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De Gier im Zwielicht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am01.03.20141. Auflage
De Gier will allein sein, Jazz hören und einen Joint rauchen. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt taucht seine Freundin auf und geht ihm auf die Nerven. Am nächsten Morgen erscheinen zwei abgerissene Typen und verlangen Geld dafür, eine weibliche Leiche verschwinden zu lassen. In de Giers Kopf ist nur Nebel. Hat er wirklich seine Freundin umgebracht? «Ein echter Wetering-Krimi: gescheit, spannend.» (Schweizer Woche). «Extravaganter Nervenkitzel.» (Süddeutsche Zeitung) «Einer der Meister des Kriminalromans.» (The Los Angeles Times)

Janwillem van de Wetering, geboren am 12.02.1931 in Rotterdam als Sohn eines wohlhabenden Gewürzkaufmanns. 1952-1957 lebte er in Südafrika, wo er Chemikalienhändler und Immobilienmakler und Mitglied einer Motorradgang war. 1958 studierte er kurze Zeit Philosophie im City College of London und schrieb im Fischerdorf St. Ives, Cornwall, einen ersten «langatmigen und unlesbaren Roman» (van de Wetering). Im selben Jahr ging er für 18 Monate in das zen-buddhistische Kloster Daitoku-ji in Kyoto (Japan), wo er sich unter der Leitung des Zen-Meisters Oda Sesso der Zen-Lehre und Meditation widmete. Ab 1960 arbeitete er wieder als Großhändler in Kolumbien und Peru, später mit seiner zweiten Frau Juanita, die er in Kolumbien kennengelernt hatte, in Australien. 1966 kehrte er nach Amsterdam zurück, wo er die Firma seines Vaters übernahm., setzte seine Zen-Studien fort und war eine bekannte Kontaktadresse für Zen-Adepten. In seiner Freizeit arbeitete er sieben Jahre lang abends und an den Wochenenden als Aushilfspolizist, wobei er die Prüfungen zum Seargent und Lieutenant ablegte. In Amerika setzte er bei dem bekannten Zen-Meister Walter Nowick und in Schottland bei dem Tibeter Chögyam Trungpa Rinpoche seine spirituelle Suche fort. 1974 begann er mit seine Krimireihe um die Polizeibeamten Grijpstra, de Gier und den namenlosen Commissaris, die in Amsterdam, teilweise auch in Amerika, Japan und Übersee spielen. Van de Wetering siedelte 1975 mit seiner Frau nach Amerika über, wo er seitdem in Surry an der Küste von Maine, in der Nähe der kanadischen Grenze, als Schriftsteller, Skulpturenkünstler und Übersetzer lebte. Sein Werk erschien bisher in 23 Sprachen. Auszeichnungen: Boekenweekgeschenk (1980); Grand Prix de la Litérature Policière (1984).Janwillem van de Wetering verstarb am 4. Juli 2008.
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Produkt

KlappentextDe Gier will allein sein, Jazz hören und einen Joint rauchen. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt taucht seine Freundin auf und geht ihm auf die Nerven. Am nächsten Morgen erscheinen zwei abgerissene Typen und verlangen Geld dafür, eine weibliche Leiche verschwinden zu lassen. In de Giers Kopf ist nur Nebel. Hat er wirklich seine Freundin umgebracht? «Ein echter Wetering-Krimi: gescheit, spannend.» (Schweizer Woche). «Extravaganter Nervenkitzel.» (Süddeutsche Zeitung) «Einer der Meister des Kriminalromans.» (The Los Angeles Times)

Janwillem van de Wetering, geboren am 12.02.1931 in Rotterdam als Sohn eines wohlhabenden Gewürzkaufmanns. 1952-1957 lebte er in Südafrika, wo er Chemikalienhändler und Immobilienmakler und Mitglied einer Motorradgang war. 1958 studierte er kurze Zeit Philosophie im City College of London und schrieb im Fischerdorf St. Ives, Cornwall, einen ersten «langatmigen und unlesbaren Roman» (van de Wetering). Im selben Jahr ging er für 18 Monate in das zen-buddhistische Kloster Daitoku-ji in Kyoto (Japan), wo er sich unter der Leitung des Zen-Meisters Oda Sesso der Zen-Lehre und Meditation widmete. Ab 1960 arbeitete er wieder als Großhändler in Kolumbien und Peru, später mit seiner zweiten Frau Juanita, die er in Kolumbien kennengelernt hatte, in Australien. 1966 kehrte er nach Amsterdam zurück, wo er die Firma seines Vaters übernahm., setzte seine Zen-Studien fort und war eine bekannte Kontaktadresse für Zen-Adepten. In seiner Freizeit arbeitete er sieben Jahre lang abends und an den Wochenenden als Aushilfspolizist, wobei er die Prüfungen zum Seargent und Lieutenant ablegte. In Amerika setzte er bei dem bekannten Zen-Meister Walter Nowick und in Schottland bei dem Tibeter Chögyam Trungpa Rinpoche seine spirituelle Suche fort. 1974 begann er mit seine Krimireihe um die Polizeibeamten Grijpstra, de Gier und den namenlosen Commissaris, die in Amsterdam, teilweise auch in Amerika, Japan und Übersee spielen. Van de Wetering siedelte 1975 mit seiner Frau nach Amerika über, wo er seitdem in Surry an der Küste von Maine, in der Nähe der kanadischen Grenze, als Schriftsteller, Skulpturenkünstler und Übersetzer lebte. Sein Werk erschien bisher in 23 Sprachen. Auszeichnungen: Boekenweekgeschenk (1980); Grand Prix de la Litérature Policière (1984).Janwillem van de Wetering verstarb am 4. Juli 2008.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644509115
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum01.03.2014
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.13
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1298324
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


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Drei


Der Commissaris, ein altes, zerknittertes, dünnes Männchen, dachte über das Leben nach, das er nun führte - otium cum dignitate, so nannte man das -, während er seine Knie betrachtete, die aus dem Schaumbad ragten wie Inseln aus einem Meer. In Ehren entlassen, nichts anderes bedeutete es, nur eben auf Lateinisch. In goldenen Buchstaben war es auf dem Mahagonischildchen zu lesen, das ihm Amsterdams Polizeichef bei seiner Pensionierung überreicht hatte, nach vierzig Jahren, in denen der Commissaris als Chef der Kriminalpolizei die Krone repräsentiert und dem Volk gedient hatte. Katrien saß, eingewickelt in ein Badetuch, auf einem Stuhl neben der Wanne und passte auf ihren Liebsten auf. Die Haare hatte sie auf Lockenwickler gedreht. Der Commissaris hatte seine letzten Haare längst verloren, mit Ausnahme des dünnen Flaums auf seiner Brust. Katrien runzelte die Stirn. «Was sagst du da? De Gier schubst keine Frauen von Klippen herunter? Was weißt du überhaupt? Du kennst nicht einmal die Geschichte mit den Schnürstiefeln.»

Der Kopf des Commissaris am einen Ende der Wanne verschwand, dafür tauchte am anderen ein Fuß aus dem Wasser. Der Fuß näherte sich den Wasserhähnen. Der große Zeh machte sich am Warmwasserhahn zu schaffen. Fuß und Zeh verschwanden wieder. Der Kopf kam wieder zum Vorschein.

«Lass das sein», sagte Katrien. «Mein Vater hat das auch gemacht. Dabei starb er, es war ein Herzanfall. Und meine Mutter dachte, er würde Spaß machen.»

Der Commissaris wusch seine Brille ab und reichte sie Katrien.

«Was ...»

«Bitte trockne sie ab», sagte der Commissaris.

Sie tat es, beugte sich dann zu ihm hinüber und setzte ihm vorsichtig das Brillengestell über Nase und Ohren. «Gut so?»

«Danke fürs Abtrocknen», sagte der Commissaris. «Ich wünschte, du hättest nicht diese Dinger auf dem Kopf, Liebe.»

«Wer sagt, dass du mich anschauen sollst?», sagte Katrien. «Nellie hat recht. De Gier zeigt sein wahres Gesicht, jetzt, wo er tun und lassen kann, was er will. Du hättest es schon früher sehen können, aber du wolltest nicht, natürlich. Denk doch nur einmal an Rinus´ Lebenswandel, all diese Frauen ...»

«Ah.» Der Commissaris lächelte.

«Ja!», sagte Katrien. «Aber nun ist es zu spät, Jan. Wenn ich Rechtsanwältin geworden wäre, wie ich es vorhatte, dann hätten wir ein Verhältnis haben können. Wir hätten ein Paar sein können, ohne zusammenzuleben. Dann hättest du Katzen gehabt wie diese Oliver und Täbris, und Frauen wie diese, wie hieß sie nur ...»

«Esther?»

«Kann mich an den Namen nicht erinnern», sagte Katrien, «Rinus hatte so viele. Diese Polizistin aus Friesland mit ihrem Motorrad, die auf einem Rad fahren konnte. Sie hatte so lange Beine ...»

«Hylkje?»

«Gleich fängst du an zu sabbern!»

«Worauf hättest du dich spezialisiert als Anwältin?», fragte der Commissaris. «Vermögensangelegenheiten? Das hätte dir sicher gefallen, Katrien. Solche Anwälte verdienen auch ein Vermögen. Du hättest mich aushalten können.»

«Ja», sagte sie. «Du wärst viel glücklicher gewesen, allein für dich. Du wärst frei gewesen, wie Rinus. Hättest Bücher lesen können, die du nicht verstehst. Ich wäre dir nicht immer im Weg gewesen. Hättest diese lächerliche Minitrompete spielen können.»

«Immer noch besser als seine Flöte, oder?»

«Ja», sagte Katrien. «De Gier hört sich auf der Trompete viel besser an. Aber wohin haben ihn seine Hirngespinste gebracht? Na? Dass er diese arme Frau töten musste?»

«Was ist das mit den Schnürstiefeln?», fragte der Commissaris. «Und warum gehst du so hart mit ihm ins Gericht? Du magst Rinus, Katrien. Du hast ihm Weihnachten Schokolade geschenkt. Du hast für ihn indonesische Nudeln mit Krabbenmehlchips gemacht, wenn er vorbeikam, und ich musste es auch essen. Du hast ihn zum Bleiben genötigt und zugelassen, dass er das Bad auf den Kopf stellte. Du bist nicht von seiner Seite gewichen. Du hast mich eifersüchtig gemacht.»

«Weißt du, was er geschrieben hat?», sagte Katrien. «Dass Amerikaner aus der Gegend diese Küstenlandschaft in Maine Zwielichtland nennen. Dass es eine wirklich merkwürdige Gegend sei. Dass es die richtige Gegend sei, um sich davonzumachen. Davonmachen von was, Jan?»

«Davon, als Rheumakranker in einem kalten Bad zu liegen», sagte der Commissaris. Mühsam bekam er Boden unter die Füße und reckte die Hände seiner Frau entgegen. Sie fing ihn auf, als er aus der Wanne stieg, wickelte ihn in ein Tuch und rieb ihn trocken. «Besser jetzt?»

«Heißes Wasser spült immer ein bisschen davon weg», sagte der Commissaris. «Die Schnürstiefel?»

Katrien erzählte ihm die Geschichte, die sie von Nellie gehört hatte. Nellie hatte sie von Grijpstra. («Nellie Plappermaul», sagte der Commissaris, «kein Wunder.» - «Wieso kein Wunder, Jan?» - «Vergiss es, Katrien.») Grijpstra hatte sie von de Gier selbst gehört.

Grijpstra und de Gier, beide noch im Dienst, aber schon am Überlegen, ob sie aufhören sollten, hatten einen Abend in ihrer Lieblingsbar verbracht, wo man sich unter die Musiker mischen konnte, meistens Pianisten und Schlagzeuger. Man hatte Endless Blues gespielt, ein Stück, das de Gier selbst komponiert hatte. Ein Stück, das sich auf eindrucksvolle Weise von Chorus zu Chorus steigerte, sogar von einem Abschnitt eines Chorus zum nächsten. («Du solltest Covertexte schreiben, Katrien.» - «Du willst es zu Ende hören, Jan? - «Ja, Katrien, entschuldige.») Grijpstra sang noch dazu, ein wirklich heißer Scatgesang. («Grijpstra spielt doch Schlagzeug, dafür braucht man immerhin schon Hände und Füße. Jetzt singt er auch noch?»)

Katrien seufzte.

Sie waren jetzt im Schlafzimmer angelangt. Der Commissaris ließ sich aufs Bett fallen, richtete sich noch einmal auf, um Katrien zu küssen, legte sich wieder zurück. «Mach weiter.»

«Kommandier mich nicht herum! ... Also, Grijpstra sang, dazu schlug er diesen langen, immer lauter werdenden Trommelwirbel, spielte auch die kleine Trommel, ließ das Glockenspiel läuten. Er machte wirklich alles.»

«Du warst dabei?»

«Natürlich.»

«Du hast es mir nie erzählt.»

«Es gibt eine ganze Menge, was ich dir nie erzähle», sagte Katrien. «Ich war mit Nellie da. Du warst in New York, bei einem Polizeikongress.»

«Ich gehe niemals auf Polizeikongresse.»

«Ja», sagte sie. «Bitte, red keinen Unsinn, Jan. Denk doch an diesen Polizisten der Reserve, dessen Onkel nach Amerika ausgewandert ist und im Central Park durch einen Stromschlag ums Leben kam. Niemand hat sich darum gekümmert, aber es war sein Lieblingsonkel, und der arme Kerl war ohne Eltern aufgewachsen. So war er völlig aufgelöst und bat dich, etwas zu unternehmen. Und du hast gesagt, dass New York nicht unbedingt in deiner Zuständigkeit läge, aber dann hörtest du von dem Kongress, bist hingefahren und hast herausgefunden, wer es getan hat. Und dann der Blindenhund, der mit dem Drüsenproblem? Um den du dich dann auch noch kümmern musstest? Und der Pathologe und das tote Mädchen im Kofferraum eines Wagens? Mit den Maden auf dem Mund?»

«Ja», sagte der Commissaris, «und wir dachten alle, es wäre Spucke. Und du bist mit Nellie durch die Stadt gezogen?»

«Und de Gier war so allein», sagte Katrien. «Wirklich seltsam, wie er an jenem Abend spielte. Wie Don Cherry. Du kennst Don Cherry?»

«Ja», sagte der Commissaris. «De Gier schätzt Don Cherry sehr, darum hat er sich diese Minitrompete angeschafft. Aber de Gier spielt nicht ganz so schrill.»

«Sein Ton ist weicher», sagte Katrien, «aber an jenem Abend war das ganz anders. Er war auch laut, nicht übertrieben, mehr wie jemand, der tatsächlich leidet. Da war eine Schwarze in der Bar, die plötzlich mitmachte, und sie hat mit ihm Duett gesungen, dieses typische Hin und Her im Jazz, er fragte, sie antwortete.»

«In Worten?»

«Nur in Tönen», sagte Katrien. «Sie hatte eine wunderschöne Stimme, wie eine Glocke, manchmal auch wie ein Becken. Man glaubte, die Töne zu sehen; Nellie meinte, man könne sie greifen.»

«Hast du getrunken?»

«Nellie hatte etwas Gras mitgebracht», sagte Katrien. «Sie hat es früher selbst gezogen, weißt du noch? Im Garten hinter dem Haus? Das echte holländische, das stärkste, was es gibt.»

«Ich würde Gras rauchen», sagte der Commissaris, «nur um mehr Musik in mir drin zu hören, aber ich möchte keiner von denen sein, die nachts herumrennen, wenn alle Läden schon geschlossen sind, und verzweifelt nach ihrem Leckerbissen Ausschau halten.»

«Sicher», sagte Katrien.

«Du hast eine Menge Gras mit Nellie geraucht?»

«Wir haben beschlossen, es seinzulassen», sagte Katrien. «Nellie wird so leicht abhängig davon.»

«Du wirst nicht abhängig?»

«Erinnere dich, wie ich mir diese Codeinpillen abgewöhnt habe!», sagte Katrien. «Und vergiss nicht, wie schwer es dir fiel, mit dem Rauchen aufzuhören!»

«Schnürstiefel», sagte der Commissaris, «nun lass schon hören, Katrien.»

«Gut», sagte Katrien. «Die Bar schloss, irgendwann schließen sie immer, und die Frau mit der Glockenstimme war gegangen, sie hatte schon einen Begleiter. Nellie brachte Grijpstra nach Hause, und ich nahm ein Taxi. De Gier war wieder einmal allein, also ging er in eine andere Bar und noch eine, schließlich irgendwohin, wo man durchgehend geöffnet hat, bis er dann ganz hinüber war.»

«Hinüber?», fragte der Commissaris. «De Gier?»

«Er landete im Nuttenviertel.» Katrien verzog...
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Autor

Janwillem van de Wetering, geboren am 12.02.1931 in Rotterdam als Sohn eines wohlhabenden Gewürzkaufmanns. 1952-1957 lebte er in Südafrika, wo er Chemikalienhändler und Immobilienmakler und Mitglied einer Motorradgang war. 1958 studierte er kurze Zeit Philosophie im City College of London und schrieb im Fischerdorf St. Ives, Cornwall, einen ersten «langatmigen und unlesbaren Roman» (van de Wetering). Im selben Jahr ging er für 18 Monate in das zen-buddhistische Kloster Daitoku-ji in Kyoto (Japan), wo er sich unter der Leitung des Zen-Meisters Oda Sesso der Zen-Lehre und Meditation widmete.