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An Bord der Smaragdsturm

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Klett-Cotta Verlagerschienen am24.09.20153. Auflage 2018
Das Diebespaar Hadrian und Royce, bekannt unter dem Namen Riyria, wollte sich eigentlich längst aus den gefährlichen Geschäften zurückziehen. Da erreicht die beiden ein Auftrag des Königs: Sie sollen des Agenten Merrick Marius habhaft werden, der allem Anschein nach im Kampf um das Königreich Melengar die Fäden in Händen hält. Als sie dafür auf dem mächtigen Segler Smaragdsturm anheuern, können sie noch nicht wissen, dass ihre Feinde längst an Bord sind. Ganz abgesehen von Piraten, die dem Schiff folgen, und Ausgesetzten und wilden Kriegern, die sie am Gestade einsamer Inseln erwarten.

Michael J. Sullivan, geboren 1961 in Detroit, begann seine ersten Geschichten mit acht Jahren zu schreiben. Er lebt heute mit seiner Frau und drei Kindern in Fairfax in der Nähe von Washington D.C. als freier Autor.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
Dieser Artikel ist enthalten in folgendem Set

Produkt

KlappentextDas Diebespaar Hadrian und Royce, bekannt unter dem Namen Riyria, wollte sich eigentlich längst aus den gefährlichen Geschäften zurückziehen. Da erreicht die beiden ein Auftrag des Königs: Sie sollen des Agenten Merrick Marius habhaft werden, der allem Anschein nach im Kampf um das Königreich Melengar die Fäden in Händen hält. Als sie dafür auf dem mächtigen Segler Smaragdsturm anheuern, können sie noch nicht wissen, dass ihre Feinde längst an Bord sind. Ganz abgesehen von Piraten, die dem Schiff folgen, und Ausgesetzten und wilden Kriegern, die sie am Gestade einsamer Inseln erwarten.

Michael J. Sullivan, geboren 1961 in Detroit, begann seine ersten Geschichten mit acht Jahren zu schreiben. Er lebt heute mit seiner Frau und drei Kindern in Fairfax in der Nähe von Washington D.C. als freier Autor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783608108354
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum24.09.2015
Auflage3. Auflage 2018
ReiheRiyria
Reihen-Nr.4
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1699807
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1
Der Mörder

Merrick Marius legte einen Bolzen in die kleine Armbrust ein und schob sie unter die Falten seines Mantels. Dünne Faserwolken trieben vor die Mondsichel, und auf dem Hauptplatz wurde es dunkel. Merrick suchte die schmutzigen, von windschiefen Häusern gesäumten Gassen nach Passanten ab, doch sah er niemanden. Die Stadt war um diese Stunde menschenleer.

Rehagen mag ein elendes Nest sein, dachte er, aber wenigstens kann man hier gut arbeiten.

Die allgemeine Lage hatte sich seit dem kürzlichen Sieg der Nationalisten merklich verbessert. Die Wachen des Imperiums waren verschwunden, und mit ihnen auch die regelmäßigen Patrouillen. Nicht einmal eine funktionierende Polizei gab es, da die neue Bürgermeisterin sich weigerte, geeignete Männer und Soldaten zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung, wie man so schön sagte, einzustellen. Stattdessen wollte sie sich mit Verkäufern, Schuhmachern und Milchbauern behelfen. Merrick hielt das für falsch, aber bei einer unerfahrenen Adligen musste man mit solchen Fehlern rechnen. Nicht dass er sich beschwert hätte - es erleichterte ihm die Arbeit.

Er bewunderte trotzdem, was Arista Essendon zustande gebracht hatte. In Melengar regierte ihr Bruder, König Alric, und als ledige Prinzessin verfügte sie über keine eigene Macht. Doch dann war sie hier aufgetaucht und hatte erfolgreich einen Aufstand angeführt. Zum Dank dafür hatten die überlebenden Bauern ihr die Stadtschlüssel überreicht. Sie beugten freiwillig das Knie vor der Prinzessin, obwohl sie Ausländerin und dazu noch königlichen Geblüts war. Genial. Er hätte es selbst nicht besser machen können.

Ein Lächeln umspielte Merricks Lippen. Er konnte die Kerze im zweiten Stock des Rathauses erkennen, die sogar um diese späte Stunde noch brannte. Hinter den Vorhängen bewegte sich Aristas Schatten. Sie war gerade von ihrem Schreibtisch aufgestanden.

Bald ist es soweit, dachte er.

Er bewegte die Finger, mit denen er die Armbrust hielt. Die Waffe war nur knapp zwei Fuß lang und der Bogen sogar noch kürzer. Entsprechend hatte sie auch nicht die Durchschlagskraft einer normalen Armbrust. Aber für seine Zwecke genügte sie. Sein Opfer trug keinen Panzer, und außerdem war der Bolzen auch gar nicht entscheidend. Die gezähnte Eisenspitze war mit Blatternsaft getränkt, einem Gift, das für einen Mord im Grunde gar nicht geeignet war, da es das Opfer weder schnell tötete noch lähmte. Der Tod trat zwar letztendlich ein, aber erst mit einer - wie Merrick fand - unprofessionellen Verzögerung. Er hatte das Gift noch nie verwendet und erst jüngst von seiner wichtigsten Eigenschaft erfahren - seine Wirkung konnte nicht durch Magie aufgehoben werden. Merrick wusste aus zuverlässiger Quelle, dass selbst die stärksten Zaubersprüche dagegen machtlos waren. In seinem Fall war das von ganz wesentlicher Bedeutung.

Eine zweite Person hatte das Amtszimmer betreten und Arista, die wieder an ihrem Schreibtisch saß, richtete sich abrupt auf. Offenbar handelte es sich um einen unerwarteten Besucher. Merrick wollte schon die Straße überqueren, um unter ihrem Fenster zu lauschen, da ging die Tür der Schenke hinter ihm auf. Zwei Gäste kamen heraus, und ihren unsicheren Schritten und grölenden Stimmen nach zu schließen, hatten sie an diesem Abend schon mehr als einen Humpen geleert.

»Wer lehnt da an dem Pfosten, Nestor?«, fragte der eine und zeigte in Merricks Richtung. Er war untersetzt und hatte eine wie eine Erdbeere geformte und ebenso rote Nase. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er Merrick an und machte schwankend einige Schritte auf ihn zu.

»Woher soll ich das wissen?«, sagte der andere. Er war dünn und groß, und auf seinem Schnurrbart glänzte noch der Schaum des Bieres.

»Was tut er da um diese Nachtzeit?«

»Woher soll ich das wissen, du Penner?«

»Frag ihn doch.«

Der große Mann trat vor. »He, was macht Ihr da? Haltet Ihr den Pfosten, damit das Dach nicht einstürzt?« Nestor bekam einen Lachanfall und musste sich mit den Händen auf die Knie stützen.

»Nein«, erwiderte Merrick vollkommen ernst. »Ich bin hier, um den, der mir die dümmste Frage stellt, zum Stadtnarren zu ernennen. Glückwunsch, Ihr habt gewonnen.«

Der Dünne schlug seinem Freund auf die Schulter. »Siehst du? Ich sage dir schon die ganze Nacht, wie lustig ich bin, und du hast kein einziges Mal gelacht. Jetzt bekomme ich eine neue Stelle angeboten … die wahrscheinlich auch noch besser bezahlt ist als deine.«

»Natürlich, du bist wahnsinnig lustig«, versicherte sein Gefährte ihm. Die beiden entfernten sich schwankend. »Du solltest dich am Theater bewerben. Dort wollen sie für die Bürgermeisterin den Thron von Melengar spielen. Wenn du erst auf der Bühne stehst, gibt's bestimmt was zu lachen.«

Merrick verzog das Gesicht. Er hatte das Stück vor ein paar Jahren gesehen. Die beiden darin auftretenden Diebe hießen zwar anders, stellten aber ganz offensichtlich Royce Melborn und Hadrian Blackwater dar. Royce war damals, als sie beide als Killer für den Diamanten gearbeitet hatten, Merricks bester Freund gewesen. Doch diese Freundschaft war an jenem lauen Sommerabend, an dem Royce Jade getötet hatte, abrupt zu Ende gegangen.

Merrick war zwar nicht selbst dabei gewesen, hatte die Szene aber in Gedanken unzählige Male durchgespielt. Royce hatte noch nicht den Dolch mit der weißen Klinge besessen, sondern zwei lange, gekrümmte Messer mit schwarzen Griffen. Merrick wusste, wie Royce die beiden Messer einsetzte, und konnte sich vorstellen, wie er Jade mit beiden Messern zugleich lautlos getötet hatte. Dass jemand Royce eine Falle gestellt und dieser gar nicht gewusst hatte, wen er tötete, war Merrick egal. Er wusste nur eins: Die Frau, die er geliebt hatte, war tot, und sein bester Freund hatte sie getötet.

Fast zwanzig Jahre waren seitdem vergangen, aber noch immer verfolgte ihn die Erinnerung an Jade und Royce. Er konnte die beiden, die in seinem Gedächtnis untrennbar miteinander verknüpft waren, einfach nicht vergessen. Wenn er an sie dachte, empfand er Liebe und Hass zugleich, ein unentwirrbares Chaos von Gefühlen.

Stimmenlärm aus Aristas Zimmer holte ihn ruckartig in die Gegenwart zurück. Er packte seine Armbrust fester und überquerte die Straße.

»Hoheit?«, fragte der Offizier und betrat das Amtszimmer der Bürgermeisterin.

Prinzessin Arista blickte von ihrem unaufgeräumten Schreibtisch auf. Ihre Haare waren ungekämmt, ihre Augen von dunklen Ringen umgeben. Sie betrachtete den Besucher. Er trug einen schlecht sitzenden Brustpanzer und in seinem Blick lag unverhüllter Ärger.

Das wird schwierig, dachte sie.

»Ihr habt mich rufen lassen?«, fragte er mühsam beherrscht.

»Ja, Renquist«, sagte sie. Sie hatte kurz gebraucht, das Gesicht einzuordnen, weil sie zwei Tage lang kaum geschlafen hatte und sich nur noch mit Mühe konzentrieren konnte. »Ich habe Euch rufen lassen, damit …«

»Ihr könnt mich nicht einfach so rufen, Prinzessin. Ich muss eine Armee anführen und einen Krieg gewinnen. Ich habe keine Zeit zum Plaudern.«

»Plaudern? Ich hätte Euch nicht rufen lassen, wenn es nicht wichtig wäre.«

Renquist verdrehte die Augen.

»Ihr müsst die Armee aus der Stadt abziehen.«

»Wie bitte?«

»Es muss sein. Eure Leute machen Ärger. Ich bekomme täglich Berichte über Soldaten, die Kaufleute schikanieren und Sachen kaputtmachen. In einem Fall soll es sogar zu einer Vergewaltigung gekommen sein. Verlasst die Stadt. Draußen habt Ihr Eure Leute besser unter Kontrolle.«

»Meine Männer haben gegen die Imperialisten ihr Leben riskiert. Dafür kann diese erbärmliche Stadt ihnen wenigstens Kost und Logis zur Verfügung stellen. Aber jetzt soll ich ihnen auf Euren Wunsch beides wegnehmen?«

»Die Händler und Bauern wollen sie nicht mehr verköstigen, weil sie es nicht mehr können«, erklärte Arista. »Als die Imperialisten noch in der Stadt waren, haben sie sämtliche Vorräte beschlagnahmt. Die diesjährige Ernte wurde durch Regen und den Krieg größtenteils vernichtet. Die Stadt hat nicht einmal genug für ihre eigenen Bürger, von einer Armee ganz zu schweigen. Jetzt ist es Herbst, und bald wird es kalt. Die Menschen wissen nicht, wie sie den Winter überleben sollen, wenn tausend Soldaten ihre Läden und Bauernhöfe plündern. Wir sind Euch dankbar, dass Ihr geholfen habt, die Stadt zu erobern, aber wenn Ihr weiter hierbleibt, wird die Stadt, die Ihr unter Einsatz Eures Lebens befreit...
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Autor

Michael J. Sullivan, geboren 1961 in Detroit, begann mit acht Jahren seine ersten Geschichten zu schreiben. Er lebt heute als freier Autor mit seiner Frau und drei Kindern in Fairfax in der Nähe von Washington D. C. Inzwischen ist sein Werk in 14 Sprachen übersetzt und wurde mit mehr als 100 Preisen ausgezeichnet.