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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
216 Seiten
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am13.06.2016
Jasmin, Hanna und Jacky können es nicht fassen: Endlich haben sie eine Einladung zu DER Party bekommen! Niemand weiß, von wem die Einladung kommt und was einen an diesem Abend auf der Waldlichtung vor der Stadt erwarten wird. Denn Regel 1 lautet: Schweig wie ein Grab über die Party. Doch was Jasmin und ihre Freundinnen dann erleben, verändert sie für immer. Und Jasmin kann nicht länger schweigen, auch wenn sie selbst jetzt nicht mehr unschuldig ist.

Daniëlle Bakhuis, geboren 1982, schrieb bereits mit 18 Jahren für die Kolumne der Mädchenzeitschrift Fancy. Nach ihrem Journalismusstudium machte sie sich als Redakteuerin selbstständig und arbeitete unter anderem auch für CosmoGIRL und Cosmopolitan. Seit 2008 schreibt sie Bücher für Jugendliche. Denkzettel ist ihr erstes Buch beim Arena Verlag. Daniëlle Bakhuis lebt in Amsterdam.
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Produkt

KlappentextJasmin, Hanna und Jacky können es nicht fassen: Endlich haben sie eine Einladung zu DER Party bekommen! Niemand weiß, von wem die Einladung kommt und was einen an diesem Abend auf der Waldlichtung vor der Stadt erwarten wird. Denn Regel 1 lautet: Schweig wie ein Grab über die Party. Doch was Jasmin und ihre Freundinnen dann erleben, verändert sie für immer. Und Jasmin kann nicht länger schweigen, auch wenn sie selbst jetzt nicht mehr unschuldig ist.

Daniëlle Bakhuis, geboren 1982, schrieb bereits mit 18 Jahren für die Kolumne der Mädchenzeitschrift Fancy. Nach ihrem Journalismusstudium machte sie sich als Redakteuerin selbstständig und arbeitete unter anderem auch für CosmoGIRL und Cosmopolitan. Seit 2008 schreibt sie Bücher für Jugendliche. Denkzettel ist ihr erstes Buch beim Arena Verlag. Daniëlle Bakhuis lebt in Amsterdam.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401805771
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum13.06.2016
Seiten216 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1949257
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Bleib einfach ganz ruhig liegen. Wenn du dich nicht bewegst, kann gar nichts passieren.«

Jacky bohrt ihre Knie so fest in meine Oberarme, dass es wehtut. Ich liege mit baumelnden Füßen quer über ihrem Doppelbett, während mein Nacken unbequem auf der harten Kante einer Spülschüssel hängt. Jacky sitzt breitbeinig auf mir. Langsam zieht sie eine Dose Red Bull auf und kurz danach riecht es so säuerlich, dass mir übel wird.

»Mhm, einfach köstlich.« Jacky hält sich die Dose unter die Nase und atmet tief ein. »Hanna, filmst du?«

Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Hanna ihr iPhone bereithält. Ich drehe den Kopf weg. Die Kante der Spülschüssel schneidet mir in den Nacken. »Nicht filmen. Bitte.«

Im nächsten Moment packt Olivia meinen Kopf und dreht ihn zur Seite. Ihre Nägel bohren sich in die dünne Haut über meinem Ohr.

»Au!«

»Entschuldige.« Olivia beugt sich über mich. Ihr Pferdeschwanz kitzelt mich wie ein Pinsel im Gesicht. »Lächle doch mal kurz in die Kamera! Jasmin ⦠Cheese.«

Ich beiße die Zähne zusammen und gucke so böse wie möglich in die Kamera. Ich weiß, dass es sinnlos ist, aber es ist das letzte bisschen Widerstand, das ich noch leisten kann.

»Mund auf!« Jacky drückt meine Wangen zusammen, als wäre ich ein Kleinkind. »Und jetzt auflassen. Wenn du das nicht schaffst, gießen wir dir in den nächsten sechs Sekunden Essig rein.«

Stöhnend gebe ich ein kleines Stück mit dem Unterkiefer nach.

Seit dieser schrecklichen Geschichte mit dem Trichter und dem Tequila im letzten Sommer finde ich solche Spiele einfach nur grauenhaft. Ich sehe uns noch um das Lagerfeuer sitzen, während irgend so ein Typ aus Deutschland mit einem Trichter und einer Flasche Tequila die Runde machte. Jacky war schon durch - und nicht ein Tropfen war danebengegangen; Olivia auch, sie musste nur ein bisschen husten. Dann war ich dran. Als ich den Kopf in den Nacken legte und die Öffnung des Trichters knapp zehn Zentimeter über meinem Mund schweben sah, hatte ich schon so eine Ahnung, dass es schiefgehen würde. »Bereit?«, rief der Deutsche und hielt, ohne meine Antwort abzuwarten, die Flasche waagerecht. Wie ein Tsunami floss der Tequila aus dem Trichter. Er war überall: in meiner Nase, in meinen Augen, meine Ohrmuschel war die reinste Badewanne. Ich bin noch Tage später mit roten Augen und einem beißenden Geruch nach Alkohol in der Nase herumgelaufen.

»Sechs Sekunden!«, kreischt Jacky. »Die sechs Sekunden fangen gleich an! Hanna, zählst du?« Sie kneift in die Dose. Ein paar Tropfen klatschen mir auf die Stirn.

»Bist du bereit?« Hanna sieht mich an und streckt einen Finger in die Luft. »Eins ⦫

Ich atme tief ein und kneife die Augen zusammen. Ein dünner Strahl Red Bull erreicht meine Lippen. Ich spitze den Mund, um das Gesöff ohne Sauerei aufzufangen. Die Kohlensäureblasen zerplatzen unter meiner Nase.

»â¦ zwei, drei ⦫

»Ja, von wegen. So kann ich das auch.« Olivia drückt mir so heftig die Nase zu, dass ich reflexartig nach Luft schnappe. Ein großer Schwall Red Bull ergießt sich über mein Gesicht. Und noch einer. Ich will husten, aber das beißende, saure Zeug strömt mir unaufhaltsam weiter in den Mund.

»Mund weiter auf!«

»Jetzt mach halt den Mund weiter auf!«

»â¦ vier ⦠fünf ⦫

So fühlt es sich also an, wenn man ertrinkt, denke ich plötzlich. Ich versuche, den Kopf zu bewegen, aber Olivia gibt mir keinen Zentimeter Raum.

»â¦ sechs!«

Der Red-Bull-Strom versiegt und im selben Moment lässt der Druck auf meine Oberarme und auf meinen Kopf nach. Hustend richte ich mich auf. Die Tränen laufen mir über die Wangen.

»Beim nächsten Mal musst du dich aber mehr anstrengen.« Jacky setzt die Dose an den Mund und genehmigt sich den letzten Schluck. Dann wirft sie mir eine Packung Taschentücher von ihrem Nachttisch zu. »Guck mal, was du für eine Sauerei gemacht hast. Du darfst heute Nacht auf dieser Seite schlafen.«

Ich huste noch ein paar Mal, um den Hals freizukriegen.

»Geht es?«, höre ich Olivia sagen.

Mit ruckartigen, schnellen Bewegungen wische ich mir die Wangen trocken. »Top.« Ich mache den Haarknoten auf, den ich wie ein Einhorn hoch auf der Stirn befestigt hatte. Stöhnend schnuppere ich an meinen Haaren, nehme eine Locke zwischen Daumen und Zeigefinger und drücke sie Jacky ins Gesicht. »Riech mal! So lassen die mich doch nachher niemals rein!«

Jacky zieht die Nase hoch und beugt sich über mich zur Spülschüssel. »Man riecht nichts. Echt nicht.«

Hanna lässt sich neben mich aufs Bett fallen und klickt mit dem Daumen den Film an, den sie gerade gemacht hat. »Ich habe ihn schon in unsere WhatsApp-Gruppe gestellt.« Sie versetzt mir einen Stoß in die Seite. »Nachher schicke ich ihn dir. Guck mal, wie süß du aussiehst.«

In dem Film sehe ich ein Mädchen mit fest zusammengekniffenen Augen daliegen. Es zappelt und wirft den Kopf hin und her wie ein Kleinkind, festgehalten von einem anderen dunkelhaarigen Mädchen. Ich sehe, wie das erste Mädchen wild schnaubt, als das zweite die Dose aufrechter hält. Statt eines dünnen Strahls strömt das Red Bull jetzt schwallartig aus der Dose. Es pladdert ihr auf den Mund, aber wie Ertrinken sieht es nicht wirklich aus. Als ob das überhaupt möglich wäre in sechs Sekunden. »Sechs!«, höre ich Hanna im Film rufen, dann endet die Aufnahme.

Sich selbst in einem Film zu sehen, ist eine Sache. Sich selbst in einem Film zu sehen und darin einen hoffnungslosen Fall abzugeben, ist eine andere Nummer.

Ich sehe Hanna an. »Bitte stell das nicht in die Gruppe.« Das ist das Problem, wenn man selbst nur ein Handy hat, mit dem man höchstens ein paar altmodische Spiele spielen kann. Ich habe keine Ahnung, in welchen WhatsApp-Gruppen der Film schon gelandet ist. Ganz schön peinlich, wenn die ganze Schule sehen kann, dass man sich sechs Sekunden lang wie ein Baby benommen hat, inklusive Daumen im Mund und unverständlichem Gebrabbel, man selbst aber null Ahnung hat, wie lächerlich man tatsächlich aussah.

Jacky klickt bei Spotify eine Liste an und sofort singt Jay-Z genau an der Stelle weiter, an der er ein paar Sekunden zuvor unterbrochen wurde. Sie bewegt den Kopf im Takt. »Das bedeutet, dass du jetzt wieder dran bist, dir eine Aufgabe zu überlegen, Jasmin.« Im Rhythmus der Musik tanzt sie in meine Richtung und legt mir einen Finger unter das Kinn, so, als wäre sie einer der sexy Typen in diesen Clips. »Jedenfalls, wenn dir was einfällt. Wir können noch hundert ausprobieren, kein Thema.«

Das ist das Tolle an einer Sechs-Sekunden-Aufgabe: Dafür ist immer Zeit. Viel länger dauert es, sich was Gutes auszudenken. Eine coole Idee für sechs Sekunden!

Angefangen hat alles mit den Gerüchten über DIE PARTY. DIE PARTY ist so geheim, dass die Location erst wenige Stunden vor Beginn bekannt gegeben wird. Angeblich, so wird gemunkelt, testen DJs dort anonym die neueste Musik und Getränke und Drogen sind gratis. Doch DIE PARTY ist nicht nur geheim, sondern auch exklusiv: Nicht jeder bekommt eine Einladung. Höhepunkt der Party ist DIE ABRECHNUNG. Laut den Geschichten, die darüber kursieren, melden sich um Mitternacht zehn Freiwillige. Diese stellen sich in einem markierten Feld auf und werfen abwechselnd so lange Geld auf den Boden, bis einer von ihnen sich danach bückt. Manchmal sind es fünfzig Euro, manchmal tausend. Jeder darf jederzeit nach dem Geld greifen. Wer es tut, hat genau sechs Sekunden Zeit, so viel Geld wie möglich an sich zu raffen, während die anderen neun auf ihn eintreten. Schreien, heulen oder flehen macht von der ersten bis zur sechsten Sekunde keinen Sinn. Nach sechs Sekunden ist die Abrechnung vorbei. Das übrig gebliebene Geld wird unter den anderen neun Leuten verteilt und der DJ legt die nächste Nummer auf.

Die Sache mit den sechs Sekunden faszinierte uns. Das war definitiv cooler als das müde YOLO, das sich so gut wie jeder als Lebensmotto auf die Fahne geschrieben hatte. Also überlegten wir uns Mini-Aufgaben füreinander, die genau sechs Sekunden dauerten. Schnell entwickelte sich daraus die ungeschriebene Regel, dass es nicht geht, eine Aufgabe zu verweigern. Denn was sind schon sechs Sekunden eines ganzen Lebens? Wer nicht einmal sechs Sekunden lang den Mut hat, etwas zu tun, ist ein ziemlicher Loser. Also musste sich Jacky mit rotem Lippenstift SCHLAMPE auf die Stirn schreiben und so sechs Sekunden lang durch die Schule laufen. Ich musste mit verbundenen Augen barfuß eine Hundewiese überqueren. Dabei bin ich nicht mal in einen frischen Hundehaufen getreten. Dafür aber auf einen harten, getrockneten Köttel, der dort wahrscheinlich schon seit Tagen lag. Olivia schrie sechs Sekunden lang im stillen Klassenzimmer - während einer Klassenarbeit (Herr Poel dachte, sie sei verrückt geworden) und Hanna musste im Bus sechs Sekunden lang herumspringen wie ein Frosch. Bisher stand der Zähler für verweigerte Aufgaben auf null, auch wenn ich tagelang mit...
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Autor

Daniëlle Bakhuis, geboren 1982, schrieb bereits mit 18 Jahren für dieKolumne der Mädchenzeitschrift Fancy. Nach ihrem Journalismusstudium machte sie sich als Redakteuerin selbstständig und arbeitete unter anderem auch für CosmoGIRL und Cosmopolitan. Seit 2008 schreibt sie Bücher für Jugendliche. Denkzettel ist ihr erstes Buch beim Arena Verlag. Daniëlle Bakhuis lebt in Amsterdam.