Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Lange Schatten über der Côte d'Azur

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am15.04.20211. Auflage
Mord auf dem Friedhof - In Band 8 der erfolgreichen Krimi-Reihe von Christine Cazon taucht Kommissar Duval ein in die wechselvolle Geschichte der Côte d'Azur. Die Ermittlungen zu seinem achten Fall führen Kommissar Léon Duval diesmal in die Vergangenheit, in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzung. Hat das, was dort begann, womöglich Auswirkungen bis heute? Einmal im Jahr, zu den Gedenktagen im November, polieren die Franzosen die Gedenksteine der Familiengräber und schmücken sie mit Chrysanthemen, Astern und Alpenveilchen. So auch in Cannes, auf dem historischen Friedhof Le Grand Jas. Auf einem der Gräber im israelitischen Feld aber liegt in einer blutroten Lache ein toter junger Mann. Duval übernimmt die Ermittlungen und erfährt schon bald, dass der junge Mann Jude war. War es eine antisemitisch motivierte Tat? Duvals Vorgesetzte wollen davon nichts wissen. Und doch schließt Duval diese Spur nicht aus, und seine Suche im Leben und Umfeld des jungen Mannes lässt eine Vergangenheit wieder aufleben, die manche lieber vergessen wollen. Aber auch privat hat Duval einiges auszustehen: Familienneuzugang Julie bekommt Zähne, und Freundin Annie hat Probleme, Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen.

Christine Cazon, Jahrgang 1962, hat ihr altes Leben in Deutschland gegen ein neues in Südfrankreich getauscht. Sie lebt mit ihrem Mann und Katze Pepita in Cannes, dem Schauplatz ihrer Krimis mit Kommissar Duval.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
HörbuchCD-ROM
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextMord auf dem Friedhof - In Band 8 der erfolgreichen Krimi-Reihe von Christine Cazon taucht Kommissar Duval ein in die wechselvolle Geschichte der Côte d'Azur. Die Ermittlungen zu seinem achten Fall führen Kommissar Léon Duval diesmal in die Vergangenheit, in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzung. Hat das, was dort begann, womöglich Auswirkungen bis heute? Einmal im Jahr, zu den Gedenktagen im November, polieren die Franzosen die Gedenksteine der Familiengräber und schmücken sie mit Chrysanthemen, Astern und Alpenveilchen. So auch in Cannes, auf dem historischen Friedhof Le Grand Jas. Auf einem der Gräber im israelitischen Feld aber liegt in einer blutroten Lache ein toter junger Mann. Duval übernimmt die Ermittlungen und erfährt schon bald, dass der junge Mann Jude war. War es eine antisemitisch motivierte Tat? Duvals Vorgesetzte wollen davon nichts wissen. Und doch schließt Duval diese Spur nicht aus, und seine Suche im Leben und Umfeld des jungen Mannes lässt eine Vergangenheit wieder aufleben, die manche lieber vergessen wollen. Aber auch privat hat Duval einiges auszustehen: Familienneuzugang Julie bekommt Zähne, und Freundin Annie hat Probleme, Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen.

Christine Cazon, Jahrgang 1962, hat ihr altes Leben in Deutschland gegen ein neues in Südfrankreich getauscht. Sie lebt mit ihrem Mann und Katze Pepita in Cannes, dem Schauplatz ihrer Krimis mit Kommissar Duval.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462302820
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum15.04.2021
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.8
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2997 Kbytes
Artikel-Nr.5425775
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis 2

Am nächsten Tag fand man das Foto des Toten neben einem kurzen Artikel in der Zeitung. Vorsichtshalber wurden weder der Fundort, das israelitische Grabfeld, erwähnt, noch die Tatsache, dass der Tote beschnitten war. Mehrere Anrufe von aufgeregten Friedhofsbesuchern gingen ein, die sich sorgten, ob sie auf dem Friedhof noch in Sicherheit seien. Andere erzählten in weitschweifiger Dramatik, wie sie einmal auf dem Friedhof von einem bedrohlich wirkenden Mann angesprochen worden seien oder dass eine Grabschale mit wundervollen Blumen vom Grab verschwunden sei. Die Polizisten seufzten. All diesen Geschichten, die häufig der Fantasie des Anrufers oder einem Kriminalfilm entstammten, mussten trotzdem ernst genommen, recherchiert und in die Akte aufgenommen werden. Am Nachmittag aber erhielten sie einen Anruf aus einem Altersheim in Nizza. Die Direktorin war sicher, in dem Toten auf dem veröffentlichten Foto den Angehörigen eines ihrer Bewohner erkannt zu haben. Léa Leroc hatte den Anruf entgegengenommen und machte sich Notizen.

»Simon Wolff, mit zwei f?«, fragte sie nach. »Silberstern. So wie man es spricht? Und der Vorname? Jakob. Ich verstehe. Und Ihr Name? Ich weiß, ich heiße auch Léa«, sagte sie. Sie stutzte. »Ich glaube nicht. Also, ich weiß es nicht hundertprozentig, aber ich glaube nicht. Sagen Sie mir noch die Adresse? 32, Avenue Général Estienne. Wo ist das etwa? In Cimiez. In Ordnung. Haben Sie schon mit ihm gesprochen?«

»Commissaire«, rief sie über den Gang. »Silberstern, so hieß doch eine der Personen in dem Grab, auf dem der Tote gefunden wurde, oder?«

»Es liegt niemand in dem Grab, aber der Name steht auf der Grabplatte. Camilla Silberstern.«

»Ich habe gerade den Anruf aus einem Altersheim in Nizza bekommen«, begann sie, »ein jüdisches Altersheim«, ergänzte sie. »Die Direktorin ist sicher, in dem jungen Mann einen Angehörigen einer ihrer Bewohner erkannt zu haben. Der Bewohner, ein älterer Herr, heißt auch Silberstern. Jakob Silberstern. Der Tote ist vermutlich sein Enkel, sagt sie. Er heißt Simon Wolff mit zwei f. Ich habe die Adresse«, sie wedelte mit einem Zettel herum.

»32, Avenue Général Estienne, dort ist das Altersheim.«

»Hat sie schon mit dem Bewohner gesprochen?«

»Nein.«

Das Altersheim Villa Jacob befand sich im Stadtteil Cimiez, weit oben, am Ende einer kleinen ruhigen Straße, umgeben von alten Villen und modernen Apartmenthäusern. Von den Balkons des etwas klobigen Gebäudes aus den Achtzigerjahren, die alle Richtung Süden zeigten, hatte man sicherlich einen großartigen Blick über Nizza und die Baie des Anges, die Engelsbucht.

»Nette Gegend«, sagte Duval. »Also, für ein Altersheim.«

»Ich weiß nicht«, die Polizistin machte ein skeptisches Gesicht. »Schöner Blick, und das ist alles? Irgendwie weit weg vom Leben. Wäre es nicht besser mitten in der Innenstadt, in der Altstadt vielleicht, umgeben von Leben und Läden? Warum glaubt man, dass die Alten es immer so ruhig haben wollen?«

»Vielleicht wollen sie es ruhig haben, vielleicht ist das realistisch? Den Blick hätte ich auf jeden Fall auch gerne.«

Nachdem sie die Sicherheitsschleuse hinter sich gebracht hatten, begrüßte sie eine junge, dynamisch wirkende Frau in einem klassischen dunkelblauen Rock und weißer Bluse, die langen Haare trug sie offen. Im großen und hellen Eingangsbereich saßen mehrere ältere Damen in blauen und grauen Ohrensesseln und starrten die Besucher neugierig an. Eine Dame erhob sich umgehend, rückte ihre Handtasche, die sie quer über den Körper trug, zurecht und trippelte mit einem Rollator davon.

»Ich bin Léa Salomon«, stellte die Direktorin sich vor.

»Wir haben telefoniert, Léa Leroc«, sagte Léa, »und Commissaire Duval«, stellte sie den Commissaire vor.

»Angenehm. Wenn Sie mir in mein Büro folgen wollen.« Sie machte eine Geste in Richtung einer offenen Tür neben dem halbhohen Empfangstresen, an dem ein älterer Mann Papiere ausfüllte. »Meine Mitarbeiterin ist gleich für Sie da«, wandte sich die Direktorin an ihn. Er nickte.

»Sie glauben also«, Duval legte mehrere Fotos des Toten auf den Schreibtisch der Direktorin, »einen Angehörigen einer ihrer Bewohner erkannt zu haben.«

Die Direktorin betrachtete die Fotos und nickte. »Ja. Ich bin sicher, es ist Simon Wolff. Der Enkel von Jakob Silberstern. Er ist erst seit Anfang des Jahres bei uns. Sein Enkel hat alles für ihn geregelt. Er ist unser Ansprechpartner. Gewesen«, fügte sie hinzu. »Was ist geschehen? Ein antisemitischer Mord?«

»Ob Mord oder Totschlag oder ein Unfall - wir wissen es noch nicht. Wir stehen noch ganz am Anfang der Ermittlungen. Er wurde auf dem Friedhof in Cannes tot aufgefunden.«

»Auf dem jüdischen Friedhof?« Sie riss die Augen auf.

»Nicht ganz, auf dem Friedhof in Cannes befinden sich die israelitischen Grabfelder innerhalb des katholischen Friedhofs. Es gibt auch einen protestantischen Teil«, fügte er erklärend hinzu. »Er wurde auf einem Grab in einem der israelitischen Grabfelder gefunden, um genau zu sein.«

»Also doch ein antisemitischer Mord«, stellte sie fest.

»Beides wissen wir noch nicht.«

»Pfh«, machte sie spöttisch. »Sie wissen es noch nicht«, wiederholte sie. »Ich bitte Sie! Alle Morde an Juden sind antisemitisch begründet. Aber niemand will offiziell zugeben, dass es in Frankreich wieder einen erstarkenden Antisemitismus gibt, dass er im Prinzip nie verschwunden war, nur wurde es politisch unkorrekt, daher zeigte man es weniger offen. Aber vorhanden ist der Antisemitismus immer noch. Wissen Sie, wie viele Juden Frankreich in den letzten Jahren verlassen haben, weil sie sich hier nicht mehr sicher fühlen?«

Duval bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck. »Das wissen Sie sicher besser als ich. Im Moment folgen wir jeder Spur, und ob es sich um einen Mord handelt, kann ich bisher noch nicht bestätigen. Wir stehen noch ganz am Anfang unserer Ermittlungen. Bis eben wussten wir nicht einmal den Namen des Toten. Können wir jetzt mit Herrn Silberstern sprechen?«

»Ich wünschte mir, dass bei diesem Gespräch jemand von seiner Familie anwesend sein könnte. Er ist ein alter Herr, und er war sehr innig verbunden mit seinem Enkel. Es wird ein Schock sein.«

»Na, jetzt sind wir schon mal hier. Es muss nicht lange dauern, aber ich würde doch gerne schon heute mit ihm sprechen. Ist er sehr gebrechlich? Verwirrt?«

»Das nicht gerade, aber wenn ihn etwas überfordert, verliert er den Faden.«

»Vielleicht können Sie dabei sein?«

»Ich werde Sie ankündigen«, entschied die Direktorin, »und ich schaue, dass eine Krankenschwester sich später um ihn kümmert.«

»Ich verstehe das nicht«, wiederholte der alte Herr und wirkte nun doch leicht verwirrt. »Sie sagen, Simon ist tot?«

»Ist das Ihr Enkel?« Léa hielt ihm erneut die Fotografie des Toten entgegen.

Jakob Silberstern nahm ihr die Fotografie aus der Hand und betrachtete sie erneut. Dann strich er mit einer Hand zärtlich darüber.

»Ja, das ist mein Simon«, sagte er leise. »Mein kleiner Simon. Was ist denn passiert?«

»Wir wissen es noch nicht, Monsieur Silberstern. Können Sie uns etwas über Ihren Enkel erzählen? Was hat er beruflich gemacht? Hatte er viele Freunde? Hatte er Ärger? Wissen Sie das?«

»Sie sind von der Polizei?«

»Ja, Monsieur Silberstern.«

»Haben Sie ihn abgeholt?«

»Bitte?«

»So fängt es an. Sie holen einen ab. Und dann ...«

»Sie täuschen sich in der Zeit«, sagte Léa streng. »Heute wird niemand mehr einfach so abgeholt.«

»Na«, machte der Mann und wiegte skeptisch den Kopf. »Das hat man damals auch geglaubt. Und dann ...«

»Alles ist gut, Monsieur Silberstern«, unterbrach die Direktorin mit lauter, aber ruhiger Stimme. »Alles ist gut. Niemand wird abgeholt. Sie sind in Sicherheit, hören Sie? In Sicherheit!« Sie warf Duval und Leroc einen strengen Blick zu. »Wollen Sie das wirklich fortsetzen?«, fragte sie halblaut.

»Monsieur Silberstern«, Duval sprach jetzt auch etwas lauter, »wir wüssten gerne mehr über Ihren Enkel. Können Sie uns etwas über ihn erzählen?«

»Simon?«

»Ja, Simon.«

»Er ist ein guter Junge, kommt mich immer besuchen. Obwohl er so viel arbeitet. Sehr fleißig.«

»Ja, das will ich gern glauben. Was hat er denn gearbeitet?«

»Na, in der Textilbranche, Prêt-à-porter.« Ohne Zögern kam das. »Wir sind alle im Prêt-à-porter. Mode. Schon immer. Das heißt, Cora hat ein Atelier für Maßanfertigungen, aber es ist nicht leicht, davon zu leben. Die meiste Zeit macht sie Änderungen und Retouschen. Simon hat jetzt seine eigene Marke. Schöne Hemden. Pullover. Ich habe auch welche, aber ich trage sie selten. Ich finde sie zu schick für den Alltag. Er hat einen Laden, aber er verkauft auch per Korrespondenz.«

»Per Korrespondenz?«, fragte Léa.

»Online«, vermutete Duval.

»Ah.«

»Wo hat er denn seinen Laden?«

»Na, in Juan-les-Pins.«

»Und wissen Sie den Namen? Oder haben Sie die Adresse?«

»Ich habe seine Karte. Da steht alles drauf.« Der Mann erhob sich, zog die Schublade einer Kommode auf und suchte darin herum.

»Ich war schon eine Weile nicht mehr hier«, die Direktorin sah sich im Zimmer um. »Sie haben es schön eingerichtet«, sagte sie. »Das Bild habe ich noch gar nicht gesehen, Monsieur Silberstern«, die Direktorin betrachtete interessiert das Gemälde, das über der Kommode hing....
mehr