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Die Tage, die ich dir verspreche

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am25.08.20161. Auflage
Wie fühlt es sich an, das Herz eines Fremden in sich zu tragen? Dieser Frage widmet sich Lily Oliver in ihrem bewegenden Roman 'Die Tage, die ich dir verspreche'. »Du hast Glück, Gwen, alles wird gut, Gwen.« Seit ihrer Herztransplantation hört Gwen nichts anderes mehr. Doch statt überschäumender Lebensfreude fühlt sie nur Schuld gegenüber dem Menschen, der für sie gestorben ist. Und so fasst sie in einer besonders verzweifelten Nacht einen ungeheuerlichen Plan: Sie will ihr neues Herz verschenken und sterben. Ihr entsprechendes Angebot in einem Internetforum liest dessen Moderator Noah, ein junger Student, der keinen großen Sinn in seinem Leben sieht. Er hält ihr Angebot für einen üblen Scherz, geht aber zum Schein darauf ein. Erst als Gwen am nächsten Tag vor ihm steht, um ihn beim Wort zu nehmen, erkennt er, wie schrecklich ernst es ihr ist. Nur mit einem gewagten Handel und einer furchtbaren Lüge kann er ihr das Versprechen abringen, ein paar weitere Tage durchzuhalten. Tage, in denen Noah alles daran setzen muss, Gwen von etwas zu überzeugen, woran er selbst kaum noch glaubt: Dass das Leben lebenswert ist. 'Eines der Bücher, aus denen man anders herausgeht als man hineinging: Mitfühlender, innerlich weiter, empathischer. Überzeugender als Jojo Moyes' 'Ein ganzes halbes Jahr', intensiv wie John Greens 'Das Schicksal ist ein mieser Verräter'. Und man weiß, wie dieses Geocaching eigentlich funktioniert.' Bestseller-Autorin Nina George über 'Die Tage, die ich dir verspreche'

Lily Oliver ist das Pseudonym der Autorin Alana Falk, die mit sechzehn einige Monate eine Highschool besuchte und dabei ihre Liebe für die USA entdeckte. Ihre Reisen an Sehnsuchtsorte wie New York und Neuseeland bereichern ihr Schreiben. Mit ihrem Roman Cursed Kiss erreichte sie die SPIEGEL-Bestsellerliste.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWie fühlt es sich an, das Herz eines Fremden in sich zu tragen? Dieser Frage widmet sich Lily Oliver in ihrem bewegenden Roman 'Die Tage, die ich dir verspreche'. »Du hast Glück, Gwen, alles wird gut, Gwen.« Seit ihrer Herztransplantation hört Gwen nichts anderes mehr. Doch statt überschäumender Lebensfreude fühlt sie nur Schuld gegenüber dem Menschen, der für sie gestorben ist. Und so fasst sie in einer besonders verzweifelten Nacht einen ungeheuerlichen Plan: Sie will ihr neues Herz verschenken und sterben. Ihr entsprechendes Angebot in einem Internetforum liest dessen Moderator Noah, ein junger Student, der keinen großen Sinn in seinem Leben sieht. Er hält ihr Angebot für einen üblen Scherz, geht aber zum Schein darauf ein. Erst als Gwen am nächsten Tag vor ihm steht, um ihn beim Wort zu nehmen, erkennt er, wie schrecklich ernst es ihr ist. Nur mit einem gewagten Handel und einer furchtbaren Lüge kann er ihr das Versprechen abringen, ein paar weitere Tage durchzuhalten. Tage, in denen Noah alles daran setzen muss, Gwen von etwas zu überzeugen, woran er selbst kaum noch glaubt: Dass das Leben lebenswert ist. 'Eines der Bücher, aus denen man anders herausgeht als man hineinging: Mitfühlender, innerlich weiter, empathischer. Überzeugender als Jojo Moyes' 'Ein ganzes halbes Jahr', intensiv wie John Greens 'Das Schicksal ist ein mieser Verräter'. Und man weiß, wie dieses Geocaching eigentlich funktioniert.' Bestseller-Autorin Nina George über 'Die Tage, die ich dir verspreche'

Lily Oliver ist das Pseudonym der Autorin Alana Falk, die mit sechzehn einige Monate eine Highschool besuchte und dabei ihre Liebe für die USA entdeckte. Ihre Reisen an Sehnsuchtsorte wie New York und Neuseeland bereichern ihr Schreiben. Mit ihrem Roman Cursed Kiss erreichte sie die SPIEGEL-Bestsellerliste.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426427644
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum25.08.2016
Auflage1. Auflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1120 Kbytes
Artikel-Nr.1907316
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1


www.jungundherzkrank.de/Forum/Intern/showtopic27435

Re: Blödsinn, den man uns erzählt

Antwort von Gwen (vor zwölf Monaten)

»Mein Arzt sagt, die Familien der Spender sind froh, dass sie helfen können. Wie können sie froh sein? Jemand, den sie lieben, ist tot.«


Gwen

Ich weiß nicht, wer für mich gestorben ist.

Manchmal sehe ich ein Mädchen, neunzehn, so alt wie ich. Manchmal ist es ein älterer Mann. Heute Nacht war es eine Frau mit weit aufgerissenen Augen. Blut tropft von einer Wunde an ihrer Stirn. Autounfall.

Ich atme tief durch, schlage die Bettdecke zurück und versuche, den Gedanken zu verdrängen, dass sie mir ihr Leben gegeben hat. Ein Leben, das sie nicht geben wollte.

Über den Linoleumboden dringt Kälte in meine Füße. Ich begrüße das Gefühl, halte mich daran fest, bis der erstarrte Blick der Frau aus meinem Kopf verschwunden ist. Mit wenigen Schritten tapse ich zu dem winzigen Bad. Hoffentlich bin ich die Erste. Auf keinen Fall will ich wieder zurück ins Bett, wo die Schatten der Nacht auf mich warten.

Ein Seitenblick zu dem anderen Bett im Zimmer zeigt mir, dass Andrea noch in ihre Bettdecke gerollt ist. Sie erinnert mich immer ein bisschen an eine Mumie, wenn sie schläft. Vollkommen bewegungslos, die Arme an den Seiten lang gestreckt. Dunkle Punkte zeichnen sich in ihren Ellenbeugen ab, und an beiden Unterarmen hat sie lange Narben, wo vor der Transplantation monatelang die Shunts für die Dialyse lagen. Vor ein paar Wochen hat sie eine neue Niere bekommen, und die walnussgroßen Buckel, die sie beim Beugen der Arme immer gespürt haben muss, sind verschwunden. Trotzdem kann sie sich nicht abgewöhnen, so zu schlafen, als wären sie immer noch da.

Ich drücke die Klinke der schmalen Tür herunter und schiebe mich ins Bad. Die Neonröhre flackert auf und zeigt brutal jeden Riss, jeden Fleck auf den türkisen Fliesen. Ohne einen Blick in den Spiegel ziehe ich mein Schlafanzugoberteil aus. Vorsichtig, so wie ich es mir nach der Operation angewöhnt habe, als jede Armbewegung, jeder Atemzug einen stechenden Schmerz in meinem Brustkorb auslöste. Auch die Schlafanzughose muss dran glauben. Es klackert leise, als ich auf die Waage steige. Der Zeiger pendelt hin und her, dann bleibt er auf einundsechzig Kilogramm stehen. Erleichtert atme ich aus. Alles wie immer. Keine Schwankung. Seit der Operation habe ich ein wenig zugenommen, was wahrscheinlich am Cortison liegt, das ich nehmen muss. Aber richtig aufgeschwemmt bin ich zum Glück nicht.

Ich trage den Wert in die Tabelle ein, die neben dem Waschbecken auf einem Regalbrett liegt. Dann messe ich Blutdruck und Puls. Auch diese Werte sind normal. Im Krankenhaus haben das die Schwestern gemacht, aber hier in der Reha machen wir es selbst, damit wir es mühelos beherrschen, wenn wir nach Hause gehen. Ich muss schlucken. Nach Hause. Heute gehe ich nach Hause.

Ich schlüpfe unter die Dusche und drehe das Wasser heiß auf. Nicht, weil ich es mag, sondern damit der Spiegel beschlagen ist, wenn ich wieder rauskomme. Ich will mein Gesicht, die schmutzig grauen Augen und die straßenköterblonden Haare nicht sehen. Und vor allem nicht meine Brust. Ich habe das alles oft genug begutachtet.

Nachdem ich mich abgetrocknet habe, nehme ich die Salbe, die auf der Ablage über dem Waschbecken liegt, und betupfe damit ein paar Mal die Narbe zwischen meinen Brüsten. Dann massiere ich sie, langsam, von oben nach unten. Inzwischen tut die Narbe nicht mehr weh, nur manchmal zieht oder juckt sie noch ein bisschen. Sie ist in den drei Monaten seit der Transplantation gut verheilt.

Als ich in ein Handtuch gewickelt aus dem Bad komme, ist Andrea wach. Sie sitzt mit fest übereinandergeschlagenen Beinen und Leidensmiene auf dem Bett.

»Du kannst rein«, sage ich.

Sie verdreht die Augen. »Na endlich!« Mit einem Satz ist sie aus dem Bett, rast ins Bad und knallt die Tür hinter sich zu. Während ich mich anziehe, höre ich sie rumoren. Ihre Routine ist die gleiche wie meine. Duschen, wiegen, eincremen. Die Tür wird wieder aufgerissen, und sie kommt aus dem Bad, splitterfasernackt. Sie rubbelt sich mit dem Handtuch die Haare trocken, während sie zu ihrem Schrank geht.

»Siebenhundert Gramm mehr«, nuschelt sie. Die Zahnbürste steckt noch in ihrem Mund. »Meinst du, das muss ich melden?«

Ich würde es tun, auch wenn es wohl nur eine tägliche Schwankung ist. Aber ich kenne Andrea mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie keinen Aufstand machen will, wenn sie denkt, dass es keinen Grund dafür gibt.

Sie nimmt die Zahnbürste aus dem Mund. »Ich meine, ein halbes Kilo ist okay, und zweihundert Gramm mehr ist gar nichts.«

Ich hebe die Schultern. »Wenn sie nachher bei der Kontrolle nichts sagen, kannst du zur Sicherheit ja noch mal nachfragen. Fühlst du dich denn sonst gut? Tut irgendwas weh?«

Sie lässt die Hände sinken. Das Handtuch rutscht über ihre Schultern auf den Boden, und ihre rotbraunen Haare fallen wirr über ihren Rücken. Zögerlich betastet sie ihre Seite. Ihre Narbe ist viel frischer als meine. Andrea ist erst vor wenigen Tagen hierher verlegt worden.

»Nein. Alles normal.« Die Erleichterung in ihrer Stimme ist nur schwer zu hören, aber sie ist da. Man hat uns gesagt, worauf wir achten müssen. Unübliche Schmerzen. Plötzliche Gewichtszunahme. Unregelmäßiger Puls. All das können erste Zeichen einer Abstoßung sein. Dann war alles umsonst. Das Warten, die Operation, die Reha.

Der Tod eines gesunden Menschen.

Das Zimmer fängt an, sich um mich zu drehen. Ich klammere mich an die Tür meines Schranks und konzentriere mich auf die Aufgabe, ein T-Shirt herauszuziehen. Deine Werte sind in Ordnung. Mehr als in Ordnung. Du hast Glück, so einen komplikationslosen Verlauf zu haben. Wie ein Mantra wiederhole ich die Worte meines Arztes, bis ich mir Jeans, T-Shirt und Strickjacke angezogen habe. Dann gehe ich zu dem kleinen Tischchen auf meiner Seite des Zimmers. Dort steht eine weiße Tasche mit meinen Medikamenten, von der mir der Aufdruck »Transplantations- und Rehazentrum Berlin« grün entgegenleuchtet. Davor liegt ein Tabletteneinteiler aus durchsichtigem Plastik. Er hat vier Fächer: für morgens, mittags, abends und nachts. Nur zwei sind befüllt, das Fach für mittags wird inzwischen nicht mehr gebraucht. Ich habe die Tabletten für heute schon gestern Abend vorbereitet, damit die Schwester kontrollieren kann, ob ich es richtig gemacht habe. Nach sechs Wochen ist mir das in Fleisch und Blut übergegangen. Trotzdem überprüft sie es jeden Tag, wie das Protokoll es vorsieht.

Ich kippe etwas Wasser aus der Plastikflasche in mein Glas und lasse die Tabletten aus dem Abteil »morgens« in meine Hand fallen. Zuerst nehme ich die weiße Kapsel. Sie ist etwas kleiner geworden seit der OP. Eine geringere Dosierung. Danach kommt die kleine kreisrunde Tablette dran. Und zum Schluss die etwas größere längliche rosane. Sie bleibt fast in meinem Hals hängen, und ich muss mehrere Schlucke nachtrinken, bis sie endlich runterrutscht. Diese Tablette hasse ich besonders. Dabei habe ich Glück, denn ich muss nur eine davon nehmen. Andrea braucht drei. Sie flucht jeden Morgen wie ein Bauarbeiter, bis sie alle unten hat.

Auch jetzt höre ich sie hinter mir grummeln und schließlich das Glas auf ihren Tisch knallen. »Scheißdrecksdinger!« Sie dreht sich zu mir um. »Bist du fertig?«

Ich lege meine Box wieder auf das Tablett und nicke ihr zu. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zum Esszimmer. Es ist nur ein paar Türen den Gang runter.

»Hast du den Essensplan gesehen? Heute Abend gibt es Ravioli.« Sie grinst. »Ich liebe Ravioli. Endlich mal kein gedünstetes Gemüse.«

Meine Mundwinkel zucken. Das Essen ist ganz ordentlich, nur eben meistens sehr gesund. Wir sollen lernen, wie man sich vernünftig ernährt. Dafür organisieren sie auch Kochkurse.

»Ich bin heute Abend nicht da.« Nicht mehr da.

Andrea bleibt wie angewurzelt stehen. »Stimmt. Du kannst heute nach Hause! Mann, ich beneide dich.« Sie verzieht das Gesicht. »Ich muss mindestens noch zwei Wochen bleiben.«

»Das ist ja nicht lang«, antworte ich, aber sie redet schon weiter.

»Dann kann ich endlich wieder Rad fahren und laufen und ...«

»Bergsteigen im Himalaja.« Ich muss lächeln.

»Ja.« Ihre Augen leuchten. »Bergsteigen im Himalaja. Das wär´s.« Sie weiß genau, dass es eine Weile dauern wird, bis sie all diese Dinge wieder machen kann. Aber sie lässt sich ihre Vorfreude nicht verderben.

Ich wünschte, ich könnte das auch.

***

Nach dem Frühstück gehe ich sofort zum Treppenhaus. Vor dem abschließenden Gespräch mit meiner Therapeutin habe ich noch etwas Zeit. Ich steige die wenigen Stufen in das Stockwerk direkt unter uns. Dunkelgrüne Wände im Flur, weiße in den Zimmern. Holzleisten auf Hüfthöhe, damit die Betten nicht gegen die Wand stoßen. Alles sieht genauso aus wie auf der Rehastation. Und doch ist hier nichts wie oben.

Ich gehe den Gang entlang und sehe aus den Augenwinkeln das Bild von dem kleinen Mädchen, das sich in der Sonne auf einer Wiese dreht. Ein dumpfes Ziehen macht sich in meinem Magen bemerkbar. Bis zu dem Bild und zurück. Das war in den letzten Wochen vor der OP mein Tagesziel. Bis auch das nicht mehr ging.

Ich komme an mehreren Türen vorbei, an anderen Bildern, die Fröhlichkeit vermitteln sollen, bis ich die Nummer 215 erreiche. Nur kurz zögere ich, dann klopfe ich und öffne die Tür. Sofort höre ich das Rattern und Summen, das Leni in den letzten Wochen täglich begleitet. Es vibriert in meinen Knochen,...
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Autor

Lily Oliver ist das Pseudonym der Autorin Alana Falk, die mit sechzehn einige Monate eine Highschool besuchte und dabei ihre Liebe für die USA entdeckte. Ihre Reisen an Sehnsuchtsorte wie New York und Neuseeland bereichern ihr Schreiben. Mit ihrem Roman Cursed Kiss erreichte sie die SPIEGEL-Bestsellerliste.