Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die Templerin - Das Testament Gottes

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
496 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am03.05.2016
A. D. 1184: Die sagenumwobene Templerin Robin ist die Vertraute des todkranken Königs Balduin von Jerusalem. Um sein politisches Erbe zu regeln, begibt sie sich in Begleitung von Assassinen auf eine geheime Mission nach Deutschland. Dort enthüllt sich ihr das wahre Geheimnis des Templerordens. Das Wissen um das »Testament Gottes« droht den gesamten Erdenkreis ins Chaos zu stürzen ...

Wolfgang Hohlbein wurde 1953 in Weimar geboren. Seit er 1982 gemeinsam mit seiner Frau Heike den Roman »Märchenmond« veröffentlichte, arbeitet er hauptberuflich als Schriftsteller. Mit seinen Romanen aus den verschiedensten Genres - Thriller, Horror, Science-Fiction und historischer Roman - hat er mittlerweile eine große Fangemeinde erobert und ist einer der erfolgreichsten deutschen Autoren überhaupt. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf.
mehr

Produkt

KlappentextA. D. 1184: Die sagenumwobene Templerin Robin ist die Vertraute des todkranken Königs Balduin von Jerusalem. Um sein politisches Erbe zu regeln, begibt sie sich in Begleitung von Assassinen auf eine geheime Mission nach Deutschland. Dort enthüllt sich ihr das wahre Geheimnis des Templerordens. Das Wissen um das »Testament Gottes« droht den gesamten Erdenkreis ins Chaos zu stürzen ...

Wolfgang Hohlbein wurde 1953 in Weimar geboren. Seit er 1982 gemeinsam mit seiner Frau Heike den Roman »Märchenmond« veröffentlichte, arbeitet er hauptberuflich als Schriftsteller. Mit seinen Romanen aus den verschiedensten Genres - Thriller, Horror, Science-Fiction und historischer Roman - hat er mittlerweile eine große Fangemeinde erobert und ist einer der erfolgreichsten deutschen Autoren überhaupt. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641198138
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum03.05.2016
Seiten496 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3070 Kbytes
Artikel-Nr.1903197
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2. KAPITEL

»Robin! Meine kleine fruchtbare Oase in den endlosen Weiten der Wüste ...« Der ehemalige König von Jerusalem versuchte sich auf die Ellbogen aufzurichten. Er war der Mühe aber nicht gewachsen und glitt sogleich in die zahlreichen Kissen zurück. Die Kissen waren offensichtlich nötig, um den Druck auf die zahllosen offenen Geschwüre an seinem ausgemergelten Körper so gut wie möglich abzufangen. »Verzeih ...«, entschuldigte er sich matt. In seinen trüben, inzwischen gelblichen Augen blitzte es schwach, und er zwang sich zu einem matten Lächeln. »Mein Gebrechen verbietet mir, mich zu erheben und dir aufrechten Hauptes gegenüberzutreten. Aber ... du kannst dich gern zu mir legen. Nur damit wir einander beim Reden besser in die Augen sehen können, versteht sich.«

Robin erwiderte sein Lächeln. Angesichts des siechenden Elends, in das sich Balduin IV. inzwischen verwandelt hatte, fiel ihr das nicht eben leicht. Die Erkenntnis schmerzte sie, ließ sich aber nicht mehr leugnen: Die Mühen und Gefahren, die sie auf sich genommen hatte, um das Wasser des Lebens zu finden, waren umsonst gewesen. Sie konnte sein Leben nicht retten. Nach der schweren Geburt Leilas hatte sie selbst unwissentlich und unwillentlich von dem legendären Trank gekostet. Anfangs hatte sie tatsächlich geglaubt, das sei ihre Rettung gewesen. Doch inzwischen war ihr klar, dass Gott allein seine schützende Hand über sie gehalten hatte, denn sie fühlte sich nicht gerade unverwundbar und schon gar nicht unsterblich. Ebenso wenig wie Balduin IV. unsterblich geworden war. Ganz im Gegenteil  - er kam ihr längst wie Gevatter Tod persönlich vor, auch wenn er selbst noch immer felsenfest daran zu glauben schien, dass das Wasser des Lebens seine Wirkung tun, seine Wunden heilen und ihn von seinem Siechtum befreien würde. Dabei hatte inzwischen schon zweimal die Nachricht über sein Ableben in der Stadt kursiert, und die Ärzte gaben einander die Klinke zu seiner Kammer in die Hand, um ihn zur Ader zu lassen. Die Muslime spotteten bereits, die einzige Aufgabe der Ärzte sei es, sein Sterben zu beschleunigen.

»Habt Dank, aber ich bleibe lieber stehen«, erwiderte Robin in jenem sanftmütigen Tonfall, den sie sonst nur beherrschte, wenn Leila sich böse verletzt hatte oder unter Fieber litt. Sie trat an das Bett, griff nach einem Tuch auf dem kleinen Beistelltisch und tauchte es in die bereitstehende Wasserschüssel, um den Schweiß von seiner Stirn zu tupfen. Ein Teil von ihr wünschte sich, Balduin hätte sich in einen Tagelmust hüllen lassen, ehe er sie empfing  - ganz so wie er es in seiner Eitelkeit bislang immer getan hatte. Nun jedoch lag sein glühendes Gesicht frei. Oder besser gesagt: das, was davon übrig war. Der Aussatz hatte tiefe, eitrige Krater in seine Haut gefressen. Sie musste sich zwingen, nicht direkt dorthin zu blicken, wo einmal seine Nase gewesen war, und durch den Mund zu atmen, um den Gestank von Krankheit und Tod aushalten zu können. »Ihr habt nach mir gerufen«, stellte sie fest. »Was kann ich für Euch tun?«

»Ich habe dich vermisst«, behauptete Balduin schwach. »Keine Frau vermag mein altes Herz so sehr zu erfreuen wie du, denn keine andere ist auch nur annähernd so schön.«

»Mmmmh ...« Robin wusch das Tuch aus und reinigte vorsichtig die schlimmsten Wunden in seinem ehemals so attraktiven Gesicht. »Das sagt Ihr immer, wenn ich Euch besuche. Dass Ihr mir nicht eigens einen Boten schicken müsst, damit ich an Euch denke, wisst Ihr. Ich komme gern zu Euch, wann immer es meine Zeit erlaubt.«

Etwas in Balduins Augen zeigte ihr, dass er ganz genau wusste, dass das nicht die ganze Wahrheit war. Was auch nicht schwer zu erraten war: Immerhin hatte er sie ehrenhaft aus ihren Pflichten als Erster Ritter entlassen und zumindest für die nächsten Jahre mehr als gut abgesichert. Damit hatte er ihr erlaubt, seit nunmehr sechs Jahren einfach nur Eheweib und Mutter zu sein. Gut  - sie war die Mutter des schrecklichsten Kindes im gesamten Orient; aber das war nicht der Grund, aus dem sie sich so selten auf seinem Anwesen blicken ließ. Die Wahrheit war, dass kein Mensch der Welt einem guten Freund dabei zusehen wollte, wie er bei lebendigem Leibe verweste.

»Ich meine es auch so«, antwortete Balduin. »Sag deinem Ehemann, dass er es dir ebenfalls sagen soll. Jeden Tag. Wer hätte gedacht, zu welch wunderhübscher Erscheinung du dich mausern würdest, wenn man dir die Rüstung abnimmt und es dir erlaubt, dich zu waschen.«

»Das hat mir nie jemand verboten«, erwiderte Robin. »Mir mangelte es damals nur an Gelegenheiten.« Der Gestank der brandigen Wunden war fürchterlich. Dennoch zog Robin sich nun einen Schemel heran und ließ sich neben dem Bett des ehemaligen Königs nieder, um zumindest fast auf Augenhöhe mit ihm zu sein. »Also: Warum bin ich hier?«

Balduin lächelte erneut, und Robin beobachtete zu ihrem Entsetzen, dass seine trockenen, wunden Mundwinkel dabei einrissen. »Ich weiß«, sagte er, ohne auf ihre Frage einzugehen. »Du lässt dir nichts verbieten.«

Warum konnte es nicht einfach so weitergehen wie damals vor fünf Jahren?, überlegte Robin, und Zorn kroch ihr die Kehle empor. Damals hatte es kurzfristig so ausgesehen, als ob Balduin es tatsächlich schaffen könnte. Das Fieber war zurückgegangen, und an einigen Tagen hatte er sich sogar so kräftig gefühlt, dass er Robin gebeten hatte, ihn auf kurze Ausritte zu begleiten. Ein kleines Wunder, wenn man bedachte, dass er in den Monaten zuvor zu schwach gewesen war, um sich auch nur auf einem Pferd zu halten. In dem Maße, wie seine Kräfte zurückgekehrt waren, hatte er den Aussatz allmählich aus seinem Wortschatz, wenn nicht gar aus seinem Bewusstsein verdrängt. Er war offenbar davon überzeugt gewesen, dass nach dem Fieber auch die schrecklichen Pusteln von seiner Haut verschwinden würden.

Die Pusteln und Beulen jedoch ließen sich nicht totschweigen und erst recht nicht verbannen. Nach einer kurzen Phase der Besserung war der Aussatz mit neuer, nie da gewesener Kraft zurückgekehrt. Tage wie heute, an denen er Besuch empfangen und sich ein wenig mit ihm unterhalten konnte, wurden immer seltener. Seine Finger hatten sich in schwarze Stümpfe verwandelt, als wären sie Kerzen aus zu altem Wachs, die viel zu schnell herunterbrannten. Wenn es ihm an noch viel selteneren Tagen gelang, sich zu erheben und ein paar Schritte durch den Raum zu gehen, ließ sein Gang erkennen, dass auch seine Zehen angegriffen waren  - wenn er überhaupt noch welche besaß.

»Bruder Abbé ist verhindert«, seufzte Balduin nach einem Moment unangenehmen Schweigens. »Nun ja. Verglichen mit mir ist er das blühende Leben schlechthin. Aber es geht ihm trotzdem nicht gut.«

»Was ist passiert?«, erkundigte Robin sich besorgt.

Der ehemalige König deutete ein Schulterzucken an und wandte den Blick ab. »Das vermag niemand zu sagen. Er leidet in immer kürzeren Abständen unter Fieber. Seine Haut weist kupferfarbene, nässende Knötchen auf, und er scheint viel zu schnell zu altern. Er sieht schlecht, kann das Wasser nicht halten und verwechselt Namen. Neulich war es nur einer glücklichen Fügung zu verdanken, dass er überlebte, als er seinen Wasserkrug mit einer Flasche Lampenöl verwechselte. Ein Novize griff in buchstäblich letzter Sekunde ein ...« Balduin schüttelte mitfühlend den Kopf. »Ein einziger Schluck Lampenöl führt unweigerlich zum Tod, wusstest du das?«

Robin schüttelte stumm den Kopf. Was Balduin ihr erzählte, bekümmerte sie zutiefst. »Ihr habt ihm doch sicherlich einen guten Arzt zur Seite gestellt, nicht wahr?«

»Den besten. Und Abbé hat sich sogar dazu überreden lassen, sich einem hochgelobten muslimischen Arzt anzuvertrauen. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ihn das große Überwindung gekostet hat. Und dann hat er ihn sofort unter Schimpf und Schande davongejagt, als er ihm die Franzosenkrankheit diagnostizierte.« Balduin schloss für einen Moment die Augen, und als Robin gerade glaubte, dass er eingeschlafen sein könnte, fügte er hinzu: »Die Franzosenkrankheit. Einem Geistlichen! Welch ein Unding. « Er schlug die Augen wieder auf. »Könnte ich bitte einen Schluck Lampenöl bekommen?«, bat er.

»Und nun soll ich tun, womit Ihr Bruder Abbé nicht mehr beauftragen könnt«, riet sie. Sie lächelte.

»Wenigstens einen ganz kleinen?«

Robin wusste, dass er scherzte, und irgendwie war es schön zu wissen, dass ihm selbst das schlimmste Gebrechen den Humor nicht nehmen konnte. Sie vermutete, dass es dadurch etwas erträglicher für ihn wurde. Trotzdem war ihr nach allem, was sie gerade vernommen hatte, und angesichts des Leides ihres Freundes nicht nach Scherzen zumute. Sie stemmte eine Faust ihn die Hüfte und hob mahnend eine Braue.

»Oh, du bist eine richtige Mutter geworden«, kommentierte Balduin belustigt. »Aber du hast natürlich recht: Ich habe dich nicht kommen lassen, um dir mein Elend in vollem Umfang vor Augen zu führen. Ich möchte lediglich, dass du für mich die Welt rettest.«

»Wie bitte?« Hatte sie sich nicht heute Nacht noch gewünscht, Balduin würde sie bitten, die Gebeine der Heiligen Jungfrau auf einem Löwen nach Jerusalem zu holen und zu neuem Leben zu erwecken? Konnte er etwa ihre Gedanken lesen? Und war es nicht vielleicht doch das kleinere Übel, in Jerusalem zu bleiben und sich ihren Pflichten als Eheweib und gute Mutter zu beugen?

»Das ist vielleicht ein wenig übertrieben«, winkte Balduin ab, und sein Tonfall wurde ernst. »Aber nicht viel. Wie du...

mehr

Autor

Wolfgang Hohlbein wurde 1953 in Weimar geboren. Seit er 1982 gemeinsam mit seiner Frau Heike den Roman »Märchenmond« veröffentlichte, arbeitet er hauptberuflich als Schriftsteller. Mit seinen Romanen aus den verschiedensten Genres - Thriller, Horror, Science-Fiction und historischer Roman - hat er mittlerweile eine große Fangemeinde erobert und ist einer der erfolgreichsten deutschen Autoren überhaupt. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf.