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Der Commissaire kocht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am22.04.20161. Auflage
Colette Viard ist die Gewinnerin der Kochshow «Le Grand Gourmet», die im französischen Fernsehen für Traumquoten sorgt. Mit dem Preisgeld eröffnet sie ihr eigenes Restaurant. Commissaire Lefevre, der zu den Gästen der Eröffnungsfeier gehört, will gerade eine Gabel des köstlich riechenden Fischgerichtes probieren, als ein Schrei die heitere Stimmung zerreißt. Raul Da Silva, der gefürchtete Restaurantkritiker, ringt um Luft. Als er schließlich vor aller Augen stirbt, ahnt Lefevre, dass ihm dieser Fall noch schwer im Magen liegen wird. Bald sieht er sich in einer Melange aus Missgunst, Eifersucht und Intrigen verstrickt, die ihn wünschen lässt, seinen Fisch doch lieber zu Hause gegessen zu haben ...

Julie Masson, geboren 1975 in einem kleinen Dorf am französischen Atlantik, studierte Germanistik und Literatur an der Sorbonne in Paris. Während eines Auslandssemesters an der Freien Universität Berlin verliebte sie sich nicht nur in die deutsche Sprache - und blieb. Nach dem Studium verfasste sie diverse Sachbücher, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Heute lebt die Autorin mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextColette Viard ist die Gewinnerin der Kochshow «Le Grand Gourmet», die im französischen Fernsehen für Traumquoten sorgt. Mit dem Preisgeld eröffnet sie ihr eigenes Restaurant. Commissaire Lefevre, der zu den Gästen der Eröffnungsfeier gehört, will gerade eine Gabel des köstlich riechenden Fischgerichtes probieren, als ein Schrei die heitere Stimmung zerreißt. Raul Da Silva, der gefürchtete Restaurantkritiker, ringt um Luft. Als er schließlich vor aller Augen stirbt, ahnt Lefevre, dass ihm dieser Fall noch schwer im Magen liegen wird. Bald sieht er sich in einer Melange aus Missgunst, Eifersucht und Intrigen verstrickt, die ihn wünschen lässt, seinen Fisch doch lieber zu Hause gegessen zu haben ...

Julie Masson, geboren 1975 in einem kleinen Dorf am französischen Atlantik, studierte Germanistik und Literatur an der Sorbonne in Paris. Während eines Auslandssemesters an der Freien Universität Berlin verliebte sie sich nicht nur in die deutsche Sprache - und blieb. Nach dem Studium verfasste sie diverse Sachbücher, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Heute lebt die Autorin mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644559813
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum22.04.2016
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.3
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse876 Kbytes
Artikel-Nr.1859411
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

Seufzend legte Lucien das alte, schweinsledern gebundene Buch zur Seite, in dem er gedankenverloren geblättert hatte. Die Zeilen des Gedichtes «Schwermut» von Charles Baudelaire hingen wie Spinnweben in seinem Kopf. Der müde Regen malte Gitterstäbe auf die Fenster und schien die Welt auszusperren. Die schweren Sturmwolken ließen den Tag in Dunkelheit versinken.

Unten am Strand huschten vereinzelt Spaziergänger vorbei, die dem stürmischen Wetter trotzten. Lucien erhob sich aus seinem bequemen Ledersessel, den er vor das Panoramafenster gestellt hatte, um den unverbauten Blick auf den weiten Atlantik genießen zu können. Hier oben auf der Düne von Contis hatte er sein neues Zuhause gefunden, nachdem es ihn unfreiwillig in dieses kleine Nest verschlagen hatte. Überraschend schnell hatte er sich dann doch an die schroffe Landschaft und ihre nicht minder spröden Bewohner gewöhnt und sich dazu entschlossen, die Leitung der kleinen Wache von Lit-et-Mixe zu übernehmen.

«Brauchst du noch lange, chérie?», rief Lucien und tadelte sich umgehend selbst. Merde. Er war lange genug mit einer mondänen Frau der besseren Pariser Gesellschaft verheiratet gewesen, um zu wissen, dass ungeduldiges Drängeln die schwierige Kleiderfrage nur unnötig verlängerte.

«Bin gleich fertig!», kam auch prompt Sophies resolute, aber noch nicht allzu genervte Antwort aus dem Bad.

«Ich wollte dich auch gar nicht drängen, chérie, aber wir sollten nicht als Letzte auftauchen, sonst bekommen wir bei dem Mistwetter keinen Parkplatz mehr», versuchte Lucien die gefährliche Situation zu entschärfen, aber es war zu spät. Sophie schoss aus dem Badezimmer, öffnete hektisch den Reißverschluss des eleganten schwarzen Kleides und ließ es an ihrem schlanken Körper heruntergleiten. Genervt kickte sie es mit der Fußspitze auf das Bett hoch.

«Verdammt, ich habe nichts Passendes dabei. Ich habe mir für die paar Tage hauptsächlich legere Feriengarderobe eingepackt und nichts Festliches.»

Verzweifelt durchsuchte sie erneut ihren Koffer, der noch nicht mal richtig ausgepackt war, obwohl sie schon ein paar Tage bei Lucien wohnte. Er war froh, dass sie den weiten Weg aus Deutschland auf sich genommen hatte, um bei ihm zu sein. Es konnte recht einsam sein auf der Düne von Contis. Zumal ihn die Arbeit in der kleinen Polizeistation nicht sonderlich forderte.

«Aber das Kleid war doch perfekt, chérie, warum hast du es wieder ausgezogen?»

«Weil es ein Abendkleid ist und der Empfang schon um 16 Uhr stattfindet. Und es wird doch vorher eine Führung durch die renovierten Räume des Restaurants geben. Da kann ich nicht im langen Abendkleid zwischen den ausgenommenen Enten herumspazieren. Nein, ich brauche etwas mit Alltagsschick.» Der Kleiderstapel wanderte jetzt Stück für Stück von der linken auf die rechte Betthälfte.

«Chérie», versuchte es Lucien noch einmal mit all seinem Charme. «Wir müssen aber doch gar nicht an der Führung teilnehmen, es reicht auch, wenn wir erst zum Champagnerempfang oder zum Menü erscheinen. Dann kannst du auch dein Abendkleid anziehen, und ich kann noch ein bisschen lesen und muss nicht ewig in der Gegend rumstehen und mich mit uninteressanten Gästen unterhalten.» Lucien begeisterte sich zunehmend für seine Idee. «Zudem kennst du die Räume ja schon in- und auswendig, du warst doch während der Umbauphase mehrmals auf der Baustelle.»

Sophie lächelte und gab Lucien einen Kuss auf die Wange. «Mein lieber Monsieur le Commissaire. Sie sind viel zu leicht zu durchschauen. Wie willst du mit so einem miserablen Pokerface ein Verhör durchführen? Mir ist schon klar, dass du überhaupt keine Lust hast, mitzukommen. Aber du wirst sehen, der Abend wird bestimmt sehr nett. Es kommen alle wichtigen Persönlichkeiten aus der Gegend. Ich habe gehört, dass sogar ein Kamerateam vom lokalen Sender kommen soll.» Sie hielt sich prüfend ein Kleid vor den Körper und betrachtete sich im Spiegel, bevor es zu den anderen aufs Bett flog.

«Ehrlich gesagt, sind das für mich eher Gründe dafür, nicht hinzugehen, aber wenn du Spaß dran hast, gehe ich eben mit, wenn auch unter Protest.» Lucien lehnte lässig am Türrahmen und betrachtete das Chaos.

«Was heißt hier Protest. Hättest du dich nicht geweigert, mit mir gestern nach Biarritz zu fahren, um etwas Passendes zum Anziehen zu kaufen, müsste ich nicht in Pulli und Jeans gehen.»

«Ich finde, dir stehen Pulli und Jeans besser als jeder anderen Frau, die heute Abend kommen wird. Du wirst sehen, dass du auch ohne Ballrobe die Schönste von allen sein wirst.» Zufrieden wandte Lucien sich ab, überzeugt, dass nun alles zu dem Thema gesagt war.

«Na super, ihr Männer macht es euch wirklich leicht. Zieht einen Anzug an und seid immer passend gekleidet», grummelte Sophie vor sich hin und nahm erneut die einzelnen Kleidungsstücke in die Hand. Dabei fiel ihr ein, dass Audrey Hepburn in dem Film «Frühstück bei Tiffany» eine ganz schlichte Kombination getragen hatte, die hinreißend ausgesehen hatte. Kurzentschlossen zog sie eine schmale schwarze Etuihose aus dem Stapel und dazu einen schlichten schwarzen Rollkragenpullover aus feinem Kaschmir. Zufrieden betrachtete sie das Ergebnis im Spiegel. Nicht ganz der umwerfende Look von Holly Golightly, aber auch nicht die übertriebene Garderobe einer geschmacklosen Dorfpatronin. Mit hohen Schuhen müsste der Look passen. Sie zog den roten Lippenstift nach, fuhr sich kurz mit den Händen durch die wilden Locken und legte ihren Lieblingsduft auf.

Strahlend trat sie aus dem Bad.

«Voilà, wir können gehen.»

Lucien hatte es sich in Erwartung einer längeren Wartezeit derweil wieder auf seinem Sessel bequem gemacht und pustete in den dampfenden Espresso, bevor er einen Schluck trank. Anerkennend schaute er auf, griff nach ihrer Hand und zog sie zu sich heran.

«Ich habe dir doch gesagt, dass du die schönste Frau von allen bist. Wollen wir nicht doch lieber etwas später losgehen?» Er schob eine Hand unter den feinen Stoff des Pullovers und fuhr zärtlich über ihre Hüfte. Sophie erwiderte die Berührung mit einem intensiven Kuss und wischte dann mit dem Finger sanft die Spuren ihres Lippenstifts von Luciens Lippen.

«Später. Jetzt müssen wir wirklich los.» Sie befreite sich aus seiner Umarmung und schob die Hand zurück.

Seufzend erhob sich Lucien.

«Einem alten Mann bleibt aber auch nichts erspart.»

«Na, immerhin hast du dich für dein Alter noch sehr gut gehalten», neckte sie ihn und strich durch das leicht ergraute Haar an seinen Schläfen.

Lucien zuckte zusammen. Nahm sie ihn etwa auf den Arm? Doch ihr Blick ruhte zärtlich auf seinem Gesicht, und so beschloss er, es als Kompliment zu deuten. Rasch trank er den verbliebenen Rest Espresso und trug die Tasse zur Spüle.

Lucien strich seinen maßgeschneiderten Anzug glatt, legte den eleganten Trench über den Arm und warf einen prüfenden Blick auf die tadellos geputzten Schuhe. Dann trat er durch die Verbindungstür in die Garage und stand vor dem kleinen Dienstwagen, den er aus Bordeaux mitgebracht hatte. Der blaue Mégane war trotz Garage mit einer feinen Sandschicht bedeckt, wie alles hier auf der Düne.

«Ich muss unbedingt mit meinem Vorgesetzten sprechen, das ist doch kein Zustand, dass ich als Leiter der Wache mit so einem Kleinwagen vorfahren muss.» Schmerzlich vermisste er seinen alten Porsche, den er an seinem Zweitwohnsitz in Bordeaux zurückgelassen hatte, um ihn vor der aggressiven Witterung zu schützen. Doch jetzt bereute er diese Maßnahme und wünschte, er hätte den Porsche hier, um seine Freundin standesgemäß auszuführen.

«Wir können auch meinen Wagen nehmen, wenn es dich stört, im Dienstwagen vorzufahren», versuchte Sophie ihn aufzumuntern.

«Nein, schon gut», grummelte Lucien in seinen akkurat gestutzten Dreitagebart, den er seit dem Sommer trug. Er ließ es sich nicht nehmen, ihr die Tür zu öffnen und eine Hand zum Einsteigen zu reichen. Die junge Deutsche konnte sich über diese ungewohnte Galanterie ein Lächeln nicht verkneifen.

«Ich bin total gespannt, wer heute alles kommt», wechselte Sophie das Thema, während Lucien den Wagen zurücksetzte. «Ich habe gehört, dass sogar dieser berühmte Restaurantkritiker, Raúl Da Silva, eingeladen ist. Auch die anderen Teilnehmer aus der Show, die Colette gewonnen hat, werden wohl kommen.»

«Mh, Raúl Da Silva, sagst du? Den Mann kenne ich leider nur allzu gut. Ich bin ihm früher in Paris bei verschiedenen Anlässen begegnet.»

«Echt? Du kennst ihn? Ist der wirklich so arrogant und vernichtend in seiner Kritik wie im Fernsehen?» Sophie schaute ihn überrascht an. Sie wusste nur wenig über diesen Aspekt seiner Vergangenheit. Sie konnte sich den kantigen Commissaire nur schwer in der Rolle des charmanten Ehemanns vorstellen, der an der Seite seiner mondänen Frau über das gesellschaftliche Parkett der höheren Pariser Kreise glitt.

«Nein, ehrlich gesagt, finde ich ihn im persönlichen Kontakt sogar noch unangenehmer. Bevor er durch diese komische Kochshow berühmt wurde, tingelte er als Paradiesvogel von Einladung zu Einladung. Gerade weil er so hart mit seiner Kritik sein konnte, buhlte die Haute société um seine Gunst. Sein Wort entschied darüber, ob eine Veranstaltung oder ein Fest gelungen war oder nicht. Raúl kann wahnsinnig einnehmend sein, mit einem speziellen Charme, dem sich kaum eine Frau entziehen kann, soweit ich gehört habe. Er ist wie ein gefährliches Tier, bei dem man sich nicht traut, ihm den Rücken zuzukehren. Vorsichtshalber suchen alle seine Zuneigung und Gunst, um nicht von seinem vernichtenden Urteil...
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Autor

Julie Masson, geboren 1975 in einem kleinen Dorf am französischen Atlantik, studierte Germanistik und Literatur an der Sorbonne in Paris. Während eines Auslandssemesters an der Freien Universität Berlin verliebte sie sich nicht nur in die deutsche Sprache - und blieb. Nach dem Studium verfasste sie diverse Sachbücher, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Heute lebt die Autorin mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt.