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Was einst geliebt und dann verloren

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
400 Seiten
Deutsch
Mira Taschenbuch Verlagerschienen am08.05.20171. Auflage
Ihre Ehe steckt in der Krise, ihre pubertierenden Kinder fordern sie täglich heraus. Wie ein Wink des Schicksals erscheint es Anna, als sie überraschend ein Grundstück im fernen Surinam erbt. Spontan nimmt sie sich eine Auszeit vom Alltag in Deutschland und reist in das exotische Paradies. Dort trifft sie auf jemanden, der die Erblasserin kannte. Fassungslos lauscht Anna den Erzählungen über einen dunklen Teil ihrer Familiengeschichte, der auch ihr Leben für immer verändern wird ...
Zwei Frauen, ein Schicksal - der große Familienroman von Linda Belago


Die Autorin Linda Belago ist in ihrem Leben viel gereist. Ihr Weg führte sie zunächst quer durch Europa und später nach Übersee. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse von diesen Reisen zusammen mit ihrem Interesse für historische Themen inspirieren sie für ihre Romane. Heute lebt Linda Belago mit ihrem Mann nahe der deutschen Nordseeküste.
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Produkt

KlappentextIhre Ehe steckt in der Krise, ihre pubertierenden Kinder fordern sie täglich heraus. Wie ein Wink des Schicksals erscheint es Anna, als sie überraschend ein Grundstück im fernen Surinam erbt. Spontan nimmt sie sich eine Auszeit vom Alltag in Deutschland und reist in das exotische Paradies. Dort trifft sie auf jemanden, der die Erblasserin kannte. Fassungslos lauscht Anna den Erzählungen über einen dunklen Teil ihrer Familiengeschichte, der auch ihr Leben für immer verändern wird ...
Zwei Frauen, ein Schicksal - der große Familienroman von Linda Belago


Die Autorin Linda Belago ist in ihrem Leben viel gereist. Ihr Weg führte sie zunächst quer durch Europa und später nach Übersee. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse von diesen Reisen zusammen mit ihrem Interesse für historische Themen inspirieren sie für ihre Romane. Heute lebt Linda Belago mit ihrem Mann nahe der deutschen Nordseeküste.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783956499401
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum08.05.2017
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1929053
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1. Kapitel
Köln, April 2015

Anna stand im Flur, die Hände auf die kleine Kommode gestützt, und starrte in den Spiegel. Am Rand des goldenen Rahmens hing ein kleiner Staubfussel und bewegte sich leicht hin und her. Anna sah von ihrem Spiegelbild zu dem Fussel und dann wieder auf ihr Spiegelbild. Genauso fühlte sie sich: wie ein alter Fussel. Ihre blonden Haare wurden langsam von grauen Strähnen durchzogen. Sie hatte sie sich, wie jeden Morgen, etwas hastig und achtlos zu einem Zopf gebunden. Anna musste schlucken und spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen.

Gerade war er gegangen. Wieder einmal. Rüdiger schien es nicht mehr für nötig zu halten, sich aktiv an ihrem Familienleben zu beteiligen. Schon lange nicht mehr.

Heute war Sonntag, ein Tag, den eine Familie eigentlich gemeinsam verbringen sollte. Doch nicht die Familie Reuter. Rüdiger verschwand auf den Golfplatz und ließ Anna mit Dennis und Jasmin zurück. Quasi allein, denn Dennis verschanzte sich mit seinen vierzehn Jahren lieber in seinem Zimmer vor seinem PC, und Jasmin würde gleich frisch gestylt die Treppe runterkommen, um sich mit ihren Freunden zu treffen. Manchmal dachte Anna, ihren Kindern würde es wohl erst am Abend, am leeren Esstisch, auffallen, wenn ihre Mutter nicht da wäre. Doch sie war ja immer da.

Und wie würde ihr Sonntag aussehen? Die Wäsche musste gemacht werden, im Garten gab es noch einiges zu tun, und im Keller wollte sie auch seit Langem Ordnung schaffen. Sonntag? Das war ein Tag wie jeder andere.

Und Rüdiger ging golfen.

Anna sah, wie ihrem Spiegelbild eine Träne über die Wange kullerte. Ja - sie war jetzt Mitte vierzig, ja - sie hatte vielleicht etwas zugenommen, und ja - Himmelherrgott, wenn man den ganzen Tag den Haushalt machte, kochte, Kinder versorgte, den Garten bearbeitete und auch sonst alles in diesem verdammten Haus selber erledigte, weil der Ehemann golfen war, sah man eben nicht immer aus, als wäre man gerade vom Titelblatt der InStyle gesprungen.

Anna spürte, wie sich wieder diese Wut in ihr regte, eine Wut, die sie seit geraumer Zeit immer wieder herunterschlucken musste.

Es hatte alles so aussichtsreich angefangen. Hochzeit, Hausbau im Grünen, Jasmin wurde geboren, Rüdiger eröffnete seine eigene Kanzlei, Dennis kam auf die Welt. Bei Familie Reuter lief es perfekt. Das dachten die meisten Außenstehenden wohl auch heute noch.

Rüdiger stritt alles ab. Anna, du siehst Gespenster. Ramona ist meine Angestellte. Doch Anna hatte die beiden zusammen gesehen. In einer Situation, die keinen Raum für Zweifel ließ. Nur durch Zufall war sie durch die Straße gefahren, in der Rüdigers Büro lag. Sie hatte Dennis zum Fußballtraining gebracht, eine andere Straße war gesperrt gewesen, daher der Umweg. Die beiden hatten an seinem Auto gestanden, ganz nahe beieinander. So dicht beieinander, dass bei Anna sofort die Alarmglocken schrillten. Das war vor zwei Jahren gewesen. Fast hätte Anna vor Schreck noch einen Unfall gebaut. Rüdigers Überstunden, die Dienstreisen, die Wochenenden auf dem Golfplatz und ihr seit Jahren gänzlich eingeschlafenes Intimleben - für all das gab es plötzlich eine Erklärung, und Anna hatte sich gefühlt, als plumpse sie von ihrem beschaulichen Familienleben in eine Seifenoper eines viertklassigen Fernsehsenders.

Sie löste ihren Blick vom Spiegel, fischte mit der linken Hand nach dem Staubfussel und wischte ihn resolut an ihrer Hose ab. Sie stand am Ende einer Sackgasse ohne Wendemöglichkeit.

Ich arbeite seit fünf Jahren mit Ramona zusammen, da kennt man sich halt ganz gut , hatte Rüdiger abgewiegelt. Du wirst noch unsere Familie zerstören mit deinem Wahn.

Doch in Wirklichkeit war es nur eine Frage der Zeit, bis ihr beschauliches Familienidyll platzen würde wie eine Seifenblase. Die Angst vor diesem Szenario nagte an Anna. Gleichzeitig war es für sie kaum vorstellbar, dass sie und Rüdiger wieder zueinanderfinden würden. Oder bildete sie sich seine Untreue wirklich nur ein? War sie übertrieben eifersüchtig? Sie wischte sich mit dem Ärmel ihrer Bluse die Tränen aus dem Gesicht. Sie wurde noch irre in diesem Haus!

Vor ihrer Ehe hatte sie als Reiseverkehrskauffrau gearbeitet, aber als Jasmin sich angekündigt hatte, wollte Rüdiger, dass Anna ihren Job aufgab. Du brauchst nicht arbeiten zu gehen, ich verdiene doch genug , hatte er gesagt. Ja, er verdiente gut, klagen konnte sie nicht. Doch seit Jasmin und Dennis aus dem Gröbsten raus waren, fühlte sich Anna nur noch als Köchin, Putzfrau und Taxidienst. Was würde aus ihr werden, wenn die Kinder eines Tages gänzlich aus dem Haus waren? Nach zwanzig Jahren zurück ins Berufsleben? Da hörte man selten Erfolgsberichte. Weiter zu Hause sitzen, die Rosen schneiden und warten, dass Rüdiger heimkam - so er dann überhaupt noch da war? Auch keine glorreiche Zukunftsaussicht.

Anna straffte sich. Sie hasste es, wenn sie so ins Grübeln kam, aber je älter die Kinder wurden und je weiter sich Rüdiger von ihr entfernte, desto größer wurde ihre Angst vor der Zukunft. Wo waren die einstigen Wenn wir mal alt sind -Träume hin? Dabei waren sie ja noch nicht einmal alt - obwohl Anna sich momentan wesentlich älter fühlte, als sie es war.

Der beste Tag der Woche war der Montag. Dann war das leidige Wochenende vorbei, und der Alltag ließ keinen Raum für Annas Sorgen.

Hier ist ein Brief für dich. Rüdiger legte Anna einen Umschlag neben das Frühstücksbrettchen und klaubte dann die restliche Post zusammen. Ich bin dann mal los â¦

Bis heut Abend. Anna sah ihm nach. Warum schien er eigentlich nicht so zu altern, wie sie es gefühlt tat? Seine Haare waren immer noch ohne graue Strähnen, seine Haut stets etwas gebräunt. Er war beim Golfen ja auch mehr draußen, während sie im Keller die Wäsche machte oder in den Beeten im Schatten der Hecke rumackerte. Anna schluckte die Galle herunter, die ihr schon wieder in den Hals stieg. Überreagierte sie vielleicht? Momentan brachte seine bloße Nähe bei ihr die Gefühle so in Rage, dass sie sich immer zusammenreißen musste, ihn nicht anzufahren.

Mit einem großen Schluck viel zu heißen Kaffees versuchte sie sich abzulenken. Dann stellte sie die Tasse ab. In der rechten Hand noch das halbe Brötchen haltend, nahm sie mit der linken den Brief auf und stutzte. Ein dicker, altmodischer Umschlag mit einer schwachen Blumenprägung, die Beschriftung feinsäuberlich von Hand durchgeführt. Er kam aus Holland, und Anna erkannte die Schrift sofort. Als Absender stand in der oberen linken Ecke Rijke Nelis - ihre Großmutter.

Du hast Post? Jasmin kam verschlafen an den Frühstückstisch getapert. Papa schon wieder weg?

Ja, Papa ist schon weg. Die Frage war überflüssig. Rüdiger nahm seit Langem am Morgen seinen Kaffee im Stehen zu sich und verschwand dann in die Kanzlei.

Du bekommst doch nie Post. Jasmin setzte sich, nahm sich das Glas Schokoladenaufstrich und einen Löffel.

Danke! ⦠Wie wäre es, wenn du mal eine Scheibe Brot unter das Zeug legst? Anna schüttelte den Kopf.

Jasmin löffelte ungerührt weiter.

Ihre Tochter war mit ihren siebzehn Jahren noch rank und schlank, inzwischen gut einen Kopf größer als Anna selbst und sah, was Anna manchmal insgeheim sogar ein wenig neidisch werden ließ, fast wie ein Model aus. Aber bei Anna waren die Speckröllchen auch erst später gekommen. Nach dem zweiten Kind.

Dennis kam in die Küche und grinste seine ältere Schwester frech an. Da bekommst du einen dicken Hintern von. Er sah zerzaust aus. Zwei Jahre jünger als Jasmin, steckte er entwicklungstechnisch noch irgendwo zwischen Kind und Teenager.

Jasmin streckte ihm die Zunge raus und wandte sich wieder ihrer Mutter zu. Von wem ist der Brief?

Von eurer Urgroßmutter.

Die lebt noch? , fragte Jasmin, den Löffel Schokoladencreme noch im Mund.

Jasmin!

Ist doch wahr. Oma sagt immer â¦

Ja ich weiß, was Oma immer sagt. Anna ärgerte sich. Ihre Mutter Cornelia sprach über ihre eigene Mutter nicht gerade liebevoll und verkniff sich dies auch nicht in der Gegenwart ihrer Enkel.

Dabei war es doch eigentlich ganz schön und außergewöhnlich, dass es noch vier Generationen der Familie gab. Sofort packte Anna das schlechte Gewissen. Wann hatte sie Rijke das letzte Mal gesehen? War es in dem Jahr gewesen, bevor Dennis eingeschult wurde? Sie sah zu ihrem inzwischen fast fünfzehnjährigen Sohn. Früher, als die Kinder noch klein gewesen waren, hatten sie Rijke noch ab und an besucht. In den letzten Jahren ⦠und wegen der Sache mit Rüdiger ⦠war das alles irgendwie in den Hintergrund gerückt.

Wie alt war ihre Großmutter jetzt? Anna musste überlegen. An die neunzig Jahre? Vielleicht wäre es wieder Zeit für einen Besuch. Allerdings dauerte die Fahrt von Köln bis in die kleine Stadt Appingedam in Groningen fast vier Stunden. Aber das war auch keine gute Ausrede. Sie seufzte leise, legte den Brief beiseite und griff nach dem Kaffeebecher. In Wirklichkeit hatte sie sich all die Jahre nie sonderlich für ihre Großmutter interessiert. Sie wusste nicht einmal genau, warum ihre Mutter so einen Groll gegen sie hegte. Vielleicht weil Rijke, die gebürtige Niederländerin war, ihre Tochter Ende der Fünfzigerjahre von Bremen aus mit in die Niederlande genommen hatte? Für ihre Mutter Cornelia war das offenbar ein Drama gewesen. Sobald sie alt genug war, hatte sie das Weite gesucht und...
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