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Das Spiel des Puppenkönigs

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
487 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am08.10.20091. Auflage
Berlin, anno 1783: Als der Puppenspieler Julius Klingenthal die Stadt an der Spree betreten will, wird seine gesamte Barschaft beschlagnahmt. In seiner Not wendet er sich an niemand Geringeren als Friedrich den Großen, der in Potsdam residiert. Friedrich zeigt sich gnädig und hilft ihm. Doch beim Verlassen des Schlosses taumelt ihm ein Sterbender in die Arme, und wider Willen wird Julius in einen Kriminalfall hineingezogen ... Das Spiel des Puppenkönigs von Wolf Serno: Historischer Roman im eBook!

Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman 'Der Wanderchirurg' - dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios - gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: 'Der Balsamträger', 'Hexenkammer', 'Der Puppenkönig' sowie 'Das Spiel des Puppenkönigs', 'Die Medica von Bologna', 'Das Lied der Klagefrau' und 'Der Medicus von Heidelberg'.Wolf Serno, der zu seinen Hobbys 'viel lesen, weit reisen, gut essen' zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.
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Produkt

KlappentextBerlin, anno 1783: Als der Puppenspieler Julius Klingenthal die Stadt an der Spree betreten will, wird seine gesamte Barschaft beschlagnahmt. In seiner Not wendet er sich an niemand Geringeren als Friedrich den Großen, der in Potsdam residiert. Friedrich zeigt sich gnädig und hilft ihm. Doch beim Verlassen des Schlosses taumelt ihm ein Sterbender in die Arme, und wider Willen wird Julius in einen Kriminalfall hineingezogen ... Das Spiel des Puppenkönigs von Wolf Serno: Historischer Roman im eBook!

Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman 'Der Wanderchirurg' - dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios - gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: 'Der Balsamträger', 'Hexenkammer', 'Der Puppenkönig' sowie 'Das Spiel des Puppenkönigs', 'Die Medica von Bologna', 'Das Lied der Klagefrau' und 'Der Medicus von Heidelberg'.Wolf Serno, der zu seinen Hobbys 'viel lesen, weit reisen, gut essen' zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426559468
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2009
Erscheinungsdatum08.10.2009
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten487 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse983 Kbytes
Artikel-Nr.1433095
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog


Glaube Er ja nicht, ich könnte eine Ausnahme machen! Es bleibt dabei, ich muss eine der Puppen aufschneiden«, sagte der preußische Posten am Stadttor von Berlin. »Und zwar von oben bis unten. Vorschrift ist Vorschrift.«

Julius Klingenthal, der Besitzer der Puppen, wurde kreidebleich. »Das könnt Ihr nicht tun! Ihr zerstört damit meinen Broterwerb. Ich habe Euch doch gesagt, dass ich Bauchredner bin und dass jede Puppe für mich unersetzlich ist.«

»Und ich habe gesagt, dass ich keine Ausnahme machen kann.« Der Posten musterte Klingenthal scharf. »Wenn Ihm das nicht passt, kann Er sich ja höherenorts beschweren.«

»Ich will mich nicht beschweren, ich komme in friedlicher Absicht, ich will nichts weiter, als meine Vorstellungen in der Stadt geben. Aber bevor Ihr einer meiner Puppen auch nur ein Haar krümmt, kehre ich lieber um, dann kann Berlin mir gestohlen bleiben.« Klingenthal schickte sich an, den Karren, auf dem seine sechs lebensgroßen Puppen saßen, zu wenden, wurde aber vom Posten daran gehindert.

»Was soll das?«, fragte Klingenthal stirnrunzelnd.

»So einfach, wie Er sich das denkt, ist das nicht! Er hat sich verdächtig gemacht, sehr verdächtig. Sechs Figuren auf einem Karren, zusammengewürfelt wie ein Haufen Zigeuner, wer weiß, was alles in ihren Leibern versteckt ist. Pistolen, Pulver, Bajonette? Mit Waffen zieht man nicht durch preußische Lande, jedenfalls nicht, wenn man von niedriger Geburt ist, und das ist Er ja wohl, oder?«

Klingenthal biss sich auf die Lippen. Er war zwar nicht von Adel, doch er kam aus gutem Haus, einem Haus, in dem angesehene Bürger aus und ein gegangen waren und wo des Abends musiziert und französisch parliert wurde. Sein Vater war Geld- und Pfandleiher in Tangermünde gewesen, aber auch Jude, und das war ihm und der Familie zum Verhängnis geworden. In den Wirren des Siebenjährigen Krieges hatte man ihn und die Seinen denunziert, verfolgt und schließlich hingerichtet. Nur Klingenthal war übrig geblieben; ihn hatte ein launisches Schicksal überleben lassen und später - nach vielen verschlungenen Wegen - dazu ausersehen, Bauchredner zu werden. Nicht dass er etwas gegen die Tätigkeit als Ventriloquist gehabt hätte, im Gegenteil, er übte sie gern aus. Doch als Bauchredner stand er mit Tagelöhnern, Kleinbauern und Handwerkern auf der untersten Stufe der Gesellschaft und musste sich in der erniedrigenden dritten Person anreden lassen.

Klingenthal machte einen letzten Versuch. »In den Puppen befindet sich nur Wolle und Rosshaar«, sagte er und fügte, wenn auch widerstrebend, hinzu: »Bitte, lasst mich jetzt gehen.«

»Da kann Er so lange bitten, bis aus Kommissbrot Kuchen wird, ich habe meine Befehle.« Der Posten zog seinen Degen und begann, um den Karren herumzustolzieren. Drei Puppen saßen auf jeder Seite. Links die blonde Magd, die eine Haube und einen verblassten Kittel trug, daneben das Burgfräulein, eine ältliche Jungfer mit einem Spitzhut auf dem Kopf, blasiertem Blick und einem zerknüllten Taschentuch in der Hand, schließlich der Landmann mit seiner Forke - auf der rechten Seite saßen der Schiffer in Köperhosen, der Söldner im wehrhaften Harnisch und der Schultheiß in seiner Amtstracht mit goldener Amtskette. »Ist die aus echtem Gold?«, fragte der Posten misstrauisch.

Trotz der prekären Situation konnte Klingenthal sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Wenn sie aus Gold wäre, würde ich nicht hier stehen.«

»Aha, so.« Der Posten überlegte kurz, wie Klingenthal das meinte, dann sagte er: »An dieser Puppe werde ich die Probe aufs Exempel machen.« Entschlossen nahm er die Kette hoch, schlitzte den Schultheiß der Länge nach auf und wollte gerade in den Leib schauen, als ihn ein Schmerzensschrei innehalten ließ. Es war der Schrei eines Menschen, kein Zweifel, doch er kam direkt aus dem Mund der Puppe. Nein, das war nicht möglich, oder? Verwirrt wandte der Posten sich Klingenthal zu. »War Er das, der den Schrei ausgestoßen hat?«

Statt einer Antwort hörte er ein Röcheln in seinem Rücken, ein Röcheln, das langsam erstarb, und diesmal musste es von der Puppe kommen, denn der Kerl vor ihm hatte den Mund kein Jota verzogen. Niemand war in der Lage, derartige Laute ohne Lippenbewegungen zu erzeugen, auch nicht der beste Bauchredner. Wie war das möglich? Spuk und Zauberei gab es im aufgeklärten Preußen nicht, alles musste eine natürliche Erklärung haben. Aber welche?

»Mörder!« Der Posten zuckte unwillkürlich zusammen. Der Ausruf war von der Magd gekommen. »Du hast ihn umgebracht!«

»Kanaille!«, schloss sich das Burgfräulein an.

»Hundsfott!«, rief der Landmann.

»Kielholen, den Mann!«, rief der Schiffer.

»Auspeitschen!«, rief der Söldner.

Der Posten rang um Fassung. Das konnte nicht sein! Jedes Schimpfwort kam aus einem anderen Puppenmund. Die Magd hatte eine warme Stimme, das Burgfräulein kreischte, der Landmann sprach träge, Schiffer und Söldner klangen angriffslustig. Es war ganz so, als lebten die Figuren wirklich.

»Meine Puppen leben wirklich«, sagte Klingenthal, als hätte er die Gedanken des Postens erraten, »nur leider vergreifen sie sich manchmal im Ton. Ich bitte in ihrem Namen um Entschuldigung.«

»Äh, ja.« Der Posten überspielte seine Unsicherheit, indem er den Degen wieder in die Scheide stieß. »Jedenfalls scheint Er keine Waffen mit sich zu führen. Da hat Er Glück gehabt. Wie steht es mit Geld?«

»Geld?«

»Ja, Geld! Er will doch wohl nicht behaupten, Er reise ohne Münze?«

»Natürlich nicht«, sagte Klingenthal schnell. Erleichtert registrierte er, dass die Aufmerksamkeit des Postens nicht mehr seinen Lieblingen galt. »Ich habe Nürnberger Batzen dabei.«

»Nürnberger Batzen?«

»So ist es.« Klingenthal fragte sich, warum die Augen des Postens plötzlich aufleuchteten.

»Dann gehe Er schnurstracks zum Packhof. Dort wird man weitersehen.«

»Mit Verlaub, ist das ein Gasthaus?«

Der Posten gestattete sich ein Grinsen. »Ein Haus ist es schon, nur ob es gastlich ist, fragt sich.«

»Tut mir leid, ich werde als Erstes eine Herberge aufsuchen.«

»Das wird Er nicht!« Die Stimme des Postens klang wieder scharf. »Er wird tun, was ich sage. Los, auf zum Packhof, Marsch, Marsch!«

Es blieb Klingenthal nichts anderes übrig, als zu gehorchen, zumal unverhofft ein weiterer Wachsoldat neben ihm stand und ihm einen unsanften Stoß versetzte. »Mitkommen«, befahl der Mann.

»Ich werde mich über Euch beschweren!«, rief Klingenthal wütend.

Der Posten grinste erneut. »Tue Er, was Er nicht lassen kann. Am besten im Packhof.«

 

Vor dem Packhof, einem großen steinernen Bau, musste Klingenthal auf Geheiß des Wachsoldaten seinen Karren zum Stehen bringen. Es dauerte eine Weile, bis ein pedantisch gekleideter, Perücke tragender Mann heraustrat - der Packhofinspektor. Statt einer Begrüßung stemmte er die Arme in die Hüften und unterzog Klingenthal einer eingehenden Musterung. Was er sah, war ein Mann von mittlerer Größe und gut proportionierter Statur, vielleicht Mitte vierzig, mit einem wettergebräunten Gesicht und einer für die Landstraße ungewöhnlichen Kleidung: Er trug einen Gehrock aus feinem schwarzem Nankinett. Ebenfalls ungewöhnlich war, dass er keinen Gaul vor seinen Karren gespannt hatte. Er schien das Gefährt selbst zu ziehen. War er ein Herr, der zum Spaß einen Wagen zog, oder war er ein Kärrner, der zum Spaß einen Rock trug? Angesichts der ausgetretenen Schuhe und der bunten Puppen auf dem Wagen entschied der Inspektor, es mit einem Mann aus dem fahrenden Volk zu tun zu haben - einem Laienspieler vielleicht oder einem Possenreißer. »Hat Er etwas zu verzollen?«, fragte er laut.

Klingenthal, der sich zunehmend vorkam, als stünde er am Pranger, sagte: »Ich protestiere gegen die Behandlung, die mir am Tor widerfahren ist. Der Posten hat aus nichtigen Gründen eine meiner Puppen aufgeschlitzt!«

»So, hat er das? Dann hat er nur seine Pflicht getan«, erwiderte der Inspektor ungerührt. »Ebenso, wie ich meine Pflicht zu tun gedenke. Ich frage Ihn nochmals: Hat Er etwas zu verzollen?«

»Nein, nichts.«

Der Wachsoldat mischte sich ein. »Er hat Nürnberger Batzen dabei.«

»Was, Nürnberger Batzen?« Die Stimme des Inspektors klang, als führe Klingenthal einen Kübel Fäkalien mit sich.

»Es ist gutes Geld. Ein Batzen entspricht ungefähr vier Kreuzern, so sagte man mir.«

»Es ist ungültiges Geld! Unterstehe Er sich, es in die Stadt einschmuggeln zu wollen!«

Klingenthal erschrak. »Das liegt mir fern. Ich wusste nicht, dass die Batzen hier nicht gelten.«

»Was heißt, hier nicht gelten? Unser König Friedrich hat fremde Währungen schon vor Jahrzehnten verboten.«

»Auch das wusste ich nicht. Ich bin zum ersten Mal in Berlin.«

Der Inspektor zog die Brauen hoch. »Das nützt Ihm nichts. Ich muss die Batzen beschlagnahmen.«

»Kann ich sie nicht in preußische Taler umtauschen? Das muss doch möglich sein?«

»Nein. Fremde Währungen existieren hierzulande nicht, und was nicht existiert, kann auch nicht eingetauscht werden. Nun gebe Er das Geld heraus.«

»Ich denke, es existiert nicht? Wie soll ich es da herausgeben?«

»Will Er infam werden? Händige Er mir das Geld aus, bevor ich Gewalt anwenden lasse!«

Klingenthals Kiefermuskeln mahlten, doch er beherrschte sich. Langsam wurde ihm klar, warum die Augen des Postens am Tor so schadenfroh aufgeleuchtet hatten. Widerstrebend griff er unter seinen Rock und holte seine Geldkatze hervor. »Es ist meine gesamte Barschaft, wovon soll ich leben, wenn Ihr sie mir...
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Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman "Der Wanderchirurg" - dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios - gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: "Der Balsamträger", "Hexenkammer", "Der Puppenkönig" sowie "Das Spiel des Puppenkönigs", "Die Medica von Bologna", "Das Lied der Klagefrau" und "Der Medicus von Heidelberg".Wolf Serno, der zu seinen Hobbys "viel lesen, weit reisen, gut essen" zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.