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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.12.2014
Innenansichten der Macht
Es geht um nichts weniger als ein historisches Vermächtnis: In 630 Stunden hat Helmut Kohl seine Lebenserinnerungen zu Protokoll gegeben. Sein Gesprächspartner: der Historiker, Journalist und Autor Heribert Schwan, den Helmut Kohl als Ghostwriter seiner Memoiren ausgewählt hatte. Drei Bände der Erinnerungen des Kanzlers sind erschienen, dann endete die Zusammenarbeit jäh. Zuletzt ist auf öffentlicher Bühne ein Kampf um die »Deutungshoheit über ein politisches Leben« (Berliner Zeitung) entbrannt: Wie ist Helmut Kohls Wirken zu verstehen? Was ist wahr, was ist verzerrt am Bild dieses Jahrhundertpolitikers? Durch wen erfahren wir, wie er dachte, taktierte, handelte?

Am besten durch den Altkanzler selbst, ungefiltert, in seinen eigenen Worten - anhand der »Kohl-Protokolle«. Erstmals werden sie hier der Öffentlichkeit vorgelegt. - Nach dem Verbotsurteil des Kölner Landgerichts dokumentiert diese Neuausgabe, exklusiv als eBook, den Streit um die »Kohl-Protokolle«: inklusive aller gerichtlich erlaubten Passagen. (Einstweilen sind knapp ein Viertel der Zitate aus den »Kohl-Protokollen« gerichtlich verboten. Rund drei Viertel der Zitate haben Bestand.)


Heribert Schwan, Dr. phil., geboren 1944, war Redakteur beim Deutschlandfunk und beim WDR-Fernsehen, u.a. verantwortlich für die Kulturfeatures im ARD-Programm. Für seine Dokumentationen erhielt er zahlreiche nationale und internationale Preise; für seinen Film »Die verdrängte Gefahr - Neonazismus« wurde er mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Heribert Schwan verfasste für Helmut Kohl drei Bände von dessen Memoiren und ist Autor zahlreicher anderer Bücher; darunter einige Bestseller. Zuletzt erschien von ihm »Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle« (zusammen mit Tilman Jens).
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KlappentextInnenansichten der Macht
Es geht um nichts weniger als ein historisches Vermächtnis: In 630 Stunden hat Helmut Kohl seine Lebenserinnerungen zu Protokoll gegeben. Sein Gesprächspartner: der Historiker, Journalist und Autor Heribert Schwan, den Helmut Kohl als Ghostwriter seiner Memoiren ausgewählt hatte. Drei Bände der Erinnerungen des Kanzlers sind erschienen, dann endete die Zusammenarbeit jäh. Zuletzt ist auf öffentlicher Bühne ein Kampf um die »Deutungshoheit über ein politisches Leben« (Berliner Zeitung) entbrannt: Wie ist Helmut Kohls Wirken zu verstehen? Was ist wahr, was ist verzerrt am Bild dieses Jahrhundertpolitikers? Durch wen erfahren wir, wie er dachte, taktierte, handelte?

Am besten durch den Altkanzler selbst, ungefiltert, in seinen eigenen Worten - anhand der »Kohl-Protokolle«. Erstmals werden sie hier der Öffentlichkeit vorgelegt. - Nach dem Verbotsurteil des Kölner Landgerichts dokumentiert diese Neuausgabe, exklusiv als eBook, den Streit um die »Kohl-Protokolle«: inklusive aller gerichtlich erlaubten Passagen. (Einstweilen sind knapp ein Viertel der Zitate aus den »Kohl-Protokollen« gerichtlich verboten. Rund drei Viertel der Zitate haben Bestand.)


Heribert Schwan, Dr. phil., geboren 1944, war Redakteur beim Deutschlandfunk und beim WDR-Fernsehen, u.a. verantwortlich für die Kulturfeatures im ARD-Programm. Für seine Dokumentationen erhielt er zahlreiche nationale und internationale Preise; für seinen Film »Die verdrängte Gefahr - Neonazismus« wurde er mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Heribert Schwan verfasste für Helmut Kohl drei Bände von dessen Memoiren und ist Autor zahlreicher anderer Bücher; darunter einige Bestseller. Zuletzt erschien von ihm »Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle« (zusammen mit Tilman Jens).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641167974
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum01.12.2014
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2730 Kbytes
Artikel-Nr.1550313
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1.Vom Geben und Nehmen

Im Vorfeld des rheinland-pfälzischen Landtagswahlkampfs 19753 schrieb der amtierende Ministerpräsident einen persönlichen Brief an die Autobauer von Daimler-Benz und bat um eine Spende für seine CDU. Joachim Zahn, der Vorstandsvorsitzende, reagierte prompt und sandte ein Kuvert nebst einem Scheck in Höhe von 50 000 D-Mark. Eine diskrete Aufmerksamkeit. Der Empfänger in der Mainzer Staatskanzlei sah indes zu Dankbarkeit keinen Anlass und xxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxx xxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxx. Kollege Hans Karl Filbinger hatte aus Untertürkheim gerade eine Viertelmillion bekommen.

Der Fortgang der kleinen Geschichte ist aufschlussreich. Kohl erzählt sie, als sei sein Spenden-Coup das Normalste der Welt. Ein alter Duzfreund und gelegentlicher Miturlauber am Wolfgangsee, Hanns Martin Schleyer, Vorstandsmitglied des düpierten Konzerns, schaltete sich damals ein, »erschien ganz aufgeregt in der Staatskanzlei und sagte, das könne ich doch nicht machen. Er fühle sich von mir persönlich beleidigt. Ich sagte ihm, dass ich meinen Brief nicht zurücknehmen werde. Wenn er mehr geben würde, sei die Sache in Ordnung. Dann gaben sie 100 000 D-Mark.« Für Kohl ist das nur recht und billig. »Die hatten ja nicht zuletzt mit unserer und meiner Unterstützung den großen Lastwagenbetrieb in Wörth gebaut. Das Land hatte viel für sie gemacht.« Da wird man zum Wohle der eigenen Partei doch ein wenig nachkobern dürfen! Politische Handreichungen sind nicht umsonst. Für Helmut Kohl ist das offenbar ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Wohl selten hat ein führender Repräsentant unseres Gemeinwesens die geschmierte Mechanik des Gebens und Nehmens so ungeniert beschrieben. Und das in Gegenwart eines Journalisten.

Kohl ist sich nicht der leisesten Schuld bewusst. Er hat die Herausforderungen des politischen Tagesgeschäfts einfach nur nach eigenem Gusto geregelt. Schwarze Kassen? Der Begriff gefällt ihm nicht. Aber ein Herrscher über Hunderttausende von Parteimitgliedern braucht nun einmal ein prall gefülltes Konto zur diskreten Verfügung. »Wir mussten Tragödien ausbügeln. Wir hatten ja zum Beispiel mehrmals Selbstmorde, bei denen die Kassenlage der betroffenen Familien katastrophal war und man zu helfen versuchte. Wenn dann die Reifenhändler kommen und sagen: Da sind noch 6 000 D-Mark offen von Reifen, die nicht bezahlt wurden! - Was macht man dann? Man kann natürlich sagen, das muss durchkonjugiert werden. Und dann steht man dauernd in der Zeitung. Das hat eine unglaubliche Wahlwirksamkeit.« Auch ganze Landesverbände oder Unterorganisationen der Partei, wie die Sozialausschüsse, klagt der Altkanzler beim Rapport im Ping-Pong-Keller, hätten beständig über ihre Verhältnisse gelebt. »Wir waren immer blank.«

Da hilft dann nur noch Schmugeld, bevorzugt in bar, Zuwendungen, gewährt »mit der klaren Maßgabe, dass ich sie einsetze, wie ich es für richtig halte«. Wie gerne hätte er im Parteiengesetz einen Passus verankert gesehen, dass bei 5 Prozent der Einnahmen »nicht nachgewiesen werden muss, woher sie kommen. Mit diesen 5 Prozent wären all unsere Probleme gelöst gewesen.« Aber leider stieß er auf taube Ohren. So hat er sich eben selber geholfen - und das nicht erst im Zusammenhang mit den Ende 1999 aufgeflogenen Millionenspenden. Was blieb ihm auch anderes übrig?

Schon damals in der Flick-Affäre, dem ersten großen Skandal seiner Kanzlerschaft, ist ihm, wie er beteuert, im Untersuchungsausschuss und erst recht in den Medien bitter Unrecht geschehen. Er sieht sich als Opfer des Konzernbevollmächtigten und Duzfreundes Eberhard von Brauchitsch, eines notorischen Aufschneiders, der seinem Chef Friedrich Karl habe wöchentliche Erfolgsmeldungen präsentieren müssen. Und eines Tages, Kohls Wortwahl ist vielsagend, »hat der Staatsanwalt das Haus Flick überfallen und alle Akten mitgenommen«. Wegen ebendieses Überfallkommandos habe »die Sache dann einen fürchterlichen Geruch gekriegt, weil sich auch dem Eberhard seine Aufzeichnungen« unter den erbeuteten Dokumenten befanden, penible »Eintragungen wg. Lambsdorff , wg. Kohl und wg. Strauß «. Aber das seien Fehldeklarierungen eines Geltungssüchtigen gewesen. x xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxUnstrittig ist: Der Flick-Konzern hat in den siebziger Jahren nach einem Aktiengeschäft mit der Daimler-Benz AG, dank Fürsprache des Bundeswirtschaftsministeriums, rund eine Milliarde D-Mark an Steuern erlassen bekommen. Im Gegenzug flossen, gern abgewickelt über Düsseldorfer Bankschließfächer, Spenden satt an alle damals im Bundestag vertretenen Parteien. Auch CDU-Chef Kohl erhielt zur Verwendung nach eigenem Gusto eine Zuwendung von 50 000 Mark. Und die Gattin bekam im Namen des Konzerns zum Geburtstag frei Haus eine große Büchse mit schwarzem Kaviar geliefert, weil, wie der Altkanzler im Gespräch am 2. Juni 2001 treuherzig eröffnet, »Hannelore Kohl nun einmal Kaviaresserin ist«. Unerträglich findet Kohl allerdings, dass der Manager den kostbaren Störrogen »beim Flick in der Kasse abgerechnet hat«. So wurde den Kohls der Verzehr gründlich vergällt. »Das hat mir furchtbar geschadet damals.«

Zornig hat er sich dann vom »guten Eberhard« abgewandt. x xxxxxxx xxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxx Dass jeder andere Staatsdiener - ob nun Richter, Streifenpolizist oder Sachbearbeiter in einer Führerscheinstelle - bei einer vergleichbaren Vorteilsnahme mit Fug und Recht seinen Job verloren hätte, will Kohl nicht in den Kopf. Daraus macht er im Gespräch keinen Hehl. Gesetzestexte sind anscheinend für andere da!

Ihm ist das wechselseitige Geschäft, das Prinzip von Leistung und Gegenleistung, längst zur Selbstverständlichkeit geworden. An das böse Wort Korruption mag er nicht denken. Am 10. März 2002 kommt er im Zuge der Bilanz seiner Erfolge auf die Papenburger Meyer-Werft zu sprechen. Das Unternehmen hat, nach seiner Fürsprache bei der Regierung in Jakarta, hundertzwanzig Fährschiffe nach Indonesien geliefert. »Ohne mich hätte die Werft die Aufträge nicht bekommen. Das war für die eine ganz große Sache.« Kohl fügt hinzu, als ob sich dies in einem Rechtsstaat nicht von selbst verstünde: »Ich habe dafür nichts bekommen.« Aber mehr als einen warmen Händedruck erwartet er wohl doch. Jedenfalls bittet Hannelore Kohl die Werft um eine Spende für ihren Hilfsfonds, der Verletzten des zentralen Nervensystems zugutekommt. Die Meyer-Werft überweist in den für die christliche Seefahrt wirtschaftlich angespannten Zeiten immerhin 25 000 D-Mark. Helmut Kohl aber rechnet in anderen Größenordnungen. »Das ist absolut lächerlich. Ich bin nie wieder dorthin gekommen.« Ohne Bimbes läuft nichts!

Den Vertretern des politischen Establishments wird nachgesagt, dass sie die Wahrheit gern dehnen, biegen und - wenn es eng zu werden droht, der eigene Machterhalt auf dem Spiel steht - auch populistisch ins schiere Gegenteil verkehren. Was so ein Volksvertreter wirklich denkt, erfahren wir, »die Menschen draußen im Land«, nur selten. Eben darum sind die Kohl-Protokolle ein paradigmatisches Dokument. Der Altkanzler, das ausgemusterte Alphatier, braucht keine Kreide mehr fressen, muss nicht länger Wähler mit kaum haltbaren Versprechen verlocken. Er darf nun rücksichtslos sein, im edelsten Sinn. Unbeschwert von Skrupeln und quälendem Selbstzweifel offenbart er, wie in unserer Republik Politik gemacht wird - oder zumindest über Jahrzehnte gemacht wurde.

Nehmen wir ein Beispiel: Wer die Regierungsgeschäfte einer der größten Wirtschaftsnationen Europas führt, der hat, sollte man annehmen, einen Fulltime-Job rund um die Uhr zu verrichten. Nebentätigkeiten verbieten sich. Kohl aber macht im Zwiegespräch eine bemerkenswerte Rechnung auf. »Von meiner Arbeitszeit gingen 50 oder 60 Prozent ab für die Arbeit als Parteiführer.« Und damit ist - in der Hauptsache - keineswegs die oft mühsame Überzeugungsarbeit gemeint, mit der die auf die unterschiedlichsten Flügel verteilten CDU-Parlamentarier auf Linie gebracht werden sollten. Nein, Kohls politische Heimat war nicht die Fraktion, nicht das Kabinett, sondern zuallererst die Partei. Er kannte die Personalstruktur jedes Kreisverbands, der die Keimzelle des vielbeschworenen Systems Kohl war. »Wenn die Leute dort ein Problem hatten, gingen sie nicht nach Bonn zum Generalsekretär, sondern sie gingen zu Helmut Kohl.« Und der hatte, wenn irgend möglich, ein offenes Ohr.

In Plön oder Paderborn Parteikonflikte schlichtend, in Thüringen die Kandidatenfindung für eine Bürgermeisterwahl vorantreibend - so hat der mächtigste Mann der Republik also den Großteil seiner Tage verbracht. Über die Hälfte seiner Anstrengungen galt den eigenen Leuten! Mit welchem Recht eigentlich? Mag ja sein, der Job des deutschen Kabinettschefs ist, gemessen an den Magnaten der Wirtschaft, heillos unterbezahlt. Und niemand wird leugnen, dass es letztlich die Parteien sind, die eine Regierung tragen. Da ist der Dialog Teil des politischen Überlebens. Kohl aber, der in seinen Anfängen die Trennung von Kanzlerschaft und CDU-Vorsitz gefordert hatte, ließ Staats- und Parteiamt in...

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Heribert Schwan, Dr. phil., geboren 1944, war Redakteur beim Deutschlandfunk und beim WDR-Fernsehen, u.a. verantwortlich für die Kulturfeatures im ARD-Programm. Für seine Dokumentationen erhielt er zahlreiche nationale und internationale Preise; für seinen Film »Die verdrängte Gefahr - Neonazismus« wurde er mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Heribert Schwan verfasste für Helmut Kohl drei Bände von dessen Memoiren und ist Autor zahlreicher anderer Bücher; darunter einige Bestseller. Zuletzt erschien von ihm »Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle« (zusammen mit Tilman Jens).