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Denkzettel. Wenn dein Albtraum wahr wird

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
264 Seiten
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am01.07.2015
Das neue Schuljahr beginnt für Jade mit einem Schock. Vier Jahre ist es her! Damals war Zoë ein graues Mäuschen und Jade konnte einfach nicht anders, als sie zu ärgern und zu schikanieren, jeden Tag. Bis Zoë eines Tages verschwand. Doch jetzt ist sie wieder da und das Blatt wendet sich. Plötzlich bekommt Jade diese Briefe. Briefe, die sagen: Jetzt bist du an der Reihe!

Daniëlle Bakhuis, geboren 1982, schrieb bereits mit 18 Jahren für die Kolumne der Mädchenzeitschrift Fancy. Nach ihrem Journalismusstudium machte sie sich als Redakteuerin selbstständig und arbeitete unter anderem auch für CosmoGIRL und Cosmopolitan. Seit 2008 schreibt sie Bücher für Jugendliche. Denkzettel ist ihr erstes Buch beim Arena Verlag. Daniëlle Bakhuis lebt in Amsterdam.
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Produkt

KlappentextDas neue Schuljahr beginnt für Jade mit einem Schock. Vier Jahre ist es her! Damals war Zoë ein graues Mäuschen und Jade konnte einfach nicht anders, als sie zu ärgern und zu schikanieren, jeden Tag. Bis Zoë eines Tages verschwand. Doch jetzt ist sie wieder da und das Blatt wendet sich. Plötzlich bekommt Jade diese Briefe. Briefe, die sagen: Jetzt bist du an der Reihe!

Daniëlle Bakhuis, geboren 1982, schrieb bereits mit 18 Jahren für die Kolumne der Mädchenzeitschrift Fancy. Nach ihrem Journalismusstudium machte sie sich als Redakteuerin selbstständig und arbeitete unter anderem auch für CosmoGIRL und Cosmopolitan. Seit 2008 schreibt sie Bücher für Jugendliche. Denkzettel ist ihr erstes Buch beim Arena Verlag. Daniëlle Bakhuis lebt in Amsterdam.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401804682
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum01.07.2015
Seiten264 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1710555
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Die ersten beiden Stunden gehen komplett an mir vorbei. Die Französischlehrerin muss mich zweimal aufrufen, bevor ich endlich mitkriege, dass ich dran bin. Ich soll erzählen, dass ich de très bonnes vacances verbracht habe. In Erdkunde läuft es auch nicht viel besser. Erst in der Mitte der Stunde komme ich dahinter, dass ich in meinem Buch ein völlig falsches Kapitel aufgeschlagen habe. Ich mache mir nicht einmal die Mühe, zur richtigen Seite zu blättern.

Zoë.

Zoooooooooooeeeeee.

Wie eine Fliege summt mir ihr Name durch den Kopf.

Die ganze Zeit behalte ich panisch die Klassenzimmertür im Auge, voller Angst, sie könnte auf einmal hereinspazieren. Was tut sie hier? Warum ist sie plötzlich wieder da? In den letzten vier Jahren habe ich kaum an sie gedacht. Ich könnte nicht einmal sagen, wann ich sie zum letzten Mal gesehen habe. Es muss in der siebten Klasse gewesen sein, gegen Ende des Schuljahrs. In der allerletzten Woche, als wir unseren Sporttag hatten, war sie jedenfalls nicht mehr da. Krank. Wie immer. Wenn es um Sport ging, war Zoë andauernd krank. Als sie dann nach den Sommerferien nicht mehr auftauchte, wusste keiner, wo sie abgeblieben war. Die Schule gewechselt, meinten die einen. In eine andere Stadt gezogen, die anderen. Ich war einfach nur froh, dass sie weg war. Warum nur ist sie jetzt nach all den Jahren wieder zurück? Warum in Gottes Namen ist Zoë Kramer wieder da?

Als es zur kleinen Pause klingelt, verlasse ich, so schnell ich kann, das Klassenzimmer. Ohne in der Aula auf Finn zu warten, renne ich aus der Schule. Als ich beinahe eine Gruppe kleiner Mädchen anrempele, entschuldige ich mich nicht einmal. Keine Zeit. Frische Luft, ich brauche frische Luft.

Ich haste über den Schulhof, bis ich im Oosterpark ankomme. Eigentlich dürfen wir während der Unterrichtszeit das Schulgelände nicht verlassen, aber den Lehrer möchte ich sehen, der mich jetzt aufhält. Erst als die Schule nicht mehr in Sichtweite ist, habe ich wieder das Gefühl, frei atmen zu können.

Ich setze mich auf eine Parkbank, lege den Kopf in den Nacken und atme ein paarmal tief durch. Durch die Nase ein, durch den Mund aus. Das Summen der Fliege in meinem Kopf wird leiser.

»Oh, Dear!« Plötzlich steht Finn vor mir und sieht mich mitleidig an. Sie hält den Kopf schief und schiebt die Unterlippe vor. »Ich wusste, dass du dich hierher flüchtest. Rutsch mal ein Stück.« Sie tippt mir mit ihrer Tasche gegen die Schulter.

Nachdem sie sich hingesetzt hat, schlägt sie die Beine übereinander und stupst mich mit ihren Stilettoabsätzen sanft gegen die Wade. »Believe me, er ist es nicht wert. So eine wie dich kriegt Wout nie mehr wieder.«

Als sie seinen Namen nennt, zucke ich zusammen. Wout. Seit ich Zoë gesehen habe, habe ich keinen Gedanken mehr an ihn verschwendet.

»Was?« Finn lacht leise. »Oder hast du gedacht, ich hätte heute Morgen nicht gemerkt, dass du in Panik geraten bist? Du dachtest, du hättest diese Amöbe gesehen, stimmt s?«

Seit Wout Schluss gemacht hat, hat Finn kein gutes Wort mehr an ihm gelassen. Seither ist er für sie eine Amöbe: ein mikroskopisch kleines Tierchen ohne Rückgrat, mit bloßem Auge kaum wahrnehmbar.

Sie wühlt in ihrer Tasche, bis sie einen abgepackten Schokokeks und eine Flasche Wasser gefunden hat. Ich bin froh, dass ich sie jetzt nicht anschauen muss. Wenn ich nichts sage, brauche ich nicht zu lügen, sondern kann in der sicheren Grauzone zwischen Schweigen und Halbwahrheit herumwabern.

Mit den Zähnen reißt Finn die Folie von ihrem Keks auf. »Darum bist du doch heute Morgen ausgeflippt, oder? Du kannst mir alles sagen, das weißt du.«

Aber das ist genau der Punkt. Ich kann es eben nicht. Es gibt Dinge, die ich nicht erzählen kann, ihr nicht, niemandem.

»Hm?«

Ich schüttele den Kopf. »Schon gut, es ist nur ⦫

»Nichts ist schon gut.« Finn wirft mir einen frustrierten Blick zu. »Du immer mit deinem Schon gut . Du kannst ruhig zugeben, dass du in Panik geraten bist. Ist doch nichts dabei! Ich würde mich auch zu Tode erschrecken, wenn mir plötzlich mein Ex über den Weg liefe, nachdem ich ihn um die sechs Wochen nicht gesehen habe.«

»Sieben.«

»Okay, dann eben sieben.«

Finn bricht ihren Keks in der Mitte durch und gibt mir die größere Hälfte.

»Wenn ich du wäre, wüsste ich, was ich tun würde.«

Mit dem Daumen reibe ich so lange über ein Schokostückchen, bis es schmilzt. Ich weiß auch, was Finn an meiner Stelle tun würde. Rache üben. Einen anderen Jungen küssen. Ordentlich abfeiern und noch mehr Jungs küssen. Ihn VERGESSEN!!!, und zwar genau so geschrieben. Sie hat mir bestimmt schon hundert Mal gesagt, ich solle endlich aufhören, mich im Liebeskummer zu suhlen, und mein Leben wieder in die Hand nehmen. Sonst kommst du nie über ihn weg, hat sie erst neulich gemeint, als sie mich dabei erwischt hat, wie ich Wouts Facebook-Profil gecheckt habe. Aber vielleicht ist das genau der Punkt. Vielleicht will ich gar nicht über ihn hinwegkommen.

»Weißt du, der kriegt sein Fett schon noch. Denk an meine Worte. Karma is a bitch, you know.«

»Was du nicht sagst.«

»Das ist jetzt echt kein Scherz.«

Sie sagt es so überzeugt, dass ich lachen muss.

»Was?« Auf einmal wirkt sie todernst. »Du weißt doch, was Karma ist, oder?«

Ich ahme ihren verschwörerischen Ton nach und sage flüsternd: »Ja. A Bitch.« Erneut muss ich lachen. »Ach komm, Finn. Solche Sachen sagt man einfach nur, um cool zu tun. Karma is a bitch. Dabei ist das eigentlich nur Quatsch.«

Finn sieht mich an, als ob ich gerade etwas Unanständiges gesagt hätte. Über ihrer perfekten Nase erscheinen zwei perfekte Falten. »Wie kannst du nicht an das Karma glauben? Das ist, als würdest du nicht an ⦠an die Schwerkraft glauben.«

Ich runzele die Stirn. »Du glaubst also wirklich an ein Universum, das sich merkt, wer Gutes und wer Böses tut?«

»Natürlich! Wenn du etwas Schlechtes tust, kriegst du es mit gleicher Münze heimgezahlt. Tust du Gutes, kannst du auch Gutes erwarten.«

»Ja, sicher!« Ich beiße ein großes Stück von meinem Keks ab. »Ich weiß nicht, in welchem Universum du lebst, aber so funktioniert die Welt nicht.«

»Ach nein? Und warum ähnelt dann Frau van Lammeren immer mehr einer ausgepressten Zitrone?«

»Weil sie immer schlechte Laune hat?«

»Genau! Das ist ihr schlechtes Karma!«

Ich nehme Finn die Flasche aus der Hand und trinke ein paar Schluck Wasser.

Sie beugt sich ein wenig vor und sagt leise: »Das Karma ist ein Bumerang mit einem Namen darauf. Und du kannst noch so weit weglaufen, er findet immer zu dir zurück.«

»Wow«, sage ich langsam. »Und von welchem Twitter-Account hast du diese Weisheit?«

Finn pikst mich lachend seitlich ins Bein.

»Karma!«, sage ich quiekend. »Das kriegst du zurück! Karma!«

»Ja, mach dich ruhig weiter darüber lustig.« Finn schraubt den Verschluss auf die Flasche. »Aber wenn dich dein Karma einholt, heul dich nicht bei mir aus. Das Universum lässt niemanden aus, Missy. Nobody.«

Ein kalter Schauder kriecht mir den Rücken hinauf bis in den Nacken.

»Also noch mal ⦫ Finn setzt ihre Sonnenbrille wieder auf. »Wout kriegt schon noch, was er verdient. Ein Junge, der seine Freundin einfach so sitzen lässt ⦠Karma is a bitch.«

Mein Vater war noch nicht einmal eine ganze Woche ausgezogen, als Wout mit mir Schluss gemacht hat. Es war ein Freitag, wir waren im Kino gewesen und standen mit den Fahrrädern bei mir vor dem Haus. Ich wollte gerade hineingehen - nachdem er mir einen Kuss auf den Mundwinkel gegeben hatte, was ich unangenehm und merkwürdig fand, aber nicht merkwürdig genug, um eine Bemerkung zu machen -, doch er rief mich zurück.

Naiv, wie ich bin, kam ich gar nicht auf die Idee, dass er Schluss machen wollte. Ich meine: Wer verlässt denn ein Mädchen, deren Vater keine Woche vorher einen Seitensprung eingestanden hat? Wout schon. Allerdings entschuldigte er sich erst eine Minute lang für sein schlechtes Timing, bevor er zum Punkt kam.

»Ich glaube, dass ⦠dass es einfach nicht mehr geht, Jade.«

»â¦«

»Jade?«

»â¦«

»Sag etwas. Bitte.«

Er schüttelte mich sanft an der Schulter. Mein Körper gab kaum nach, so steif war ich plötzlich.

»Dass es nicht mehr geht.« Ich wollte ein Fragezeichen ans Ende setzen, aber meine Stimme war plötzlich so mechanisch wie die eines Roboters.

»Wirst du ohnmächtig? Du wirst doch jetzt nicht ohnmächtig, oder?«

»Dass es nicht mehr geht.«

»Shit. Du bist kalkweiß. Willst du dich hinsetzen? Hier, setz dich doch kurz.«

Er legte die Hände auf meine Schultern und wollte mich dazu bringen, dass ich mich auf die Gartenmauer setze. Mit...
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Autor

Daniëlle Bakhuis, geboren 1982, schrieb bereits mit 18 Jahren für dieKolumne der Mädchenzeitschrift Fancy. Nach ihrem Journalismusstudium machte sie sich als Redakteuerin selbstständig und arbeitete unter anderem auch für CosmoGIRL und Cosmopolitan. Seit 2008 schreibt sie Bücher für Jugendliche. Denkzettel ist ihr erstes Buch beim Arena Verlag. Daniëlle Bakhuis lebt in Amsterdam.