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Die Saat des Bösen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
640 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.09.2014
Commissario Balistreri: zynisch, respektlos und absolut unbestechlich im Kampf gegen das Böse.
Libyen, Sechzigerjahre: Salvatore Balistreri gilt als »wichtigster Italiener von Tripolis« mit großem politischen Einfluss. Sein Sohn Michele verbringt die Zeit lieber mit Freunden - seiner Blutsbrüderbande. Doch als die Nachbarstochter ermordet wird, erhält seine unbeschwerte Kindheit einen tiefen Riss. Kurze Zeit später, am Tag des Gaddafi -Militärputsches, stirbt auch noch Micheles Mutter. Ein tragischer Zufall? Zwanzig Jahre später arbeitet Michele als frustrierter Polizeikommissar in Rom. Als eine Spur auf die mysteriösen Tode in Libyen verweist, beginnt er sofort zu ermitteln. Bald darauf tauchen libysche Feinde wieder auf. Und mit ihnen einer seiner Blutsbrüder von damals ...
Die Saat des Bösen ist eine packende Reise in zwei entgegengesetzte Welten - ein faszinierender, genial konstruierter Thriller.

Roberto Costantini, 1952 in Tripolis geboren, hat eine erfolgreiche Laufbahn als Ingenieur und Unternehmensberater hinter sich und ist heute Dozent an einer freien Universität in Rom. Sein Debüt 'Du bist das Böse' - der erste Band einer Trilogie - wurde noch vor der Veröffentlichung an zahlreiche wichtige internationale Verlage verkauft, sprang sofort nach Erscheinen auf die Bestsellerliste und erhielt überbordendes Lob von Medien und Publikum. Auch der zweite Band 'Die Saat des Bösen' wurde in Italien zu einem riesigen Erfolg. Der dritte Band 'Das Böse vergisst nicht' erscheint im Frühjahr 2017.
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Produkt

KlappentextCommissario Balistreri: zynisch, respektlos und absolut unbestechlich im Kampf gegen das Böse.
Libyen, Sechzigerjahre: Salvatore Balistreri gilt als »wichtigster Italiener von Tripolis« mit großem politischen Einfluss. Sein Sohn Michele verbringt die Zeit lieber mit Freunden - seiner Blutsbrüderbande. Doch als die Nachbarstochter ermordet wird, erhält seine unbeschwerte Kindheit einen tiefen Riss. Kurze Zeit später, am Tag des Gaddafi -Militärputsches, stirbt auch noch Micheles Mutter. Ein tragischer Zufall? Zwanzig Jahre später arbeitet Michele als frustrierter Polizeikommissar in Rom. Als eine Spur auf die mysteriösen Tode in Libyen verweist, beginnt er sofort zu ermitteln. Bald darauf tauchen libysche Feinde wieder auf. Und mit ihnen einer seiner Blutsbrüder von damals ...
Die Saat des Bösen ist eine packende Reise in zwei entgegengesetzte Welten - ein faszinierender, genial konstruierter Thriller.

Roberto Costantini, 1952 in Tripolis geboren, hat eine erfolgreiche Laufbahn als Ingenieur und Unternehmensberater hinter sich und ist heute Dozent an einer freien Universität in Rom. Sein Debüt 'Du bist das Böse' - der erste Band einer Trilogie - wurde noch vor der Veröffentlichung an zahlreiche wichtige internationale Verlage verkauft, sprang sofort nach Erscheinen auf die Bestsellerliste und erhielt überbordendes Lob von Medien und Publikum. Auch der zweite Band 'Die Saat des Bösen' wurde in Italien zu einem riesigen Erfolg. Der dritte Band 'Das Böse vergisst nicht' erscheint im Frühjahr 2017.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641121648
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum01.09.2014
Seiten640 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4487 Kbytes
Artikel-Nr.1409690
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Freitag, 25. Mai 1962

Auf dem staubigen Platz unter dem glühenden blauen Himmel stehen sich die beiden Cowboys Auge in Auge gegenüber, die Revolver in den Halftern, die Hände jederzeit bereit zu ziehen. In der Menge, die das Duell verfolgt, steht auch die junge Frau, die erst Kirk geliebt hat, dann Rock und nun wer weiß wen.

Nur das Rattern des Filmprojektors ist im dunklen Vorführsaal des Alhambra-Kinos zu hören. Ich mustere das unbewegte Gesicht meines Großvaters, als Rock Hudson und Kirk Douglas die letzten Blicke austauschen.

»Wer gewinnt, Großvater? Wer ist schneller?«

Ganz früher hat mein Großvater Giuseppe Bruseghin, Jahrgang 1899, als Bauer in Venetien gelebt und war dem König von Piemont treu ergeben. Nach der Niederlage von Caporetto und dem Durchbruch der Österreicher gehörte er zu den wenigen, die nicht sofort Uniform und Gewehr fortwarfen und sich auf dem nächsten Gehöft verkrochen. Für Waffen und Schießereien hat er nicht viel übrig, und Westernfilme erträgt er nur mir zuliebe.

»Im Leben gewinnt nicht immer der, der als Erster schießt, Michelino.«

Er tätschelt meinen Kopf. Ich schiebe seine Hand fort, weil ich das nicht mag, aber er legt sie gleich wieder drauf.

Kirk ist schneller, Rock drückt einen Augenblick später ab. Ein ewiger Moment der Stille, in dem sich ihre Blicke zum letzten Mal kreuzen. Dann sieht Kirk zu der jungen Frau hinüber und sackt in sich zusammen. Als er auf der Erde liegt, rennt sie zu ihm hin. Zu ihm und nicht zu Rock, der das Duell gewonnen hat.

»Großvater, verlieben sich die Frauen nicht immer in den Sieger?«

Meine Worte gehen im Schimpfen unserer Sitznachbarn unter.

Manchmal stellt Großvater sich taub, aber ich weiß, dass er einfach nur nicht antworten will. 1940 hat sich sein Sohn Toni der faschistischen Gioventù italiana del littorio angeschlossen und zog in diesen verdammten Krieg. Am letzten Gefechtstag kam er ums Leben, immer noch in der Uniform der Faschisten, während ringsum alle die Flucht ergriffen. Der König, sein Sohn und die Politiker hatten längst das Weite gesucht, und die Soldaten waren eingeschlossen zwischen den Partisanen auf der einen und den Deutschen auf der anderen Seite. Während die Faschisten nach Norden türmten, lief Toni in den Süden und damit seinen Feinden geradewegs in die Arme.

Kurz nach Toni starb meine Großmutter, an Typhus und am gebrochenen Herzen. Großvater musste seine Tochter allein großziehen. Italia las schon als junges Mädchen Nietzsche und vergötterte Mussolini und ihren Bruder Toni wie Helden.

Immer wenn ich Großvater zu sehr an Toni erinnere, gibt er mir keine Antwort.

Inzwischen hat sich herausgestellt, dass Kirk absichtlich mit ungeladener Waffe zum Duell erschienen ist. Fassungslos starre ich auf den Nachspann. Wenn Kirk wusste, dass in seinem Revolver keine Patrone war, muss vor dem Schusswechsel irgendetwas in seinem Blick gelegen haben, das mir entgangen ist.

Das Dach des Alhambra-Kinos gleitet beiseite und öffnet sich auf den blauen Himmel über Tripolis. Der Geruch von Eukalyptusbäumen und Pferdemist, das Geratter von Kutschen und Karren und das klagende Nachmittagsgebet des Muezzin dringen herein.

Die erste Vorstellung, die um zwei Uhr nachmittags beginnt, ist vorüber. Als die Platzanweiserin mit Getränken und Eis durch die Reihen kommt, kauft Großvater mir ein Tütchen cacawia, geröstete Erdnüsse, und steht auf, um zu gehen.

»Großvater, lass uns den Film noch einmal ansehen, bitte!«

Diesen Wunsch hört er nicht zum ersten Mal, und er weiß, dass ich mich zu Hause nur langweilen würde. Der Freitag ist muslimischer Feiertag, und meine beiden Freunde Ahmed und Karim sind mit ihrem Vater in der Moschee. Lernen würde ich auch nicht, da Samstag und Sonntag die Schule geschlossen ist.

»Meinetwegen, Michelino, aber nur noch ein einziges Mal, nicht zwei Mal wie neulich!«

Wir leben etwas außerhalb von Tripolis, in Sidi el-Masri. Das liegt zehn Kilometer von der Piazza Castello entfernt, dem Zentrum der Stadt hinter dem Königspalast, der Gartenstadt und der Sciara Ben Asciur. Sidi el-Masri besteht aus einer langen, von Eukalyptusbäumen gesäumten Allee, an der sich außer den beiden Villen unserer Familie kein einziges Haus befindet.

Die beiden Villen, die mein Großvater einst bauen ließ, sind von einer zwei Meter hohen Mauer umschlossen. Von der asphaltierten Allee tritt man durch ein großes schmiedeeisernes Tor, das die ineinander verschlungenen Initialen von Mama und Papa trägt, S für Salvatore und I für Italia, ein Buchstabenschnörkel, der seltsam an das amerikanische Dollarzeichen erinnert. Meine Mutter hasst ihn, aber mein Vater hängt daran. Es war seine Idee und soll uns daran erinnern, dass man in einer richtigen Familie zusammenhält.

Auf der Rückseite der Villen führt ein kleines Gartentor auf die Ländereien und die Olivenplantage meines Großvaters hinaus. Vorbei an einem kleinen Froschtümpel verläuft ein zwei Kilometer langer Weg durch die kahlen Felder zur Hütte der al-Bakris, in der auch Ahmed und Karim wohnen, gleich gegenüber von einer abscheulich stinkenden Jauchegrube.

Dort beginnt eine wenig befahrene ungepflasterte Straße, die einen Kilometer an der Olivenplantage der Familie Bruseghin vorbeiführt. Hier haben die Hirten ihre Hütten und lassen ihre Ziegen weiden. Kurz vor der Esso-Tankstelle, die etwas näher an der Stadt liegt, mündet diese Straße wieder in die Allee.

Obwohl die Olivenplantage und die Ziegenweiden einige Kilometer entfernt sind, kann man ihren Geruch auf unserem Grundstück noch deutlich wahrnehmen. Vor allem den Gestank der Jauchegrube, die als Kloake für sämtliche Hütten der Stadt und als Düngerreservoir für die Olivenbäume dient.

Ich liebe den Duft von Erde, Eukalyptus und Oliven, und Großvaters Plantage erfüllt mich mit Stolz. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs heiratete er und machte ein Diplom als Landvermesser. 1932, sechs Jahre vor der Massenbesiedlung des »Vierten Ufers« von Italien, kam er mit seiner Gattin und seinen beiden Kindern nach Libyen, dem zwölfjährigen Toni und Italia, die damals gerade mal zwei war. Aufgrund seiner Ausbildung konnte er beim Aufbau der von Italo Balbo gegründeten Dörfer mithelfen: Castel Benito, D'Annunzio, Mameli, Bianchi, Garibaldi, Crispi, Breviglieri. Im Gegenzug schenkten ihm das National-faschistische Institut der Sozialvorsorge und der Bevollmächtigte des Königs ein Stück Land wenige Kilometer außerhalb von Tripolis, dazu tausend junge Olivenpflanzen.

Die Erde auf diesem Grundstück war vollkommen sandig. Großvater suchte sich libysche Arbeiter, die den Sand einebneten und Dämme gegen die Dünen bauten. So gelang es ihnen, den verfluchten Gibli, der aus der Wüste herüberwehte, in Schach zu halten.

Sie hoben einen Brunnen aus, bis hinab zum Grundwasser, und zogen Bewässerungskanäle. Am Schluss pflanzte Großvater die Olivenbäume. Er wusste, dass es Jahre dauern würde, bis sie etwas abwarfen, also verdiente er sein Brot weiterhin als Landvermesser und half, Häuser für die Siedler zu bauen. Diesen Jahren der Entbehrung ist es zu verdanken, dass Großvater heute die größte Olivenplantage Libyens besitzt.

Mein Vater aber hasst den Geruch von Oliven. Er erinnert ihn an seine Kindheit in Palermo, wo er mit seinen Eltern und vier Brüdern in einem einzigen Zimmer hauste und sich die Toilette mit drei weiteren Familien teilen musste.

Der Geruch der Armut.

Wir haben den ganzen Film noch einmal gesehen. Als Kirk Douglas mit dem ungeladenen Revolver zum Duell ging, habe ich mir sein Gesicht sehr aufmerksam angeschaut.

Jetzt habe ich es verstanden.

Mit dem Seicento sind Großvater und ich zurück nach Hause gefahren, wo ich um sechs Uhr Brot mit Butter und Marmelade, cacawia und Datteln serviert bekomme. Ich setze mich rittlings auf das Verandageländer, ungefähr eineinhalb Meter über der Erde. Die mabruka, unser arabisches Dienstmädchen, mag das nicht, aber sie überwacht gerade die Köchin bei der Zubereitung des Couscous. Der Gärtner schaut geflissentlich weg, und mein Vater ist in seinen Büroräumen an der Piazza Italia, gleich neben der Zitadelle, und arbeitet. Jet, unser Boxer, sieht mir mit seiner platten Schnauze und seinen gutmütigen Augen zu. So schaut er immer drein, weil er dann nicht ganz so hässlich ist und vielleicht eine Dattel erbetteln kann. Ich würde ihm jederzeit eine geben, aber mein Bruder Alberto sagt, das sei nicht gut für den Hund.

Das Geländer ist mein Pferd, und ich bin Kirk Douglas. Revolver, Cowboyhut und Stiefel mit Sporen habe ich zu Weihnachten bekommen. Ich weiß, dass es ein Geschenk von Mama und Papa war. Und das Zorrokostüm ist von Großvater, aber dem gefällt es, dass ich noch an den Weihnachtsmann glaube.

Ich galoppiere wild, vielleicht etwas zu wild. Papa wird nicht begeistert sein, wenn er im weißen Lack die Kratzer meiner Stiefel sieht. Für ihn sind das Spuren meiner Spinnereien. Immer häufiger ermahnt er mich, mehr an die Realität zu denken, an die Hausaufgaben, wie mein großer Bruder.

Zum Glück ist Papa in der Stadt und arbeitet, wie üblich. Mit diesem unsympathischen jungen Kerl aus Italien, der vor ein paar Tagen bei uns zum Essen war, Emilio Busi.

Es ist sehr heiß. Der Schweiß läuft mir den Nacken hinunter, eine Ameise krabbelt meinen Arm hoch, die Spatzen machen einen Höllenlärm. Die Ameise zerquetsche ich, und die Spatzen werden später noch Bekanntschaft...


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Autor

Roberto Costantini, 1952 in Tripolis geboren, hat eine erfolgreiche Laufbahn als Ingenieur und Unternehmensberater hinter sich und ist heute Dozent an einer freien Universität in Rom. Sein Debüt "Du bist das Böse" - der erste Band einer Trilogie - wurde noch vor der Veröffentlichung an zahlreiche wichtige internationale Verlage verkauft, sprang sofort nach Erscheinen auf die Bestsellerliste und erhielt überbordendes Lob von Medien und Publikum. Auch der zweite Band "Die Saat des Bösen" wurde in Italien zu einem riesigen Erfolg. Der dritte Band "Das Böse vergisst nicht" erscheint im Frühjahr 2017.