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Die Brüder

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am30.09.2013
Das große JAHRHUNDERTABENTEUER geht weiter
Der Verrat an seinen Brüdern wiegt schwer, doch Sverre, der jüngste der drei Brückenbauer, wird ihnen nicht nach Norwegen folgen. So sehr er sich auch wünscht, am ehrgeizigsten Ingenieursprojekt des Landes mitzuwirken, die Liebe ist stärker. Sverre folgt seinem Studienkollegen Albert nach England. Hier führen die beiden das wilde Leben der Boheme. Doch ihr Glück ist nur von kurzer Dauer.

Jan Guillou wurde 1944 im schwedischen Södertälje geboren und ist einer der prominentesten Autoren seines Landes. Seine preisgekrönten Kriminalromane um den Helden Coq Rouge erreichten Millionenauflagen. Auch mit seiner historischen Romansaga um den Kreuzritter Arn gelang ihm ein Millionenseller, die Verfilmungen zählen in Schweden zu den erfolgreichsten aller Zeiten. Heute lebt Jan Guillou in Stockholm.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDas große JAHRHUNDERTABENTEUER geht weiter
Der Verrat an seinen Brüdern wiegt schwer, doch Sverre, der jüngste der drei Brückenbauer, wird ihnen nicht nach Norwegen folgen. So sehr er sich auch wünscht, am ehrgeizigsten Ingenieursprojekt des Landes mitzuwirken, die Liebe ist stärker. Sverre folgt seinem Studienkollegen Albert nach England. Hier führen die beiden das wilde Leben der Boheme. Doch ihr Glück ist nur von kurzer Dauer.

Jan Guillou wurde 1944 im schwedischen Södertälje geboren und ist einer der prominentesten Autoren seines Landes. Seine preisgekrönten Kriminalromane um den Helden Coq Rouge erreichten Millionenauflagen. Auch mit seiner historischen Romansaga um den Kreuzritter Arn gelang ihm ein Millionenseller, die Verfilmungen zählen in Schweden zu den erfolgreichsten aller Zeiten. Heute lebt Jan Guillou in Stockholm.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641109608
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum30.09.2013
Reihen-Nr.2
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2323 Kbytes
Artikel-Nr.1294807
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


 

II - Die Liebe, die ihren Namen nicht zu nennen wagt

Manningham House, September 1901

Den ganzen Sommer über waren sie fleißig wie die Bienen und rackerten sich ab wie Galeerensklaven. Albies Beschreibung wechselte je nach Laune. Sverre hatte fast ein schlechtes Gewissen, weil ihre Arbeit so leicht von der Hand ging und oft in reines Vergnügen überging. Beispielsweise als ihm Albie das Reiten beibrachte. Oder als sie sich in das Pub in Andover (Albie war Viscount of Andover, ein Titel, den sein erster Sohn bei seiner Geburt übernehmen würde) fahren ließen, um Unmengen Bier zu trinken. Sie sangen, genauer gesagt grölten, auf dem gesamten Heimweg. Nein, nicht auf dem ganzen Weg, denn sie schliefen ein, bevor sie ihr Ziel erreichten. Oder als Albie Sverre dazu überredete, sein Porträt zu malen oder als sie wie früher einfach nur im Herrenzimmer saßen, Whisky tranken, Musik hörten und bis zum Sonnenaufgang ihre Gedanken schweifen ließen.

Trotzdem hatten sie einiges zustande gebracht. Sie hatten ihr Projekt mit der frischen Röte der Entschließung, die noch nicht von des Gedankens Blässe angekränkelt war, in ­Angriff genommen. Ausgangspunkt waren die Ideen, die sie während der Fahrt ausgeheckt hatten. Die Kohle als Antriebsmittel von Zügen musste durch etwas anderes ersetzt werden. Die Einbahnräder mussten flexibler werden, damit die Reise angenehmer und sicherer vonstattenging.

Auf Gut Manningham gab es wahrhaftig genug Mate­rial zum Experimentieren. Albies Vater war von dem Gedanken besessen gewesen, die Technik zur Rationalisierung der Landwirtschaft voranzutreiben, und hatte zu diesem Zweck eine unbrauchbare Maschine nach der anderen bestellt, die meisten aus Amerika. Die eigenartigen Apparate waren nach und nach in irgendwelchen Ecken verstaubt.

Das Beeindruckendste war eine Universalmaschine, die laut der amerikanischen Werbeschrift, die mit dem Wunderding aus Illinois geliefert worden war, sowohl dreschen als auch sägen, pumpen und sogar Äcker umpflügen konnte und zwar »ebenso effektiv wie sechzehn Männer und acht Pferde«.

Es handelte sich um ein Robinson-Lokomobil, also eine fahrbare Dampfmaschine, die von einem van-Duzen-Motor, einem Glühkopfmotor, angetrieben wurde. Dreschen und Pumparbeiten wurden auf dem Gut von bedeutend geländegängigeren Maschinen bewältigt, aber noch bestand die kecke Hoffnung, die Wundermaschine ließe sich dazu bewegen, wie vom Hersteller versprochen Äcker zu pflügen. Auf die Frage, was geschehen sei, als Albies Vater mit der Maschine zu pflügen versucht habe, wiesen sie mit skeptischer Ironie auf den größten Nachteil des mecha­nischen Pfluges hin: Er kam nicht vom Fleck, weil die Räder auf der Stelle durchdrehten. Also waren sie wieder zu Pferden und anderen Zugtieren übergegangen.

Zwei Probleme galt es zu lösen: den unzureichenden Antrieb und, soweit Sverre das beurteilen konnte, die fehlerhafte Beschaffenheit der Antriebsräder. Die mannshohen Eisenräder auf beiden Seiten der Maschine waren fast vollkommen glatt, ein kurzer Blick genügte, um sich die abrutschenden Räder zu erklären.

Sie brachten ein paar Tage damit zu, die Maschine und den van-Duzen-Motor zu restaurieren, und führten dann eine Probefahrt von den Ställen zum Vorplatz und zurück durch. Die Gärtner benötigten anschließend mehrere Stunden, um die ordentlich geharkten Kiesflächen wiederherzustellen.

Nachdem sie fünf Pflugscharen an der Maschine montiert und eine Weide umzupflügen versucht hatten, blieben sie wie erwartet stecken. Selbst auf einer trockenen Wiese drehten die großen Antriebsräder durch und gruben sich dabei, je mehr Gas gegeben wurde, immer tiefer ein.

Dennoch waren sie sich einig, dass der Gedanke, Zugtiere durch Maschinen zu ersetzen, klug war und eine logische Entwicklung darstellte. Aber die Konstruktion musste grundlegend verbessert werden, es war also an der Zeit, sich dem Reißbrett zuzuwenden.

In ihrem Ingenieursbüro ersannen sie bereits am ersten Tag zwei einfache Veränderungen. Der augenfälligste Fehler war, dass die Antriebsräder keinen Halt fanden. Sie zeichneten Räder, die zwar den gleichen Durchmesser besaßen, aber von Stahlbändern mit zwei Finger breiten v-förmigen Aufsätzen umspannt wurden. Dass diese Veränderungen die Bodenhaftung um ein Vielfaches erhöhen würden, sah man bereits auf dem Reißbrett. Jetzt mussten sie diese Räder nur noch in einer mechanischen Werkstatt einer Werft in Southampton fertigen lassen, dann war das erste Problem gelöst.

Albie fand auch, dass der Abstand zwischen den Pflugscharen und der Maschine zu gering war, wodurch diese einen ungünstigen Winkel zur Unterlage aufwiesen. Dieser Fehler konnte in der eigenen Werkstatt behoben werden, indem man die Stahlbalken, die den Pflug zogen, einfach verlängerte.

Ein weiteres Problem stellte wohl auch die Zugkraft dar, die Leistung des van-Duzen-Motors war nicht sonderlich beeindruckend. Aber damit würden sie sich befassen, wenn die anderen Verbesserungen durchgeführt waren.

Anschließend widmeten sie sich einige Zeit lang anderen Beschäftigungen. Albie zog sich in die gut sortierte technische Bibliothek zurück und vertiefte sich in das Thema Motoren.

Sverre begab sich unterdessen mit einer Zeichnung eines neuen Radtyps für Pferdefuhrwerke zum Personentransport in die Wagenmacherwerkstatt. Von einer bereits auf dem Gut existierenden Konstruktion ausgehend, einem mit Eisenriemen bereiften hölzernen Speichenrad, zielten seine Experimente darauf ab, die Lauffläche u-förmig einzukerben und diese Kerbe mit mehreren Schichten Lederstreifen aus der Sattlerei zu füllen. Der Gedanke war einfach. Der scheppernde Stahlriemen würde durch weiches Leder ersetzt werden, was den Lärm bedeutend reduzieren musste.

In Erwartung der ersten Prototypen aus der Wagenwerkstatt und Sattlerei des Gutes begab er sich mit seiner Staffelei in den Park, um herauszufinden, mit welcher Methode sich das schimmernde, wechselhafte Licht zwischen den Kronen der Eichen wiedergeben ließ.

Es verstrichen einige Wochen, ehe die neuen, verbesserten Antriebsräder aus Southampton eintrafen. Sverre hatte sich während dieser Zeit vor allem der Malerei gewidmet, nicht nur dem Spiel des Lichts zwischen den großen Eichen, sondern auch Albies Porträt, das nie zu seiner Zufriedenheit ausfiel, obwohl Albie es überschwänglich lobte.

Die markant umgestaltete Pflugmaschine erwies sich als doppelt so erfolgreich wie die Originalversion aus Illinois, was bedeutete, dass sie erst nach zwanzig Metern stecken blieb und nicht schon nach zehn. Die Zugkraft war defi­nitiv unzureichend. Wenn es gelang, diese zu verstärken, vorzugsweise zu verdoppeln, hatte man aller Voraussicht nach die funktionstüchtige Pflugmaschine, die sechzehn Männer und acht Pferde ersetzen konnte.

Darüber hinaus konnte man auf die ursprüngliche Dampfmaschine verzichten, die höchstens durch ihr Gewicht zum Pflügen beitrug. Die Pflugmaschine durfte allerdings auch nicht zu leicht sein, weil man dann selbst mit verdoppelter Zugkraft überhaupt nichts gewann. Das war jedoch ein rein mathematisches Problem und hatte Zeit, bis die Frage gelöst war, mit welchem Motor sie die Pflugmaschine antreiben konnten.

Als ihre Überlegungen Anfang September so weit gediehen waren, überraschte Albie Sverre eines Abends mit der Mitteilung, er müsse eine Geschäftsreise nach Augsburg unternehmen, wo Rudolf Diesel höchstpersönlich eine Maschinenfabrik betreibe. In erster Linie ging es darum, einen funktionierenden Motor für die Pflugmaschine zu besorgen. Albie erklärte, er sei nach eingehenden Stu­dien zu dem Schluss gelangt, dass Rudolf Diesel in der Lage sei, diesen Motor zu liefern. Bei dieser Gelegenheit wollte er natürlich auch noch die Möglichkeit diskutieren, nach Diesels Grundlagen einen noch größeren Motor herzustellen, mit dem man die Eisenbahnzüge der Zukunft antreiben könnte. Maschinen fielen ja unter Albies und nicht Sverres Verantwortung.

Albies Erklärungen klangen durchaus einleuchtend, trotzdem beschlich Sverre ein Gefühl der Enttäuschung, wenn nicht gar der Eifersucht, natürlich nicht auf Rudolf Diesel, da ihnen eine Trennung bevorstand, die schlimmstenfalls Wochen dauern würde. So hatte er sich das neue Leben in der anderen Welt nicht vorgestellt.

Aber solch irrationale Einwände konnte er kaum vorbringen. Ihr gemeinsames Leben war nicht nur privater Natur. Sie wollten zusammen auch Bedeutsames vollbringen. So jedenfalls hatten sie es vereinbart, als Albie während ihres letzten Semesters in Dresden die bahnbrechende Idee eines gemeinsamen Lebens nicht nur in Schönheit und künstlerischem Genuss, sondern auch in wissenschaftlicher Arbeit formulierte.

Auf jenen Tag war eine der langen Nächte gefolgt, in denen Sverre singend durch stille Dresdner Straßen nach Hause ging.

Aber hier und jetzt, in der neuen Wirklichkeit, an die er sich merkwürdigerweise schnell gewöhnt hatte nach seinem Umzug aus einem normalen Leben in ein Schlaraffenland, in dem alles anders war, wurde ihr soziales Experiment zum ersten Mal ernsthaft auf die Probe gestellt. Natürlich musste Albie diese Reise machen und Rudolf Diesel aufsuchen, denn dieser Besuch konnte für die Zukunft, und nicht nur für ihre, von großer Bedeutung sein.

Am Tag seiner Abreise wartete Albie mit einer weiteren Überraschung auf. Der Kutsche war vorgefahren, und der Kutscher wartete geduldig. Sie hatten beschlossen, zu Hause voneinander Abschied zu nehmen, Bahnhofsabschiede waren so banal.

Sie umarmten sich zärtlich in der Diele, wo sie niemand sah, bevor sie sich auf dem Vorplatz die Hand gaben, sich auf...

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Jan Guillou wurde 1944 im schwedischen Södertälje geboren und ist einer der prominentesten Autoren seines Landes. Seine preisgekrönten Kriminalromane um den Helden Coq Rouge erreichten Millionenauflagen. Auch mit seiner historischen Romansaga um den Kreuzritter Arn gelang ihm ein Millionenseller, die Verfilmungen zählen in Schweden zu den erfolgreichsten aller Zeiten. Heute lebt Jan Guillou in Stockholm.