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In der Haut des Teufels

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am26.05.2014
Die wahre Geschichte von Hannibal Lecter - Psychogramm eines Serienkillers
Al Kenner ist 2,20 m groß, hat einen höheren IQ als Einstein und ist ein bestialischer Serienmörder. Mit 15 Jahren ermordet er kaltblütig seine Großeltern und fährt mit dem Motorrad durch Kalifornien, bevor er sich der Polizei stellt. In dieser Zeit tötet er acht Frauen, an denen er sich anschließend vergeht - als letzte seine eigene Mutter. In der Psychiatrie studiert er Psychologie und wird nach Verbüßung seiner Haftstrafe Profiler für die Polizei. Er verliebt sich in die Tochter des Polizeikommissars, dem er bei der Aufklärung von Verbrechen hilft. Als die Hochzeit bevorsteht, beichtet er seinem künftigen Schwiegervater seine bis dahin noch nicht entdeckten Taten und outet sich als die Bestie, als die er in die amerikanische Geschichte und als »Hannibal Lecter« in die Literatur eingeht. Denn Dugains Roman basiert auf der wahren Geschichte von Edmund Kemper, der noch heute als einer der bestbewachten Delinquenten der USA in Kalifornien einsitzt.

Marc Dugain, geb. 1957 in Dakar/Senegal, studierte Politik und war Manager von Proteus Airlines, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er verfasste bisher acht Romane, in denen er sich vor allem mit Menschen der Zeitgeschichte befasst, die außerhalb jeder gesellschaftlichen Norm stehen, etwa Stalin oder FBI-Chef Hoover (Der Fall Edgar Hoover, Frankfurter Verlagsanstalt 2007). Sie waren allesamt in Frankreich große Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
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Produkt

KlappentextDie wahre Geschichte von Hannibal Lecter - Psychogramm eines Serienkillers
Al Kenner ist 2,20 m groß, hat einen höheren IQ als Einstein und ist ein bestialischer Serienmörder. Mit 15 Jahren ermordet er kaltblütig seine Großeltern und fährt mit dem Motorrad durch Kalifornien, bevor er sich der Polizei stellt. In dieser Zeit tötet er acht Frauen, an denen er sich anschließend vergeht - als letzte seine eigene Mutter. In der Psychiatrie studiert er Psychologie und wird nach Verbüßung seiner Haftstrafe Profiler für die Polizei. Er verliebt sich in die Tochter des Polizeikommissars, dem er bei der Aufklärung von Verbrechen hilft. Als die Hochzeit bevorsteht, beichtet er seinem künftigen Schwiegervater seine bis dahin noch nicht entdeckten Taten und outet sich als die Bestie, als die er in die amerikanische Geschichte und als »Hannibal Lecter« in die Literatur eingeht. Denn Dugains Roman basiert auf der wahren Geschichte von Edmund Kemper, der noch heute als einer der bestbewachten Delinquenten der USA in Kalifornien einsitzt.

Marc Dugain, geb. 1957 in Dakar/Senegal, studierte Politik und war Manager von Proteus Airlines, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er verfasste bisher acht Romane, in denen er sich vor allem mit Menschen der Zeitgeschichte befasst, die außerhalb jeder gesellschaftlichen Norm stehen, etwa Stalin oder FBI-Chef Hoover (Der Fall Edgar Hoover, Frankfurter Verlagsanstalt 2007). Sie waren allesamt in Frankreich große Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641123673
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum26.05.2014
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse761 Kbytes
Artikel-Nr.1366119
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

____

Wie jeden Monat sitzt sie ihm gegenüber, nachdem sie sich schwer auf ihren Stuhl hat plumpsen lassen. Sie holt die Bücher aus ihrer Tasche, zehn insgesamt. Die meisten haben einen kartonierten Einband. Er wirft einen raschen Blick darauf und legt sie vor sich hin. Sie lächelt schmallippig, ohne ihm ins Gesicht zu blicken. Seit Jahren weicht sie hartnäckig seinem Blick aus, weshalb sie häufig die Augen abwenden muss. Sie senkt oft den Kopf, wodurch er den kahlen Scheitel in der Mitte ihres Schädels gut erkennen kann, der immer breiter wird. Sie hat langes Haar, und es ist schwer zu erkennen, wann es sauber ist. Selbst wenn es das ist, sieht es nicht so aus. Sie muss einmal ganz hübsch gewesen sein, soweit ihre aufgedunsenen Gesichtszüge eine frühere Schönheit überhaupt erkennen lassen. Aber er mag diese Frau. Oder besser, er hat für sich entschieden, dass er sie mag, weil er nichts für sie empfindet, weder Liebe noch Hass. Manchmal ein bisschen Verärgerung. Er nimmt es ihr übel, dass sie die einzige Person ist, die ihn besucht. Er verübelt es ihr stellvertretend für die anderen, die ihn niemals besuchen, was ein bisschen ungerecht ist, weil es gar keine anderen mehr gibt. Er ist scharfsinnig genug, um zu bemerken, dass sie ihm schon seit Langem etwas sagen will. Nur was? Er weiß es nicht. Er spürt nur, dass sie etwas bedrückt, das sie nicht in Worte fasst. Das hat nichts mit Schüchternheit zu tun. Ihr Verhalten ihm gegenüber ist niemals wirklich natürlich. Sie arrangiert sich. Häufig besteht eine eigenartige Diskrepanz zwischen ihrer Stimme und dem, was sie sagt. Manchmal kommt sie ihm geradezu schwärmerisch vor, dann wieder völlig ausgebrannt. Ihr faltiges Dekolleté mündet in große schlaffe Brüste. Für eine Frau, die um die sechzig sein muss, kein sehr erfreulicher Anblick. Aber er ist ihr dankbar, dass sie keine Fantasien in ihm weckt. Einen Motor ohne Benzin bringt man nicht auf Touren.

»Haben Sie mit den Zeitungsverlagen über das gesprochen, was wir überlegt haben?«

Sie lässt sich mit der Antwort Zeit. Das ist nicht ungewöhnlich, sie lässt sich mit der Antwort immer Zeit, als fühlte sie sich in gewisser Weise verantwortlich.

»Ja. Mit mehreren an der Küste. Sie sind … wie soll ich sagen, neugierig. Sie überlegen. Aber ich glaube, es wäre möglich.«

Sie wendet den Blick wieder ab. Wenn sie das tut, würde er ihr am liebsten mit der Faust auf den Kopf schlagen, doch eigentlich will er es nicht wirklich. Außerdem stellt er sich die Schäden vor, die er damit anrichten würde, während sie mit ihrer Stimme weiterredet, in der jedes Wort sich dafür zu entschuldigen scheint, dass es aus ihrem Mund kommt, der für ein Gesicht dieser Größe sehr klein wirkt. Sie muss indianisches Blut haben. Kein frisches Blut, Blut, das bis auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurückgeht, als man den Indianern übel mitgespielt hat.

»Es ist ein bisschen gewagt für sie, verstehen Sie …«

»Sie meinen als Literaturkritiker …?«

»O nein! Darüber werden sie sich ihre eigene Meinung bilden. Es geht mehr darum zu enthüllen oder nicht zu enthüllen, wer Sie sind. Und wenn Verleger oder Redakteure nicht preisgeben, wer Sie sind, könnte man es ihnen eines Tages vorwerfen. Und zugleich sagen sie sich, dass es eine Sensation wäre, wenn sie Ihre Identität enthüllen. Na ja, die Medien eben …«

Er nickt etwas verspätet, als interessierte ihn das Gespräch schon nicht mehr. Das hat er immer schon so gemacht. Es ist eine Möglichkeit, Einfluss auf seine Gesprächspartner zu gewinnen. Er hat es sich überlegt.

»Ich habe eine Menge Kritiken in meinem Leben gelesen. Ich wüsste nicht, worum ich die Kritiker beneiden sollte. Ich habe seit Beginn der Siebzigerjahre dreitausendneunhundertzweiundfünfzig Bücher verschlungen. Ganz genau habe ich sie gelesen, das können Sie nicht bestreiten. Gibt mir das jetzt nicht das Recht, eine Meinung über die Literatur zu haben? Ich denke doch.«

»Sie haben mir gesagt, sie würden Sie eher als Kritiker von Krimis sehen.«

Er bemüht sich, nicht genervt zu wirken, um sie nicht zu erschrecken, denn sie erschrickt leicht.

»Das riecht nach Sensationsmacherei. Sie werden ihnen sagen, dass Krimis mich nicht interessieren. Nicht die Bohne interessieren. Zu konventionell, zu viele Gemeinplätze, zu viele langweilige Rätsel.«

Sie sitzen sich eine Weile schweigend gegenüber, ohne sich anzusehen. Es gibt in diesem Raum nichts, worauf man seinen Blick richten kann, also lassen sie ihn über die Wand gegenüber gleiten. Er hat bereits genug von ihr, aber er beherrscht sich, will nicht, dass sie es merkt, sie kann nichts dafür.

Plötzlich bricht es aus ihm hervor: »Sie können ihnen die Zahl ruhig sagen, dreitausendneunhundertzweiundfünfzig Bücher von 1971 bis heute. Und wenn Sie sie zum Lachen bringen wollen, sagen Sie ihnen, dass ich zwischen meiner Geburt 1948 und 1971 nur ein einziges gelesen habe. Ich habe es dreimal gelesen. Erraten Sie, welches?«

Sie erwidert: »Die Bibel.«

»Nein. Schuld und Sühne. Ein verdammt gutes Buch, wirklich. Ich glaube nicht, dass jemals ein besseres geschrieben wurde.«

In ihrem Blick erkennt er, dass sie sich fragt, ob das nicht ein Scherz ist. Sie hat eine hübsche gerade Nase, und ihre Augen haben eine originelle Farbe. Doch sie riecht nach Angst, so wie ein Leichnam nach Tod riecht. Eine allgemeine Angst vor dem Leben. Übrigens benutzt sie viel zu viel Patschuli, um sie zu überdecken. Damit kann sie sicher viele täuschen. Ihn nicht.

Er setzt die Durchsicht der Bücher fort, die sie ihm mitgebracht hat, und entdeckt eines, das aus der Reihe tanzt.

»Was macht dieses Kinderbuch hier?«

»Das ist ein Vorschlag. Man hat festgestellt, dass es kaum Aufnahmen für Kinder gibt. Es gibt viel mehr blinde Kinder, als man denkt.«

»Haben Sie das absichtlich gemacht?«

Sie beginnt zu schmelzen wie Eis in der Sonne und wischt sich mit dem Handrücken über die verschwitzte Stirn. Sie versteht nicht, was er meint.

»Sie wissen wahrscheinlich nicht, dass meine Großmutter Kinderbücher geschrieben hat«, sagt er sanft, um sie zu beruhigen, denn sie hat eine beunruhigend rote Gesichtsfarbe angenommen. »Aber das ist nicht der Punkt. Können Sie sich wirklich vorstellen, wie ich mit meiner Stimme CDs für Kinder aufnehme? Man muss schon ziemlich verzweifelt sein, um auf so eine Idee zu kommen. Und es ist enorm schwierig, sich in ein Kind hineinzuversetzen, wenn man nie die Chance gehabt hat, eines zu sein. Diese Begabung habe ich nicht.«

Ihre Antwort kommt prompt: »Niemand hat so viele Preise für seine Aufnahmen bekommen wie Sie. Der Verleger, na ja … man will Sie.«

Sie glaubt, sie könne ihm schmeicheln.

Er ist über das Alter hinaus, auch wenn er stolz auf seine Preise ist. Er verspricht, es zu versuchen, das kostet ja nichts, und jeder ist zufrieden. Er macht gern Kompromisse. Es mag dumm klingen, aber Kompromisse machen ihm richtig Freude. Er ist überzeugt, wenn alle sich auf halbem Weg entgegenkämen, könnte man die meisten Konflikte vermeiden. Er sagt es oft, wenn er seinen Jungs eine Predigt hält. Sobald die Idee des Kompromisses in eurem Geist aufgekeimt ist, hat die Gewalt verloren. Selbst wenn ihr nicht die Absicht habt, dem andern auf halbem Weg entgegenzukommen, ein Schritt auf den anderen zu, und ihr habt die Gewalt hinter euch gelassen. Er will über diese Kinderbuchgeschichte nicht weiter diskutieren, es ist abgemacht, er wird es versuchen. Andernfalls hätte er das Gefühl, sich der Vergangenheit zu unterwerfen, und das will er nie wieder.

»Die guten Kritiker begreifen, dass das Kreisen des Autors um das Thema wichtiger ist als der Kern dieses Themas. Das ist die wahre Reise der Literatur. Wenn man sich durch Tausende von Seiten kämpfen muss, nur um zu dem zu gelangen, was gesagt werden muss, was soll das für einen Sinn haben, sagen Sie mir das? Ich habe so viele Gemeinheiten über Leute gehört, die es nicht verdienten. Wenn Sie lesen, was Mary McCarthy oder Henry Miller, die unfähig sind, zwischen den Zeilen zu lesen, über Salinger geschrieben haben, dann zweifle ich schon an der Stichhaltigkeit ihres Urteils und frage mich, ob das nicht ein Eingeständnis der Mittelmäßigkeit ihrer eigenen Texte ist. Da krieg ich manchmal eine Stinkwut! Ich erspare Ihnen, was ich alles über Carver gelesen habe. Klar, jetzt haben sie ihn in den Pantheon aufgenommen, ein reines Wunder, dass sie ihn nicht im Familiengrab von Tschechow beigesetzt haben, aber ich war da, als sie sich über seinen Minimalismus das Maul zerrissen haben. Er musste erst sterben. All diese Leute ziehen die Mumien den Lebenden vor. Aber sollen sie doch machen, was sie wollen, was die Krimis betrifft, können sie jedenfalls nicht mit mir rechnen. Ist das klar? Das ist ein minderwertiges, verachtenswertes Genre. Selbst der schlechteste Krimi ist nicht imstande, auch nur zehn Prozent der Realität wiederzugeben, von der er erzählt.«

Er sagt das alles, ohne laut zu werden. Er wird nur selten laut. Seine Wutausbrüche toben sich in einem wasserdichten Senkkasten aus. Wenn er wütend ist, weiß nur er es.

»Wenn Sie wirklich keine Kinderbücher …«

Für ihn war die Sache abgemacht. Warum kommt sie noch einmal darauf zurück? Er hat viele Leute wie sie gekannt, die keinen Schritt vorwärts machen können, ohne zurückzuschauen.

»Ich sagte doch, ich werde es lesen.«

Ein klägliches Lächeln huscht über ihr Gesicht. Dabei...


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Autor

Marc Dugain, geb. 1957 in Dakar/Senegal, studierte Politik und war Manager von Proteus Airlines, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er verfasste bisher acht Romane, in denen er sich vor allem mit Menschen der Zeitgeschichte befasst, die außerhalb jeder gesellschaftlichen Norm stehen, etwa Stalin oder FBI-Chef Hoover (Der Fall Edgar Hoover, Frankfurter Verlagsanstalt 2007). Sie waren allesamt in Frankreich große Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.