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Dickes Fell

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am19.02.20151. Auflage
»Familie raubt dir den letzten Nerv. Aber wenn du sie erst einmal hast, gibt es kein Zurück.« Ostern, Sonnenschein, Poolparty: Es könne echt entspannt sein im Freigehege. Aber die Familie macht Stress: Roxane zickt, Rocky versteht das nicht, und Rufus fühlt sich zum Paartherapueten berufen. Meisterschnüffler Ray ist deshalb mehr als erfreut, als Privatdetektiv Phil am Gehege auftaucht. Der ist zwar ein bisschen blass um die Nase, aber er redet von einem neuen Fall. 'Cool', findet Ray, 'worum geht's denn?' 'Um mich', bringt Phil hervor, dann bricht er blutend zusammen. So stolpern die Erdmännchenbrüder Ray und Rufus in ein weiteres Abenteuer, das für Detektiv Phil sehr persönlich wird ...

Moritz Matthies ist ein Pseudonym. Bei FISCHER sind von ihm die Romane ?Ausgefressen?, ?Voll Speed?, ?Dumm gelaufen?, ?Dickes Fell? und ?Letzte Runde? lieferbar. Die Hörbücher sind bei Argon erschienen und werden von Christoph Maria Herbst gelesen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

Klappentext»Familie raubt dir den letzten Nerv. Aber wenn du sie erst einmal hast, gibt es kein Zurück.« Ostern, Sonnenschein, Poolparty: Es könne echt entspannt sein im Freigehege. Aber die Familie macht Stress: Roxane zickt, Rocky versteht das nicht, und Rufus fühlt sich zum Paartherapueten berufen. Meisterschnüffler Ray ist deshalb mehr als erfreut, als Privatdetektiv Phil am Gehege auftaucht. Der ist zwar ein bisschen blass um die Nase, aber er redet von einem neuen Fall. 'Cool', findet Ray, 'worum geht's denn?' 'Um mich', bringt Phil hervor, dann bricht er blutend zusammen. So stolpern die Erdmännchenbrüder Ray und Rufus in ein weiteres Abenteuer, das für Detektiv Phil sehr persönlich wird ...

Moritz Matthies ist ein Pseudonym. Bei FISCHER sind von ihm die Romane ?Ausgefressen?, ?Voll Speed?, ?Dumm gelaufen?, ?Dickes Fell? und ?Letzte Runde? lieferbar. Die Hörbücher sind bei Argon erschienen und werden von Christoph Maria Herbst gelesen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104031392
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum19.02.2015
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.4
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1396 Kbytes
Artikel-Nr.1539318
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

»Weißt du, was du bist?«, ruft Roxane, um sich die Antwort im nächsten Moment selbst zu geben. »Ein Aufzuchtsvernachlässiger!«

Quer durch unser Gehege wirft sie Rocky das an den Kopf. Selbst hier oben auf dem Felsvorsprung unseres Feldherrenhügels ist jede Silbe deutlich vernehmbar. Aufzuchtsvernachlässiger! Vor versammelter Mannschaft. Willkommen zu einem weiteren Tag im Paradies! Unwillkürlich frage ich mich, wo Roxane dieses Wort her hat und wie lange sie wohl üben musste, bis sie es an einem Stück aufsagen konnte.

Unten am Plantsch-, Entschuldigung: Erlebnisbecken kehrt augenblicklich Ruhe ein. Cindy und Chantal hören auf zu streiten und blicken neugierig zum Zaun hinüber. Sie finden das toll - wenn Mama Papa zeigt, wer im Clan der wahre Boss ist. Der angeknabberte Leuchtflummi, um den sie sich eben noch unter Einsatz ihres Lebens gestritten haben, treibt auf dem Wasser und wird unauffällig von Marcia aus dem fünften Wurf abgefischt.

»Hast du gehört, was ich gesagt habe?«, setzt Roxane nach.

Rockys Reaktion ist keine, die äußerlich erkennbar wäre. Er steht am Zaun, die Vorderbeine vor der Brust gekreuzt, und hat dem Clan den Rücken zugekehrt. Colin ist bei ihm, sieht zu ihm auf und wartet darauf, dass sein Vater etwas unternimmt. Er hätte gerne, dass Rocky ein cooler Typ und außerdem ein strahlender Held wäre. Armer Colin. Beinahe muss man sich für ihn freuen, dass er es in Sachen Hirnerweichung locker mit seinen Eltern aufnehmen kann. Dann tut die Erkenntnis nicht so weh.

Angestachelt von Rockys Schweigen, stakst Roxane mit Celine an der Klaue zum Zaun hinüber und raunt seinen mächtigen Rücken an. »Wie wär´s mit einer Antwort?«

Rocky dreht sich um. Was bleibt ihm anderes übrig? Er weiß, Roxane wird keine Ruhe geben, bevor er ihr nicht geantwortet hat. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, er hat Ringe um die Augen, große Ringe - wie die Geländereifen von dem Playmobil-Truck, mit dem Mads und Moby so gerne den Hang runterjuckeln. Kann aber nicht sein. Erdmännchen können keine Ringe um die Augen bekommen. Andererseits: Kaum einer würde glauben, dass ein Erdmännchen sich selbst das Lesen beibringen kann. Tja, mein Schlaumeier-Bruder Professor Doktor Rufus hätte zu diesem Thema erhellende Neuigkeiten beizutragen.

Natürlich ist Rocky von der Auseinandersetzung mit Roxane überfordert. Wenn ihm sonst jemand aus dem Clan auf die Eier geht - irgendjemand -, dann wird diesem Jemand unbürokratisch, aber entschlossen das Rückgrat gestaucht, und die Unterhaltung ist beendet. Bei der eigenen Frau allerdings geht das nicht so ohne weiteres. Das ist sogar bei ihm angekommen.

Aus diesem Grund warten sämtliche Clanmitglieder, die nicht gerade wie Natalie im Bau mit ihren jüngeren Geschwistern herummachen, gespannt darauf, was ihr Clanchef als Nächstes tun wird. Selbst die Hirnis aus dem vierten Wurf, und sogar die Besucher.

Rocky verpasst seinem Sohn eine zärtliche Kopfnuss. »Colin«, sagt er, »wir gehen in den Steinbruch.«

»Ist das jetzt dein Ernst?«, ruft Roxane.

»Mein vollstester.«

Mit dieser hübschen Wortschöpfung stampft das Vater-Sohn-Gespann an Roxane vorbei, durchquert das, was uns der neue Zoodirektor als »Savannenlandschaft« verkaufen will, und verschwindet hinter dem großen Felsen, auf dessen Rückseite sich der Steinbruch befindet, in dem Colin ungehindert seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen kann: Steine zu Kies verarbeiten.

Sonderbar. Colin und Rocky sind zusammengenommen nicht schlauer als ein Überraschungsei. Und doch: Beinahe beneide ich den kleinen Scheißer. Bedingungsloser kann man von seinem Vater nicht geliebt werden. Wenn ich da an meinen alten Herrn denke ...

 

Langsam ebbt der Besucherstrom ab. War ein langer Tag. Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, weshalb die Nerven heute so blank liegen. Ostern. Da fallen die Menschen herdenartig in den Zoo ein und können gar nicht genug davon bekommen, uns mit Schokoeiern zu bewerfen. Erzeugt wohl irgendeine Art von Stress, dessen Namen ich mir nicht merken kann. Rufus meint, es gebe guten und bösen Stress. Der, der durch zu viele Besucher und zu viel Schokolade erzeugt wird, ist der böse.

»Ich fürchte, die Beziehung zwischen Roxane und Rocky hat ihren kritischen Punkt erreicht.«

Als hätte er meine Gedanken gelesen, ist mein kleiner Bruder aufgetaucht und setzt sich neben mich auf den Felsvorsprung. Mit den Vorderklauen reibt er über die Knie seiner Hinterbeine, als helfe ihm das beim Nachdenken. Tut es vielleicht sogar. Bei Rufus kann man nie wissen.

Die Anspannung im Gehege verflüchtigt sich. Celine hat sich von ihrer Mutter gelöst und stromert zu Cindy und Chantal hinüber, die sich gegenseitig beschuldigen, heimlich den Leuchtflummi vergraben zu haben. Marcia schleicht sich derweil in den Bau, eine Klaue hinter dem Rücken. Als sie bemerkt, dass ich sie nicht nur beobachte, sondern außerdem ganz genau weiß, dass sie den Flummi hinter ihrem Rücken versteckt, macht sie ein Gesicht, als hätten wir heimlich was am Laufen. Roxane steht unverändert am Zaun. Ohne ihre zweite Hälfte, die ihr ebenso abhandengekommen ist wie Celine, sieht sie allerdings plötzlich ganz schön verloren aus. Komischer Tag heute, denke ich - wenn selbst Roxane mein Mitleid erregt.

»Hat sie den Spruch von dir?«, frage ich, ohne meinen Blick von unserer Schwester zu nehmen. »Ist das das Ergebnis eurer ersten Therapiesitzung - dass sie Rocky quer durchs Gehege zuruft, er sei ein Aufzuchtsvernachlässiger?«

Statt weiter über seine Knie zu streichen, kratzt Rufus jetzt auf der Steinplatte herum, auf der wir sitzen. »Sie versucht, ihre subjektiv empfundenen Beziehungsdefizite zu artikulieren«, entschuldigt er sich.

Mein Bruder.

Ich nehme an, es gibt Arten, die haben ihre Ruhe, und es gibt Arten, die haben Familie. Ich habe Letzteres, und davon reichlich. Mit Zahlen über Sechs oder Sieben kenne ich mich nicht aus. Hat uns dieses Evolutionsdings nicht mit ausgestattet. Was mehr ist als sieben, ist entweder »viele« oder »sehr viele«. Mein Clan ist auf jeden Fall »sehr viele«. So viel zu meinem subjektiv empfundenen Ruhedefizit.

 

Es war Rufus´ Vorschlag - die Sache mit der Gesprächstherapie für Rocky und Roxane. Die Idee kam ihm, nachdem Roxane während der letzten Clanversammlung irgendwann aufgesprungen ist und gerufen hat, sie verlange die Scheidung.

Unser alter Herr, der bereits vor zwei Jahren als Clanchef abgetreten ist, Rocky zu seinem Nachfolger bestimmt hat und seitdem langsam, aber stetig in eine Welt abdriftet, die nur noch in seinem Kopf existiert, erhob sich plötzlich. Das Wort »Scheidung« musste etwas in ihm ausgelöst haben.

Zitternd auf seinen Stock gestützt, krächzte er sich den Hals frei, um dann mit erstaunlich fester Stimme zu sagen: »Die Ehe ist ...« Er verstummte. Niemand wagte, ihn zu unterbrechen. »... ein Naturgesetz!«, fiel ihm schließlich ein. »Geschieden wird nicht!«

Er setzte sich wieder. Was folgte, war große Sprach- und Ratlosigkeit. Als er es nicht länger aushielt, kam Rufus dann mit diesem Gesprächstherapiezeugs.

Da Rocky grundsätzlich alles ablehnt, was er nicht versteht, lehnte er auch Rufus´ Vorschlag ab. »Quatschen is nich!«, sagte er. »Aber Scheidung geht klar.«

Das war der Moment, in dem auch Ma sich erhob, umständlich die Pizzaschachteln erklomm, die uns als Bühne dienen, und sich vor dem Clan aufbaute. »Seit Jahren beobachten wir einen Verfall der Sitten und müssen mit ansehen, wie Drogen und Unmoral in unseren Clan Einzug halten und den Charakter der nachfolgenden Generationen verderben.« Beschwörend streckte sie eine Klaue zur Decke. »Ihr habt gehört, was euer Vater gesagt hat: Die Ehe ist ein Naturgesetz. Sie ist heilig. Für alle Zeit!« Ihre Klaue senkte sich herab, bis sie auf Rocky zeigte: »Und das bedeutet: Du, mein lieber Herr Sohn, und du« - sie zeigte auf Roxane -, »ihr werdet eine Therapie machen!«

Und damit war klar: Was unser Clanchef wollte, war gerade nicht angesagt.

 

»Vielleicht sollte ich es mit einer Familienaufstellung versuchen«, überlegt Rufus.

Seit Tagen fragt sich unser Superhirn, wie ein geeigneter Therapieeinstieg für den Erstgeborenen aussehen könnte. Die erste Sitzung mit Roxane hat Rufus heute Vormittag bereits hinter sich gebracht. Heute Abend steht der Clanchef an. Ich habe ihm empfohlen, in jedem Fall einen Helm zu tragen. Rocky und Therapie ... Ich habe ja keine Ahnung von so was, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es da harmonisch wird.

Ich blicke zum Erlebnisbecken hinunter, wo Cindy und Chantal inzwischen um den abgebrochenen Bügel einer Sonnenbrille streiten, während Magnus im Wasser sitzt und jedes Mal, wenn er furzt, die aufsteigenden Luftblasen einzufangen versucht. Familienaufstellung. Aber sicher doch.

»Warum versuchst du es nicht mit Elektroschocks?«, schlage ich vor. »Diese Sprache versteht Rocky wenigstens.«

»Habe ich auch schon überlegt«, entgegnet Rufus trocken, »aber wenn man da nicht höllisch aufpasst, richtet man mehr Schaden an, als man Positives bewirkt.«

»Ich glaube nicht, dass man bei Rocky noch viel Schaden anrichten kann.«

Rufus ignoriert meinen Einwand. »Ich bin überzeugt, eine Gesprächstherapie wird ihm die Möglichkeit geben, sich und sein kompensatorisches Verhalten in einem neuen Licht zu sehen - und an sich zu wachsen.«

Da frage ich mich doch, wer von meinen Brüdern dringender eine Therapie braucht....
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