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Das Krokodil: Lojacono ermittelt in Neapel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am07.03.20141. Auflage
Sie nennen ihn das Krokodil. Er ist die perfekte Mordmaschine. Aber warum weint er, wenn er tötet? Ein junger Mensch wird tot aufgefunden, kaltgemacht durch einen Schuss aus nächster Nähe. Den Täter nennt die Presse nur «das Krokodil». Weil er am Tatort ein Taschentuch mit Tränenflüssigkeit hinterlässt. Weint er Krokodilstränen um sein Opfer? Und weil er, wie das gleichnamige Raubtier, eine perfekte Mordmaschine ist. Inspektor Lojacono wurde von Sizilien nach Neapel strafversetzt. Jetzt sitzt er in einem tristen Polizeibüro und dreht Däumchen. Bis die schöne Staatsanwältin Laura Piras sein Talent erkennt und ihn mit dem Fall betraut. Und so treffen sie in einem morbiden Neapel aufeinander: Der Inspektor und der Killer. Ein neues Kapitel des ewigen Kampfes zwischen Gut und Böse hat begonnen.

Maurizio de Giovanni wurde 1958 in Neapel geboren, wo er auch heute noch lebt. Er studierte Literatur und hat lange Zeit als Banker gerarbeitet. «Das Krokodil», der erste Fall in der Serie um Inspektor Lojacono, wurde 2012 mit dem wichtigsten Preis für italienische Kriminalromane, dem Premio Scerbanenco, ausgezeichnet. 'Frost in Neapel' ist der vierte Fall um Lojacono und seine Kollegen von Pizzofalcone. Maurizio de Giovanni ist einer der erfolgreichsten lebenden Krimiautoren Italiens. Seine Bücher erscheinen in zahlreichen Ländern, unter anderem in Frankreich, England und in den USA.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSie nennen ihn das Krokodil. Er ist die perfekte Mordmaschine. Aber warum weint er, wenn er tötet? Ein junger Mensch wird tot aufgefunden, kaltgemacht durch einen Schuss aus nächster Nähe. Den Täter nennt die Presse nur «das Krokodil». Weil er am Tatort ein Taschentuch mit Tränenflüssigkeit hinterlässt. Weint er Krokodilstränen um sein Opfer? Und weil er, wie das gleichnamige Raubtier, eine perfekte Mordmaschine ist. Inspektor Lojacono wurde von Sizilien nach Neapel strafversetzt. Jetzt sitzt er in einem tristen Polizeibüro und dreht Däumchen. Bis die schöne Staatsanwältin Laura Piras sein Talent erkennt und ihn mit dem Fall betraut. Und so treffen sie in einem morbiden Neapel aufeinander: Der Inspektor und der Killer. Ein neues Kapitel des ewigen Kampfes zwischen Gut und Böse hat begonnen.

Maurizio de Giovanni wurde 1958 in Neapel geboren, wo er auch heute noch lebt. Er studierte Literatur und hat lange Zeit als Banker gerarbeitet. «Das Krokodil», der erste Fall in der Serie um Inspektor Lojacono, wurde 2012 mit dem wichtigsten Preis für italienische Kriminalromane, dem Premio Scerbanenco, ausgezeichnet. 'Frost in Neapel' ist der vierte Fall um Lojacono und seine Kollegen von Pizzofalcone. Maurizio de Giovanni ist einer der erfolgreichsten lebenden Krimiautoren Italiens. Seine Bücher erscheinen in zahlreichen Ländern, unter anderem in Frankreich, England und in den USA.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644312111
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum07.03.2014
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1015 Kbytes
Artikel-Nr.1335974
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


4


Lojacono sah auf die Uhr, zum hundertsten Mal. Elf Uhr achtundfünfzig. Er beschloss, nicht länger zu warten, auch weil Giuffrè endlich den Raum verlassen hatte. Er griff zum Hörer und wählte die Nummer.

«Hallo?»

Sofort versuchte er die Bilder zu vertreiben, die der Klang von Sonias tiefer Stimme in seinem Kopf heraufbeschwor. Ihr Lachen, ihre weichen Brüste, der Geschmack ihrer Lippen. Vorvergangenheit.

«Hallo, ich bin´s.»

«Was willst du?»

Lojacono lächelte bitter.

«Ich freue mich auch, dich zu hören.»

Ihre Stimme wurde laut.

«Mach dich ruhig lustig über mich - nach allem, was du deiner Tochter und mir angetan hast. Weißt du eigentlich, dass wir uns ein Jahr lang nicht vor die Haustür getraut haben? Du sollst uns nicht mehr anrufen, hat der Anwalt gesagt. Du sollst uns nur noch unser Geld schicken.»

Der Inspektor legte sich die Hand über die Augen. Plötzlich fühlte er sich kraftlos.

«Bitte, Sonia. Du weißt, dass ich dir immer pünktlich dein Geld schicke. Ihr kriegt fast alles von dem Hungerlohn, den sie mir hier zahlen. Mein Leben in dieser Stadt ist dermaßen beschissen, das kannst du dir nicht vorstellen. Es ist wirklich nicht nötig, dass du mir auch noch die Hölle heißmachst.»

Das Lachen der Frau hatte nichts Fröhliches an sich.

«Ist dir klar, was du aus unserem Leben gemacht hast? Wenn du wenigstens ein richtiger Mafioso gewesen wärst, dann hätten sie immerhin Respekt vor uns gehabt, vor Marinella und mir. Aber jetzt kann uns nicht mal mehr die Verwandtschaft in die Augen gucken, und hier, wo uns sowieso fast niemand kennt, müssen wir uns verstecken, als wären wir Diebinnen. Zum Teufel!»

Zum Teufel. Wie wenig doch dazu gehörte, in der Hölle zu schmoren.

«Wie auch immer. Ich wollte wissen, wie es euch geht. Und ich wollte mit Marinella sprechen.»

«Vergiss es! Vergiss es, hast du verstanden? Sie will nicht mit dir sprechen. Sie hat alle ihre Freunde verloren nach dieser Geschichte. Was kann einer Fünfzehnjährigen Schlimmeres passieren? Du brauchst gar nicht erst zu versuchen, sie direkt zu erreichen, sie hat eine neue Handynummer.»

Lojacono schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch, dass die Büroklammern und Stifte bebten.

«Himmelherrgott, sie ist meine Tochter! Seit zehn Monaten habe ich ihre Stimme nicht mehr gehört! Kein Richter dieser Welt kann einem Vater vorschreiben, sich seiner Tochter gegenüber tot zu stellen.»

Sonias Stimme wurde schneidend wie eine Messerklinge.

«Das hättest du dir früher überlegen müssen. Bevor du der Mafia vertrauliche Informationen weitergegeben hast. Noch nicht mal Geld hast du dafür kassiert. Du hast einfach nur versagt. Und wenn ein Mädchen einen Versager zum Vater hat, dann muss man wenigstens dafür sorgen, dass sie für den Rest ihres Lebens keinen Schaden mehr davon nimmt. Schick das Geld und lass uns in Ruhe!»

Sie legte auf.

Erst als er den sichtlich unangenehm berührten Giuffrè an seinen Platz zurückschleichen sah, wurde Lojacono bewusst, dass er schon eine ganze Weile zusammenhanglose Sätze in den Hörer gestammelt hatte. Rasch erhob er sich und verließ den Raum.

 

Er kannte ihn, diesen Alfonso Di Fede. Und wie er ihn kannte. Sie waren sogar zusammen in eine Klasse gegangen, in der Grundschule, bevor der andere wie alle aus seiner Familie Schafhirte geworden war. Er erinnerte sich noch gut an den wortkargen dicken Jungen mit dem stolzen Blick, der nie ein Buch aufgeschlagen hatte. Offenbar hatte er gewusst, was auf ihn zukommen würde.

Natürlich hatte er Alfonsos Laufbahn verfolgt, die so war wie die von vielen anderen auch. Der Härteste und Loyalste kam nach oben, Stufe um Stufe - letztlich nicht anders als bei der Polizei. Ein paar Mal eingebuchtet und wieder entlassen, bis er irgendwo auf dem Land zwischen Gela und Canicattì untergetaucht war. Noch einer, der die Ärmel hochkrempeln konnte. Der geheime Botschaften und, wenn nötig, auch den Tod überbrachte, wann immer man es von ihm verlangte.

Sie waren sich nie mehr über den Weg gelaufen. Di Fede war nicht unter den wenigen gewesen, die sie in den heißen sizilianischen Nächten hatten aufspüren können, in irgendwelchen abgelegenen Baracken mit kargen Zimmern voller Weinflaschen und Pornoheften - Orte, an denen über die Schicksale unschuldiger Menschen verfügt wurde.

Am Ende hatte ihn doch einer geschnappt, irgendwo weit weg, in Deutschland. Und während der stundenlangen Verhöre, die zu seiner Kronzeugenschaft geführt hatten, war plötzlich sein Name aufgetaucht: Inspektor Giuseppe Lojacono vom Mobilen Einsatzkommando Agrigento, ein hochangesehener Kader weit oben auf der Karriereleiter. Weit oben, aber ohne jede Rückendeckung.

«Ja», hatte der Kronzeuge Alfonso Di Fede gesagt, «ja, natürlich: Lojacono hat uns immer mit Informationen versorgt. Über ihn haben wir von den Plänen des Einsatzkommandos erfahren und wussten, wo wir hinkonnten und wo nicht. Kann ich bitte noch einen Kaffee haben?»

Wer konnte schon sagen, woher sein Name so plötzlich aufgetaucht war? Aus irgendeinem hinteren Winkel von Di Fedes Gedächtnis oder aus der Notwendigkeit heraus, jemand anderen zu decken? In den Nächten nach der sofort erfolgten Suspendierung hatte Lojacono Stunden damit verbracht, an die Decke zu starren und sich diese Frage zu stellen.

Die Auswirkungen auf sein Leben und das von Sonia und Marinella waren verheerend gewesen. Niemand hatte mehr das Wort an ihn gerichtet: entweder aus Angst, die Unterstellung könne wahr sein, oder aus dem gegenteiligen Grund. In ihrer Verunsicherung hatten sie sich alle von ihnen abgewendet und sie allein vor dem Aus stehen lassen.

Der Zweifel in den Blicken seiner Frau und Tochter war ihm sofort aufgefallen. Mit bedingungsloser Unterstützung hatte er nicht gerechnet, allzu oft hatte er als Polizist ähnliche Geschichten mit angesehen. Er wusste genau, wie selten es außerhalb von Büchern und Filmen geschah, dass Angehörige gleichermaßen das Unglück mittrugen, wie sie das gemeinsame Glück genossen hatten. Aber er hatte gehofft, wenigstens die Chance zu haben, sich erklären und verteidigen zu können.

Besser wäre es gewesen, man hätte ihn tatsächlich vor den Kadi gestellt. Dann hätte er die ganze Absurdität der Angelegenheit aufzeigen und sie auf das zurückführen können, was sie war: ein Fall von übler Nachrede. Aber eben weil es so wenige Indizien gab, war es auch nicht zum Prozess gekommen, hatte sich Justitia nicht in die Schlacht begeben.

«Zweckmäßigkeit», so hatte das Schlüsselwort geheißen. Keine Disziplinierungsmaßnahme, sondern bloß eine Frage der Zweckmäßigkeit. Gewiss, man hatte eine Akte angelegt; in irgendeinem dunklen Hinterzimmer befand sich ein Ordner, auf dem sein Name stand und der randvoll gefüllt war mit Kopien von Verhören, Protokollen und Einsatzberichten. Fragmente, Ausschnitte aus dem Leben eines Polizisten, der in einer Gegend wohnte und arbeitete, die in Sachen Verbrechensbekämpfung weltweit zu den schwierigsten zählte. Alles war in sich zusammengefallen wie ein Kartenhaus - aus reiner Zweckmäßigkeit.

«Sie müssen mich verstehen, Lojacono», hatte der Polizeipräsident gesagt. «Ich handele nicht nur zum Wohl Ihrer Familie, sondern auch zu dem der Einsatztruppe. Die Kollegen müssen sich sicher fühlen können. Es ist für niemanden gut, wenn Sie hierbleiben. Sie wären einfach zu exponiert. So ist es am zweckmäßigsten.»

Reine Zweckmäßigkeit also, dass Sonia und Marinella nach Palermo hatten umziehen müssen - lieber keinen Erpressungsversuch oder gar Schlimmeres riskieren. Es gab genügend Familien, die wegen Di Fede und seines Clans Tote zu beklagen hatten, und schließlich konnte niemand vorhersehen, was für Aktionen diese Hitzköpfe planten.

Marinella hatte die Schule wechseln müssen, ihre besten Freundinnen verloren, den Jungen, für den sie geschwärmt hatte. Schreckliche Dinge in diesem Alter. Zuletzt hatte er nur noch blanken Hass aus ihrer Stimme herausgehört.

Auch seine Versetzung nach Neapel war aus reiner Zweckmäßigkeit erfolgt, natürlich. Man hatte ihn weit genug weggeschickt, um ihn los zu sein, und nahe genug, um es nicht nach Strafversetzung aussehen zu lassen. Wegen einer Schuld, die man ihm nicht nachweisen konnte. Polizeikommissariat San Gaetano, im Bauch einer Stadt, die sich in ständiger Auflösung befand. Etwas Schlimmeres, das sofort zur Verfügung gestanden hätte, war nicht zu finden gewesen. Das einzig Gute hier war der Kaffee. Wenigstens das.

Der leitende Kommissar hatte ihn in seinem Büro empfangen.

«Sie verstehen sicher, Lojacono, dass es unter den gegebenen Umständen wenig zweckmäßig ist, wenn Sie hier bei Ermittlungen tätig werden.»

Zweckmäßig oder nicht zweckmäßig, hatte er gedacht.

«Tun Sie mir also den Gefallen und halten Sie sich aus allem raus, was irgendwie nach Ermittlung aussieht.»

«Und was soll ich sonst tun?», hatte er gefragt.

«Machen Sie sich keine Gedanken, es wird nichts von Ihnen erwartet. Gehen Sie einfach aufs Revier und tun Sie, wozu Sie Lust haben. Lesen Sie oder schreiben Sie Ihre Memoiren. Seien Sie einfach da und machen Sie sich keinen Kopf. Es wird nicht lange dauern, das versichere ich Ihnen.»

Zehn Monate und ein paar Zerquetschte. Zum Verrücktwerden. Anrufe ins Leere hinein, verzweifelte Versuche, mit der Tochter zu reden. Aus der Heimat, von den alten Kollegen: nichts als Schweigen. Ein einziger Schwebezustand, ohne Gefühl für Raum und Zeit, hinter einem leergefegten Schreibtisch, mit dem Computer als Poker-Gegner....
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Autor

Maurizio de Giovanni wurde 1958 in Neapel geboren, wo er auch heute noch lebt. Er studierte Literatur und hat lange Zeit als Banker gerarbeitet. «Das Krokodil», der erste Fall in der Serie um Inspektor Lojacono, wurde 2012 mit dem wichtigsten Preis für italienische Kriminalromane, dem Premio Scerbanenco, ausgezeichnet. "Frost in Neapel" ist der vierte Fall um Lojacono und seine Kollegen von Pizzofalcone. Maurizio de Giovanni ist einer der erfolgreichsten lebenden Krimiautoren Italiens. Seine Bücher erscheinen in zahlreichen Ländern, unter anderem in Frankreich, England und in den USA.