Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Der glückliche Lügner

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
656 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am16.03.2015
Evert Bäckström, irgendwo zwischen Mitte 40 und Mitte 50, klein, dick und primitiv, ist als Kommissar bei der schwedischen Polizei tätig. die Karriere verlief reibungslos, mit exzellenten Referenzen - seine Vorgesetzten waren immer froh, wenn sie ihn möglichst schnell wieder loswerden konnten. Er ist der Mann für die schmutzigen Fälle: Mord, bewaffneter Raubüberfall und so weiter. Am wenigsten scheut er dabei, sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Als in Stockholm der bekannte Rechtsanwalt Thomas Eriksson tot in seinem Haus gefunden wird, ist Bäckström sofort zur Stelle, hatte er doch eigentlich noch ein Hühnchen mit dem Mann zu rupfen. Offenbar veräußerte Eriksson kurz zuvor eine wertvolle Kunstsammlung bei Sotheby's, darunter eine russische Spieluhr in Gestalt des Pinocchio, der bei Betrieb die diamantenbesetzte Nase ausfährt. Wer war der Auftraggeber? Und wer wollte Eriksson tot sehen?

Leif GW Persson gilt als Großmeister der skandinavischen Kriminalliteratur. Persson, der lange Zeit als Profiler im Polizeidienst tätig war, ist Professor der Kriminologie, Medienexperte und seit mittlerweile 30 Jahren einer der erfolgreichsten Krimiautoren Schwedens. Er wurde mehrfach mit dem Schwedischen Krimipreis ausgezeichnet, daneben erhielt er den Dänischen und den Finnischen Krimipreis. Seine Romane stehen regelmäßig auf Platz 1 der Bestsellerliste und verzeichnen Millionenauflagen.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEvert Bäckström, irgendwo zwischen Mitte 40 und Mitte 50, klein, dick und primitiv, ist als Kommissar bei der schwedischen Polizei tätig. die Karriere verlief reibungslos, mit exzellenten Referenzen - seine Vorgesetzten waren immer froh, wenn sie ihn möglichst schnell wieder loswerden konnten. Er ist der Mann für die schmutzigen Fälle: Mord, bewaffneter Raubüberfall und so weiter. Am wenigsten scheut er dabei, sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Als in Stockholm der bekannte Rechtsanwalt Thomas Eriksson tot in seinem Haus gefunden wird, ist Bäckström sofort zur Stelle, hatte er doch eigentlich noch ein Hühnchen mit dem Mann zu rupfen. Offenbar veräußerte Eriksson kurz zuvor eine wertvolle Kunstsammlung bei Sotheby's, darunter eine russische Spieluhr in Gestalt des Pinocchio, der bei Betrieb die diamantenbesetzte Nase ausfährt. Wer war der Auftraggeber? Und wer wollte Eriksson tot sehen?

Leif GW Persson gilt als Großmeister der skandinavischen Kriminalliteratur. Persson, der lange Zeit als Profiler im Polizeidienst tätig war, ist Professor der Kriminologie, Medienexperte und seit mittlerweile 30 Jahren einer der erfolgreichsten Krimiautoren Schwedens. Er wurde mehrfach mit dem Schwedischen Krimipreis ausgezeichnet, daneben erhielt er den Dänischen und den Finnischen Krimipreis. Seine Romane stehen regelmäßig auf Platz 1 der Bestsellerliste und verzeichnen Millionenauflagen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641160135
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum16.03.2015
Reihen-Nr.3
Seiten656 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3129 Kbytes
Artikel-Nr.1560715
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Es war Montag, der 3. Juni, aber obwohl es Montag war und er mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen wurde, sollte Kommissar Evert Bäckström diesen Tag als den schönsten seines Lebens in Erinnerung behalten. Sein Diensthandy klingelte um Punkt fünf Uhr morgens, und da der Anrufer offenbar nicht vorhatte, so schnell lockerzulassen, hatte der Kommissar keine Wahl.

»Jaaa«, meldete er sich.

»Ich hab hier einen Mord für dich, Bäckström«, sagte der wachhabende Polizist von der Polizei Solna.

»Um diese Uhrzeit?«, fragte Bäckström. »Dann muss es ja mindestens der König oder der Ministerpräsident sein.«

»Noch besser«, entgegnete der Kollege hörbar vergnügt.

»Ich höre.«

»Thomas Eriksson.«

»Der Rechtsanwalt?« Bäckström konnte seine Überraschung nur schwer verbergen. Das kann doch nicht wahr sein, dachte er. Das ist ja viel zu schön, um wahr zu sein.

»Der Rechtsanwalt Eriksson höchstselbst. Im Hinblick auf eure lange gemeinsame Geschichte wollte ich der Erste sein, der dir die gute Nachricht überbringt. Niemi aus der Technik hat mich angerufen und gemeint, ich soll dich wecken. Also, gratuliere, Bäckström. Aufrichtige Glückwünsche von uns allen hier im Präsidium. Am Ende hast du also doch noch gewonnen.«

»Und es ist sicher, dass es Mord war? Und dass es sich um Eriksson handelt?«

»Niemi ist sich hundertprozentig sicher. Unser armes Opfer soll zwar ganz grässlich zugerichtet sein, aber es ist wohl eindeutig er.«

»Ich werde an mich halten, um nicht vor Trauer zusammenzubrechen«, sagte Bäckström.

Das ist der schönste Tag meines Lebens, dachte er, als er das kurze Gespräch beendete. Hellwach war er auch, kristallklar im Kopf - einen Tag wie diesen musste man in vollen Zügen genießen. Und durfte keine Sekunde ungenutzt verstreichen lassen.

Als Erstes zog er seinen Morgenmantel an und ging auf die Toilette, um erst mal Druck abzulassen. Das war eine Angewohnheit, die er sich schon früh anerzogen und stets getreulich beibehalten hatte. Vor dem Schlafengehen Druck ablassen und nach dem Aufstehen gleich wieder, ganz gleich, ob es notwendig war oder nicht, und ganz egal, womit seine prostatageplagte männliche Umgebung den Großteil ihrer wachen Zeit verbringen mochte.

Der reinste Hochdruckschlauch, stellte Bäckström zufrieden fest, während er seine Supersalami fest in der Rechten hielt und förmlich spürte, wie der Wasserspiegel in seinen großzügig bemessenen unteren Regionen sank. Wurde auch allerhöchste Zeit, das Gleichgewicht wiederherzustellen, dachte er und schüttelte die Salami zum Schluss noch ein paarmal kräftig ab, um auch den letzten Tropfen herauszupressen, der sich im Lauf der traumlosen Nacht dort angesammelt hatte.

Dann ging er in die Küche, um sich ein anständiges Frühstück zu machen: einen ordentlichen Teller extradicke Scheiben dänischen Schinkenspeck, vier Spiegeleier, Toastbrot mit gesalzener Butter und üppig Erdbeermarmelade, frisch gepressten Orangensaft und eine große Tasse starken Kaffee mit warmer Milch. So einen Mordfall durfte man sich nicht auf nüchternen Magen antun, und zweifelsohne waren Karotten und Haferkleie verantwortlich dafür, dass seine ausgemergelten, einfältigen Kollegen so oft daran scheiterten.

Satt und zufrieden ging er ins Badezimmer, stellte sich unter die Dusche und seifte sich ein, während er das Wasser über seinen wohlgerundeten, harmonisch geformten Leib perlen ließ. Anschließend trocknete er sich gründlich ab, um sich dann mit einem ganz normalen Nassrasierer und reichlich Rasierschaum zu rasieren. Zum Schluss putzte er sich die Zähne mit der elektrischen Zahnbürste und gurgelte zur Sicherheit noch mit frischem Mundwasser.

Nachdem er zu guter Letzt Rasierwasser, Deodorant und alle erdenklichen anderen Wohlgerüche achtsam auf sämtliche strategisch wichtigen Stellen jenes Körpers verteilt hatte, der sein Tempel war, zog er sich sorgfältig an. Gelber Leinenanzug, blaues Leinenhemd, handgenähte schwarze Schuhe aus Italien und ein buntes Einstecktuch aus Seide für die Brusttasche als letzten Gruß an sein geschätztes Mordopfer. An einem Tag wie diesem musste man auf jedes Detail achten, weswegen er auch - zur Feier des Tages - seine normale Rolex aus Stahl gegen die aus Weißgold eintauschte. Er hatte sie von einem dankbaren Bekannten bekommen, nachdem er ihm aus einer kleinen Klemme hatte helfen können.

Auf dem Flur unterzog er sein Spiegelbild noch einmal einer abschließenden Kontrolle. In der linken Hosentasche die Geldklammer mit einer angemessenen Menge Scheinchen und das kleine Etui aus Krokoleder mit seinen ganzen Karten; in der rechten Schlüsselbund und Handy. In der linken Innentasche seiner Jacke das schwarze Notizbuch mit dem dazugehörigen Stift. Sein bester Freund, Klein-Sigge, ruhte sicher verwahrt im Halfter an der Innenseite seines linken Beins.

Bei seinem Anblick nickte Bäckström anerkennend. Blieb nur noch das Wichtigste. Eine präzise bemessene Dosis Maltwhisky aus der Kristallkaraffe auf der Flurkonsole. Zwei Halsschmerztabletten einwerfen, sowie der feine Nachgeschmack sich verflüchtigt hatte, und dann noch eine Handvoll davon in die Sakkotasche, für alle Fälle.

Als er auf die Straße hinaustrat, schien die Sonne von einem wolkenlosen Himmel, und obwohl es erst Anfang Juni war, zeigte das Thermometer bereits zwanzig Grad. Der erste richtige Sommermorgen und somit genau das, was man sich wünschen durfte an einem Tag wie diesem.

Der Wachhabende in Solna hatte einen Streifenwagen mit zwei jüngeren Polizisten vorbeigeschickt, zwei mageren, pickligen Ausnahmetalenten, aber wenigstens der am Steuer hatte zumindest die Grundlagen der amtlichen Hierarchie erfasst. Er hielt Bäckström die Tür auf und schob seinen Sitz nach vorn, sodass Bäckström sich auf den Rücksitz setzen konnte, ohne auf den undankbaren Platz in der Mitte rücken zu müssen, wo er sich die sorgfältig gebügelten Hosenbeine zerknittert hätte.

»Guten Morgen, Chef«, sagte der Fahrer und nickte höflich. »Kein schlechter Tag heute.«

»Ja, sieht so aus, als würde es heute sogar ein Bombentag werden«, stellte sein Kollege fest. »Freut mich übrigens, Sie mal persönlich kennenzulernen, Herr Kommissar.«

»Ålstensgatan 127«, sagte Bäckström mit einem kurzen Nicken. Um weitere Bemerkungen im Keim zu ersticken, zückte er demonstrativ sein schwarzes Notizbuch, um erste dienstliche Aufzeichnungen zu machen. »Kriminalkommissar Evert Bäckström verlässt seine Wohnung auf Kungsholmen 0700, um zum Tatort zu fahren«, schrieb Bäckström, doch die Botschaft war offenbar nicht deutlich genug gewesen, denn noch bevor sie auf die Fridhelmsgatan gebogen waren, ging es schon wieder los.

»Schon ´ne komische Geschichte irgendwie. Der Wachhabende hat erzählt, dass das Opfer wohl dieser Rechtsanwalt ist, dieser Thomas Eriksson.« Der Fahrer nickte, und der andere fuhr fort: »Das ist doch ziemlich ungewöhnlich, oder? Ich meine - dass jemand einen Rechtsanwalt ermordet.«

»Stimmt, das kommt so gut wie nie vor«, pflichtete ihm sein Kollege bei.

»Tja, leider nicht«, sagte Bäckström. »Leider kommt das viel zu selten vor.« Noch zwei solche Vollidioten, dachte er insgeheim. Wo nehmen sie die nur immer her? Und warum gehen die ihnen nie aus? Warum müssen die alle Polizisten werden?

»Glauben Sie, dass er in irgendwelche finsteren Machenschaften verwickelt war, Chef? Er war ja Rechtsanwalt, da ist eine gewisse Nähe zum Milieu doch wohl gegeben, wenn man so will.«

Jetzt hatte sich der Trottel auch noch umgedreht und Bäckström direkt angesprochen.

»Genau darüber wollte ich gerade nachdenken«, sagte er. »Während die Herren mich zum Tatort an der Ålstensgatan fahren. In absoluter Stille.« Endlich, dachte er.

Zehn Minuten später hielten sie vor einer großen, strahlend weißen Villa im schlichten Stil der Fünfzigerjahre inklusive Privatzugang zum See, Bootshaus und Badesteg am Mälaren. Das Ganze hatte seinen Besitzer unter Garantie mehr gekostet, als ein Polizist in seinem ganzen Leben verdiente. Brutto.

Kein schlechter Tatort. Allerdings nützte diesem Wichser das Haus jetzt auch nichts mehr, dachte Bäckström.

Ansonsten sah es aus wie immer. Die Polizei hatte das Grundstück und ein gutes Stück Straße zu beiden Seiten mit blau-weißem Plastikband abgesperrt. Zwei Streifen, ein Einsatzwagen und drei Autos von der Spurensicherung - viel zu viele Kollegen, die tatenlos herumstanden und mit denen plauschten, die dort bereits versammelt waren: ein paar Journalisten mit Fotografen im Schlepptau und mindestens ein Kameramann von einem Fernsehsender, ungefähr zehn Gaffer aus der Nachbarschaft, die allerdings bedeutend besser gekleidet waren, als es solche Leute normalerweise waren. Auffallend viele von ihnen hatten einen oder mehrere Hunde in diversen Größen dabei.

Der Gesichtsausdruck war indes überall der gleiche. Ein Hauch von Angst, vor allem aber Interesse und Erleichterung, die sich aus dem Umstand nährte, dass - wenn nun schon das Schlimmste eingetroffen war - es wenigstens nicht sie erwischt hatte. Was bedeuten schon alle Tage - außer diesem einen - gegen ein ganzes Leben, dachte Bäckström, ein ganzes Leben inklusive dieses einen Tags, der sich als der beste deines Lebens entpuppt hat.

Bäckström stieg aus, nickte seinem pickligen Fahrer und dessen ebenso pickligen Kollegen zu, wimmelte die Pressegeier mit einem stummen Kopfschütteln ab und steuerte auf die Tür des Hauses zu, das bis vor wenigen Stunden...


mehr

Autor

Leif GW Persson gilt als Großmeister der skandinavischen Kriminalliteratur. Persson, der lange Zeit als Profiler im Polizeidienst tätig war, ist Professor der Kriminologie, Medienexperte und seit mittlerweile 30 Jahren einer der erfolgreichsten Krimiautoren Schwedens. Er wurde mehrfach mit dem Schwedischen Krimipreis ausgezeichnet, daneben erhielt er den Dänischen und den Finnischen Krimipreis. Seine Romane stehen regelmäßig auf Platz 1 der Bestsellerliste und verzeichnen Millionenauflagen.