Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Liebe passiert

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am22.04.2014
Lilli hat es schon immer gewusst: Wenn sie denn endlich da ist, diese Liebe, dann sicher im falschen Moment. Und genauso ist es, als sie in Lucas meergrüne Augen sieht - und ihr einfällt: Sie muss für Wochen Weg aus der Stadt ... Erfolgsautorin Brigitte Blobel erzählt in einem raffinierten Reigen von Abstürzen und von Höhenflügen. Von der Liebe eben.

Brigitte Blobel wurde 1942 in Hamburg geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in Ahrensburg (Schleswig-Holstein). Nach dem Abitur studierte sie englische und französische Literatur, Theaterwissenschaften sowie Politik und Zeitungs-Wissenschaften. Sie arbeitete in Frankfurt als Redakteurin für Associated Press und hat zwei Kinder großgezogen. Brigitte Blobel lebte mit ihrem Ehemann auf Mallorca und in Hamburg. Neben ihrer Tätigkeit als freie Journalistin und Drehbuchautorin schrieb sie Bücher für Jugendliche und Erwachsene, die mehrfach ausgezeichnet wurden. Brigitte Blobel verstarb nach schwerer Krankheit im August 2024.
mehr

Produkt

KlappentextLilli hat es schon immer gewusst: Wenn sie denn endlich da ist, diese Liebe, dann sicher im falschen Moment. Und genauso ist es, als sie in Lucas meergrüne Augen sieht - und ihr einfällt: Sie muss für Wochen Weg aus der Stadt ... Erfolgsautorin Brigitte Blobel erzählt in einem raffinierten Reigen von Abstürzen und von Höhenflügen. Von der Liebe eben.

Brigitte Blobel wurde 1942 in Hamburg geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in Ahrensburg (Schleswig-Holstein). Nach dem Abitur studierte sie englische und französische Literatur, Theaterwissenschaften sowie Politik und Zeitungs-Wissenschaften. Sie arbeitete in Frankfurt als Redakteurin für Associated Press und hat zwei Kinder großgezogen. Brigitte Blobel lebte mit ihrem Ehemann auf Mallorca und in Hamburg. Neben ihrer Tätigkeit als freie Journalistin und Drehbuchautorin schrieb sie Bücher für Jugendliche und Erwachsene, die mehrfach ausgezeichnet wurden. Brigitte Blobel verstarb nach schwerer Krankheit im August 2024.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401803593
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum22.04.2014
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1407677
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Ronnie

Ronnie geht es nicht gut. Schon das ganze Jahr über. Oder eigentlich schon länger. Im Grunde, seit er nicht mehr so locker mit seinen Klassenkameraden reden kann wie früher.

Es fing damals an, als sie ihn nach der Theateraufführung aus der Kneipe geworfen haben. Von da an liefen die Dinge irgendwie aus dem Ruder.

Bis heute versteht er nicht wirklich, was da passiert war. Okay, er hatte ein paar getrunken, aber das hatten die anderen auch.

Okay, er war aufgekratzt, ganz normal nach einer Aufführung, und das waren die anderen auch. Fips, ihr Theaterleiter, hatte gesagt, dass so was sogar den Profis passiert. Sie waren alle gut drauf gewesen an dem Abend. Aber als die anderen plötzlich abgeschlafft waren, dachte er: Hey, die Party ist doch noch nicht zu Ende.

Und dann hat er angefangen Witze zu erzählen. Erst die Witze aus dem Playboy, die er auswendig kannte. Da haben die meisten noch gelacht. Daran erinnert er sich genau. Dann kamen ein paar härtere Witze, solche aus den Pornoheften, an die man nicht so leicht rankommt, weil die nicht ausgelegt werden dürfen in den Geschäften.

Die Witze also fand er echt gut und erzählte auch davon ein paar. »Die sind doch geil«, sagte er, als die anderen auf einmal nicht mehr mitlachten und betreten zu Boden guckten.

»Wollt ihr noch einen geileren hören?«

Aber sie wollten nicht. Sie sagten: »Hey du, hör auf, ja?« Und warfen ihn einfach raus.

Das war komisch. Besonders, als er merkte, dass sie am nächsten Tag einen Bogen um ihn machten. Besonders die Mädchen. Mädchen wie Lilli oder Beatriz, die er gut findet, richtig scharf. Von denen er sich vorstellen kann, dass mit denen mal was laufen könnte.

Blöderweise läuft aber mit Mädchen überhaupt nichts.

Und er kommt nicht dahinter, was er falsch macht. Er ist umgeben von Jungen, die Mädchen abknutschen, mit ihnen im Kino verschwinden oder an einer verschwiegenen Stelle am Baggersee.

Manchmal späht er sie da aus. Er setzt sich auch gern im Kino neben knutschende Pärchen. Und denkt: Wieso nicht ich? Wieso hab ich keine Freundin? Wieso wollen die Mädchen mit mir das nicht machen, was sie mit meinen Kumpels machen? Was läuft falsch ?

Er kapiert es nicht.

Er fühlt sich als Versager. Als Spätentwickler. Er lässt die anderen glauben, dass er in puncto Sex schon ungeheure Erfahrungen gemacht hätte. Er murmelt was von Urlaub, von Sportclub. Oder einer Kusine. Aber je mehr er »durchblicken« lässt, desto größer scheint das Problem zu werden. Die Mädchen wollen nichts von ihm wissen. Keine lässt ihn näher an sich heran.

Dabei kann er an nichts anderes denken. Sex ist einfach das Größte, das sagt doch jeder. Ronnie weiß theoretisch alles darüber, schließlich zeigen die Pornos ja, wo´s langgeht.

Aber um ein nacktes Mädchen zu sehen, muss er eben diese Pornohefte kaufen. Oder sich, wie damals beim Sportfest, in die Mädchendusche schleichen.

Ronnie hat mit sich selbst gewettet, dass sein Vater bestimmt erst mit neunzehn zum ersten Mal Sex hatte. Bei den Eltern ist schließlich alles viel später. Sagen sie jedenfalls immer.

Deshalb hat Ronnie seinen Vater gefragt, eines Abends, als Chiara mal zufällig nicht zu Hause rumhing. Chiara ist die Freundin von Ronnies Vater. Sie arbeitet bei ihm im Betrieb, in einer Druckerei.

Chiara ist blond und hat einen großen Busen und sie ist irgendwie genau das Klischee von einer Frau, in die ein Mann mittleren Alters sich verliebt, findet Ronnie. Und er findet auch, dass es verboten werden müsste, mit so einem Klischee rumzulaufen. Im Übrigen aber ist Chiara nicht wirklich blond, sondern gefärbt. Sogar vor ihm hat sie zugegeben, dass ihre Haare eigentlich mittelblond sind, also eher braun, eher so eine Kackfarbe, wie seine, Ronnies, Haare sie haben.

An diesem Abend also, als er zusammen mit seinem Vater die Thunfisch-Pizza direkt aus dem Karton aß, so wie sie es früher immer gemacht hatten, als sie noch ein reiner Männerhaushalt waren, da legte Ronnie plötzlich Messer und Gabel weg.

»Ich hab mal eine Frage«, begann er das Gespräch und erlaubte seinem Vater ihm die Zwiebeln von der Pizza zu klauben.

»Ja? Dann mal los«, sagte sein Vater.

»Wie, äh . . . äh . . . also wann . . . hast du . . .? Also, ich meine . . . mit einer Frau . . .?«

»Also, was meinst du?«, fragte sein Vater. »Die Pizza ist gut, oder?«

»Ja, ist gut. Also . . . wie alt warst du, als du zum ersten Mal Sex mit einer Frau hattest?«

Sein Vater legte den angebrannten Pizzarand zurück, wischte die Hände an der Papierserviette ab, die der Kurier immer mitlieferte, und sagte: »Hey, das ist aber ein Knaller von einer Frage.«

»Kannst du trotzdem antworten?«, knurrte Ronnie. Er war verlegen, ihm war das schon ein bisschen peinlich, aber auch so wichtig, dass er da jetzt irgendwie durchmusste.

»Wie alt ich war, als ich das erste Mal Sex hatte . . . mit einem Mädchen, ja?«

»Klar, mit einem Mädchen, wie denn sonst?«

»Schon mal was von Masturbation gehört?«, fragte sein Vater lächelnd.

Ronnie runzelte die Stirn. »Ja, hab ich«, knurrte er. Er wurde prompt rot.

»Also gut.« Sein Vater knüllte die Serviette zusammen und lehnte sich zurück. Sie saßen in der Küche, auf diesen spanischen Holzstühlen, auf denen man sich eigentlich gar nicht zurücklehnen kann, weil die Lehnen so steif und gerade sind. Aber sein Vater hatte sich angewöhnt, die Arme hinten über die Lehne zu schlagen. Sah irgendwie komisch aus.

»Meinst du jetzt ganz richtigen Geschlechtsverkehr?«, fragte er.

»Was denn sonst?«, sagte Ronnie.

»Na ja, es gibt schon so Zwischenstadien. Ich meine, man fängt klein an, oder?« Sein Vater lachte.

Ronnie blieb todernst. Er schwieg. Er wartete. Je länger dieses Schweigen dauerte, desto klarer wurde, dass sein Vater nicht gern mit der Sprache rauswollte, dass er sich genierte.

Wahrscheinlich, dachte Ronnie, war er schon zwanzig, als er es das erste Mal gemacht hat.

Ronnie holte sich eine Cola aus dem Kühlschrank. Er stand am Tisch und hatte gerade die Flasche an den Mund gesetzt, als sein Vater aufschaute und lächelnd sagte: »Ja, mein Lieber, dein Vater war ein bisschen frühreif. Ich hab´s das erste Mal mit dreizehn gemacht.«

Ronnie ließ die Flasche sinken, fuhr automatisch mit dem Ärmel über den Flaschenhals und setzte sich wieder auf seinen Platz.

»Mit dreizehn?«, echote er.

Sein Vater nickte. »Du bist jetzt sechzehn, oder?«

»Mann, klar bin ich sechzehn. Weißt du etwa nicht, wie alt dein Sohn ist?«

»Okay, sechzehn. Wenn du mich fragst, genau das richtige Alter. Nicht zu früh, nicht zu spät.«

Ronnie stellte die Colaflasche hin und riss ein großes Stück von der Pizza ab. Er stopfte es sich in den Mund. Er kaute schweigend.

Schließlich fragte sein Vater: »Irgendein besonderer Anlass für die Frage?«

»Nee«, antwortete Ronnie mit vollem Mund.

»Du bist nicht gerade in ein tolles Mädchen verknallt? Schule? Schwimmverein? Disko?«

Wieder schüttelte Ronnie den Kopf.

Sein Vater rieb sich das Kinn, schaute Ronnie nachdenklich an. »Und warum dann die Frage?«

Ronnie schluckte den Rest der Pizza runter und spülte schnell mit der Cola nach. »Ich wollte es bloß mal wissen.«

»Mehr steckt nicht dahinter?«

»Nein«, nuschelte Ronnie, »mehr steckt nicht dahinter.« Und damit wurde das Thema gewechselt.

Seitdem weiß Ronnie: Er muss es irgendwie bringen. Er will es ja auch. Er weiß nur nicht, wie. Er hat keinen guten Draht zu Mädchen. Wenn er an diesen Luca denkt, zum Beispiel, wie der - kaum in Köln angekommen - sich an Lilli rangemacht hat, wie das geflutscht hat. Wahnsinn!

Natürlich hatte er schon Mädchen geküsst. Es gab ja tausend Anlässe, zu denen man sich küssen konnte. Manchmal hatte er es geschafft, mal kurz einen Zungenkuss dabei anzusetzen. Aber die wollten das dann meist nicht. Selten war es so, dass er wirklich gemerkt hat: Die will das jetzt auch. Die will weitermachen. Richtig. Mit ihm.

Ronnie denkt an nichts anderes mehr. Er schlägt die Zeitung auf, er zappt durch die Programme, er guckt auf die riesigen Werbeplakate in der U-Bahn-Station: Immer geht es irgendwie um Sex. Die Mädchen zeigen Fleisch, um für Autos, Zigaretten oder sonst was Reklame zu machen. Und an jeder Bushaltestelle ein tolles Model im neuen Slip von H&M.

Mädchen laufen vor Ronnie her. Er sieht ihre Beine. Er sieht ihre Hintern. Sie drehen sich um, sie lachen ihn an, sie haben bemalte Lippen und tragen BHs, die ihren Busen noch größer machen, als er eigentlich ist.

Sie puschen sich auf. Sie plustern sich auf. Sie ziehen sich extra sexy an, um die Jungen zu reizen, um sie zu ärgern. Um sich über sie lustig zu machen. Aber sobald er auf die Idee kommt, auf einer Fete oder in der Disko ein bisschen an ihnen rumzufummeln, hat er sofort eine Ohrfeige weg. Dann lieber die guten, alten Pornohefte unter dem Bett...
mehr

Autor

Brigitte Blobel wurde 1942 in Hamburg geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in Ahrensburg (Schleswig-Holstein). Nach dem Abitur studierte sie englische und französische Literatur, Theaterwissenschaften sowie Politik und Zeitungs-Wissenschaften. Sie arbeitete in Frankfurt als Redakteurin für Associated Press und hat zwei Kinder großgezogen. Brigitte Blobel lebte mit ihrem Ehemann auf Mallorca und in Hamburg.Neben ihrer Tätigkeit als freie Journalistin und Drehbuchautorin schrieb sie Bücher für Jugendliche und Erwachsene, die mehrfach ausgezeichnet wurden.Brigitte Blobel verstarb nach schwerer Krankheit im August 2024.