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Märchen von Sonne, Mond und Sternen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
170 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am06.06.20141. Auflage
*** Auf dem FLIEGENDEN TEPPICH um die Welt: die schönsten Märchen endlich wieder lieferbar! *** Die Betrachtung der Himmelskörper ist so alt wie die Menschheit. Die Natur ist dem frühen Menschen nicht tote Materie, sondern lebendiges Gegenüber - er »vergöttert« sie. Das findet seinen Niederschlag in Märchen und Mythen, in Liedern und Redewendungen, bis auf den heutigen Tag.

Ulrike Krawczyk, in Bad Cannstadt geboren, studierte Germanistik und Linguistik an der Universität Stuttgart.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

Klappentext*** Auf dem FLIEGENDEN TEPPICH um die Welt: die schönsten Märchen endlich wieder lieferbar! *** Die Betrachtung der Himmelskörper ist so alt wie die Menschheit. Die Natur ist dem frühen Menschen nicht tote Materie, sondern lebendiges Gegenüber - er »vergöttert« sie. Das findet seinen Niederschlag in Märchen und Mythen, in Liedern und Redewendungen, bis auf den heutigen Tag.

Ulrike Krawczyk, in Bad Cannstadt geboren, studierte Germanistik und Linguistik an der Universität Stuttgart.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104031125
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum06.06.2014
Auflage1. Auflage
Seiten170 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse910 Kbytes
Artikel-Nr.1413380
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Der Königssohn und die Mondprinzessin

Es war einmal ein Königssohn; im südlichen Alpengebiete lag seines Vaters Reich. Da gab es grüne Weiden und schattige Wälder und steile Berge mit schwarzen Felsen. Die Einwohner lebten als Jäger und Hirten und priesen ihre Heimat und schätzten sich glücklich. Nur einer war mit sich und der Welt nicht zufrieden - der Königssohn. Es quälte ihn nämlich ein Wunsch, den ihm niemand erfüllen konnte: er wollte den Mond besuchen. Alle weisen Leute im ganzen Reiche hatte er schon gefragt, was er machen solle, um auf den Mond zu gelangen, aber niemand wußte Rat. Darüber war der Königssohn mißmutig und traurig. Vergeblich suchten ihn seine Gefährten zu zerstreuen und auf andere Gedanken zu bringen. Er sprach und träumte immer nur vom Mond. In der Vollmondzeit wurde er stets ganz trübsinnig; er wandelte vom Abend bis zum Morgen ruhelos auf den Felsen und Wiesen umher und starrte ständig zum Mond empor. Die erfahrensten Ärzte kamen an den Hof, doch vermochte keiner die seltsame Krankheit des Prinzen zu heilen, und sie nahm an Heftigkeit immer mehr zu.

Eines Tages hatte sich der Prinz auf der Jagd von seinen Begleitern getrennt und im Walde verirrt. Als es Abend wurde und die Sonne unterging, befand er sich in einem einsamen, mit blühenden Alpenrosen bewachsenen Hochtal, das auf drei Seiten von schroffen Graten und gewaltigen Felstürmen umsäumt war. Hier beschloß der Königssohn die Nacht zu verbringen, denn er konnte nicht mehr hoffen, noch an diesem Tage seine Jagdgefährten wieder anzutreffen. Er legte sich also auf das Gras zwischen die Alpenrosenbüsche und schaute nachdenklich in die Ferne, zu den roten Wolken am Abendhimmel und zu den verglimmenden Gipfeln der Berge. Weil er aber sehr müde war, so schlief er bald ein. Da hatte er einen merkwürdigen Traum: Er stand auf einer mit seltsamen Blüten übersäten Wiese und sprach mit einem wunderschönen fremden Mädchen, das er nicht kannte und nie gesehen hatte. Ringsum war alles weiß, so weit der Prinz schauen konnte, er aber hielt einige rote Alpenrosen in der Hand und reichte sie der schönen Fremden. Sie nahm die Blumen lächelnd an, fragte ihn, wie es in seinem Heimatland aussehe und erzählte schließlich, daß sie die Tochter des Mondkönigs sei. Bei diesen Worten fühlte der Königssohn eine unbeschreibliche Freude und erwachte.

Mitternacht mußte schon vorbei sein. Der Mond stand hoch, und sein silbernes Licht flutete um die zackigen Felsen des einsamen Hochtales. Der Prinz blickte empor, und seine Freude verwandelte sich in tiefes Weh. Die gewöhnliche Sehnsucht erfaßte ihn, und lange hing er schweigend seinen trüben Gedanken nach. Endlich zog ein Windhauch säuselnd durch die Alpenrosen, da dachte der Königssohn, wie es wäre, wenn er wirklich jener Mondprinzessin begegnete. So fing er denn an, die schönsten Alpenrosen abzupflücken und einen Strauß zusammenzusetzen. Damit war er lange beschäftigt.

Auf einmal schien es ihm, als habe er oben in den Felswänden sprechen gehört. Er horchte, aber es herrschte lautlose Stille, nur in der Ferne rauschte ein Wasserfall. Der Prinz pflückte wieder Blumen, und zum zweiten Mal vernahm er Worte, und diesmal ganz deutlich. Der Schall kam von dem höchsten Felsturm herab, und die Spitze dieses Turmes war in eine dichte, weiße Wolke gehüllt. Dort oben müssen Bergunholde hausen, dachte der Königssohn und faßte den Knauf seines Schwertes. Ohne den Alpenrosenstrauß wegzulegen, schritt er langsam gegen den Turm zu, ging um den Fuß der Wände herum und begann auf der weniger schroffen Rückseite emporzusteigen. Das Sprechen wurde immer deutlicher, doch ließen sich die Worte noch nicht verstehen. Bald geriet der Königssohn in die Wolke hinein, das Mondlicht drang nicht mehr durch, und er tastete sich nur noch vorwärts.

Endlich stieß er an etwas Hartes, da ging eine Tür auf, und der Prinz stand vor einem hellerleuchteten, kleinen Raum, in dem zwei meeralte Männer saßen. Diese fuhren erschreckt hoch. Er jedoch beruhigte sie, indem er sich entschuldigte und sagte, er sei ein Jäger, der sich in der Bergwildnis verirrt habe. Auf diese Worte hin gingen ihm die beiden entgegen, hießen ihn eintreten und waren sehr freundlich mit ihm. Man redete dies und das, und der Prinz fragte die beiden, ob sie Bergesalte seien. Allein die Alten erwiderten, sie seien Mondbewohner, hätten eine große Reise im Weltenraum gemacht und gedächten soeben, in ihre Heimat zurückzukehren. Als der Königssohn das hörte, wurde er ganz blaß vor Erregung und erzählte den beiden, daß er schon seit Jahren den brennenden Wunsch hege, eine Mondreise machen zu können. Die Alten lachten und meinten, wenn er bei ihnen bleiben wolle, hätten sie nichts dagegen, die Reise werde sofort beginnen. Da war nun der Prinz über alle Maßen froh und dankte den guten Alten in den überschwenglichsten Worten.

Inzwischen hatte sich die Wolke von der Felszinne gelöst und begann mit rasch wachsender Geschwindigkeit zum Mond emporzuschweben. Während der langen Reise erzählte der Prinz den zwei Alten allerlei aus dem Reich seines Vaters, und sie hinwieder teilten ihm mit, wie es auf dem Mond aussehe und wie man dort lebe. So meinten sie unter anderem, ein Erdbewohner könnte es nicht lange auf dem Mond aushalten, denn da sei alles weiß, das Flachland und die Berge, die Pflanzen und die Städte - alles erstrahle in silbernem Schein, und ein Erdbewohner müßte mit der Zeit von dem blendenden Schein erblinden. Aber auch ein Mondbewohner seinerseits dürfte nicht lange auf der Erde weilen, denn die dunkle Farbe der Wälder und Felsen mache ihn trübsinnig, und wenn er nicht bald wieder auf den Mond zurückkehren könne, würde er in verzehrender Sehnsucht nach den weißen Gefilden seines Heimatlandes dahinsterben.

Mit solchen Gesprächen und Betrachtungen vertrieben sich die drei Mondreisenden die Zeit. Endlich ließ sich die Wolke, in der sie saßen, auf einem Mondberge nieder und stand still. Der erste Teil der Reise war beendet, es hieß nun zu Fuß weitergehen. Die zwei Alten bedeuteten dem Prinzen, daß sie sich westwärts wenden müßten, und rieten ihm, nach Osten zu wandern, dann werde er bald die Hauptstadt erreichen. Der Prinz nahm also Abschied und ging in östlicher Richtung bergab. Das Land ringsum war weiß, dazu trugen vor allem die kleinen weißen Blumen bei, welche in unabsehbarer Menge die Mondoberfläche bedeckten. Aber auch der Boden zeigte sich weiß, und selbst die sonnendurchglühten Felswände der Berge waren von mattglänzender heller Farbe. Es dauerte nicht lange, so erblickte der Königssohn die Häuser und die Turmspitzen der Hauptstadt. Alle diese Gebäude aber bestanden vom Boden bis zu den Zinnen aus weißem Marmor.

Der Prinz eilte dieser weißen Pracht entgegen, bis er von einem Zaun aufgehalten wurde. Der Zaun war mit großer Kunstfertigkeit aus blinkendem Metall hergestellt, und die Stäbe trugen seltsame Verzierungen. Hinter dem Zaun arbeitete ein Gärtner. Als dieser den Fremden bemerkte, kam er langsam näher, grüßte und erkundigte sich ganz verwundert nach der Herkunft der roten Blüten, welche der Prinz in der Hand hielt; es waren die Alpenrosen, die er nachts gepflückt hatte. Der Prinz erklärte, er komme von der Erde, und die roten Blüten seien dort gewachsen.

Nun erzählte der Gärtner, daß in dem Schloß, welches sich weiter hinten erhob, der Mondkönig und seine Tochter wohnten, die Prinzessin finde großen Gefallen an schönen und seltenen Blumen und werde den Fremden gewiß reichlich belohnen, wenn er ihr den roten Strauß überlassen wolle. Der Prinz lachte und meinte, er schenke seine Alpenrosen mit Freuden der Prinzessin, aber Belohnung verlange er nicht, denn er sei ein Königssohn. Der Gärtner ersuchte den Fremden, in den Garten einzutreten, dann eilte er in das Schloß hinein. Nach einer kleinen Weile kehrte er atemlos wieder zurück und bat den Prinzen, sich mit ihm ins Schloß zu begeben. Der Königssohn folgte seinem Führer durch zahlreiche Vorhallen und Gänge, wobei er staunend die alabasterweißen Wandflächen betrachtete und die blanken Waffen, die daran hingen.

In einem großen, lichterfüllten Saale wurde der Prinz von dem Mondkönig und dessen Tochter empfangen und auf das freundlichste willkommen geheißen. Der Mondkönig war ein sehr alter Mann mit langem, silberhellem Barte; in der Prinzessin aber erkannte der Königssohn jenes wunderschöne Mädchen wieder, welches er nachts im Traume erblickt hatte. Sie nahm die Alpenrosen dankend entgegen, pries ihre herrliche Farbe und fragte den Prinzen, ob es in seiner Heimat viele solche Blumen gebe, was für Leute dort wohnten und wie groß das Reich seines Vaters sei. Erst nach längerem Geplauder trennte man sich, und der Mondkönig sagte zu dem Prinzen, daß er ihn als seinen Gast betrachte.

Der Prinz wohnte nun längere Zeit im Königsschloß, machte weite Wanderungen in die Umgebung und lernte die Mondlandschaft, zu der er so oft sehnsuchtsvoll emporgeschaut hatte, genau kennen. Nach einigen Wochen fragte der Mondkönig bei der Mittagstafel seinen Gast, wie es diesem auf dem Mond gefalle. Der Prinz erwiderte, die weißleuchtende Mondlandschaft sei die schönste, welche er je gesehen habe, aber ihr ungewohnter Glanz greife seine Augen an, und er fürchte zu erblinden, wenn er nicht bald wieder in seine Heimat zurückkehre. Da warf die Prinzessin ein, sie könne die Befürchtungen des Erdenprinzen nicht teilen, denn mit der Zeit werde er sich wohl an den Glanz der Mondlandschaft gewöhnen. Aber ein alter Hofgelehrter erlaubte sich´s, der Prinzessin zu widersprechen, indem er bemerkte, es sei für einen Erdbewohner wirklich nicht ratsam, allzulange auf dem Monde zu verweilen.

 

Als der Königssohn sich dazumal auf der Jagd verirrt...
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