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Alle Zeit der Welt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am09.03.20131. Auflage
Brillante Erzählungen des Altmeisters der amerikanischen Gegenwartsliteratur Von »Ragtime« und »Billy Bathgate« über »Der Marsch« bis hin zu »Homer und Langley«: E.L. Doctorow gehört zu den ganz Großen der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Seine hier gesammelten Erzählungen kreisen um Menschen, die außerhalb der Gesellschaft stehen oder sich im Konflikt mit ihrer Umgebung befinden und zeigen Doctorow in seiner ganzen Meisterschaft.Der Band versammelt sechs Glanzstücke aus Doctorows bisheriger Karriere als Meister der kurzen Form, sozusagen die Klassiker, und sechs bisher unveröffentlichte Erzählungen.Ein Mann verabschiedet sich am Ende eines ganz normalen Arbeitstages von seiner Upper-Middle-Class-Existenz und beginnt, in demselben wohlhabenden Vorort, in dem er mit seiner Familie lebte, zu betteln und zu plündern.Ein College-Absolvent nimmt aus einer Laune heraus einen Job als Tellerwäscher an und wird in kriminelle Machenschaften verwickelt, als er einer Scheinehe zustimmt. Die ohnehin komplizierte Beziehung eines Ehepaares verschärft sich, als ein Fremder in ihrem Haus auftaucht und behauptet, dort aufgewachsen zu sein.Ein Großstädter argwöhnt auf seiner morgendlichen Joggingrunde, dass die Stadt in der er lebt, über Nacht eine andere geworden ist. Diese brillante Mischung aus Geheimnis, Spannung und ethisch-moralischen Fragen zeichnet alle hier versammelten Erzählungen von Doctorow aus.

E.L. Doctorow wurde am 6. Januar 1931 in New York City geboren und wuchs in der New Yorker Bronx auf. Seine Romane »Ragtime«, »Billy Bathgate« oder »Der Marsch« und »Homer & Langley« sind aus dem Kanon der amerikanischen Literatur nicht wegzudenken. Er erhielt für seine Bücher nahezu alle wichtigen Literaturpreise, darunter den PEN/Saul Bellow Award für sein Lebenswerk.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR19,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextBrillante Erzählungen des Altmeisters der amerikanischen Gegenwartsliteratur Von »Ragtime« und »Billy Bathgate« über »Der Marsch« bis hin zu »Homer und Langley«: E.L. Doctorow gehört zu den ganz Großen der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Seine hier gesammelten Erzählungen kreisen um Menschen, die außerhalb der Gesellschaft stehen oder sich im Konflikt mit ihrer Umgebung befinden und zeigen Doctorow in seiner ganzen Meisterschaft.Der Band versammelt sechs Glanzstücke aus Doctorows bisheriger Karriere als Meister der kurzen Form, sozusagen die Klassiker, und sechs bisher unveröffentlichte Erzählungen.Ein Mann verabschiedet sich am Ende eines ganz normalen Arbeitstages von seiner Upper-Middle-Class-Existenz und beginnt, in demselben wohlhabenden Vorort, in dem er mit seiner Familie lebte, zu betteln und zu plündern.Ein College-Absolvent nimmt aus einer Laune heraus einen Job als Tellerwäscher an und wird in kriminelle Machenschaften verwickelt, als er einer Scheinehe zustimmt. Die ohnehin komplizierte Beziehung eines Ehepaares verschärft sich, als ein Fremder in ihrem Haus auftaucht und behauptet, dort aufgewachsen zu sein.Ein Großstädter argwöhnt auf seiner morgendlichen Joggingrunde, dass die Stadt in der er lebt, über Nacht eine andere geworden ist. Diese brillante Mischung aus Geheimnis, Spannung und ethisch-moralischen Fragen zeichnet alle hier versammelten Erzählungen von Doctorow aus.

E.L. Doctorow wurde am 6. Januar 1931 in New York City geboren und wuchs in der New Yorker Bronx auf. Seine Romane »Ragtime«, »Billy Bathgate« oder »Der Marsch« und »Homer & Langley« sind aus dem Kanon der amerikanischen Literatur nicht wegzudenken. Er erhielt für seine Bücher nahezu alle wichtigen Literaturpreise, darunter den PEN/Saul Bellow Award für sein Lebenswerk.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462306842
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum09.03.2013
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse1848 Kbytes
Artikel-Nr.1252582
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis Edgemont Drive

Was war das für ein Auto?

Ich weiß nicht. Ein altes. Spielt das eine Rolle?

Wenn vor unserem Haus drei Tage hintereinander ein Mann in seinem Auto sitzt, solltest du es beschreiben können.

Ein amerikanischer Wagen.

Na also.

So kastenförmig mit einer langen Motorhaube. Lang und fließend.

Ein Ford?

Kann sein.

Na, jedenfalls kein Cadillac.

Nein. Es sah klapprig aus. Ein altes Auto. Ausgebleichtes Rot. Am Kotflügel und an der Tür waren große runde Rostflecken. Und es war mit seinen Sachen vollgestopft. Es sah aus, als hätte er seinen ganzen Besitz da bei sich drin.

Und, was soll ich jetzt machen? Soll ich hierbleiben und nicht zur Arbeit gehen?

Nein. Es ist nichts.

Wenn es nichts ist, warum hast du dann davon angefangen?

Hätte ich bloß nichts gesagt.

Hat er dich angeguckt?

Also bitte.

Hat er?

Als ich mich umgedreht habe, hat er den Motor angelassen und ist weggefahren.

Was soll das heißen? Also bevor du dich umgedreht hast ...

Ich habe seinen Blick gespürt. Ich habe Unkraut gejätet.

Du hast dich runtergebeugt?

Jetzt fängt das wieder an.

Du weißt, dieser Spanner parkt jeden Morgen vor unserem Haus, und da gehst du raus in den Garten und beugst dich runter?

Okay, Thema beendet. Ich hab noch zu tun.

Vielleicht kann ich auch vor dem Haus parken und dir beim Unkrautjäten zusehen. Dann sind wir schon zwei. Der Anblick hat was - du in Shorts, wie du dich runterbeugst.

Mit dir kann man ja nicht reden.

Das war ein Ford Falcon. Du sagst, er war kastenförmig, kantig, irgendwie abgeflacht. Ein Falcon. Die wurden in den Sechzigerjahren gebaut. Manuelle Dreigangschaltung an der Lenksäule. Nur neunzig PS.

Okay, wunderbar. Mit Autos kennst du dich aus.

Hör mal, du Gartenfee, an seinem Auto erkennt man den Mann. Das ist kein unnützes Wissen.

Gut.

Bestimmt so ein Einwanderer aus Tijuana.

Wovon redest du?

Wer sonst würde eine vierzig Jahre alte Karre fahren? Will hier Arbeit suchen. Will sehen, was er hier klauen kann. Will was von der Dame mit den weißen Beinen, die sich in ihrem Garten runterbeugt.

Du spinnst ja. Du kommst dir wieder mal wahnsinnig klug vor ...

Ich nehm mir morgen früh frei.

Einwanderer haben keine langen grauen Haare und kurbeln das Fenster runter, damit ich das rosa Gesicht und die hellen Augen sehen kann.

Oha! Jetzt kommen wir der Sache näher.

 

Wenn Sie hier nicht wegfahren, notier ich mir Ihre Autonummer. Die Cops stellen Ihre Personalien fest und wissen sofort, ob Sie ein alter Bekannter sind ...

Sie wollen die Polizei rufen?

Ja.

Warum?

Warum nicht, wenn Sie nicht wegfahren? Parken Sie Ihre Karre woanders. Ist doch ein faires Angebot.

Was habe ich mir denn zuschulden kommen lassen?

Stellen Sie sich nicht blöd. Erstens mal will ich keine Schrottlaube vor meinem Haus sehen.

Tut mir leid. Ein anderes Auto habe ich nicht.

Schon klar, das versteh ich - so eine Karre fährt man nur, wenn man unbedingt muss. Und dann dieser ganze Krempel. Wollen Sie das Zeug verkaufen?

Nein. Das sind meine Sachen. Ich würde mich nicht gern davon trennen.

Solchen Trödel braucht hier nämlich keiner.

Tja, tut mir leid, da ist wohl was schiefgelaufen.

Wohl wahr. Ich werde ziemlich unfreundlich, wenn irgendein Perverser es auf meine Frau abgesehen hat.

Entschuldigung, aber da liegt ein Missverständnis vor.

Ach ja?

Ja. Ich wollte niemanden belästigen, aber mir hätte klar sein sollen, dass es Aufmerksamkeit erregt, wenn ich vor Ihrem Haus parke.

Das haben Sie gut erkannt.

Wenn ich es auf etwas abgesehen habe, dann auf das Haus.

Was?

Ich habe früher hier gewohnt. Seit drei Tagen versuche ich, meinen Mut zusammenzunehmen und bei Ihnen anzuklopfen und mich vorzustellen.

 

Ah, ich sehe schon, die Küche hat sich ziemlich verändert. Alles eingebaut und verkleidet. Unsere Spüle war frei stehend, weißes Porzellan auf dicken Beinen. Da drüben war ein Schrank, in dem meine Mutter ihre Vorräte verwahrte. Man konnte ein Brett herausziehen, in dem ein Einsatz zum Mehlsieben steckte. Das hat mir Eindruck gemacht.

Ich hätte den wahrscheinlich behalten. Das war schon so renoviert - von den Leuten, die vor uns hier gewohnt haben. Ich hab meine eigenen Vorstellungen davon, was man verändern sollte.

Sie haben das Haus sicher von den Leuten gekauft, an die ich es verkauft habe. Wie lange wohnen Sie schon hier?

Mal sehen. Ich kann das am Alter der Kinder ausrechnen. Wir sind kurz nach der Geburt meines Ältesten eingezogen. Also vor zwölf Jahren.

Und wie viele Kinder haben Sie?

Drei. Alles Jungs. Manchmal hätte ich mir eine Tochter gewünscht.

Alle in der Schule?

Ja.

Ich habe eine Tochter. Eine erwachsene Tochter.

Möchten Sie eine Tasse Tee?

Ja, vielen Dank. Sehr nett von Ihnen. Frauen sind generell freundlicher. Hoffentlich ist Ihr Mann nicht allzu verstimmt.

Ganz und gar nicht.

Ehrlich gesagt ist es verstörend, hier zu sein. Als würde man alles doppelt sehen. Die Gegend hat sich nicht sehr verändert. Nur die Bäume sind älter und größer geworden. Die Häuser - tja, die sind noch da, die meisten jedenfalls, aber sie bieten nicht mehr den stolzen Anblick des Wohlstands wie früher.

Es ist eine ruhige Gegend.

Ja. Aber wie soll ich sagen? Die Zeit zerreißt einem schier das Herz.

Ja.

Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich noch klein war. Ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen. Sie ist dann hier im Schlafzimmer gestorben.

Oh.

Entschuldigung, manchmal rede ich taktlos. Nach dem Tod meiner Mutter habe ich geheiratet und meine Frau hierhergeholt. Ich habe nie dauerhaft woanders gewohnt. Und vor allem nie wieder eigenen Grund und Boden besessen. Darum ist dieses Haus - bitte, verstehen Sie mich nicht falsch -, dies ist das Haus, in dem ich noch immer wohne. Im Geiste, meine ich. Ich bin von Kindheit an durch diese Räume gestreift. Bis sie dann wiedergaben, wer ich war, wie ein Spiegel. Ich meine nicht nur, dass die Einrichtung die Persönlichkeit unserer Familie ausdrückte, unseren Geschmack. Das meine ich nicht. Es war, als wären die Wände, die Treppen, die Räume, die Dimensionen, der Grundriss ebenso ich, wie ich es war. Ist das nachvollziehbar? Wo ich auch hinschaute, ich sah mich selbst. Ich sah mich gewissermaßen ausgemessen. Erleben Sie das auch so?

Ich weiß nicht recht. Ihre Frau ...

Ach, das hat nicht lange gehalten. Sie hatte eine Abneigung gegen das Leben am Stadtrand. Sie fühlte sich von allem abgeschnitten. Ich ging zur Arbeit, und sie blieb hier. Wir hatten nicht viele Freunde in der Nachbarschaft.

Ja, hier bleibt jeder gern für sich. Die Jungs haben Schulfreunde, aber wir kennen kaum jemanden.

Dieser Tee tut gut. Weil mich dieses Erlebnis ganz benommen macht. Es ist, als würde ich auf das Maß dieser Zimmer zurechtgestutzt, als wäre ich der in diesen Wänden enthaltene Raum, umschlossen von den Gängen, den festgelegten Wegen hierhin und dorthin, aus einem Zimmer ins andere, und auf allem läge das je nach Tages- und Jahreszeit zu erwartende Licht. Es ist alles und ununterscheidbar ... ich.

Ich glaube, man muss nur lange genug irgendwo leben ...

Wenn die Leute von einem Spukhaus sprechen, dann meinen sie, dass da Gespenster herumhuschen, aber das stimmt überhaupt nicht. Wenn es in einem Haus spukt - das will ich gerade erklären -, dann hat man das Gefühl, dass es so aussieht wie man selbst, dass die eigene Seele zu Architektur geworden ist, und das Haus hat mit seiner gesamten stofflichen Substanz von einem Besitz ergriffen, und diese Kraft ist so etwas wie ein Spuk. Als wäre man in Wirklichkeit selbst das Gespenst. Und wenn ich Sie so ansehe, eine freundliche, reizende junge Frau, dann sagt mir eine innere Stimme nicht, dass ich nicht hierhergehöre, was ja die Wahrheit ist, sondern dass Sie nicht hierhergehören. Entschuldigung, jetzt habe ich etwas Furchtbares gesagt. Das sollte lediglich heißen ...

Das heißt, das Leben zerreißt einem das Herz.

 

Er ist zurückgekommen? Er war wieder hier?

Ja. Es sah so traurig aus, wie er da draußen saß, darum habe ich ihn hereingebeten.

Was hast du?!

Ich meine, es war ja nicht so, wie du gedacht hast, stimmt´s? Also warum nicht?

Genau. Warum solltest du ihn nicht hereinbitten, nachdem ich ihm erklärt habe, wenn er sich hier noch mal blicken lässt, ruf ich die Polizei?

Du hättest ihn selbst hereinbitten sollen, als er dir erzählt hat, dass er in diesem Haus gewohnt hat.

Wieso ist das eine Legitimation? Jeder hat mal irgendwo gewohnt. Würdest du deine glorreiche Vergangenheit noch einmal erleben wollen? Kann ich mir nicht vorstellen. Und das ist nicht das erste Mal.

Fang nicht wieder an, bitte.

Der Mann sagt hü, die Frau sagt hott. So läuft das. Damit alle Welt weiß, was sie von ihrem Mann hält.

Muss es denn immer um dich gehen! Wir sind nicht derselbe Mensch. Ich habe einen eigenen Kopf.

Ach ja?!

Hey, ihr da, gibt´s Streit?

Mach die Tür zu, Junge. Das geht dich nichts an.

Jedes Mal, wenn ein anderer Mann ins Haus kommt, drehst du durch. Ein Klempner, der Mann, der die Jalousien ausmessen will, der Gasableser.

Ach, ist dieser Mann denn ein Mann?...
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Autor

E.L. Doctorow wurde am 6. Januar 1931 in New York City geboren und wuchs in der New Yorker Bronx auf. Seine Romane »Ragtime«, »Billy Bathgate« oder »Der Marsch« und »Homer & Langley« sind aus dem Kanon der amerikanischen Literatur nicht wegzudenken. Er erhielt für seine Bücher nahezu alle wichtigen Literaturpreise, darunter den PEN/Saul Bellow Award für sein Lebenswerk.Gertraude Krueger, geboren 1949, lebt als freie Übersetzerin in Berlin. Zu ihren Übersetzungen gehören u.a. Sketche der Monty-Python-Truppe und Werke von Julian Barnes, Alice Walker, Valerie Wilson Wesley, Jhumpa Lahiri und E.L. Doctorow.Angela Praesent, geboren 1945, gestorben 2009, war Verlagslektorin, Übersetzerin und Schriftstellerin. Neben E.L. Doctorow brachte sie u.a. Harold Brodkey und John Updike ins Deutsche. Für ihre Übersetzungen erhielt sie den Heinrich Maria Ledig-RowohltÜbersetzerpreis und den Paul-Celan-Preis.