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Pastis für den Commissaire

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am01.04.20141. Auflage
Was für ein herrlicher Sommertag! Als eine Leiche gefunden wird, sinkt Lucien Lefevres Laune allerdings schnell unter den Gefrierpunkt. Da alle Kollegen im Urlaub sind, muss der Commissaire auf sein Feierabendritual - den geliebten Pastis - verzichten. Ausgerechnet in dem beschaulichen Küstenort Contis-Plage hat das Meer den Körper eines Mannes freigegeben, der erkennbar nicht freiwillig gestorben ist. Lefevre macht sich auf die Suche nach der Wahrheit. Und steht einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft gegenüber, in der jeder seine eigenen Geheimnisse hat ...

Julie Masson, geboren 1975 in einem kleinen Dorf am französischen Atlantik, studierte Germanistik und Literatur an der Sorbonne in Paris. Während eines Auslandssemesters an der Freien Universität Berlin verliebte sie sich nicht nur in die deutsche Sprache - und blieb. Nach dem Studium verfasste sie diverse Sachbücher, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Heute lebt die Autorin mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextWas für ein herrlicher Sommertag! Als eine Leiche gefunden wird, sinkt Lucien Lefevres Laune allerdings schnell unter den Gefrierpunkt. Da alle Kollegen im Urlaub sind, muss der Commissaire auf sein Feierabendritual - den geliebten Pastis - verzichten. Ausgerechnet in dem beschaulichen Küstenort Contis-Plage hat das Meer den Körper eines Mannes freigegeben, der erkennbar nicht freiwillig gestorben ist. Lefevre macht sich auf die Suche nach der Wahrheit. Und steht einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft gegenüber, in der jeder seine eigenen Geheimnisse hat ...

Julie Masson, geboren 1975 in einem kleinen Dorf am französischen Atlantik, studierte Germanistik und Literatur an der Sorbonne in Paris. Während eines Auslandssemesters an der Freien Universität Berlin verliebte sie sich nicht nur in die deutsche Sprache - und blieb. Nach dem Studium verfasste sie diverse Sachbücher, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Heute lebt die Autorin mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644500815
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum01.04.2014
Auflage1. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1372364
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. KAPITEL


Als Lucien um kurz nach fünf vom melodiösen Läuten seines Festnetztelefons aus dem Schlaf gerissen wurde, hätte ihm eigentlich klar sein müssen, dass so ein früher Anruf nur Ärger bedeuten konnte. Doch er war noch zu verschlafen, um die richtige Konsequenz zu ziehen: sich einfach umzudrehen und das Klingeln zu ignorieren.

«Allô?», meldete er sich verschlafen und versuchte gleichzeitig einen Blick auf die Uhr zu werfen, die auf seinem Nachttisch lag.

«Allô! Spreche ich mit Monsieur Commissaire Lucien Lefevre?» Der offizielle Tonfall ließ ihn schlagartig aufwachen.

«Oui, am Apparat. Mit wem spreche ich?»

«Bonjour, Monsieur Commissaire, entschuldigen Sie den frühen Anruf. Hier spricht Jeanne Perigot, Vermittlungszentrale Dax. Bei uns ist gerade ein Anruf der Gendarmerie von Lit-et-Mixe eingegangen mit der Bitte um Amtshilfe bei einem Leichenfund. Verdacht auf Fremdeinwirkung. Wir sind aufgrund der Urlaubszeit unterbesetzt. In diesem Fall ist, wie Sie wissen, die Abteilung Kriminalität in Bordeaux für die Atlantikküste zuständig. Die Zentrale hat mir Ihre Nummer gegeben und gemeint, Sie würden die Ermittlungen leiten. Ich wollte Sie nur kurz über die Fakten informieren, bevor Sie losfahren.»

«Halt, Moment mal», unterbrach Lucien den monotonen Redefluss der Telefonistin. «Da muss ein Missverständnis vorliegen. Ich habe keine Ahnung, von welchem Fall Sie sprechen. Vielleicht hat man Ihnen die falsche Telefonnummer gegeben. Ich leite keine Ermittlung.»

Doch die Telefonistin beharrte darauf, dass Lucien Lefevre, leitender Commissaire der Police judiciaire, einer Unterabteilung der Police nationale mit Sitz in Bordeaux, für die Ermittlungen zuständig war.

«Vielleicht hat Sie die Zentrale noch nicht erreicht und meldet sich noch bei Ihnen. Mich hat jedenfalls die Gendarmerie von Lit-et-Mixe erneut angerufen und gedrängt, Sie zu kontaktieren. Die Leiche liegt am Strand, etwa vier Meter vom Wasser entfernt, und scheint dort in den frühen Morgenstunden mit der letzten Flut angeschwemmt worden zu sein. Das Wasser steigt schon wieder, und der Anrufer befürchtet, dass Spuren vernichtet werden könnten. Da er als Sergeant keine Befugnis hat, die Leiche zu bewegen, wartet er auf die Anweisung, was er machen soll, falls das Wasser bis zur Leiche steigt. Ich gebe Ihnen seine Handynummer, dann können Sie ihn direkt instruieren.» In ihrer typisch unbeteiligten Warteschleifenstimme leierte die Telefonistin Telefonnummer, Name und Dienststelle des Sergeanten vor Ort, François Chevalier, durch.

Lucien klemmte sich umständlich den Hörer unters Kinn, fischte einen Kugelschreiber aus dem Nachttisch und schrieb automatisch mit.

«Eh bien», brummelte er in den Hörer und starrte auf das Buchcover, das er vor kurzem bekritzelt hatte. Merde, das Buch hatte er sich vor kurzem gekauft und noch nicht gelesen. «Ich melde mich nachher bei ihm, wenn ich mit meinem Vorgesetzten gesprochen habe.»

Seufzend ließ er sich wieder ins Kissen sinken. Eine Leiche vor dem Aufstehen - das hatte ihm gerade noch gefehlt. Leider war er in der Tat während der Ferienzeit für alle eingehenden Mordfälle zuständig. Genauso wie in den vergangenen Jahren auch, mit dem Unterschied, dass es bisher nie einen derartigen Fall gegeben hatte. Ein Franzose besaß schließlich Stil und ließ sich nicht ausgerechnet in den großen Ferien umbringen. Die «grandes vacances» waren für die französischen Familien die Zeit des wahren Lebens. Zu Beginn der acht Wochen dauernden Ferien stellten sich die Franzosen mit überladenen Autos vergnügt am Stauende in Paris an und schlichen dann so lange Stoßstange an Stoßstange mit, bis sie von der Blechschlange am Meer wieder ausgespuckt wurden. Im Staufahren waren alle Franzosen vereint. Ein Land, ein Stau. Während der Ferien blieben eigentlich nur diejenigen übellaunig in der Stadt zurück, die nicht anders konnten. Paris selber wurde großzügig den schwitzenden Sightseeing-Touristen überlassen, während die Franzosen entspannt im Meer plantschten.

Lucien liebte den August. Es war der stressfreieste Monat des Jahres. Da seine Kollegen alle in den Urlaub fahren wollten und er zwar eine teure Scheidung, aber keine Kinder vorweisen konnte, wurde er stets für die Urlaubsvertretung eingeteilt. Im ersten Jahr hatte er zähneknirschend akzeptiert, dass ihm vorübergehend die Leitung der Abteilung überlassen wurde. Nach den ersten Tagen im vollklimatisierten und sehr ruhigen Büro hatte er aber die Vorteile zu schätzen gelernt und freute sich inzwischen schon sehr auf die ereignislosen Wochen hinterm Schreibtisch. Meist nutzte er die Zeit, um immer wieder seinen Schreibtisch aufzuräumen, die Akten nach einem neuen System zu ordnen oder die Bleistifte zu spitzen. Eine Leiche passte ihm überhaupt nicht ins Konzept. Er hatte sich gerade ein neues System der E-Mail-Ablage überlegt. Seine Kollegen waren dagegen seltsamerweise genervt, wenn er während ihrer Abwesenheit die E-Mail-Ordner oder -Verteiler neu organisierte. Auf Unverständnis stieß er auch beim letzten Kartenabend seiner Abteilung vor dem Urlaub, den sie einmal im Monat im Bistro «La Roche» abhielten. Er hatte damit begonnen, die Ergebnisse der einzelnen Spielrunden in eine Exceldatei zu tippen und von seinen Kollegen nur Kopfschütteln geerntet. Sie hatten ihm auf die Schulter geklopft und gemeint: «Tja, der Lucien mit seinen Tabellen», als ob er eine ansteckende Krankheit hätte oder irgendeinen Spleen.

Lucien schloss die Augen und versuchte wieder einzuschlafen. Sollte der Dorftrottel von Polizist doch selbst zusehen, wie er die Leiche vorm Wasser rettete. Er würde sich um alles Weitere kümmern, sobald er im Büro wäre.

Doch bevor er sich wieder in seine gewohnte Schlafposition ruckeln konnte, klingelte das Telefon erneut. Merde, das war bestimmt die Zentrale, oder noch schlimmer, sein Vorgesetzter, René Pontarrasse. Kurz ließ er sich von dem Gedanken verführen, einfach nicht ranzugehen, doch das penetrante Klingeln deutete darauf hin, dass sein Vorgesetzter von seinem Gespräch mit der Zentrale in Dax wusste und es wohl sinnlos war, sich schlafend zu stellen.

«Allô, Commissaire Lucien Lefevre, Diensthabender Abteilungsleiter der Abteilung für Kriminalität und Verbrechensbekämpfung, am Apparat», meldete er sich daher vorschriftsmäßig, um seinen Vorgesetzten zu beeindrucken. Doch er hatte nur eine weitere Telefonistin der Polizeibehörde in Bordeaux in der Leitung, die sich von seinem Rang wenig beeindruckt zeigte. Sie hauchte lediglich ein «Moment, ich verbinde Sie mit dem Apparat von Commissaire Divisionnaire Pontarrasse» in den Hörer.

Immerhin war er nicht der Einzige, der um diese Zeit arbeitete, dachte Lucien, während er den Knackgeräuschen in der Leitung lauschte. Pontarrasse war bestimmt ebenfalls noch zu Hause und sicher auch nicht begeistert über die frühe Störung. Er konnte sich nicht daran erinnern, schon einmal um diese Uhrzeit zu einem Fall gerufen worden zu sein. Normalerweise wurden Leichen tagsüber gefunden, was die Sache doch sehr erleichterte - Und überhaupt, warum diese Eile, ihm war während seiner nun fast zwanzigjährigen Laufbahn noch nie eine Leiche weggelaufen.

«Lucien, grand ami!» Die dröhnende, sonore Stimme seines auf jovial machenden Vorgesetzten riss ihn aus seinen Gedanken. «Wie schön, dass Sie schon wach sind. Tja, unangenehme Sache, zumal gleich die ersten Touristen an den Strand kommen. Aber Sie sind ja in einer halben Stunde in Contis-Plage und können die Spuren sichern, bevor die Schaulustigen über die Absperrung klettern. Das Team von der Spurensicherung ist vor zehn Minuten losgefahren, aber ich denke, die holen Sie noch ein, stehen sowieso im selben Stau.» Das kehlige Lachen hallte durch Luciens weiträumige Wohnung.

Halbe Stunde. Das wäre nicht mal mit der Concorde möglich gewesen! Selbst bei normalem Verkehr brauchte man mindestens zweieinhalb Stunden, um von der Innenstadt von Bordeaux über die verwinkelten Landstraßen nach Contis-Plage zu kommen. Jetzt zum Ferienbeginn waren es eher vier Stunden. Lucien erinnerte sich an den spontanen Ausflug mit seiner Exfrau von Bordeaux nach Biarritz, für den sie ganze neun Stunden gebraucht hatten, schrecklicher Ehestreitszenen inklusive. Diese Fahrt war der Sargnagel für seine Ehe gewesen, und er hatte es seither vermieden, in diese Gegend zu fahren. Fliegen müsste man, dachte er. Bei diesem Gedanken fiel ihm ein, dass die Helis der Polizei doch eh dauernd entlang der Küste Rettungseinsätze hatten und routinemäßig mehrmals täglich von Bordeaux nach Biarritz an der Uferkante entlangflogen.

«Bonjour, Monsieur Pontarrasse. Ja, da haben Sie recht. Mit dem Helikopter könnte ich in einer halben Stunde an der Küste sein. Dann könnte ich den Leichenfundort nach der Spurensicherung schnell wieder freigeben. Und wir hätten auch das Problem mit den Touristen gelöst.»

Lucien freute sich insgeheim, dass ihm spontan diese geniale Lösung eingefallen war. So konnte er schon am frühen Nachmittag zurück sein und sich mit seinen Freunden im Bistro um die Ecke treffen. Dort gab es eine attraktive Kellnerin, die ihm schon öfter aufreizende Blicke zugeworfen hatte. Lucien war sich seiner Wirkung auf Frauen durchaus bewusst, obwohl er zugeben musste, dass ein Teil seiner Ausstrahlung sicherlich von seiner wohlhabenden Herkunft und seinem selbstsicheren Auftreten herrührte. Auch war sein an den Schläfen leicht ergrautes Haar noch recht voll und kräftig und ließ ihn nach eigenem Ermessen ein bisschen wie George Clooney aussehen. Ein Umstand, dem er auch schon mal nachhalf, indem er die Klatschblätter durchsah und seinen...
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Autor

Julie Masson, geboren 1975 in einem kleinen Dorf am französischen Atlantik, studierte Germanistik und Literatur an der Sorbonne in Paris. Während eines Auslandssemesters an der Freien Universität Berlin verliebte sie sich nicht nur in die deutsche Sprache - und blieb. Nach dem Studium verfasste sie diverse Sachbücher, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Heute lebt die Autorin mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt.