Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Ein Kopf macht noch keine Leiche - Jimm Juree 2

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am21.04.2014
Kriminalreporterin Jimm Juree leidet unter Provinzblues. Nachdem ihre Mutter die fragwürdige Idee hatte, ein renovierungsbedürftiges Hotel zu kaufen, lebt die exzentrische Sippe in einem verschlafenen Nest - und Jimm sieht ihre Karrierechancen schwinden. Doch eines Morgens schlagen Jimms Hunde beim Gassigehen Alarm: Irgendein Strandgut ist äußerst interessant, nur leider zu groß zum Apportieren. Jimm findet einen Männerkopf, den sie artig den örtlichen Behörden meldet. Weil deren Interesse mäßig ist, ermittelt die findige Thailänderin bald auf eigene Faust - irgendwo muss schließlich auch der Rest des Toten stecken ...

Colin Cotterill, in London geboren, begab sich nach einer Ausbildung zum Englischlehrer auf eine lange Weltreise. Mittlerweile lebt er in Chumphon, Thailand. Seine in Laos angesiedelte Krimireihe um Dr. Siri wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.
mehr

Produkt

KlappentextKriminalreporterin Jimm Juree leidet unter Provinzblues. Nachdem ihre Mutter die fragwürdige Idee hatte, ein renovierungsbedürftiges Hotel zu kaufen, lebt die exzentrische Sippe in einem verschlafenen Nest - und Jimm sieht ihre Karrierechancen schwinden. Doch eines Morgens schlagen Jimms Hunde beim Gassigehen Alarm: Irgendein Strandgut ist äußerst interessant, nur leider zu groß zum Apportieren. Jimm findet einen Männerkopf, den sie artig den örtlichen Behörden meldet. Weil deren Interesse mäßig ist, ermittelt die findige Thailänderin bald auf eigene Faust - irgendwo muss schließlich auch der Rest des Toten stecken ...

Colin Cotterill, in London geboren, begab sich nach einer Ausbildung zum Englischlehrer auf eine lange Weltreise. Mittlerweile lebt er in Chumphon, Thailand. Seine in Laos angesiedelte Krimireihe um Dr. Siri wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641141059
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum21.04.2014
Reihen-Nr.2
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1833 Kbytes
Artikel-Nr.1381754
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



KAPITEL ZWEI

Because a fisher softly creeping

Left disease while I was sleeping

»The Sounds of Silence«

Paul Simon

Was machen die Drogen? Wirken sie schon?«

»Nein.«

»Das ist nicht möglich.«

»Doch, ist es. Ich hab sie noch gar nicht aus der Packung genommen.«

»Jimm, du hast es versprochen.«

»Ich weiß. Es ist nur … Versuchskaninchen für neue Medikamente zu spielen scheint mir doch etwas riskant.«

»Das Zeug ist total sicher. Vertrau mir. Ich kenn den Chemiker. Und die Firma zahlt gut. Und es ist alles legal. Solange ihr kein >schmutziges GeldYou Tube Cover Dance, wo verzweifelte Teenager beliebte Tanzschritte nachhüpften. Ihre Alter Egos verabredeten sich mit den Alter Egos von Verlierern aus der ganzen Welt, von Brasilien bis Birmingham, um Online-Sex zu haben. Und sie hatte einige Kapitalverbrechen auf dem Gewissen. In den vergangenen acht Jahren seit dem mysteriösen Verschwinden ihres deutschen Mannes und Gönners hatte sie wohl oder übel Geld gestohlen. Allerdings beschränkte sie sich darauf, Pornografen, die Reichen-aber-Nutzlosen und Prominente abzuzocken. Wahrscheinlich war sie gut betucht und hatte ein Konto bei irgendeiner dieser Offshore-Banken, für die Geld nur Zahlenkolonnen auf einem Bildschirm sind. Geld, für das man sich nicht die Finger lecken muss, um es zu zählen. Da sie jedoch nur in ihrem Computer lebte, schien mir das ganz passend.

Ihr Offline-Ich - einst die atemberaubendste Miss Tiffany Transvestite World in der Geschichte des Wettbewerbs - war mittlerweile mollig und zerzaust und wohnte in einem dunklen Apartmenthaus im Norden, in der Hauptstadt. Von gelegentlichen Spaziergängen auf dem Dach abgesehen, war sie seit einem Jahr nicht mehr draußen gewesen. Ihr Essen wurde geliefert. Eine Assistentin erledigte ihre Angelegenheiten in der realen Welt. Eine zärtliche Hand hatte sie seit sechs Jahren nicht mehr gespürt. Langsam bereitete es mir Sorgen, dass ich der normalste Mensch in meiner Familie war. Nur um ihr mitzuteilen, dass die reale Welt immer noch etwas zu bieten hatte, erzählte ich ihr von dem Kopf am Strand und dass Opa Jah auf einen SUV geschossen hatte.

»Und ich dachte, euer Leben da unten wäre langweilig«, sagte sie.

»Siehst du? Wieso kommst du nicht her? Mair würde sich bestimmt freuen. Und du könntest uns vor den Rattenbrüdern beschützen.«

»Hm. Das klingt wirklich verlockend. Und du weißt, ich würde gern, aber ich habe gerade diese Peelingkur begonnen.«

»Dann komm in ein paar Tagen, wenn du damit durch bist.«

»Es ist eine vierwöchige Kur.«

»Du peelst vier Wochen lang? So ganz ohne Haut kann ich mir dich gar nicht vorstellen.«

»Ich muss so gut wie möglich aussehen, für Seoul.«

»Du meinst Soul, die Musik aus den Sechzigern?«

»Nein, ich meine Seoul, die Hauptstadt von Südkorea.«

»Diese Cyber-Idol-Sache?«

»Die geben einen Ball. Ich bin Ehrengast.«

Sissi gab kostenlose Make-up- und Frisiertipps auf einer beliebten Website namens Cyber Idol in Korea, auf der sich hässliche Menschen einer Photoshop-Bearbeitung unterzogen und ihre Airbrush-Avatare bei Online-Schönheitswettbewerben vorstellten. Alles war erlaubt. Sissi - beziehungsweise ein zehn Jahre altes Pressefoto von ihr - war deren Guru geworden. Sie war die Gute Fee des Selbstbetrugs.

»Wozu ein Produkt kaufen?«, fragte ich. »Wieso peelst du dich nicht mit Photoshop? Ich meine mich zu erinnern, dass es da so eine Funktion gibt.«

»Weil …«

Die Pause war so bedeutungsschwanger, dass ich schon mit dem Schlimmsten rechnete.

»… das Fest nicht online stattfindet.«

»Was? Die geben einen Ball. Ein Treffen von Blendern, die nur auf ihrer Website gut aussehen? Das kann doch nur online sein.«

»Es wird eine Coming-out-Party.«

»Was denn für ein Coming-out?«

»Raus aus dem Internet. Kein Verstellen mehr. Wir haben alle Vorher-nachher-Fotos durchgesehen. Der erste Preis geht an die beste Verwandlung vom Entlein zum Schwan. Wir feiern das Vorher. Mehr Mut zur Hässlichkeit!«

»Aber das würde ja bedeuten …«

»Ich fliege nach Korea.«

»Aber Sissi, dafür müsstest du aus dem Haus gehen. Zum überfüllten Flughafen fahren. Im Flugzeug neben einem wildfremden Menschen sitzen.«

»Erste Klasse natürlich. Ich möchte mich nicht unters gemeine Volk mischen.«

»Man würde dich in der Öffentlichkeit sehen … so wie du bist.«

»Ich hab die Tickets schon gebucht.«

Ich kreischte ins Telefon, und überall um mich herum flogen die Vögel zum Himmel auf. Die Hunde bellten. Mair rief den Namen eines Hundes, den wir nicht besaßen, und sagte ihm, er solle ruhig sein. Ich war so aufgeregt, dass ich ein kleines Tänzchen aufführte und über Gogo stolperte, die mich anknurrte.

»Ach, Sissi. Das ist wunderbar. Ich bin begeistert.«

»Wirklich?«

»Natürlich. Das ist doch fantastisch. Endlich kommst du mal raus … aus deinem Schneckenhaus.«

»Ich hab Angst, Jimm.«

»Du wirst die Ballkönigin sein. Sie werden dich lieben.«

»Meinst du?«

»Ich weiß es genau.«

Ich war so aufgeregt wegen Sissis Neuigkeit, dass ich ganz vergessen hatte, ihr von unseren Gästen zu erzählen. Die bloße Tatsache, dass unsere Ferienanlage am Ende der Welt überhaupt Gäste hatte, war an sich schon eine Meldung wert. Wir waren in das »Zwei-Stunden-zwei-Kondome-halbe-Flasche-Mekong-Whisky-Nachmittagsgeschäft« eingestiegen. Es gefiel mir nicht, dass wir zur Promiskuität aufforderten und den Ehebruch förderten, aber wir hatten Rechnungen zu bezahlen. Moral ist ein Luxus der Reichen. Die Zahl der verheirateten Feriengäste, die bei uns abgestiegen waren, konnte man an einer Hand mit zwei Fingern abzählen. Wir waren keine Gefahr für Novotel. Doppelbett mit klumpiger Matratze, Ventilator, Fernseher - lokaler Mist, kein Satellit -, Trinkwasser, heiße Dusche, wenn man schnell war, und Fenster, die sich nicht öffnen ließen. Wollte man die Brandung hören, musste man die Tür aufmachen und sich von den Böen aus dem Bett wehen lassen. Wir haben die Anlage nicht entworfen, nur von einem Pärchen übernommen, das von Tourismus keine Ahnung hatte. Und es fehlte uns das Geld zum Renovieren.

Wir waren regelrecht erstaunt, wenn Leute auf der Reise in den Süden an unserer entlegenen Landstraße haltmachten und sich nach unserem Motel erkundigten. Sobald sie die Zimmer gesehen hatten, fuhren sie unweigerlich weiter, selbst wenn es mitten in der Nacht war und nur noch Kaffee sie auf den Beinen hielt. Ein paar Wochen lang hatten wir eine Vogelforscherin, die ihre Tage damit verbrachte, bis zu den Knien im Sumpf nebenan zu stehen. Einmal hatten wir eine kleine Schar von Wanderpredigern, die gen Süden pilgerte, um die frohe Botschaft zu verbreiten. Ich hätte zu gern Mäuschen gespielt, als sie dort auf die strenggläubigen Muslime stießen. Ach, und dann war da das Kamerateam von Channel Five, das zwei Nächte bei uns untergebracht war. Sie drehten eine Reportage über den Niedergang des Golfs. Ich habe die fertige Sendung nie gesehen, aber gehört, dass wir ausgiebig darin vorkamen.

Und das waren sie auch schon: unsere längsten Belegungen im letzten Jahr. Wen wunderte es da, dass wir immer noch von unseren Ersparnissen leben mussten? Allerdings war das Geld, das wir durch den Verkauf unseres hübschen kleinen Häuschens mit Laden und angrenzendem Waschsalon - unseres Lebensunterhalts, unseres Erbes, unserer Familienkultur - bekommen hatten, fast aufgebraucht. Die Bank hatte schon angerufen und gefragt, ob wir in absehbarer Zeit etwas auf unser Konto einzahlen wollten. Sie meinten, falls nicht, würde die Provinzregierung Kredite ausgeben, sofern wir beweisen konnten, dass unsere Not auf den Monsun zurückzuführen war. In Wahrheit war unsere Not darauf zurückzuführen, dass wir nicht den blassesten Schimmer hatten, wie man eine Ferienanlage führte. Allerdings waren wir nicht zu stolz, um staatliche...


mehr

Autor

Colin Cotterill, in London geboren, begab sich nach einer Ausbildung zum Englischlehrer auf eine lange Weltreise. Mittlerweile lebt er in Chumphon, Thailand. Seine in Laos angesiedelte Krimireihe um Dr. Siri wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.