich Großtante, auf jeden Fall aber seine beste Informantin. Sie war über neunzig und hatte nichts anderes zu tun, als den ganzen Tag aus dem Fenster zu schauen. Weshalb sie auch tatsächlich den ganzen Tag aus dem Fenster schaute. Ihre Wohnung lag direkt an der Maximilianstraße. Den Buttnmandlzug der Jager würde sie also bequem vom eigenen Wohnzimmer aus verfolgen können. Wahrscheinlich hatte sie deshalb auch schon ihre Brille besonders gut geputzt.

«Du, Franz, da unten schleicht einer umanander, ich glaub, der will was aus den Autos stehlen», meldete die alte Dame. Sie war eine der wenigen, die Holzhammer beim Vornamen nannten.

«Hast du´s vielleicht a bissl genauer?»

«Ja, rechts beim Parkplatz. So a Kleiner mit Zipfelhaube, trägt an oiden Parka. Ich glaub, er hat a Werkzeug unter der Jopp´n.»

«Danke, Steffi, vielen Dank. Ich kümmer mich gleich», sagte Holzhammer automatisch.

Aber hatte er wirklich die Zeit, jetzt noch seinen Posten zu verlassen, um einen Automarder zu stellen? Wenn er es tat, dann definitiv nur, um seine Lieblingsinformantin bei Laune zu halten, die garantiert mit dem Fernglas im Anschlag seines Auftritts harrte. Holzhammer sah auf die Uhr. Zum vermeintlichen Tatort waren es nur wenige Fußminuten. Die Jager würden erst in einer halben Stunde den Ortseingang erreichen. Und den Kontakt zu seiner eigenen Truppe konnte er auch im Gehen halten.

Holzhammer stieg von der Bierkiste, die er zwecks besserer Übersicht requiriert hatte, und drängte sich zur Maximilianstraße durch. Dort wandte er sich nach rechts. Zahlreiche Schaulustige strebten ihm entgegen, in Richtung Fußgängerzone, andere hatten sich bereits wie festgenagelt am Straßenrand aufgebaut. Als gäbe es nicht genug Straßenrand für alle zwischen hier und der Kaserne.

Der Parkplatz, an dem Tante Steffis Wohnung lag und den Holzhammer nun erreichte, war voll belegt. Er duckte sich hinter einen sperrigen Geländewagen, wobei er sich allerdings nicht viel kleiner machen musste, als er schon war. Für Polizisten hatten kompakte Abmessungen manchmal eben auch Vorteile.

Hier im Ortskern gab es normalerweise kaum Autoaufbrüche. Dafür war eher der Großparkplatz am Königssee prädestiniert, wo die Autos der Skifahrer und Seebesucher den ganzen Tag unbeaufsichtigt standen. Niemand achtete dort auf potenzielle Automarder. Die Feriengäste hatten genug damit zu tun, zum Jennergipfel hinaufzublicken, sich über die Parkgebühren zu ärgern oder das Klo zu suchen. Nur heute standen mehr Autos im Markt als am Königssee. Gut möglich, dass sich jemand den ganzen Trubel zunutze machen wollte.

Der Hauptwachtmeister spähte an dem absurden Kuhfänger seiner Deckung vorbei. Tatsächlich. Am anderen Ende des Parkplatzes trieb sich einer herum, der mit Sicherheit nicht sein eigenes Auto suchte. Holzhammer erkannte Nepomuk Maus. Der arme Schlucker besaß nicht einmal einen Führerschein. Trotzdem war er früher häufig mit dem Fahrzeug seiner Schwester unterwegs gewesen. Holzhammer hatte ihn einmal angehalten und eigenhändig heimchauffiert. Der bisherige Höhepunkt von Nepomuks krimineller Karriere war ein Banküberfall gewesen. Er war unmaskiert in die Berchtesgadener Sparkasse marschiert, hatte eine Wasserpistole hochgehalten und zur Kassiererin gesagt: «Dies ist ein Überfall.»

«Servus, Nepomuk», hatte die Kassiererin geantwortet und ihm ein paar Scheine gegeben, wie es die Richtlinien vorsahen. Um sich und anwesende Kunden nicht zu gefährden, sollte man auch vermeintlich harmlose Räuber auf keinen Fall provozieren.

Das Geld in der Hand, war der Möchtegern-Räuber zu Fuß heimgegangen, wo Holzhammer schon gewartet hatte. Für diese Art Verbrecher empfand er eher Mitleid, und so hatte er die Sache im Protokoll möglichst heruntergespielt. Auch die Kassiererin, die mit Nepomuks Schwester zur Schule gegangen war, hatte ausgesagt, dass sie das Ganze von vornherein als Scherz aufgefasst habe, schließlich sei Fasching gewesen. So hatte der verhinderte Bankräuber lediglich eine Strafe wegen groben Unfugs bekommen.

Nun musste Holzhammer also verhindern, dass Nepomuk eine Karriere als Autoknacker startete, bei der außer Sachbeschädigung sowieso nicht viel herauskommen würde. Autoknacker war ein qualifizierter Beruf - und wahrscheinlich anspruchsvoller als Bankräuber.

Als Nepomuk ihm den Rücken zuwandte, um durch die Heckscheibe eines nagelneuen Mercedes zu spähen, sah Holzhammer den Zeitpunkt zum Einschreiten gekommen. So leise wie möglich - also nicht besonders leise - ging er von hinten auf den schmächtigen Mann im abgewetzten Parka zu. Der war so vertieft in die Verheißungen des Wageninneren, dass er nichts merkte, bis Holzhammer ihm die Hand auf die Schulter legte.

«Servus, Nepomuk, was machen wir denn da?», fragte Holzhammer freundlich.

Der Ertappte drehte sich so ruckartig um, dass ihm drei Holzbeitel aus der Tasche fielen.

«Damit wolltest du Autos knacken?», sagte Holzhammer. «Das hätt eh nicht funktioniert, glaub mir´s.»

Nepomuk bückte sich schweigend nach seinem Werkzeug und sammelte es ein.

Holzhammer fuhr in seinem Grundkurs für Autoknacker fort: «Die Autos heutzutage san narrisch kompliziert, weißt du. Und der Mercedes da - weißt du nicht, dass so einer eine Alarmanlage hat? Wenn die losgeht, wackelt der Watzmann.»

«Ich wollt bloß schaun», verteidigte sich der unterqualifizierte Automarder.

«Ins Auto fremder Leut? Mit a halben Schnitzwerkstatt in der Joppn?»

Darauf wusste Nepomuk nichts zu sagen.

«Ich sag dir was: Du gehst jetzt direkt heim zu deiner Schwester. In a halben Stund ruf ich an. Wenn du dann ned dort bist, schreib ich dich zur Fahndung aus. Verstanden? Und jetzt schau, dass d´ weiterkimmst.»

Der Ertappte nickte brav.

Christine kam gerade von ihrem letzten Termin für heute, einer Gruppensitzung mit älteren Reha-Patienten. Sie war zufrieden. Ihre Botschaft, dass der Erfolg der Reha ganz entscheidend von der Mitarbeit der...
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Fredrika Gers war gebürtige Hamburgerin und schrieb, seit sie schreiben konnte. Sie lernte Bankkaufrau und arbeitete als Schiffsmaklerin. Folgerichtig ging sie anschließend in die Werbung und textete für namhafte Agenturen in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und München. Nebenher verfasste sie journalistische Beiträge und Romane. Der großen Liebe wegen zog sie im neuen Jahrtausend ins Berchtesgadener Land. Dort entdeckte sie ihre zweite große Liebe: die Berge. Fredrika Gers verstarb im August 2019.