Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Der Lange Mars

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am05.10.2015
Die Unendlichkeit ist erst der Anfang ...
2040-45: Das Universum der Langen Erde, dieser unendlichen Abfolge paralleler Welten, ist in Aufruhr: Nach einem gewaltigen Vulkanausbruch auf der ursprünglichen, der Datum-Erde, suchen Flüchtlingswellen die Siedlungen auf den neuen Erden heim. Während die erfahrenen Pioniere Joshua und Sally helfen, wo sie können, meldet sich ein lang Verschollener zurück: Sallys Vater Willis Linsay, Erfinder des »Wechslers«, mit dem das Pendeln zwischen den Welten erst möglich wurde. Einst verschwand Willis unter mysteriösen Umständen, jetzt will er seine Tochter mitnehmen auf eine Expedition in die geheimnisvollen Welten des Langen Mars. Allerdings verschweigt er Sally die wahren Gründe für diese gefährliche Reise ...

Terry Pratchett, geboren 1948, schrieb 1983 seinen ersten Scheibenwelt-Roman - ein großer Schritt auf seinem Weg, einer der erfolgreichsten Autoren Großbritanniens und einer der populärsten Fantasy-Autoren der Welt zu werden. Von Pratchetts Romanen wurden weltweit 85 Millionen Exemplare verkauft, seine Werke sind in 40 Sprachen übersetzt. Für seine Verdienste um die englische Literatur verlieh ihm Queen Elizabeth sogar die Ritterwürde. Terry Pratchett starb am 12.3.2015 im Alter von 66 Jahren.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie Unendlichkeit ist erst der Anfang ...
2040-45: Das Universum der Langen Erde, dieser unendlichen Abfolge paralleler Welten, ist in Aufruhr: Nach einem gewaltigen Vulkanausbruch auf der ursprünglichen, der Datum-Erde, suchen Flüchtlingswellen die Siedlungen auf den neuen Erden heim. Während die erfahrenen Pioniere Joshua und Sally helfen, wo sie können, meldet sich ein lang Verschollener zurück: Sallys Vater Willis Linsay, Erfinder des »Wechslers«, mit dem das Pendeln zwischen den Welten erst möglich wurde. Einst verschwand Willis unter mysteriösen Umständen, jetzt will er seine Tochter mitnehmen auf eine Expedition in die geheimnisvollen Welten des Langen Mars. Allerdings verschweigt er Sally die wahren Gründe für diese gefährliche Reise ...

Terry Pratchett, geboren 1948, schrieb 1983 seinen ersten Scheibenwelt-Roman - ein großer Schritt auf seinem Weg, einer der erfolgreichsten Autoren Großbritanniens und einer der populärsten Fantasy-Autoren der Welt zu werden. Von Pratchetts Romanen wurden weltweit 85 Millionen Exemplare verkauft, seine Werke sind in 40 Sprachen übersetzt. Für seine Verdienste um die englische Literatur verlieh ihm Queen Elizabeth sogar die Ritterwürde. Terry Pratchett starb am 12.3.2015 im Alter von 66 Jahren.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641164010
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum05.10.2015
Reihen-Nr.3
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3498 Kbytes
Artikel-Nr.1705164
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2

Mit ihrem letzten Schritt tauchte Sally in der Nähe der Einrichtungen von GapSpace auf, sicherheitshalber etwa eine halbe Meile vom Zaun entfernt. Hinter dem Zaun befand sich etwas, das wie eine Schwerindustrieanlage aussah, klobige Blöcke sowie Kuppeln und Türme aus Beton, Backstein und Eisen, teilweise in dicken Rauch gehüllt oder in die Dampfwolken austretender Tieftemperaturflüssigkeiten.

Willis Linsay, ihr Vater, hatte sie an einem ganz bestimmten Tag an diesen Ort bestellt. Wie das erneute Zusammentreffen mit ihm auch ausgehen würde, sie stand an diesem Januartag jedenfalls an der verabredeten Stelle in dieser überaus seltsamen Gegend einer Version von Nordwestengland, mehr als zwei Millionen Schritte von der Datum entfernt. Oberflächlich betrachtet, war es ein öder britischer Wintertag, trübe und kalt.

Trotzdem war die Unendlichkeit nur einen Schritt entfernt.

Der Mond stand am Himmel, aber es war nicht der Mond, den sie als Kind gekannt hatte. Ein Asteroid, den die Nerds von GapSpace Bellos nannten, hatte diesen Mond buchstäblich mit so vielen neuen Kratern bekleckert, dass das Mare Imbrium beinahe nicht mehr zu erkennen war. Die strahlenförmigen Muster eines gewaltigen Einschlags, sehr viel größer als der Kopernikuskrater, zogen sich über die halbe Scheibe. Bellos war aus den Himmeln vieler Wechselwelten hervorgeschossen, seine Flugbahn eine Frage des kosmischen Zufalls, und der jeweiligen Erde dann nahe gekommen oder auch nicht. Ungezählte Milliarden von Erden hatte er verfehlt, einige Dutzend aber, wie diese hier, hatten das Pech gehabt, seinen Pfad so dicht zu kreuzen, dass sie viele Einschläge durch herumirrende Bruchstücke erlitten hatten. Und eine Erde war so schwer getroffen worden, dass es sie komplett zerrissen hatte.

Derlei Dinge mussten sich in der Langen Erde ständig ereignen. Wer hatte einmal gesagt, dass in einem unendlichen Universum alles, was geschehen kann, auch irgendwo geschieht? Das bedeutete für einen unendlichen Planeten ... Alles, was geschehen kann, musste irgendwo geschehen.

Sally Linsay hatte diese riesige Wunde, die Lücke in der Weltenkette, damals gefunden, gemeinsam mit Joshua Valienté und Lobsang. Ihr Twain war in den leeren Raum gefallen, ins Vakuum, in ungefiltertes Sonnenlicht, das wie ein Messer zustach ... Dann waren sie zurückgewechselt und hatten überlebt.

Die Luft hier war kalt, aber Sally saugte sie in sich ein, bis der Sauerstoff sie trunken machte. Sie hatte den Fall in die Lücke schon einmal überlebt. Wollte sie jetzt wirklich dorthin zurück?

Sie musste es. Zum einen hatte ihr Vater sie darum gebeten. Zum anderen arbeiteten dort jetzt Leute. In der Lücke, im Weltraum. Das, was da vor ihr lag, war ihre Basis, einen Schritt von der Lücke selbst entfernt.

Der stete Wind vom Meer war genauso, wie sie es von ihrem letzten Besuch vor fünf Jahren mit Monica Jansson in Erinnerung hatte. Damals, in einer anderen Zeit. Der Zeit vor Yellowstone. Der weite Himmel, die Schreie der Vögel, alles war unverändert. Ansonsten hätte sie den Ort nicht wiedererkannt. Sogar der Zaun vor ihr hatte sich von einer lächerlichen Sperre zu einer regelrechten Berliner Mauer gemausert, einem bedrohlichen Gebilde aus Beton und Wachttürmen. Zweifellos war die Anlage selbst mit allerneuesten Anti-Wechsler-Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet.

Der Sinn und Zweck dieser Anlage lag auf der Hand. Sie konnte bereits die Silhouette einer Rakete erkennen, elegant, klassisch und unverwechselbar. Es handelte sich tatsächlich um eine Raketenabschussbasis. Aber wenn man genauer hinsah, erinnerte nicht viel an Cape Canaveral. Es gab keine hochaufragenden Gerüste, und diese einzelne Rakete, die sie erspäht hatte, war eher klein und gedrungen. Es fehlten die gewaltigen Hüllen der Shuttles oder einer Saturn V - sie war ganz eindeutig nicht dafür gebaut, die Schwerkraft der Erde zu überwinden. Diese Rakete musste sich auch nicht aus der Schwerkraft lösen, und genau darum ging es. Diese Rakete sollte nicht in den Himmel geschossen werden, sondern vielmehr wechselwärtig, in die Leere des Universums gleich nebenan.

Insgesamt glich der gesamte Komplex nicht mehr wie damals einer liebenswert altmodischen Raketenbastelbude, sondern sah aus wie der überdimensionierte Spielplatz ernstzunehmender Ingenieure. In den letzten paar Jahren war die Lücke zum großen Geschäft geworden, so viel wusste Sally. Regierungen, Universitäten und Firmen, die auf der Datum zu Hause waren, hatten nach und nach das Potenzial dieses Ortes erkannt. Jetzt verkündeten Reklametafeln die Namen sämtlicher großen Technikfirmen, die Sally kannte, von Lockheed und IBM über die Handelsgesellschaft Lange Erde bis natürlich zur Black Corporation. Diese Einrichtung hier war inzwischen der wahrscheinlich am dichtesten bewohnte Ort in der Langen Erde jenseits von Walhalla, der größten Stadt in den Hohen Megas.

Aus genau diesem Grund hatte sie den Ort schon seit Jahren nicht mehr aufgesucht. Und deshalb fiel es ihr schwer, auch nur einen einzigen Schritt vorwärts zu machen. Es war, als hätte sie eine regelrechte Phobie befallen. Joshua Valienté würde sich unter diesen Umständen sicherlich besser anstellen. Der gute alte Joshua schien sich mittlerweile in vergleichbar beengten gesellschaftlichen Situationen einigermaßen wohlzufühlen, wohingegen sie immer mehr zur Einzelgängerin und verbiesterten Misanthropin wurde.

Aber schließlich hatte ihr Vater sie hierhergerufen, und den konnte nichts verändern, weder zum Guten noch zum Schlechten. Willis Linsay, ihr guter alter Paps: Erfinder der Wechsel-Box, eines Geräts, das er vermutlich direkt unter Pandoras Nase aus der Büchse geklaut und auf eine ahnungslose Welt losgelassen hatte. So etwas war einfach typisch ihr Vater, frickel-frickel-frickel. Wenn man ihn nirgendwo finden konnte, musste man nur dem Rumsen der Explosionen und dem Heulen der Sirenen folgen ...

Und während sie noch zögernd und unsicher dastand, kam er auch schon auf sie zu, ging ihr mit zuversichtlichen Schritten aus der Umfriedung des Geländes entgegen, um sie zu begrüßen. Woher hatte er gewusst, dass sie dort stand? Ach, er wusste es eben einfach.

Er war größer als sie, denn was Hautfarbe und Gestalt anging, kam sie mehr nach ihrer Mutter. Und er war dünner denn je, wie ein Mann, der nur aus Sehnen und Knochen bestand. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte er offensichtlich jahrelang bloß von Brandy, Kartoffeln und Zucker gelebt.

Als er sie fast erreicht hatte, wurde er langsamer. Schließlich standen sie sich misstrauisch gegenüber und musterten einander.

»Du bist also hergekommen.«

»Was willst du, Vater?«

Er grinste mit dem leicht verwirrten Gesichtsausdruck, an den sie sich nur zu genau erinnerte. »Immer noch dieselbe alte Sally. Immer gleich zur Sache, hm?«

»Hat es irgendeinen Sinn, dich zu fragen, was du die ganze Zeit über gemacht hast, seit ... verdammt noch mal, seit du am Wechseltag die ganze Welt auf den Kopf gestellt hast?«

»Ich habe mich mit Projekten beschäftigt«, murmelte er. »Du kennst mich doch. Sachen, die du entweder nicht verstehst oder von denen du gar nichts wissen willst. Es reicht, wenn ich dir sage, dass sie alle dem Allgemeinwohl dienen.«

»Deiner Meinung nach.«

»Meiner Meinung nach.«

»Gibt es jetzt ein neues Projekt, für das du mich hierherbestellt hast?«

»Hierher?« Er drehte sich zu der Anlage namens GapSpace um. »Das da ist bloß eine Zwischenstation zu unserem eigentlichen Ziel.«

»Und wo befindet sich das?«

»Es handelt sich um den Langen Mars«, antwortete er einfach so.

Sally Linsay war an Wunder gewöhnt. Sie war mit der Fähigkeit zu wechseln aufgewachsen und hatte schon als Kind unzählige fremde Welten besucht. Trotzdem war ihr, als sie diese Worte vernahm, als würde sich das Universum plötzlich immer schneller um sie drehen.

Am Tor zum Gelände wartete ein Mann, den ihr Vater als Al Raup vorstellte. Sein Kopf war kahlrasiert, dafür spross ihm ein dichter schwarzer Bart am Kinn, was fast so aussah, als wäre das Gesicht einmal um seine Achse, die knubbelige Nase, gedreht worden und sitze jetzt falsch herum. Er trug Shorts aus Segeltuch, schmuddelige Turnschuhe ohne Socken und ein schwarzes T-Shirt, auf dem sich der Spruch JETZT BRAT MIR EINER´N STORCH viel zu eng um seinen Bauch spannte. Er konnte alles zwischen dreißig und fünfzig sein.

Raup streckte ihr die Hand entgegen und sagte: »Nennen Sie mich Mr Ttt.« Th-th-th.

Sie ignorierte die Hand. »Hallo, Al Raup.«

Willis hob eine Augenbraue. »Jetzt stell dich nicht so an, Sal.«

»Kommen Sie, ich zeige Ihnen meine Wirkungsstätte ...«

Raup schleuste sie durch die Sicherheitssperren, dann gingen sie über das Gelände. Sally hörte das tiefe Brummen schwerer Fahrzeuge, roch Ziegelstaub und nassen Beton und sah riesige Kräne über tiefen Löchern aufragen. Überall gingen Arbeiter mit gelben Schutzhelmen umher. Hier und da fielen ihr Schilder mit der Aufschrift »Gefahr« oder »Radioaktivität« auf, die hatte es bei ihrem letzten Besuch noch nicht gegeben. Wurden hier etwa Atomraketen entwickelt?

Sie bemerkte auch einen Trupp Trolle, der allem Anschein nach glücklich und zufrieden an einem Betonmischer arbeitete. Für Technologie und für Menschen interessierte sich Sally nicht besonders. Für Tiere schon.

»Also«, sagte Raup, »dann herzlich willkommen in Cape Nerdaveral, Marsonauten!«...


mehr

Autor

Terry Pratchett, geboren 1948, schrieb 1983 seinen ersten Scheibenwelt-Roman - ein großer Schritt auf seinem Weg, einer der erfolgreichsten Autoren Großbritanniens und einer der populärsten Fantasy-Autoren der Welt zu werden. Von Pratchetts Romanen wurden weltweit 85 Millionen Exemplare verkauft, seine Werke sind in 40 Sprachen übersetzt. Für seine Verdienste um die englische Literatur verlieh ihm Queen Elizabeth sogar die Ritterwürde. Terry Pratchett starb am 12.3.2015 im Alter von 66 Jahren.