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Euer Hass hat kein Gesicht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
160 Seiten
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am13.08.2015
'Du bist dumm. Du bist fett. Du bist hässlich.' Jessica war zwölf Jahre alt, als die Beschimpfungen anfingen. Nur weil Jessica sich schützend vor ein anderes Mädchen gestellt hatte. Jahrelang war sie den Anfeindungen ihrer Mitschüler ausgesetzt. Viele Schüler machten mit, aber durch die Anonymität des Internet blieben einige der Täter unentdeckt. Jessica schämte sich, glaubte die Lügen irgendwann selbst. Erst als Jessica die Schule wechselt, haben die Demütigungen ein Ende.

Jessica Gehres war zwölf Jahre alt, als sie sich für eine Mitschülerin einsetzte - und prompt begannen die Mobbing-Attacken im Internet gegen sie. Zwei Jahre lang kursieren über sie Lügen im Internet und ihre Mitschüler beschimpfen sie, ohne dass sie ihr ins Gesicht sehen müssen. Heute lebt Jessica Gehres in Wuppertal und engagiert sich im Bündnis gegen Cybermobbing.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR6,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

Klappentext'Du bist dumm. Du bist fett. Du bist hässlich.' Jessica war zwölf Jahre alt, als die Beschimpfungen anfingen. Nur weil Jessica sich schützend vor ein anderes Mädchen gestellt hatte. Jahrelang war sie den Anfeindungen ihrer Mitschüler ausgesetzt. Viele Schüler machten mit, aber durch die Anonymität des Internet blieben einige der Täter unentdeckt. Jessica schämte sich, glaubte die Lügen irgendwann selbst. Erst als Jessica die Schule wechselt, haben die Demütigungen ein Ende.

Jessica Gehres war zwölf Jahre alt, als sie sich für eine Mitschülerin einsetzte - und prompt begannen die Mobbing-Attacken im Internet gegen sie. Zwei Jahre lang kursieren über sie Lügen im Internet und ihre Mitschüler beschimpfen sie, ohne dass sie ihr ins Gesicht sehen müssen. Heute lebt Jessica Gehres in Wuppertal und engagiert sich im Bündnis gegen Cybermobbing.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401804804
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum13.08.2015
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1782387
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

»Mamas Medikamentenschrank plündern, ganz viele
Pillen schlucken, einschlafen.«

Tagebucheintrag von Jessica, Beginn 7. Klasse

Hi, ich bin s, Kerry«, beginnt die neue Nachricht in meinem Posteingang.

Komisch â¦, wundere ich mich. Kerry hat mir bis jetzt noch nie geschrieben. Wir kennen uns zwar, weil sie in meine Parallelklasse geht, aber normalerweise haben wir nichts miteinander zu tun. Wobei eigentlich niemand aus meiner Schule noch etwas mit mir zu tun hat, seit das mit der Mobberei wieder so schlimm geworden ist. Sofort pocht mein Herz mindestens drei Takte schneller und ich spüre Panik: Es bedeutet GARANTIERT nichts Gutes, wenn sich Kerry plötzlich übers SchülerVZ bei mir meldet. Automatisch umklammere ich die Maus etwas fester, so als könne ich mich an ihr festhalten. Dann schließe ich kurz die Augen, um die Tränen zu unterdrücken.

Ich habe es so satt! Ich will das nicht mehr! Ich kann das nicht mehr!

Zwei oder drei Mal hole ich tief Luft, dann habe ich mich wieder einigermaßen im Griff. Ich öffne die Augen, um zurück auf den Monitor zu schauen. Da steht: »Ich muss dir was sagen. Aber nur, wenn du schwörst, dass du niemandem verrätst, dass du es von mir hast! Ich möchte mit denen keinen Ärger bekommen.«

MIT DENEN!

Schon klar! Ich weiß, wen sie meint: meine alte Clique. Athina und die anderen.

Mir wird schlecht.

Schnell tippe ich: »Natürlich verrate ich dich nicht! Ich bin ja froh, wenn mir jemand sagt, was los ist.« Dann drücke ich auf »senden« und warte mit rasendem Herzen auf Kerrys Antwort. Die Ungewissheit nagt an mir. Was sie zu sagen hat, muss etwas Schlimmes sein, sonst hätte sich Kerry nicht bei mir gemeldet - ein Mädchen, das ich kaum kenne.

Jetzt füllen sich meine Augen doch mit Tränen. Da hilft auch kein Blinzeln oder tiefes Atmen mehr. Langsam kullern die Tränen über meine Wangen, sammeln sich kurz am Kinn und klatschen dann auf meine Arme, die ich schützend vor mir verschränkt halte. Meine Haut juckt. Das liegt an der Neurodermitis, die meldet sich zuverlässig, sobald ich Stress bekomme. Auch jetzt kann ich mir das Kratzen nicht verkneifen. Obwohl ich weiß, dass es nicht gut ist, kratze ich.

Mit einem Taschentuch tupfe ich mir die Tränen vom Gesicht. Dann lasse ich mich gegen die Lehne des Schreibtischstuhles fallen, die mich weich auffängt. Ich habe es so satt, dass ich brechen könnte! Diese ständige Angst, diese ständige Anspannung, dieses ständige Warten, was sie sich als Nächstes einfallen lassen, um mich fertigzumachen. Ich kann nicht mehr! Habe keine Kraft mehr. Die letzten anderthalb Jahre haben mich mürbe gemacht. SIE haben mich mürbe gemacht. Ich bin gar nicht mehr ich selbst. Ich bin gar nichts mehr. Ein richtiges Wrack.

Mein Blick hängt jetzt irgendwo zwischen Zimmerdecke und Fenster. Aber ich erkenne nichts - es ist einfach nur hell. Nichts von dem, was meine Augen sehen, kommt in meinem Gehirn an. Alles ist wie blockiert. Schockstarr.

Das Mobbing geht in eine neue Runde. Ich bin nicht mehr nur die fette, hässliche, stinkende Jessica. Das kennen ja schon alle. Deshalb würde mich Kerry nicht anschreiben. Leider lässt sie mich ein wenig zappeln. Wahrscheinlich muss sie noch mal abwägen, ob sie es mir wirklich verraten kann. Immerhin setzt sie sich damit der Gefahr aus, selbst in die Schusslinie zu geraten - so wie es bei mir angefangen hat. Ich wollte damals auch nur jemanden warnen â¦

Dabei kann sich Kerry ganz sicher sein, dass ich ihr das nicht antun werde. Außerdem bin ich wirklich zutiefst dankbar, wenn mich zwischendurch mal irgendjemand wie einen Menschen behandelt.

Mein Blick kehrt zum Monitor zurück. Sosehr ich Kerrys Antwort entgegenfiebere, so sehr habe ich Angst vor ihr. Doch als sie sich endlich mit einem Pling! ankündigt, kann ich sie nicht sofort lesen. Sobald der Briefumschlag auf dem Bildschirm erscheint, habe ich das Gefühl, man würde mir den Atem nehmen. Als würde der Raum um mich herum schrumpfen. Die restliche Luft weicht aus meinen Lungen. Ich verliere den Boden unter den Füßen. Alles ist weg. Und plötzlich schüttelt mich ein Heulkrampf. Stress, Anspannung und Panik überwältigen mich.

Ich habe doch jetzt schon keine Kraft mehr. Wie soll ich das, was nun kommt, noch ertragen?

Ich schluchze in die Hand, die ich mir so fest vor den Mund presse, dass ich kaum mehr Luft bekomme.

Dabei muss ich mich doch zusammenreißen! Muss mich sammeln. Es ist bestimmt nur eine Frage der Zeit. Irgendwann werden sie aufhören. Bestimmt. Ich muss nur bis dahin durchhalten. DURCHHALTEN! Dann wird alles wieder gut.

Allmählich wird mein Atem ruhiger. Auch die Tränen kullern nun wieder ganz langsam und vorsichtig über mein Gesicht, fast so, als würden sie es streicheln. Jetzt endlich kann ich Kerrys Nachricht lesen.

Ich fahre mit der Maus auf den Briefumschlag. Da steht: »Sie haben im SchülerVZ eine Gruppe gegen dich gegründet. Sie heißt Wir hassen Jessica . Da schreiben sie lauter fiese Sachen über dich und haben auch ein Foto veröffentlicht.«

Ein Foto von mir? Im Internet?

»Was für ein Foto?«, schreibe ich, so schnell ich kann. Dabei ahne ich es schon. Nein, ich weiß es ganz genau. Es ist garantiert vom letzten Klassenausflug in den Wuppertaler Zoo. Den wollte ich eigentlich schwänzen.

An Schultagen habe ich wenigstens die Möglichkeit, mich in den Pausen im Klo zu verstecken. An Wandertagen habe ich gar keine Chance auf Deckung. Deshalb hatte ich schon vorher Angst, da hinzugehen. Und dann habe ich mich doch dazu durchgerungen. Ganz offenbar ein Fehler! Dabei hatte ich erst so ein gutes Gefühl ⦠Im Zoo waren sie nämlich total nett zu mir. Ich habe mich darüber gefreut, weil ich ja immer hoffe, dass sie mich irgendwann in Ruhe lassen. In der Essenspause haben sie mich sogar gefragt, ob ich nicht mit ihnen »Wahrheit oder Pflicht« spielen möchte. Das ist bei uns gerade total angesagt. Wer dran ist, muss entweder eine unangenehme Frage ehrlich beantworten (»Wahrheit«) oder etwas machen, was die anderen bestimmen dürfen (»Pflicht«). Wir waren zu acht und Ben, mein Schwarm, war auch dabei. Er musste jemanden nach einer Zigarette fragen. Wir anderen haben uns natürlich schiefgelacht. Es war so lustig, weil Ben als überzeugter Sportler NIEMALS rauchen würde.

Nach ihm war Jasmin dran. Sie sollte nur am Kiosk neue Chips kaufen. Allerdings hat sie nur eine kleine Tüte genommen, aber ich habe mich gar nicht getraut zuzugreifen, weil ich Angst hatte, dass sie mich sonst wieder als fette Kuh beschimpfen.

Und dann kam ich an die Reihe. Ich entschied mich für »Wahrheit«. Das erschien mir sicherer, weil ich ja zur Not bei einer besonders unangenehmen Frage schwindeln könnte. Aber Athina - sozusagen die Anführerin der Clique und eigentlich sogar der ganzen Klasse - schüttelte den Kopf: »Nein, du musst auch Pflicht nehmen«, bestimmte sie.

Und alle anderen nickten bestätigend: »Ja, musst du!«

Eigentlich kannte ich das Spiel zwar so, dass jeder frei wählen durfte, aber ich war so froh, dass sie mich überhaupt mitspielen ließen. Da wollte ich mich nicht alleine gegen die Gruppe stellen. Dann also »Pflicht«.

Athina grinste breit. Das hätte mich misstrauisch machen sollen!

Sie hatte natürlich sofort eine Idee, was ich tun könnte. Laut krakeelte sie: »Du musst Ben küssen!«

Das war ein mittelschwerer Schock für mich. Ausgerechnet Ben! Den coolen Ben, in den ich heimlich verliebt war. Er war der sportlichste, witzigste, hübscheste Junge unseres gesamten Jahrgangs. Ein richtiger Sonnyboy! Ich glaube, außer mir schwärmen auch alle anderen Mädchen für ihn - wahrscheinlich sogar von der fünften bis zur achten Klasse.

Mein Herz raste. Ausgerechnet ihn sollte ich nun küssen! Noch dazu wäre es mein erster Kuss!

Am liebsten hätte ich mich gedrückt, aber dann hätten sie mich bestimmt gleich wieder ausgeschlossen oder ausgelacht. Und es war ja schließlich nicht meine Idee, sondern nur wegen des dämlichen Spiels. Ich nahm meinen Mut zusammen, drehte meinen Kopf und drückte Ben einen schnellen Schmatzer auf die Lippen.

Klick! Bevor ich mich versah, hatte Jasmin schon ein Foto mit ihrem Handy geschossen.

»Hey!«, rief ich. »Was soll das?«

Aber Jasmin ging gar nicht darauf ein, sondern versuchte abzulenken, indem sie stichelte: »Nicht gleich rot werden!«

Und Nadine stänkerte hinterher: »Na, war s schön? Das wolltest du doch!«

Ihre Seitenhiebe fand ich zwar blöd, weil Ben nun natürlich ahnen musste, dass ich ihn gut fand. Aber vor allem beunruhigte mich das mit dem Foto. Wozu hatte sie es gemacht?

Als Jasmin merkte, dass ich sie die ganze Zeit wütend anstarrte, hantierte sie demonstrativ an ihrem Handy herum und behauptete, dass sie das Bild wieder gelöscht hätte.

Ich hatte zwar ein blödes Gefühl, aber was hätte ich denn tun sollen? Ihr das Handy entreißen? Unmöglich! Also versuchte ich, den Gedanken zu verdrängen. Unsere...
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Jessica Gehres war zwölf Jahre alt, als sie sich für eine Mitschülerin einsetzte - und prompt begannen die Mobbing-Attacken im Internet gegen sie. Zwei Jahre lang kursieren über sie Lügen im Internet und ihre Mitschüler beschimpfen sie, ohne dass sie ihr ins Gesicht sehen müssen. Heute lebt Jessica Gehres in Wuppertal und engagiert sich im Bündnis gegen Cybermobbing.
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