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Der Puppenkönig

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
491 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am08.10.20091. Auflage
Die Altmark im Jahre 1782: Der Bauchredner Julius Klingenthal ist auf dem Weg in das Städtchen Steinfurth - zusammen mit seinen Puppen, die für ihn so lebendig sind wie Menschen. Da begegnet er der geheimnisvollen Alena, die sich ihren Lebensunterhalt als »Klagefrau« verdient - und um Julius ist es geschehen. Die beiden ziehen gemeinsam weiter und werden von Pfarrer Matthies aufgenommen, der Alena als Haushälterin einstellt. Plötzlich wird die kleine Stadt von einer furchtbaren Tat aufgeschreckt: Ein Salzkaufmann wird mit einem Schwert getötet. Bald passiert ein zweiter Mord - und Julius gerät unter schweren Verdacht ... Der Puppenkönig von Wolf Serno im eBook!

Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman 'Der Wanderchirurg' - dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios - gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: 'Der Balsamträger', 'Hexenkammer', 'Der Puppenkönig' sowie 'Das Spiel des Puppenkönigs', 'Die Medica von Bologna', 'Das Lied der Klagefrau' und 'Der Medicus von Heidelberg'.Wolf Serno, der zu seinen Hobbys 'viel lesen, weit reisen, gut essen' zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.
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Produkt

KlappentextDie Altmark im Jahre 1782: Der Bauchredner Julius Klingenthal ist auf dem Weg in das Städtchen Steinfurth - zusammen mit seinen Puppen, die für ihn so lebendig sind wie Menschen. Da begegnet er der geheimnisvollen Alena, die sich ihren Lebensunterhalt als »Klagefrau« verdient - und um Julius ist es geschehen. Die beiden ziehen gemeinsam weiter und werden von Pfarrer Matthies aufgenommen, der Alena als Haushälterin einstellt. Plötzlich wird die kleine Stadt von einer furchtbaren Tat aufgeschreckt: Ein Salzkaufmann wird mit einem Schwert getötet. Bald passiert ein zweiter Mord - und Julius gerät unter schweren Verdacht ... Der Puppenkönig von Wolf Serno im eBook!

Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman 'Der Wanderchirurg' - dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios - gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: 'Der Balsamträger', 'Hexenkammer', 'Der Puppenkönig' sowie 'Das Spiel des Puppenkönigs', 'Die Medica von Bologna', 'Das Lied der Klagefrau' und 'Der Medicus von Heidelberg'.Wolf Serno, der zu seinen Hobbys 'viel lesen, weit reisen, gut essen' zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426555552
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2009
Erscheinungsdatum08.10.2009
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten491 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse962 Kbytes
Artikel-Nr.1433722
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog


Der Schlag kam hart und unvermittelt. Er traf das Kind am Kopf, so dass es taumelte und fast das Gleichgewicht verlor. Es kämpfte mit den Tränen, vor Schmerz und vor Angst, denn der Vater hatte es in der letzten Zeit täglich geschlagen. Sein kleines Gesicht verzog sich, doch heute wollte es nicht weinen. Heute nicht, denn es spürte zum ersten Mal, welch seltsame Freude die Züchtigung dem Vater bereitete, und eine Freude wollte es ihm nicht machen. Niemals mehr. So schniefte es nur, biss die Zähne zusammen und blickte zu Boden.

»Warum heulst du nicht?«, schnauzte der Vater. »Flennst doch sonst bei jeder Gelegenheit!«

Das Kind antwortete nicht. Sein Blick glitt über die Holzfiguren, die es mit so viel Hingabe angemalt hatte. Es waren ein Pferd, ein Huhn und ein Schwein. Hübsch bunt sahen sie aus - wenn sie nur nicht auf den Teppich gefallen wären. Der Teppich sah nicht mehr hübsch aus, er war voller Tuscheflecken. »Hab nicht aufgepasst«, murmelte das Kind.

»Das sehe ich. Weißt du eigentlich, wie viel so ein Perser kostet? Entschuldige dich wenigstens.«

»´tschuldigung.«

»Nur gut, dass deine arme Mutter das nicht mehr erleben muss. Hundertmal habe ich dir gesagt, du sollst in deinem Zimmer spielen. Hier im Salon hast du nichts zu suchen. Wo ist überhaupt Kläre?«

»Weiß nicht.«

»So so, du weißt es nicht.« Das Gesicht des Vaters lief schon wieder rot an. Dann brüllte er mit Stentorstimme: »Kläre, Kläre! Herrgott nochmal, wo steckt diese Schlafmütze von Kindermädchen nur wieder?«

Eilige Schritte näherten sich, dann erschien Kläre in der Tür. Sie war eine blässliche kleine Person, kaum zehn Jahre älter als das Kind und Spross eines entfernten Verwandten. »Ja, Onkel Johannes?«

»Wieso passt du nicht auf das Kind auf? Sieh nur, was dieses Trampel schon wieder angerichtet hat!«

»Oh, mein Gott!«

»Lass den lieben Gott aus dem Spiel, der kann dir jetzt auch nicht helfen. Ich will wissen, warum du nicht auf das Kind aufgepasst hast.«

»Nun, nun.« Kläre rang die Hände. »Die Köchin hat mich gebeten, ich soll ihr helfen wegen heute Abend, wo ...«

»... wo ich Gäste erwarte, das weiß ich selbst. Mach sofort den Teppich sauber, und wehe, da bleibt auch nur ein Gran Farbe drin.«

»Jawohl, Onkel Johannes.«

»Und nenn mich nicht dauernd Onkel Johannes , sag Herr Doktor zu mir, die Herrschaften heute Abend brauchen nicht zu wissen, dass wir verwandt sind.« Des Vaters Augen sprühten vor Zorn. Fast sah es so aus, als wolle er auch Kläre schlagen.

»Jawohl, Onk ... äh, Herr Doktor.«

»Und nun marsch, an die Arbeit!« Ohne ein weiteres Wort stürmte der Vater aus dem Salon und von dort nach links die Treppe hinunter in die Küche. Das Kind blickte ihm nach.

»Ist dem Vater wieder die Hand ausgerutscht?«, fragte Kläre teilnahmsvoll.

Das Kind antwortete nicht. Es begann zu weinen.

 

Am Nachmittag war das Kind wieder allein, Kläre musste weiter in der Küche helfen. Der Doktor hatte der Köchin zwar eine gehörige Standpauke gehalten, aber diese gehörte nicht zu den Menschen, die gleich den Kopf einziehen. Sie hatte geantwortet, die Arbeit würde sich nicht von allein machen, und wenn sie keine Hilfe hätte, könnten seine Gäste sich die Nase wischen. Ob dem Herrn Doktor das recht sei?

Statt einer Antwort hatte der Vater den erstbesten Porzellanteller ergriffen und gegen die Wand geschleudert.

Das Kind war froh, allein zu sein. Es ging durch den Garten hinunter zum Elbufer und von dort auf den breiten Bootssteg, an dessen Ende ein hölzerner Pavillon stand. Der Pavillon war der Platz, an dem es sich am liebsten aufhielt, denn hier gab es immer etwas zu beobachten: die Fischer, die ihre Netze auswarfen, die schwer beladenen Frachtkähne, die flussabwärts glitten, die Ruderboote, in denen lachende, schwatzende Menschen saßen. Dazu die Möwen, die kreischend über allem schwebten und ständig auf der Jagd nach Nahrung waren, ebenso wie die Kormorane, die Rohrdommeln und die vielen anderen Vögel, die den großen Strom bevölkerten. Was es heute wohl zu sehen gab?

Gespannt kletterte das Kind in die alte Kiste, in der früher einmal Bootszubehör aufbewahrt worden war und die ihm nun als Versteck diente. Es spähte durch ein Astloch nach draußen. Nein, viel los schien heute nicht zu sein, was vielleicht daran lag, dass heute Sonntag war. Doch was war das? Keine hundert Schritte entfernt tauchte plötzlich ein Mann im Uferschilf auf. Ein finsterer Kerl, der einen Sack über der Schulter trug. Nun nahm er ihn herunter und griff hinein. Wonach er wohl kramte? Da! Ein Kätzchen kam zum Vorschein, so klein, als wäre es erst gestern geboren. Der Mann hatte es fest im Nacken gepackt und drückte es unter Wasser.

Das Kind stieß einen Laut des Entsetzens aus. Der Mann ertränkte das Katzenkind! Und schon griff der Bösewicht abermals in den Sack und tötete das nächste! Das Kind wollte aufspringen und um Hilfe schreien, aber es blieb zitternd sitzen, denn es hatte Angst vor dem fremden, dunklen Mann.

Als auch das letzte Kätzchen ersäuft war, faltete der Mann den Sack zusammen, stopfte ihn in die Tasche und ging seiner Wege.

Das Kind saß noch immer wie gebannt da. Wie konnte ein Mensch nur so etwas fertig bringen? Die kleinen Kätzchen hatten doch niemandem etwas zu Leide getan? Wieder musste es weinen. Als seine Tränen versiegt waren, fragte es sich, ob die Kätzchen jetzt wohl im Himmel seien. Ja, sagte es sich, bestimmt sind sie da, und sie werden es dort besser haben. Viel besser. Die Engel werden freundlich zu ihnen sein, und der Herrgott in seiner Güte erst recht. Und niemand wird sie schlagen.

Bei diesem Gedanken hielt das Kind inne, denn es wünschte sich nichts so sehr, wie niemals wieder geschlagen zu werden. Ich müsste ein Kätzchen sein, dachte es sich, dann wäre ich jetzt im Himmel und der Vater wäre ganz weit weg. Darum will auch ich mich ertränken. Es ist bestimmt nicht schwer, ins Wasser zu gehen und die Luft anzuhalten, ja, ich will mich ertränken.

So dachte das Kind.

Doch es sollte anders kommen.

 

»Bist du verrückt geworden, was wolltest du denn im Wasser?«, schalt Kläre am Nachmittag, während sie dem Kind die nassen Sachen auszog. »Nur gut, dass ich rechtzeitig dazugekommen bin, du hättest dir den Tod holen können!«

»Ja«, sagte das Kind, »das hätt ich.«

»Sei froh, dass Onkel Johannes von alledem nichts mitgekriegt hat, sonst hätte es eine gehörige Tracht Prügel gegeben.«

»Ja«, sagte das Kind abermals, und ein Angstschauer lief ihm über den Rücken.

Kläre zog die Sonntagskleider aus dem Schrank, breitete sie auf dem Bett aus und zupfte noch einmal die gestärkten Spitzen zurecht. »Wirst gut aussehen nachher. Onkel Johannes wird zufrieden sein. Komm, ich helfe dir beim Anziehen.«

»Nein«, sagte das Kind, »will mich allein anziehen.«

Kläre wirkte ein wenig beleidigt. »Meinetwegen, aber knöpf die Knöpfe nicht wieder schief. Und beeil dich, die Gäste kommen bald. Ich gehe nochmal rasch in die Küche. Die Köchin braucht mich, sie weiß gar nicht mehr, wo ihr der Kopf steht.«

»Ja«, sagte das Kind.

Für den Abend hatte der Vater ein reich gerüschtes Jabot gewählt, dessen makelloses Weiß sehr gut zum Schwarz des Rocks aus Englischem Barchent kontrastierte. Auch die goldenen Knöpfe mit dem Hippokrates-Zeichen würden Eindruck machen. Er warf einen abschließenden Blick in den Spiegel. Ja, er war mit seinem Äußeren zufrieden, wozu nicht zuletzt die Perücke beitrug, die der Diener noch einmal frisch mit Muskatpuder nachgefärbt hatte. Sehr schön, das dunkle Braun, und sehr natürlich! In den letzten Jahren gab es zwar zunehmend Herren, die lediglich ihre eigenen Haare trugen, aber was sollte man machen, wenn einem ein Großteil des natürlichen Kopfschmucks schon ausgefallen war!

Der Vater überprüfte noch einmal den Sitz seines Haarersatzes, schaute auf die Standuhr und machte sich auf den Weg in die Empfangshalle. Er passierte dabei die Bibliothek, in deren Mitte der wuchtige Schreibtisch stand. Die Bibliothek war ihm der liebste Raum seines großen Anwesens, denn sie spiegelte sein umfangreiches Wissen als Mediziner wider. Alle Meisterärzte waren hier vertreten - von A wie Avicenna bis Z wie Zwinger, dazwischen Berühmtheiten wie Vitus von Campodios mit seinem De Causis Pestis, Hanns von Gersdorff mit seinem Feldtbuch der Wundarztney, Hippokrates mit seinen Epidemien und Paracelsus mit seinen Abhandlungen über die Chirurgie.

Er trat an den Schreibtisch, grub kurz in den darauf liegenden Papieren, fand einen kleinen Zettel und steckte ihn ein. Dann strebte er eiligen Schrittes weiter.

Ein schneller Blick in die festlich illuminierte Halle sagte ihm wenig später, dass die wichtigsten Persönlichkeiten noch nicht anwesend waren. Dennoch rief er mit dröhnender Stimme nach den Bouteillen mit dem Champagner. Jeder sollte wissen, dass dieser Tag ein besonderer war, weil er seine Verlobung mit Demoiselle von Ratorff bekanntgeben wollte. Leider war die junge Dame noch nicht eingetroffen, was aber - bei näherer Betrachtung - nicht weiter schlimm war, denn sie konnte keinesfalls als eine Tochter von Aphrodite, der Göttin der Schönheit und Verführung, gelten. Dafür war sie die Jüngste des Geheimrats von Ratorff, einem der reichsten Männer in der Mark Brandenburg. Und das machte manches wett.

Wenig später trat der alte von Ratorff ein, am Arm seine Tochter, die vor Aufregung unter ihrer Schminke puterrot war und nicht wusste, wohin sie blicken sollte. Immerhin, aufgeputzt nach...
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Autor

Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman "Der Wanderchirurg" - dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios - gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: "Der Balsamträger", "Hexenkammer", "Der Puppenkönig" sowie "Das Spiel des Puppenkönigs", "Die Medica von Bologna", "Das Lied der Klagefrau" und "Der Medicus von Heidelberg".Wolf Serno, der zu seinen Hobbys "viel lesen, weit reisen, gut essen" zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.