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Das Böse vergisst nicht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am10.04.2017
Der fulminante Abschluss der preisgekrönten Thriller-Trilogie
Sommer 2011: Während in Libyen Bürgerkrieg herrscht, treffen sich in Rom auf einem Luxusschiff internationale Wirtschaftsbosse zu Geheimverhandlungen über den Mittleren Osten. Am nächsten Tag werden eine junge Hostess, die auf dem Schiff arbeitete, und ihre kleine Tochter ermordet aufgefunden. Commissario Balistreri, desillusionierter Chef der Mordkommission, trifft bei den Ermittlungen bald auf alte Bekannte aus seiner libyschen Kindheit, die er in den letzten Winkel seines Bewusstseins verdammt hatte. Durch die Ermittlungen wird er gezwungen, in das von Bomben zerstörte Libyen zurückzukehren und seinem früheren Ich und einer unerträglichen Wahrheiten ins Auge zu sehen ...
Das Böse vergisst nicht ist das fulminante Finale von Costantinis 'Trilogie des Bösen', ein atemloser Abgesang, der alle Facetten von Gut und Böse in einem Reigen von Wahrheit und Lüge durcheinanderwirbelt, bis die Grenzen verschwimmen.

Roberto Costantini, 1952 in Tripolis geboren, hat eine erfolgreiche Laufbahn als Ingenieur und Unternehmensberater hinter sich und ist heute Dozent an einer freien Universität in Rom. Sein Debüt 'Du bist das Böse' - der erste Band einer Trilogie - wurde noch vor der Veröffentlichung an zahlreiche wichtige internationale Verlage verkauft, sprang sofort nach Erscheinen auf die Bestsellerliste und erhielt überbordendes Lob von Medien und Publikum. Auch der zweite Band 'Die Saat des Bösen' wurde in Italien zu einem riesigen Erfolg. Der dritte Band 'Das Böse vergisst nicht' erscheint im Frühjahr 2017.
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Produkt

KlappentextDer fulminante Abschluss der preisgekrönten Thriller-Trilogie
Sommer 2011: Während in Libyen Bürgerkrieg herrscht, treffen sich in Rom auf einem Luxusschiff internationale Wirtschaftsbosse zu Geheimverhandlungen über den Mittleren Osten. Am nächsten Tag werden eine junge Hostess, die auf dem Schiff arbeitete, und ihre kleine Tochter ermordet aufgefunden. Commissario Balistreri, desillusionierter Chef der Mordkommission, trifft bei den Ermittlungen bald auf alte Bekannte aus seiner libyschen Kindheit, die er in den letzten Winkel seines Bewusstseins verdammt hatte. Durch die Ermittlungen wird er gezwungen, in das von Bomben zerstörte Libyen zurückzukehren und seinem früheren Ich und einer unerträglichen Wahrheiten ins Auge zu sehen ...
Das Böse vergisst nicht ist das fulminante Finale von Costantinis 'Trilogie des Bösen', ein atemloser Abgesang, der alle Facetten von Gut und Böse in einem Reigen von Wahrheit und Lüge durcheinanderwirbelt, bis die Grenzen verschwimmen.

Roberto Costantini, 1952 in Tripolis geboren, hat eine erfolgreiche Laufbahn als Ingenieur und Unternehmensberater hinter sich und ist heute Dozent an einer freien Universität in Rom. Sein Debüt 'Du bist das Böse' - der erste Band einer Trilogie - wurde noch vor der Veröffentlichung an zahlreiche wichtige internationale Verlage verkauft, sprang sofort nach Erscheinen auf die Bestsellerliste und erhielt überbordendes Lob von Medien und Publikum. Auch der zweite Band 'Die Saat des Bösen' wurde in Italien zu einem riesigen Erfolg. Der dritte Band 'Das Böse vergisst nicht' erscheint im Frühjahr 2017.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641164232
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum10.04.2017
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2515 Kbytes
Artikel-Nr.2150904
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Donnerstag, 28. Juli 2011

Sawija, Libyen

In den vergangenen Tagen waren Regierungstruppen aus Tripolis angerückt, um die Ordnung des Rais wiederherzustellen. Sie hatten Gargaresh durchquert und dann Janzur, die Palmenoase am Meer mit dem großen, von den NATO-Bomben zerstörten Kraftwerk, ein chaotisches Gewirr von Werkstätten, Läden mit aufgetürmten Kesseln davor und staubigen Plätzen, auf denen Jungen mit Lumpenknäueln Fußball spielten, barfuß zwischen den Autowracks.

Auf der von Bombenkratern durchlöcherten Küstenstraße, über die früher Kolonnen von Tanklastern Benzin aus der großen Raffinerie von Sawija nach Tripolis gekarrt hatten, waren nur noch mit Maschinengewehren ausgestattete Jeeps unterwegs. Vor den Toren der Stadt standen zwei inzwischen nutzlose Panzer, denn die Rebellen waren längst geflohen, eingesperrt oder tot. So dienten sie nur noch dem Zweck, die wehrlosen Überlebenden - Alte, Frauen und Kinder - daran zu erinnern, dass man den Bewohnern Sawijas nichts mehr durchgehen lassen würde, dass nichts mehr so war wie früher. Sie besaßen keinerlei Rechte mehr, weder auf eine Gegenwart noch auf die Zukunft. Ihre Häuser konnten jederzeit auf Befehl irgendeines Offiziers der regime­treuen Truppen weggefegt werden.

Die zwei Reihen von je zwölf Pappeln vor der Schule waren ein Relikt der italienischen Landgüter von einst. Granaten hatten die Fassade des Gebäudes durchsiebt und kein Fenster verschont. In der Mitte des Schulhofs gähnte ein rauchender Krater, und die Pappeln waren ausgetrocknet und verkohlt. Der Geruch von Benzin und verbranntem Fleisch hing in der Luft.

An jeder Pappel stand ein Berber, oder Amazigh, wie sie sich selbst gern nannten, mit einer Schlinge um den Hals. Als am 17. Februar die Aufstände gegen Oberst Gaddafi begonnen hatten, gehörten sie zu den Rebellen der ersten Stunde. Aus fünf Jeeps heraus hielten regierungstreue Milizsoldaten mit ihren Kalaschnikows Dutzende Alte, Kinder und verzweifelte Frauen in Schach: die Eltern, Kinder und Ehefrauen der Männer an den Pappeln.

Der Einzige, der den Rang eines Offiziers innehatte, war Europäer, vielleicht ein Bulgare oder ein Deutscher. Einer von vielen Söldnern, die der Oberst angeheuert hatte.

Die übel zugerichteten Männer an den Pappeln standen auf Stühlen, die man aus der Schule geholt hatte. Die Frauen keiften die Folterknechte an, doch keine wagte es, sich ihrem Sohn oder Mann zu nähern, um ihn zu trösten. Ringsum hatte sich eine verängstigte, schweigende Menge von Zuschauern versammelt, die insgeheim froh waren, dass sie sich einige Tage zuvor nicht den rebellischen Berbern angeschlossen hatten, obwohl sie Gaddafi mindestens genauso hassten wie sie.

Der Sand, den der Gibli aus der Wüste herbeiwehte, klebte zusammen mit den Fliegen am Blut der Gefangenen und vermischte sich mit den Tränen ihrer Lieben. Die Szenerie wirkte wie ein Gemälde auf einer vergilbten Leinwand, reglose Figuren, die darauf warteten, dass jemand eine Entscheidung traf.

Der schwarze SUV, ein gepanzerter Mercedes ML mit getönten Scheiben, hielt mitten auf der Straße und blockierte sie. Während der Fahrer den Motor abstellte, eilte der bulgarische oder deutsche Offizier los, um die hintere Wagentür zu öffnen.

Der Araber, der aus dem Auto stieg, war um die sechzig und sah trotz der tiefen Falten, die unter den hohen Wangenknochen sein Gesicht durchfurchten, noch gut aus für sein Alter. Er war in Zivil und trug einen dunklen Anzug über einem weißen Hemd ohne Krawatte. Sein graues, noch dichtes Haar war leicht kraus, und seine Augen verbarg er hinter dunklen Brillengläsern. Ein Stück seines einen Ohrs fehlte, als wäre es mit einem glatten Schnitt abgetrennt worden.

»Who is the boss?«, fragte er den Offizier und deutete auf die Aufständischen an den Pappeln.

Der europäische Söldner hatte schon viele kaltblütige Mörder gesehen, in Uganda, Darfur und im Kosovo. Sadisten, denen das Töten Vergnügen bereitete. Aber der Mann mit dem abgeschnittenen Ohr war anders. Er jagte ihm wirklich Angst ein, da er ohne jede Gefühlsregung tötete. Für ihn war das ein Job wie jeder andere, und er wusste, wie man Angst und Schrecken verbreitete, um seine Ziele zu erreichen.

Der Söldner zeigte auf die nächstgelegene Pappel. Der Mann davor, eine blutverschmierte Maske, stand nur auf einem Bein, während das andere in einem Winkel von dreißig Grad unnatürlich verdreht war. Mit einem Hammer hatte man ihm alle zehn Finger zertrümmert.

Absolute Stille herrschte, als der Mann mit dem abgeschnittenen Ohr auf ihn zuging.

»Hast du Schmerzen?«, fragte er auf Arabisch.

Der Berber wollte ihm ins Gesicht spucken, doch es kam nur ein dünnes Rinnsal aus Speichel und dem Blut ausgeschlagener Zähne heraus und floss ihm langsam das Kinn hinunter. Der Mann mit dem abgeschnittenen Ohr wandte sich den Frauen zu.

»Wer von euch ist die Frau von diesem armen Teufel? Sie soll sofort herkommen und ihm den Mund abwischen.«

»Nein!«, röchelte der Berber.

Doch der Mann mit dem abgeschnittenen Ohr hatte längst regis­triert, welche Frau sich unwillkürlich bewegt hatte. Sie war von Kopf bis Fuß in einen Berkan gehüllt, der nur ein Auge unbedeckt ließ.

»Deine Frau bringe ich nachher meinen Soldaten mit«, sagte er zu dem Berber.

Er sagte es laut und deutlich, damit alle es hören konnten. Denn blinden Gehorsam erreichte man nur durch Terror.

Plötzlich sprang ein etwa dreizehnjähriger Junge hinter der Frau hervor und wollte sich mit einem Messer auf ihn stürzen. Er hatte die gleichen Augen wie der Gefangene an der Pappel.

Sofort zog der Mann mit dem abgeschnittenen Ohr die Pistole und schoss den Jungen mitten in den Bauch, ohne auf lebenswichtige Organe zu zielen. Sie sollten noch hoffen, während sie ihn verbluten ­sahen, sollten zuschauen, wie er langsam verreckte.

»Bring him here«, befahl er dem Offizier und zeigte auf den im Staub liegenden Körper des Jungen.

Der Europäer drehte sich mit angewiderter Miene ab. Auch er hatte schon Kinder getötet, allerdings nur im Kampf, und er fühlte sich nicht wohl in Momenten wie diesem. Andererseits bekam er gutes Geld, und dieser Moment war ein Teil des Preises, den er zu zahlen hatte.

Zwei Soldaten waren nötig, um den Körper des Jungen unter den Galgen seines entsetzten Vaters zu schleifen, und vier weitere, um seine Mutter festzuhalten, die wie eine Besessene zappelte und schrie.

Für den Mann mit dem abgeschnittenen Ohr hatte der Junge keine Bedeutung, er würde in wenigen Minuten abkratzen, wie viele Tausende, die jeden Tag in Afrika an Hunger oder an Seuchen starben. Er empfand überhaupt nichts für ihn, weder Mitleid noch Hass. Der Junge war lediglich das wirkungsvollste Instrument, um seinem Publikum ­etwas Wichtiges zu vermitteln.

Hinter seinen dunklen Brillengläsern ließ er den Blick über die schweigende Menge gleiten, über die Bewohner von Sawija. Sie ­waren das Publikum, das er überzeugen musste. Idioten, denen infame Oppor­tunisten, Extremisten und Terroristen eingeredet hatten, sie würden für die Freiheit kämpfen. Er wollte keine langen Reden halten, um ihnen zu erklären, dass sie sich irrten und in schlimmere Hände fielen, wenn sie Gaddafi stürzten. Worte brauchte man nur in einer Demokratie, die es, dem Oberst sei Dank, in Libyen nicht gab. Er musste diesen Schwachsinnigen lediglich beibringen, so etwas nie wieder zu tun, ja nicht einmal daran zu denken, unabhängig davon, wer recht hatte. Und er kannte die Menschen gut genug, um zu wissen, dass es nur einen einzigen Weg gab, das zu erreichen.

Seid ihr bereit, diesen Preis zu zahlen, um euch von uns zu befreien? Schaut genau hin, was dann passiert.

Er zeigte auf die Rebellen vor den verkohlten Pappeln und wandte sich an die Umstehenden.

»Das da sind Freunde von Bin Laden! Terroristen, vor denen Oberst Gaddafi euch beschützt!«

Die verängstigte Menge senkte stumm den Kopf, viele nickten. Der Mann mit dem abgeschnittenen Ohr zückte ein zehn Zentimeter langes Messer mit gezackter Klinge.

»Sieh her, du Schwein!«, schrie er. Der verzweifelte Vater, aus dessen Augen vergebliche Tränen traten, stieß einen bluterstickten Schrei aus, als der Mann mit dem abgeschnittenen Ohr dem Jungen mit ­einer ­raschen Bewegung die Kehle durchschnitt und dann dem Stuhl, auf dem der Fuß seines rebellischen Vaters stand, einen Tritt versetzte.

Terroristen zu lynchen, bringt nicht viel. Ihre Verwandten umzubringen, ist schon ein bisschen wirksamer. Um aber wahrhaft Angst und Schrecken zu verbreiten, muss man Unschuldige töten.

Er wandte sich dem europäischen Offizier zu, immer noch mit lauter Stimme, und zeigte auf die Rebellen an den Pappeln.

»Erhängt sie. Danach tötet ihre Kinder, vergewaltigt ihre Mütter und tötet auch sie. Den Vätern dieser Terroristen hackt ihr die Hände ab, aber lasst sie am Leben. Damit alle sehen, was mit Verrätern passiert und mit jedem, der Verräter nicht anzeigt.«

Dann stieg er in den Mercedes und befahl dem Fahrer loszufahren. Auf dem Weg nach Tripolis verschwendete er keinen Gedanken an die Rebellen. Sie waren nur Kanonenfutter in einem Krieg, der in dem Moment entschieden worden war, in dem neue Verräter - Opportunisten wie die Amerikaner, Engländer und Franzosen und Feiglinge wie die Italiener - sich gegen Gaddafi verbündet hatten, gegen dasselbe Regime also, das jahrelang ihre konsumsüchtigen Völker und dann und wann sogar ihre peinlichen Regierungschefs selbst...

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Autor

Roberto Costantini, 1952 in Tripolis geboren, hat eine erfolgreiche Laufbahn als Ingenieur und Unternehmensberater hinter sich und ist heute Dozent an einer freien Universität in Rom. Sein Debüt "Du bist das Böse" - der erste Band einer Trilogie - wurde noch vor der Veröffentlichung an zahlreiche wichtige internationale Verlage verkauft, sprang sofort nach Erscheinen auf die Bestsellerliste und erhielt überbordendes Lob von Medien und Publikum. Auch der zweite Band "Die Saat des Bösen" wurde in Italien zu einem riesigen Erfolg. Der dritte Band "Das Böse vergisst nicht" erscheint im Frühjahr 2017.