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Übertrieben tot

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am01.10.20141. Auflage
Und diesmal geht's auf Klassenfahrt! «Ach, da steht er schon, der Reisebus. Voll übertrieben, mit einem Bus auf die Klassenfahrt zu fahren. Brandenburg ist gleich um die Ecke, da könnte man locker mit der S-Bahn anreisen. Und warum Frl. Krise unbedingt mitfahren will, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Es gibt doch kaum etwas, das noch unerholsamer ist als eine Klassenfahrt mit einer achten Klasse - vielleicht Flucht aus einem Kriegsgebiet oder Evakuierung nach einer Atomkraftwerkshavarie ...» Klassenfahrt! Das Umland ruft! Eine Herberge inmitten von Wiesen und Wäldern. Kleiner See mit Badebucht. Wanderungen durch die Natur, Grillabende, Floßfahrten - endlich mal Urlaub vom rauen Berliner Schulalltag. Doch die Realität sieht leider anders aus: fußkranke, maulende Schüler. Zwei Jungs im Alleingang. Und im See schwimmt eine Leiche. Frl. Krise und Frau Freitag wollen mit dem Todesfall nichts zu tun haben, die kaum zu bändigenden Jugendlichen reichen völlig. Auch im Ort sind die beiden nicht wohlgelitten. Und das ist nicht ungefährlich: Im idyllischen Frankenthal scheint Gastfreundschaft über Leichen zu gehen ...

Frl. Krise wurde 1948 am Niederrhein geboren, ihre Eltern waren Lehrer. Nach dem Studium, Biologie und Kunst, arbeitete sie an Gesamtschulen in Hessen und Berlin, mittlerweile ist sie pensioniert. Sie hat zwei Töchter mit einem Lehrer und ist jetzt mit einem Nicht-Lehrer liiert. Ihr erstes Buch, «Ghetto-Oma», erzählt von unglaublichen Schulgeschichten und erklomm die Bestsellerliste.
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Produkt

KlappentextUnd diesmal geht's auf Klassenfahrt! «Ach, da steht er schon, der Reisebus. Voll übertrieben, mit einem Bus auf die Klassenfahrt zu fahren. Brandenburg ist gleich um die Ecke, da könnte man locker mit der S-Bahn anreisen. Und warum Frl. Krise unbedingt mitfahren will, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Es gibt doch kaum etwas, das noch unerholsamer ist als eine Klassenfahrt mit einer achten Klasse - vielleicht Flucht aus einem Kriegsgebiet oder Evakuierung nach einer Atomkraftwerkshavarie ...» Klassenfahrt! Das Umland ruft! Eine Herberge inmitten von Wiesen und Wäldern. Kleiner See mit Badebucht. Wanderungen durch die Natur, Grillabende, Floßfahrten - endlich mal Urlaub vom rauen Berliner Schulalltag. Doch die Realität sieht leider anders aus: fußkranke, maulende Schüler. Zwei Jungs im Alleingang. Und im See schwimmt eine Leiche. Frl. Krise und Frau Freitag wollen mit dem Todesfall nichts zu tun haben, die kaum zu bändigenden Jugendlichen reichen völlig. Auch im Ort sind die beiden nicht wohlgelitten. Und das ist nicht ungefährlich: Im idyllischen Frankenthal scheint Gastfreundschaft über Leichen zu gehen ...

Frl. Krise wurde 1948 am Niederrhein geboren, ihre Eltern waren Lehrer. Nach dem Studium, Biologie und Kunst, arbeitete sie an Gesamtschulen in Hessen und Berlin, mittlerweile ist sie pensioniert. Sie hat zwei Töchter mit einem Lehrer und ist jetzt mit einem Nicht-Lehrer liiert. Ihr erstes Buch, «Ghetto-Oma», erzählt von unglaublichen Schulgeschichten und erklomm die Bestsellerliste.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644527317
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum01.10.2014
Auflage1. Auflage
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse933 Kbytes
Artikel-Nr.1392826
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Bequatscht

«Frau Kollegin, Sie sind doch damit einverstanden, oder?»

Schulleiter Fischer wendet sich langsam zu Frau Freitag und sieht sie forschend an. Seit fast zwei Stunden sitzen wir hier schon in unserem Konferenzraum, der mit seinen Gittern vor den Fenstern so gemütlich wie eine Gefängniszelle ist, und beraten darüber, was mit Thomas H., einem schwierigen Schüler aus der Klasse von Frau Nolte, geschehen soll. Die Stimmung ist angespannt, denn dieser Knabe macht uns nicht nur im Unterricht tierischen Ärger, nein, jetzt dürfen wir uns seinetwegen auch noch den ganzen Nachmittag um die Ohren schlagen. Ich habe das Gefühl, Frau Freitag wird gleich laut schreien oder aufspringen und rausrennen. Sie sitzt stocksteif auf ihrem Stuhl, die Handflächen auf den Tisch gepresst, auf ihrer Stirn stehen kleine Schweißperlen, und sie atmet schwer. Dabei weht es frisch durch den Raum, irgendjemand hat ein Fenster weit geöffnet - wahrscheinlich, um die Debatte abzukühlen.

Frau Freitag zuckt hoch. «Nein! Der soll nicht in meine Klasse ... ich will nicht, das ist ...»

«Wir haben doch alles hin und her diskutiert!», sagt Herr Fischer ungeduldig. «Ich weiß, Frau Freitag, Sie haben es mit Ihren Schülern nicht leicht. Aber irgendwo muss dieser Thomas ja bleiben, wenn seine Klasse auf Klassenfahrt geht. Nach den diversen Vorfällen der letzten Zeit kann Frau Nolte ihn unmöglich mitnehmen. Das ist für alle Beteiligten un-zu-mut-bar. Der Junge kommt ja auch nur vorübergehend zu Ihnen, das heißt erst mal für eine Woche, dann sehen wir weiter. Eventuell ergibt sich ja später eine andere Lösung ...»

«Eventuell? Was soll sich da noch ergeben?! Das heißt doch im Klartext, der bleibt nach dieser Woche für immer bei mir!» Frau Freitag kann es nicht fassen, sie schlägt wütend mit beiden Händen auf den Tisch.

Herr Fischer runzelt die Stirn. «Liebe Kollegin Freitag, ich sage es ungern, aber es ist so: Jeder von uns muss gelegentlich Härten in Kauf nehmen! Also leider auch Sie!»

«Kann man diesen Kerl denn nicht ganz loswerden? Muss der unbedingt an unserer Schule bleiben?» Herr Pommer ist aufgesprungen und zielt mit seinem roten Lehrerkalender wie mit einer Waffe auf Herrn Fischer.

«Herr Pommer! Beruhigen Sie sich! In der Klasse von Frau Freitag ist der Junge gut aufgehoben. Man kann ihn ja schließlich nicht einfach ... äh ...» Herr Fischer stockt.

«Man kann ihn nicht was? Umbringen?», fragt der Pommer und lacht dreckig.

***

Nach der Konferenz überfällt mich Monika Nolte im Flur. Die Organisation der Klassenfahrt macht ihr zu schaffen. Als ich sie endlich abgeschüttelt habe, ist Frau Freitag verschwunden. Ich kann verstehen, dass sie stocksauer ist, aber einfach so ohne ein Wort abzuhauen! Das ist eigentlich nicht ihre Art. Die fünf Minuten hätte sie auch noch warten können. Sehr schade, wir wollten doch noch in den Späti gehen. Der kleine schäbige Spätkaufladen von Onkel Ali ist unser bevorzugter Hang-out nach der Schule. Praktischerweise liegt er genau an der Kreuzung, an der Frau Freitags und mein gemeinsamer Schulweg endet, und so können wir, wenn wir bis hierhin unsere tägliche «Unterrichtsnachbereitung» nicht geschafft haben, sie bei einem Kaffee fortsetzen. Onkel Ali heißt eigentlich Hüseyin, aber nicht einmal sein Eheweib Emine nennt ihn so. Langsam schiebe ich mein Rad über den Schulhof und werfe noch einen Blick hinter die Turnhalle. Na bitte, da steht Frau Freitag und raucht. Puh, was die für ein Gesicht macht! Da kann man ja Angst bekommen.

«Na, endlich kommst du, Frl. Krise. Was wollte denn die Nolte noch von dir?»

«Sie hat mich gefragt, ob ich mitfahre.»

«Wie, mitfahre?»

«Na, auf die Klassenfahrt.»

«Äh, wieso? Du? Ich dachte, der Pommer fährt mit?»

«Nein, der kann nicht. Der hat es doch so doll am Rücken. Hast du nicht gesehen, wie schief der da eben saß? Der hat einen Bandscheibenvorfall, sagt die Nolte.»

«Aber jedes Wochenende segeln - das geht, oder was? Ich glaub, ich spinne! Und überhaupt diese scheiß Klassenfahrt. Und diese bekloppte Konferenz gerade ...»

«Komm, Frau Freitag, lass uns erst mal gehen. Wir können einen Kaffee bei Onkel Ali trinken, ich habe noch eine halbe Stunde Zeit.»

«Meinetwegen.»

«Bist du schlecht gelaunt oder was?»

«Mein liebes Frl. Krise, ich möchte ja mal sehen, wie deine Laune wäre, wenn man dir soeben mitgeteilt hätte, dass Thomas H. in deine Klasse käme ...»

«Ich weiß, ich weiß! Ich will den auch nicht geschenkt haben. Aber es ist doch nur für eine Woche! Wir können den unmöglich mit nach Falkenthal nehmen. Der macht doch alles kaputt!»

«Und dann soll der mich kaputt machen, oder wie? Und was heißt denn eigentlich wir? Du fährst doch da nicht wirklich mit, Frl. Krise?»

«Na ja, ich habe noch nicht fest zugesagt. Ich muss das erst mal überschlafen. Andererseits ... eine Woche Brandenburg ... ein kleiner See, schönes Wetter, kein Unterricht - warum eigentlich nicht?»

«... endlose Wanderungen mit schlechtgelaunten, fußlahmen Achtklässlern, Streitereien von früh bis spät, schlaflose Nächte, schlechtes Jugendherbergsessen und eine Woche die perfekte Monika Nolte. Darum nicht!»

«Mensch, Frau Freitag, eine Woche wirst du Thomas doch aushalten können. Schließlich hast du so viel Erfahrung und ein gutes Händchen - gerade für schwierige Jungen!»

«Pass auf, dass du nicht auf deiner Schleimspur ausrutschst. Du weißt doch genau, das bleibt bestimmt nicht bei der einen Woche. Den habe ich für immer, wirst du sehen! Ich könnte diesen Knaben auf den Mond schießen, kann ich dir sagen, und den Fischer und die liebe Kollegin Nolte gleich mit! Ich hätte nicht gedacht, dass du mir so in den Rücken fällst. Fährst auch noch weg mit der Nolte. Schöne Freundin!»

«Hallo, Onkel Ali! Zwei Kaffee und einmal Kippen für Frau Freitag. Und Achtung, die ist sehr schlecht gelaunt!»

***

Frau Freitag ist nicht die Einzige an diesem Tag, die mit schlechter Laune auf mein Vorhaben reagiert:

«Klassenfahrt? Das ist ja wohl nicht dein Ernst!» Männe legt das Salamibrot, in das er gerade reinbeißen wollte, auf seinen Teller zurück und starrt mich an.

«Ja, weshalb denn eigentlich nicht? Ich würde kurzfristig als Vertretung für den Pommer einspringen. Haben wir eigentlich keine Oliven mehr?»

«Und weshalb musst ausgerechnet du da mitfahren? Das ist doch gar nicht deine Klasse!»

«Ich habe dieses Schuljahr gar keine Klasse, Männe. Deswegen hat mich Frau Nolte ja auch gefragt.»

«Andere Kollegen haben doch auch keine Klasse, zum Beispiel dieser neue Referendar, von dem du immer erzählst, dieser Felix 28 oder wie er heißt.»

«Felix 26! Wir nennen ihn so, weil er erst sechsundzwanzig ist. Der absolut Jüngste im Kollegium. Der kann nicht, der muss doch jede Woche ins Seminar.»

Männe runzelt die Stirn. «Also, ich verstehe dich wirklich nicht. Anstatt einmal eine etwas ruhigere Kugel zu schieben, lässt du dich wieder voll einspannen! Nachher bist du fix und fertig, und ich kann mir wochenlang das Gejammer anhören.»

«Hast du Angst, dass du ohne mich verhungerst, Männe? Ein paar Tage keinen Unterricht und keinen Haushalt - das könnte ich mir gut vorstellen. Außerdem bietet die Jugendherberge in Falkenthal ein Programm mit Floßbauen und Klettern an. Das wird von zwei Sozialpädagogen geleitet, wir brauchen nur noch Aufsicht zu führen - überhaupt nicht anstrengend.»

«Tzzz! Als ob du dich schon jemals auf einer Klassenfahrt erholt hättest!» Männe erhebt sich und geht kopfschüttelnd an den Kühlschrank. «Die Oliven sind alle. Warst du heute nicht in der Markthalle?»

«Nein, ich bin mit Frau Freitag gleich nach der Schule in den Späti zu Onkel Ali gegangen.»

«Dass ihr immer dahin geht! In einem dunklen Kabuff hocken und rauchen - sehr gesund!» Männe setzt sich wieder an den Tisch und stochert unwillig mit dem Messer im Fleischsalat herum. Langsam reicht es mir.

«Hat du noch mehr zu meckern, Männe?»

«Hm. Na ja, ihr müsst ja wissen, was ihr tut. Ich könnte mir was Angenehmeres vorstellen. Und was ist mit Eileen? Musst du ihr nächste Woche nicht mal die Kleine abnehmen?»

«Eileen kann eine Woche ohne mich auskommen. Zur Not passt du mal auf Viktoria-Estelle auf!»

«Nee, meine Liebe, das kannst du vergessen. Ich hab jeden Tag volles Programm. Im Grunde ist es sowieso eine Zumutung, dass deine ehemalige Schülerin uns in Sachen Kinderbetreuung dermaßen einspannt. Sie tut ja fast so, als wären wir die Großeltern ihres Kindes.»

«Jetzt mach mal einen Punkt, Männe! Sag nichts gegen Eileen! Wenn man bedenkt, aus was für schrecklichen Verhältnissen sie kommt. Und wie toll die sich in den letzten Jahren entwickelt hat! Niemand hätte geglaubt, dass sie es schafft, ihren Schulabschluss nachzumachen.»

«Wo liegt dieses Falkenthal eigentlich?»

Jetzt versucht er abzulenken. Natürlich ist er ganz verliebt in Eileens Baby Viktoria-Estelle, auch wenn er sich immer über diesen Namen mokiert. Außerdem weiß er genau, dass ich keine Ahnung habe, wo irgendwas in Brandenburg liegt. Ehrlich gesagt ist dieses Bundesland für mich so eine Art unentdeckter Kontinent.

«Falkenthal liegt nördlich von Berlin, glaub ich.» Monika hat mir das zwar schon mal genauer erklärt, aber man kann sich ja nicht alles merken.

«Oberhavelkreis? Ostprignitz-Ruppin? Barnim?...
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Frl. Krise wurde 1948 am Niederrhein geboren, ihre Eltern waren Lehrer. Nach dem Studium, Biologie und Kunst, arbeitete sie an Gesamtschulen in Hessen und Berlin, mittlerweile ist sie pensioniert. Sie hat zwei Töchter mit einem Lehrer und ist jetzt mit einem Nicht-Lehrer liiert. Ihr erstes Buch, «Ghetto-Oma», erzählt von unglaublichen Schulgeschichten und erklomm die Bestsellerliste.Frau Freitag, geboren 1968, unterrichtet Englisch und Kunst an einer Gesamtschule. Ihre Bücher «Chill mal, Frau Freitag!», «Voll streng, Frau Freitag!» und «Echt easy, Frau Freitag!» standen allesamt auf der Bestenliste.