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Stürmische Côte d'Azur

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am08.04.20161. Auflage
Der dritte Band der Côte-d'Azur-Krimireihe: Commissaire Léon Duval ist reif für die Insel Seine Ermittlungen führen den Kommissar Léon Duval auf die Insel Sainte Marguerite. Unmittelbar vor Cannes gelegen, ist sie ein beliebtes Naherholungsgebiet, im Sommer pendeln die Fähren unablässig zwischen der Stadt und dem kleinen Inselhafen hin und her. Doch inzwischen ist es Herbst geworden, ein Sturmtief liegt über der Bucht, als auf einer Yacht im Hafen von Sainte Marguerite ein Matrose ermordet aufgefunden wird. Duval und sein Ermittlungsteam machen sich an die Arbeit. Bald wird jedoch der Fährverkehr eingestellt, und Duval führt die Ermittlungen vor Ort allein weiter. Er mietet sich im Forsthaus ein, und zum Glück gibt es im Inselrestaurant eine hervorragende Köchin. Doch nicht nur das Wetter ist stürmisch, auch der Mordfall entwickelt sich turbulent, denn kurz nach Duvals Eintreffen auf der Insel wird eine zweite Leiche gefunden. Und auch privat bewegt sich der Kommissar nicht unbedingt in ruhigem Fahrwasser.

Christine Cazon, Jahrgang 1962, hat ihr altes Leben in Deutschland gegen ein neues in Südfrankreich getauscht. Sie lebt mit ihrem Mann und Katze Pepita in Cannes, dem Schauplatz ihrer Krimis mit Kommissar Duval.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDer dritte Band der Côte-d'Azur-Krimireihe: Commissaire Léon Duval ist reif für die Insel Seine Ermittlungen führen den Kommissar Léon Duval auf die Insel Sainte Marguerite. Unmittelbar vor Cannes gelegen, ist sie ein beliebtes Naherholungsgebiet, im Sommer pendeln die Fähren unablässig zwischen der Stadt und dem kleinen Inselhafen hin und her. Doch inzwischen ist es Herbst geworden, ein Sturmtief liegt über der Bucht, als auf einer Yacht im Hafen von Sainte Marguerite ein Matrose ermordet aufgefunden wird. Duval und sein Ermittlungsteam machen sich an die Arbeit. Bald wird jedoch der Fährverkehr eingestellt, und Duval führt die Ermittlungen vor Ort allein weiter. Er mietet sich im Forsthaus ein, und zum Glück gibt es im Inselrestaurant eine hervorragende Köchin. Doch nicht nur das Wetter ist stürmisch, auch der Mordfall entwickelt sich turbulent, denn kurz nach Duvals Eintreffen auf der Insel wird eine zweite Leiche gefunden. Und auch privat bewegt sich der Kommissar nicht unbedingt in ruhigem Fahrwasser.

Christine Cazon, Jahrgang 1962, hat ihr altes Leben in Deutschland gegen ein neues in Südfrankreich getauscht. Sie lebt mit ihrem Mann und Katze Pepita in Cannes, dem Schauplatz ihrer Krimis mit Kommissar Duval.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462315516
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum08.04.2016
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.3
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2979 Kbytes
Artikel-Nr.1881780
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis 2

Schon lange wollte Duval den Inseln vor Cannes einen Besuch abstatten, aber er hätte sich gewünscht, dass es nicht gerade an einem absolut verregneten Tag stattfände, bei dem die Fähre zudem noch mit böigem Wind und entsprechendem Wellengang zu kämpfen hatte. Der Bug des kleinen Fährschiffs hob und senkte sich und die Wellen klatschten hart an die Fenster. Ihm war schlecht und er war angespannt. Sein Magen hob und senkte sich im Rhythmus der Fähre und er wusste nicht, ob er weiterhin im Inneren der Fähre ausharren sollte: In der Mitte des Bootes sei von den Schlingerbewegungen am wenigsten zu spüren, hieß es immer, oder ob er sich für alle Fälle vorsichtshalber Richtung Heck bewegen sollte. Auch wenn er sich keinesfalls übergeben wollte. Er hoffte inständig, dass auch kein anderer sich übergeben müsste. Schon die Vorstellung davon ließ ihn würgen. Der Schiffsmotor unter seinen Füßen stampfte, dröhnte und vibrierte. Obwohl die Fähre halb offen war, roch es im Inneren leicht nach Diesel. Das machte die Sache nicht besser. Er sah sich nach Villiers um. »Leiche am Morgen bringt Kummer und Sorgen«, hatte Villiers vorhin noch gescherzt und mit den Fährleuten gelacht. Dass er nun ganz gegen seine Gewohnheit weder sprach noch Witze riss, konnte nur bedeuten, dass auch er mit Übelkeit zu kämpfen hatte. Jawohl, auch Villiers starrte nur stur geradeaus und Duval fand ihn etwas blass im ansonsten kaffeebraunen Teint. Duval betrachtete ihn argwöhnisch. Er hoffte inständig, dass Villiers sich nicht übergeben würde. Er selbst konnte sich nicht übergeben. Er wusste selbst nicht, warum. Als Kind, wenn er zu viel gegessen hatte, hatte er manchmal stundenlang auf den kühlen Fliesen des Badezimmerbodens gelegen und wimmernd und stöhnend darauf gewartet, dass die Übelkeit nachlassen würde. Keinesfalls konnte er den Kopf über die Toilettenschüssel beugen und sich erleichtern, so wie andere es taten. Allein die Vorstellung vom Erbrechen war ihm so zuwider, dass er sofort würgen musste, aber erbrechen konnte er sich nicht. Tapfer ertrug er die Übelkeit beim Autofahren und hielt stets eine Hand in den Fahrtwind und drückte die Stirn an die kühle Scheibe. Ihm wurde auch aus anderen Gründen schnell übel, so ekelte er sich vor allem Schleimigen, vor Exkrementen und deren Geruch. Er ging mit dieser Empfindlichkeit vor allem seinem Vater auf die Nerven, der ihn wiederholt in den Ferien auf einen Bauernhof geschickt hatte: Der Umgang mit Kühen und Schweinen, ihr Geruch und vor allem der Anblick und Geruch ihrer Exkremente sollten ihn wohl abhärten. Vielleicht war es sogar gelungen, er hatte den Anblick der Kuhfladen und ihren Geruch mit Todesverachtung durchgestanden, aber es war vor allem der säuerliche Geruch des Silofutters, der ihm auf dem Hof zu schaffen gemacht hatte. Er hatte ihm jedes Mal so auf den Magen geschlagen, dass er während des gesamten Aufenthaltes so gut wie nichts essen konnte. Duval verzog angewidert das Gesicht, als er daran dachte. Er warf erneut einen Blick zu Villiers. Er war blass und schweigsam, sah aber nicht aus, als würde er sich gleich über die Reling hängen, um die Fische zu füttern. Diese Ausdrücke auch. Duval würgte es erneut.

Commandant Noah Villiers hatte seine Hautfarbe und seine Unbeschwertheit von seiner Mutter geerbt, einer kleinen fröhlichen und rundlichen Réunionnaise. Dass er Polizist geworden war, lag am Einfluss seines Vaters, eines Angehörigen des französischen Militärs, das auf der Insel La Réunion stationiert war.

Duval streifte mit einem prüfenden Blick die ältere Dame, einziger Passagier neben ihm und Villiers auf der kleinen Fähre. Die PTS, die Police Téchnique et Scientifique, und der Gerichtsmediziner waren schon vor Ort. Der Dame schienen die Schlingerbewegungen der Fähre ebenso wenig auszumachen wie der Besatzung. Sie schrie vielmehr gegen den Lärm des Bootes an, um sich mit einem Mann der Besatzung zu unterhalten. Sie hatte einen Trolley bei sich, vermutlich hatte sie Einkäufe auf dem Festland gemacht.

Die Fähre pflügte unbeirrt durch die Wellen, die noch höher geworden waren, seit sie aus der Bucht von Cannes aufs offene Meer gelangt waren. Duval sah stumm geradeaus. »Die Bewegungen des Schiffes vorwegnehmen«, hatte er irgendwo gelesen, aber, so fürchtete er, wenn er jetzt versuchte sich »mit wiegenden und federnden Schritten« zu bewegen, würde er genauso rhythmisch seinen Mageninhalt von sich geben. Vielleicht hätte er weniger Kaffee trinken sollen. Das Schiff rollte wieder heftig und Duval schoss bitterer Magensaft in den Mundraum. Er krampfte sich an der Bank fest, schluckte und schloss die Augen, nur um sie sofort wieder zu öffnen. Schweiß brach ihm aus. Angestrengt starrte er vor sich hin. »Konzentrier dich, konzentrier dich. Ganz ruhig!«, befahl er sich. »Atmen. Einatmen, ausatmen.« Es musste ja gleich vorbei sein. Die Inseln lagen nur wenige Kilometer vor Cannes. Eine Viertelstunde dauerte die Fahrt normalerweise, und trotz des widrigen Wetters wäre die Fähre auch heute nicht länger als zwanzig Minuten unterwegs, wie ihm die freundliche Kassiererin in ihrem kleinen Kassenhäuschen versicherte, als sie ihm seine Fahrkarte ausdruckte. Hatte sie ihm die Seekrankheit schon angesehen? Woher hatte er das? Auch Matteo, seinem Sohn, wurde beim Autofahren jedes Mal und fast sofort in der ersten Kurve schlecht. Anders als ihm gelang es seinem Sohn aber, selbst in die kleinste Papiertüte zu spucken, die man ihm in aller Eile hinhielt. Die Hélène ihm hinhielt wohlgemerkt, denn Duval sprang jedes Mal panisch aus dem Auto. Weder das Geräusch noch den Geruch konnte er ertragen. Und danach konnte er nur mit weit geöffnetem Fenster weiterfahren und sah das blasse Gesichtchen seines Sohnes gequält durch den Rückspiegel an. Hélène war abwechselnd wütend oder sie schämte sich für ihn. Niemals konnte sie vergessen, dass er Matteo als Baby angeekelt beinahe fallen gelassen hatte, als dieser auf seiner Schulter einen feuchtwarmen Rülpser geblubbert hatte. Duval hatte es auch nie vergessen und er schämte sich dafür. Aber er wusste einfach nicht, wie er den Ekel abstellen sollte. »Du hast eine Emetophobie«, hatte Hélène ihm eines Tages erklärt, und ihm eine Internetseite gezeigt, wo diese seltene Störung erklärt wurde. Er zuckte die Achseln. Jetzt hatte sein Verhalten einen Namen. Na und? Tatsächlich kamen ihm die beschriebenen Symptome bekannt vor, aber er war weder magersüchtig noch depressiv, auch schränkte er weder sein Essverhalten und sein Leben besonders ein, fand er. »Du könntest mit einem Therapeuten die Ursache suchen, dann löst sich diese Phobie vielleicht!«, hatte Hélène mehr als einmal genervt gefordert, die fand, dass er seine Kinder mit seiner Phobie anstecke und zu übertriebener Reinlichkeit anhielt. Mit abgewandtem Kopf reichte er ihnen demonstrativ ein Taschentuch, wenn sie schniefend die Nase hochzogen oder ihnen Rotz aus der Nase lief. »Es schadet ihnen nicht, rechtzeitig ein Taschentuch zu benutzen anstatt Nasenpopel zu Kügelchen zu rollen und irgendwohin zu schnippen!«, insistierte Duval streng und damit war das Thema für ihn erledigt. Und einen Psychiater würde er deswegen schon gar nicht aufsuchen. Er hatte sich im Laufe der Jahre mit diesem Ekel arrangiert. Er versuchte allerdings Situationen, in denen es ihm oder anderen schlecht werden konnte, weitestgehend zu meiden, was nicht eben leicht war, vor allem nicht in seinem Job. Aber alles ging, solange er die Kontrolle über die Situation behielt. So ertrug er es durchaus, einen verwesenden Körper zu sehen, überraschend über das Erbrochene eines Betrunkenen zu stolpern aber war grenzwertig. Duval würgte allein beim Gedanken daran und zwang sich an etwas anderes zu denken. »Konzentrier dich, konzentrier dich. Einatmen, ausatmen.« Die zwanzig Minuten kamen ihm unendlich lang vor. Ohne den Kopf zu drehen, versuchte Duval aus den Seitenfenstern zu erspähen, wie weit sie noch von der Insel Sainte-Marguerite entfernt waren, aber die ungestümen Wellen vor dem hüpfenden Horizont ließen ihn schwindlig werden. Er stöhnte leise, und um sich abzulenken, memorierte er das, was er von den Inseln wusste.

Sainte-Marguerite und Saint-Honorat hießen die beiden kleinen Inselchen vor Cannes, die im 6. Jahrhundert zu Ligurien gehörten und damals die Namen Lero und Lerina trugen, weshalb sie bis heute auch als die Îles de Lérins bekannt sind. Saint-Honorat, die kleinere von beiden, lag von Cannes kommend versteckt hinter Sainte-Marguerite und wurde von der Abbaye de Lérins, einem Zisterzienserkloster, dominiert, in dem eine Handvoll Mönche abgeschieden lebte, die, über die Grenzen Südfrankreichs hinaus bekannte Weine und Liköre produzierten. Das Boot rollte erneut heftig und Duval verbot sich sogleich an Essen und Trinken zu denken. Er wandte sich gedanklich der ungleich kriegerischeren Geschichte von Sainte-Marguerite zu, deren mächtige Festung bis ins 19. Jahrhundert auch als Gefängnis genutzt worden war. Der berühmteste Gefangene war sicherlich der »Mann mit der Eisenmaske«, der mehr als elf Jahre hier in einer Zelle gedarbt hatte. Seine Identität war niemals preisgegeben worden, ebenso wenig der Grund, der dazu geführt hatte, dass Ludwig XIV. ihn hier hatte einsperren lassen. Legenden ranken sich bis heute um diese Gestalt. Hatte der absolutistische König sich in einem Willkürakt seines Zwillingsbruders entledigt und so seine Macht gesichert?

Die Fähre verlangsamte ihre Fahrt und Duval atmete auf. Er wagte erneut einen Blick Richtung Insel. Dunkel erstreckte sich der ausladende...
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