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Der Tote trägt Hut - Jimm Juree 1

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am15.07.2013
Was haben eine liebenswert-verrückte Sippe, ein Hut tragendes Skelett und ein ermordeter Mönch gemeinsam? Sie alle halten Kriminalreporterin Jimm Juree ordentlich auf Trab.
Jimm Juree, Mitte dreißig und Kriminalreporterin bei einer thailändischen Zeitung, lebt mit ihrer gesamten exzentrischen Familie unter einem Dach. Als die schrullige Bagage in ein verschlafenes Provinznest übersiedelt, glaubt Jimm, ihr Leben, zumindest aber ihre Karriere sei zu Ende. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Erst wird durch Zufall ein alter VW-Bus ausgegraben, in dem die Hut tragenden Skelette zweier Männer sitzen, dann wird der Abt des örtlichen Tempels brutal ermordet. Jimm wittert ihre Chance auf eine Exklusivreportage. Doch bei ihren Recherchen braucht sie nicht nur Geduld und Glück - sondern auch die Unterstützung ihrer kauzigen Sippe.

Colin Cotterill, in London geboren, begab sich nach einer Ausbildung zum Englischlehrer auf eine lange Weltreise. Mittlerweile lebt er in Chumphon, Thailand. Seine in Laos angesiedelte Krimireihe um Dr. Siri wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextWas haben eine liebenswert-verrückte Sippe, ein Hut tragendes Skelett und ein ermordeter Mönch gemeinsam? Sie alle halten Kriminalreporterin Jimm Juree ordentlich auf Trab.
Jimm Juree, Mitte dreißig und Kriminalreporterin bei einer thailändischen Zeitung, lebt mit ihrer gesamten exzentrischen Familie unter einem Dach. Als die schrullige Bagage in ein verschlafenes Provinznest übersiedelt, glaubt Jimm, ihr Leben, zumindest aber ihre Karriere sei zu Ende. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Erst wird durch Zufall ein alter VW-Bus ausgegraben, in dem die Hut tragenden Skelette zweier Männer sitzen, dann wird der Abt des örtlichen Tempels brutal ermordet. Jimm wittert ihre Chance auf eine Exklusivreportage. Doch bei ihren Recherchen braucht sie nicht nur Geduld und Glück - sondern auch die Unterstützung ihrer kauzigen Sippe.

Colin Cotterill, in London geboren, begab sich nach einer Ausbildung zum Englischlehrer auf eine lange Weltreise. Mittlerweile lebt er in Chumphon, Thailand. Seine in Laos angesiedelte Krimireihe um Dr. Siri wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641099718
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum15.07.2013
Reihen-Nr.1
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2443 Kbytes
Artikel-Nr.1274689
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 1

»Familie ist, wo unsere Nation Hoffnung schöpft, wo Flügeln Träume wachsen.«

George W. Bush

LaCrosse, Wisconsin, 18. Oktober 2000

Der alte Mel heuerte einen Neffen von Da an, den minderbemittelten mit der Delle in der Stirn, damit dieser ihm hinter dem Haus einen Brunnen aushob. Die Bewässerungsgräben, die seine Familie zwischen den Reihen der Ölpalmen ausgehoben hatte, reichten nicht bis zum hinteren Zaun, und die jungen Palmwedel wurden schon braun, bevor sie sich entfalten konnten. Seit einem Monat hatte es nicht geregnet. Zwei Wochen lang hatte Mel Gießkannen geschleppt, und langsam knackten seine Rückenwirbel wie Mah-Jongg-Steine. Deshalb also ein Brunnen, eine billige, chinesische Pumpe und ein halbes Dutzend Sprinkler, dann musste er nur noch einen Schalter drücken. Ölpalmen waren pflegeleicht, wenn man sie oft genug wässerte und alle drei Monate düngte. Zwanzig Bäume gerettet, ohne sich den Rücken zu ruinieren. Es war den Preis mehr als wert.

So saß Mel also letzten Sonntag auf seinem Zaun und sah dem jungen Mann bei der Arbeit zu. Angesichts der Delle im Schädel des Neffen fragte sich Mel, ob er vielleicht eine Bocciakugel an den Kopf bekommen hatte. So groß war die Delle. Aber er beschloss, lieber nicht nachzufragen. Er wusste, dass die Antwort lang und feucht ausfallen würde, dass sein Neffe aufhören würde zu arbeiten, weil er nicht zwei Sachen gleichzeitig machen konnte. Also saß Mel nur da und beobachtete ihn beim Graben. Er hätte ein bisschen mit anfassen können, um ihm die Arbeit zu erleichtern, aber Old Mel vertrat die Ansicht, man solle sich keine Ziege leihen und dann selbst meckern.

Die bewährte, südthailändische Methode, einen Brunnen auszuheben, wäre in westlichen Ländern sicher nicht erlaubt, da dort bestimmte Vorstellungen von »Qualität« und »Sicherheit« eine entscheidende Rolle spielten. Vier Betonrohre von je einem Meter Länge lagen dort. Der Neffe sollte ein Loch graben, das breit und tief genug war, eines davon aufzunehmen. Dann würde er in das Loch springen und das Erdreich unter dem Rohr herausschaufeln. Wie ein sehr langsamer Fahrstuhl würde es sich in die Erde absenken. Sobald der obere Rand auf Höhe des Feldes war, käme das zweite Stück Rohr obendrauf, und das Ausheben konnte weitergehen. Der Boden war eine Mischung aus Erde und Sand, und sobald man das unentwirrbare Wurzelwerk hinter sich hatte, fiel das Graben nicht mehr schwer. Mit etwas Glück bekam man erst Probleme, wenn das dritte Rohrstück aufgesetzt wurde und das Wasser anstieg, was die Grube in ein Schlammbad verwandelte. Bis das vierte Segment auf gleicher Höhe mit dem Feld war, würde der arme Kerl die Hälfte seiner Zeit in trübem, braunem Wasser stehen.

An diesem trockenen Samstagmorgen jedoch wollte sich der Brunnen nicht ausheben lassen. Schon auf Hüfthöhe traf der Neffe mit der Hacke auf etwas Festes. Ein lauter, metallischer Gong vertrieb die schreckhaften Drongos aus den Bäumen. Eidechsen huschten unter Steinen hervor. Offenbar hatte der Neffe seinen Spaß daran, denn er schlug noch dreimal zu, bis Mel ihn überreden konnte, damit aufzuhören. Der alte Mann kletterte von seinem Zaun, hakte seine Zehen in die Sandalen und schlenderte zur Grube hinüber. Am Betonrand blieb er stehen und blickte auf die Füße seines Arbeiters hinab, zwischen denen überraschenderweise etwas Rostiges zu sehen war.

»Das kann nicht groß sein«, sagte Mel. »Wahrscheinlich der Deckel von einem Fass. Such den Rand. Dann kannst du die Hacke drunterschieben und das Ding anheben.«

Leicht gesagt. Der Neffe stocherte und bohrte, doch alle Versuche brachten nur dasselbe blecherne Geräusch. Es gab keinen Rand. Vielleicht reichte das Ding sogar vom Golf von Thailand bis zum Andamanen-Meer und war mit einer der Kontinentalplatten verbunden. Mel konnte nichts anderes denken, als dass diese Metallplatte zwischen ihm und seinen Rückenschmerzen stand. Er würde nicht kampflos aufgeben, und wenn es die Erde aus dem Lot brachte. Er ging zum Zaun, nahm eine stabile, schwarze Brechstange und hielt sie dem Jungen hin.

»Hier, nimm!«, sagte er. »Brich es auf!«

Ratlos starrte der Neffe das Werkzeug an. Es war nicht zu übersehen, wie schwerfällig sich die Rädchen in seinem Kopf drehten. Langsam wurde die Brechstange in Mels Hand schwer.

»Ich werde nur fürs Graben bezahlt«, sagte der Neffe schließlich. »Von Brechen hat mir keiner was gesagt. Das ist ein Job für einen Fachmann, das Brechen. Ich kann nur graben.«

»Mach schon, Junge! Sieh es dir an! Es ist total verrostet. Man könnte glatt ein Loch reinniesen.«

»Ich weiß nicht, Old Mel. Der Werkzeugverschleiß. Die ganze zusätzliche Zeit ...«

Da lernte Mel seine Lektion. Eine Delle im Kopf hatte unter Umständen keinerlei Auswirkungen auf das erpresserische Talent junger Männer.

»Na gut, pass auf! Ich bezahl dich nicht dafür, dass du irgendwo anders den nächsten Brunnen anfängst. Wieso sagen wir nicht einfach ... wie viel? Fünfzig Baht extra? Was meinst du?«

Damit war die Diskussion beendet. Eifrig schlug der Neffe mit der Brechstange auf die Metallplatte ein. In Vorfreude auf weitere fünfzig Baht arbeitete er wie ein übereifriger Dosenöffner. Er stand mitten in der Grube und meißelte sich durch das Blech. Genau wie Mel hatte auch er wahrscheinlich erwartet, er würde ein rundes, rostiges Stück herausnehmen und könnte darunter ungestört weitergraben. Er war davon ausgegangen, dass sich unter dem Metall fester Boden befand. Vermutlich hätte er nicht einmal in seinen wildesten Träumen dieses zähneknirschende Knarren erwartet oder dass das Metall, auf dem er stand, wie eine Falltür nachgeben würde. Für den Bruchteil einer Sekunde schien er in der Luft zu hängen, dann stürzte er in dunkle Leere.

In der heißen Morgenluft zog sich die Stille wie warmer Nudelteig. Vögel und Grillen hielten den Atem an. Über ihnen hingen Wolkenfetzen. Mel beugte sich leicht vor, um einen Blick in die Grube zu werfen, doch er sah nur Schwarz. Er wusste nicht mehr, wie der Junge hieß, also rief er irgendwas.

»Alles okay da unten?«, fragte er. Dann, als ihm bewusst wurde, dass der Schacht vielleicht sehr tief war, rief er lauter: »ALLES OKAY?«

Es kam keine Antwort.

In einer Reihe von Ländern rund um den Globus gibt es etwas, das man als südliches Temperament bezeichnet. Thailand bildet da keine Ausnahme. Sicher hätte Old Mel weglaufen und um Hilfe rufen können. Er hätte laut an die alte Blechwanne schlagen können, die vom Balkon hing, oder die zwei Kilometer zum nächsten Münztelefon laufen. Aber er war Südländer. Er brach einen Grashalm ab und kaute darauf herum, während er auf dem Betonrohr saß und in den Abgrund blickte. Da gab es einiges zu bedenken. Vielleicht war es im Grunde ein Segen. Er überlegte, ob sie möglicherweise auf einen alten Brunnenschacht gestoßen waren. Es würde ihnen viel Zeit ersparen. Aber er hatte kein Platschen gehört. Vermutlich war alles trocken. Das war Pech.

»Junger Mann?«, rief er noch einmal, eher halbherzig.

Noch immer keine Antwort.

Mel fragte sich, welcher Zeitraum wohl angemessen war, bevor man sich Sorgen machen musste. Schon schmiedete er an einem Plan herum. Geh rüber zum Schuppen. Hol ein Seil. Binde es an den Zaun. Lass es in das Loch hinunter und ... Doch da war das Problem mit seinem Rücken. Das würde nichts werden. Er musste Gai, seinen Nachbarn, rufen, um ...

»Old Mel!«

Die Stimme klang seltsam, hallte wie die einer einsamen Sardine in der Dose.

»Old Mel. Bist du da?«

»Was treibst du da unten?«, fragte Mel. »Sitzt du fest?«

»Nein, nein. Mir ist nur gerade die Luft weggeblieben, aber ich hatte Glück. Ich sitze auf ... einem Bett.«

»Du hast bestimmt eine Gehirnerschütterung, Junge. Du brauchst einen ...«

»Nein. Ich sitze auf einem Bett. Wirklich wahr.«

»Woher weißt du das?«

»Ich kann die Federn spüren.«

»Pflanzenwurzeln, Junge. Kann man leicht mit Bettfedern verwechseln.«

Mel dachte, dass eine Gehirnerschütterung bei diesem Jungen keinen großen Unterschied machen würde.

»Okay, hör zu. Ich muss Hilfe holen«, sagte er.

»Ich glaube, ich kann mich selbst befreien, Old Mel. Ich sitz nicht weit vom Loch. Ich sehe es direkt über mir.«

»Bist du verletzt?«

»Nein, aber mein Hemd ist an einer Feder hängen geblieben. Du solltest runterkommen und es dir ansehen. Es ist ganz merkwürdig, Old Mel. Und je mehr sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen, desto merkwürdiger wird es.«

»Was kannst du erkennen, Junge?«

»Fenster.«

Old Mel schnaubte. »Du sitzt auf einem Bett und bist von Fenstern umgeben? Klingt ja fast, als wärst du auf ein unterirdisches Schlafzimmer gestoßen. Eher unwahrscheinlich, oder?«

Er überlegte, wo die nächste psychiatrische Notaufnahme sein mochte. Ob die normale Krankenversicherung für monatlich dreißig Baht auch für eine Analyse aufkam.

»Und da ist ...«, begann der Neffe.

»Eine Nachttischlampe?«

»O nein. Old Mel. Old Mel!« Seine Stimme bekam etwas Panisches.

»Was? Was ist?«

»Hier unten sind Skelette.«

Mel hoffte, man würde nicht ausgerechnet ihm die Wiedereingliederung des Jungen übertragen. Von ihm verlangen, den Neffen zu subalternen Tätigkeiten heranzuziehen, bei denen sein Defekt kein allzu großer Nachteil war. Als Vogelscheuche zum Beispiel. Vielleicht fand er einen Zeugen, der beschwören konnte, dass der...


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Colin Cotterill, in London geboren, begab sich nach einer Ausbildung zum Englischlehrer auf eine lange Weltreise. Mittlerweile lebt er in Chumphon, Thailand. Seine in Laos angesiedelte Krimireihe um Dr. Siri wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.