Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Noams Reise (1) - Der Morgen der Welt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
528 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am29.03.2023
Der große Bestsellerautor mit einem faszinierenden Roman über die Anfänge der Menschheit
Noam wurde vor 8.000 Jahren geboren, in der Jungsteinzeit, als sich die bis dahin umwandernden Menschen in Gruppen niederließen. Von seinem Vater, dem Clanchef Pannoam, viel zu jung verheiratet, verliebt sich Noam in die hinreißende Nura. Als er diese zur Zweitfrau nehmen möchte, schockiert ihn Pannoam, indem er Nura selbst heiratet. Noam verlässt das Dorf und findet Unterschlupf bei dem baumstarken Jäger Barak, bei dem er die alten Freiheiten der Jäger und Sammler kennenlernt. Doch eines Tages flieht Nura zu Noam in die Wälder und gesteht ihm ihre Liebe. Pannoam fordert daraufhin den eigenen Sohn zu einem rituellen Kampf ... Dann steigt das Wasser des Sees unaufhörlich, und Noam muss einen Ausweg finden. Dieses Ereignis, das bald zum Mythos wird, besiegelt auch Noams Schicksal, der, seiner Sterblichkeit beraubt, die Zeiten durchqueren muss ...
Ein mitreißender und kenntnisreicher Roman von biblischer Wucht. Beim Lesen taucht man fasziniert ab in eine archaische Welt und ist bestens unterhalten.

Eric-Emmanuel Schmitt, französischer Schriftsteller, Bühnenautor und Filmemacher, wurde 1960 in St.-Foy-les-Lyon geboren. Mit seinem Roman »Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran« (2001) wurde er zum Bestsellerautor mit großer Fangemeinde, auch in Deutschland. Seine Bücher wurden seither in 48 Sprachen übersetzt, 2007 lief sein Regiedebüt »Odette Toulemonde« im Kino. Seit 2016 ist er Mitglied der Académie Goncourt.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextDer große Bestsellerautor mit einem faszinierenden Roman über die Anfänge der Menschheit
Noam wurde vor 8.000 Jahren geboren, in der Jungsteinzeit, als sich die bis dahin umwandernden Menschen in Gruppen niederließen. Von seinem Vater, dem Clanchef Pannoam, viel zu jung verheiratet, verliebt sich Noam in die hinreißende Nura. Als er diese zur Zweitfrau nehmen möchte, schockiert ihn Pannoam, indem er Nura selbst heiratet. Noam verlässt das Dorf und findet Unterschlupf bei dem baumstarken Jäger Barak, bei dem er die alten Freiheiten der Jäger und Sammler kennenlernt. Doch eines Tages flieht Nura zu Noam in die Wälder und gesteht ihm ihre Liebe. Pannoam fordert daraufhin den eigenen Sohn zu einem rituellen Kampf ... Dann steigt das Wasser des Sees unaufhörlich, und Noam muss einen Ausweg finden. Dieses Ereignis, das bald zum Mythos wird, besiegelt auch Noams Schicksal, der, seiner Sterblichkeit beraubt, die Zeiten durchqueren muss ...
Ein mitreißender und kenntnisreicher Roman von biblischer Wucht. Beim Lesen taucht man fasziniert ab in eine archaische Welt und ist bestens unterhalten.

Eric-Emmanuel Schmitt, französischer Schriftsteller, Bühnenautor und Filmemacher, wurde 1960 in St.-Foy-les-Lyon geboren. Mit seinem Roman »Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran« (2001) wurde er zum Bestsellerautor mit großer Fangemeinde, auch in Deutschland. Seine Bücher wurden seither in 48 Sprachen übersetzt, 2007 lief sein Regiedebüt »Odette Toulemonde« im Kino. Seit 2016 ist er Mitglied der Académie Goncourt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641286736
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum29.03.2023
Seiten528 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5257 Kbytes
Artikel-Nr.10228754
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


PROLOG

Ein Schauer.

Zunächst ein Schauer.

Er ist beharrlich, breitet sich aus, bekommt Risse, vervielfacht sich, wird zu zwei, fünfzehn, fünfzig Schauern, die die Haut erobern, die Sinne wecken, einen überwältigen.

Der Mann öffnet die Lider.

Die Nacht ... Die Stille ... Die Kühle ... Der Durst ...

Er betrachtet die Finsternis um sich herum. Die Dunkelheit würde ihn erschrecken, wenn er nicht wüsste, wo er sich befindet. Zusammengekauert auf dem feuchten Kalkstein, atmet er die belebende, erquickende Luft, die seine Lungen füllt und seine Eingeweide zum Leben erweckt. Lust zu leben ... Wie schön ist doch eine Wiedergeburt! Besser als eine Geburt ...

Nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt haben, verschwinden die Schauer: Der Mann ist sich seines Körpers bewusst geworden.

Er gibt die Embryonalhaltung auf, dreht sich vorsichtig auf den Rücken und konzentriert sich minutiös auf verschiedene Teile seiner Anatomie. Gelenkt von seinem Willen, heben sich seine Arme über sein Gesicht, die Finger krümmen sich, ihre Knorpel knacken, die Hände senken sich, streichen über seine Brust, fahren über seinen Bauch. Er befiehlt seinen Knöcheln, sich zu lockern, hebt die Füße, neigt sie nach links, nach rechts, lässt sie kreisen und drückt die Schenkel gegen seine Brust. Alles gehorcht perfekt. Leidet er unter Nachwirkungen, irgendwelchen Beschwerden? Sein sorgfältiges Abtasten bestätigt ihm, dass er nicht einmal eine Narbe hat. Sein fünfundzwanzigjähriger Organismus ist ihm unversehrt zurückgegeben worden.

»Noam.«

Sein Name vibriert in der dunklen Höhle. Uff! Seine Stimme funktioniert ebenfalls.

Er verzieht das Gesicht. Die Silben, die von den Wänden zurückgeworfen wurden, stören die Atmosphäre; mit einem Wort, einem einzigen, sind die Menschen, die Clans, die Völker, die Nationen, die Geschichte eingedrungen, beklemmende, bedrückende Bedrohungen, so weit entfernt von dem animalischen Glück, das er früher genossen hatte. Noam. Sein Vorname belastet ihn. Noam. Wenn er sich so nennt, flüstern weder eine Mutter noch ein Vater diese Laute. Noam. Einsamkeit. Extreme Einsamkeit. Diesbezüglich ist eine Wiedergeburt weniger wert als eine Geburt ...

Er richtet sich auf. Sein Schädel stößt gegen den Stein der Höhle. Ein paar Sekunden lang benommen, massiert er sich die Kopfhaut und beruhigt sich wieder. Aufs Geratewohl beginnt er, aus dieser Höhle in die zweite, benachbarte zu gelangen.

Wo verbirgt sich der Eingang? Seine Handflächen erforschen die Wand, die Spalten, Erhebungen, Biegungen aufweist, aber keine Öffnung. Was? Hat die Explosion, die hier stattgefunden hat, etwa alles einstürzen lassen, den Ausgang zugeschüttet? Verbissen macht er weiter. Vergeblich. Ist er unter Felsblöcken eingesperrt? Sein Herz schlägt schneller, er keucht, an seinen Unterarmen bildet sich Schweiß.

Beruhig dich! Fang systematisch noch mal von vorn an.

Auf Knien sucht Noam sich einen Orientierungspunkt und tastet erneut die Wände ab. Ein Stein gibt nach, ein weiterer, ein dritter: Er hat den Durchgang gefunden.

Er schlüpft hindurch.

Nach rechts.

Er erinnert sich, dass er seine Tasche dort abgestellt hat. Vorausgesetzt, dass die Explosion nicht auch in diesem Fall ...

Seine Finger berühren den feuchten, fast lebendigen Stoff.

Beruhigt holt er ein Feuerzeug heraus. Nach ein paar Funken schießt die Flamme empor. Geblendet von dieser Feuerzunge, wendet er den Kopf ab. Er blinzelt, seine Hornhaut trübt sich. Wie lange haben seine Augen nichts gesehen?

Er gewöhnt sich an das Licht und mustert die Wände. Der Fels zeigt eine Haut, eine schimmernde, feuchte Haut, rosig, sinnlich, weiblich, mit weichen Falten, die ihn anziehen und hier einen Hals, ein Ohr, eine Achselhöhle, dort Lippen, ja, den geheimnisvollen Schatten einer Frau zeichnen. Noam schmiegt sich ins Zentrum der Erde, in diesen Bauch, in dem sich im Lauf der Jahrtausende das Flüssige und Mineralische vermählen. Tropfen haben diese Umrisse geschaffen. Was ihn umgibt, ist nicht geformt, sondern ausgeschwitzt worden.

Wann hat er das letzte Mal mit einer Frau geschlafen? Die Frage amüsiert ihn.

Er holt eine Kerze aus seiner Tasche, zündet sie an, legt das Feuerzeug zurück und nimmt seine Wäsche, eine Hose, ein Leinenhemd und Sandalen heraus.

Er lacht. Er erinnert sich an den Morgen, an dem er nackt aus den Höhlen gelaufen war! Das hatte eine Gruppe von Bauern erschreckt.

Angekleidet und mit der Kerze in der Hand durchquert er die engen Gänge, die er kennt. Die Einbuchtungen zwingen ihn, während er sich hindurchschlängelt, langsamer zu werden, zu kriechen, sich von Ebene zu Ebene zu ziehen und durch einen schlauchartigen Gang zu robben, bis er in der Vertiefung einer Spalte landet.

Ein ungewohntes Licht überrascht ihn. Geräusche.

Was? Ist sein Schlupfwinkel geschändet worden? Gewöhnlich vernimmt man nur das Gemurmel des Wassers. Er löscht die Kerze und schiebt sich vorsichtig zu der gezackten Öffnung.

Stimmen dringen zu ihm. Leises Motorengeräusch schnurrt in der Ferne. Schließlich beugt er sich vor und traut seinen Augen nicht.

Die Höhle ist okkupiert worden. Starke Scheinwerfer beleuchten die Tropfsteine. Entlang der Felswände ist ein von einem eisernen Geländer gesäumter Weg angelegt worden, ein teils hineingehauener, teils hinzugefügter Steg, der sich gelegentlich zu einem Balkon weitet, um eine Aussicht freizugeben. In diesem Augenblick bewegen sich Personen darauf. Jemand schwenkt mehrmals eine kleine Fahne, führt eine Gruppe und erklärt. Auf Arabisch. Auf Deutsch. Auf Englisch. Auf Französisch.

Noam hält den Atem an. Er hätte nie gedacht, dass man so nah herankommen würde. Vorsicht! Niemand darf ihn entdecken.

Auf dem Boden hockend und geschützt von der Dunkelheit, entdeckt er dank der Scheinwerfer ein ungeahntes Farbenspiel, von Blassgrün über Goldbraun und schüchterne Pastelltöne bis hin zu Orange. An der Decke erkennt er Stalaktiten, starr, fein, wie Haare, die die Haut aus Gestein durchbohren, wie die spärlichen Haare, die auf der Haut der Elefanten wachsen. In der Ferne werden die Reliefs stumpf, runder, glänzend, wie feste Wolken, versteinerte Schwaden. Überall ringsum zielen Stalaktiten und Stalagmiten aufeinander, treffen sich, verfehlen sich, entfernen sich voneinander. Die üppige Natur tobt sich aus: Tropfen um Tropfen, Jahrhundert um Jahrhundert, mit Geduld und Fantasie schwitzt sie eine überbordende Kulisse aus, abstrakt, gegenständlich, in der Kugeln, Ströme, Knoten, Anhäufungen, Klumpen der Geometrie folgen, sich aber auch aus ihr befreien, um ein Horn, einen Löwen, einen Stier, einen wütenden Kämpfer, einen zornigen Gott zu suggerieren. Hier baut sie Leuchter oder schmilzt Kerzen; dort errichtet sie Medusentempel oder ziseliert atemberaubende Orgelpfeifen; auf dem verbleibenden Raum entfaltet sie Wandbehänge aus Kalzit, Vorhänge und verflochtene Schnüre.

Angespannt studiert Noam die Ausgänge. Da die Spalte, die er kannte, durch die Arbeiten verschlossen wurde, muss er auf andere Weise entfliehen. Raum für Improvisation!

Als die Eindringlinge verschwunden sind, steigt er gelenkig von dem Überhang herunter, die Tasche auf dem Rücken; seine Finger und Zehen springen an der Steilwand flink von einem Halt zum nächsten.

»Was machen Sie da?«

Eine Stimme. Sie spricht ihn auf Deutsch an.

Noam erkennt einen rothaarigen Herkules in einem geblümten Hemd, der von einer Plattform aus ruft. Während er weiterklettert, antwortet er auf Arabisch: »Ich sammle Proben für das Labor.«

»Was?«

Da der Koloss nicht versteht, wiederholt Noam auf Deutsch mit starkem arabischem Akzent: »Ich sammle Proben für das Labor.«

»Welches Labor?«

»Die libanesische Gesellschaft für Höhlenkunde.«

Noam hat diesen Satz gesagt, ohne nachzudenken. Der andere schweigt. Nur noch ein paar Meter ...

»Was für ein verdammt guter Kletterer«, ruft der Deutsche.

»Danke«, erwidert Noam und springt auf den betonierten Weg.

»Wie haben Sie unsere Sprache gelernt?«

»Ich habe ein Jahr in Heidelberg studiert.«

Noam grüßt ihn und entfernt sich rasch. Wo befindet sich der Ausgang? Der Gedanke, dass sich die Unterhaltung mit dem ersten Menschen, dem er nach mehreren Jahren begegnet, auf Lügen beschränkt, macht ihn wütend. Willkommen bei den Menschen! Egal! Derjenige, der ihn die Steilwand herunterflitzen sah, wird ihn nicht verdächtigen, dass er aus einem geheimen Zimmer entflieht.

Eine Gruppe Touristen nähert sich langsam. Noam verringert die Geschwindigkeit, grüßt sie mit einem vagen Lächeln und geht mit gesenktem Kopf weiter, wobei er versucht, auf dem aufgeweichten Boden nicht auszurutschen.

Auf das Geländer gestützt, bemerkt er ein tiefes Loch, einen natürlichen Brunnen, in dem die ruhige blaue Oberfläche des unterirdischen Sees sichtbar wird, die im Licht versenkter Scheinwerfer erstrahlt. Ein Elektroflachboot mit zehn Passagieren an Bord fährt auf ihm. Daher kommt also das leise Motorengeräusch. Noam schließt daraus, dass die beiden Galerien besichtigt werden können, die untere mit dem Boot, die obere zu Fuß. Früher hatten sich nur ein paar behelmte Abenteurer in die untere gewagt; niemand hatte die Existenz der oberen auch nur geahnt.

Nach und nach wird das Hin und Her auf dem Weg immer stärker. Die Sprachen schwirren durcheinander. Mit einem Blick aus den Augenwinkeln wundert Noam sich über das Äußere der...

mehr

Autor

Eric-Emmanuel Schmitt, französischer Schriftsteller, Bühnenautor und Filmemacher, wurde 1960 in St.-Foy-les-Lyon geboren. Mit seinem Roman »Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran« (2001) wurde er zum Bestsellerautor mit großer Fangemeinde, auch in Deutschland. Seine Bücher wurden seither in 48 Sprachen übersetzt, 2007 lief sein Regiedebüt »Odette Toulemonde« im Kino. Seit 2016 ist er Mitglied der Académie Goncourt.