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Die Blume von Surinam

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
733 Seiten
Deutsch
beHEARTBEATerschienen am08.01.20191. Aufl. 2019
Fesselnde Familiensaga in farbenfroher exotischer Landschaft

Surinam, 1876: Julie und Jean führen eine glückliche Ehe und bewirtschaften erfolgreich ihre Zuckerrohrplantage. Doch dunkle Wolken ziehen auf: Es drohen wirtschaftliche Sorgen. Als Abhilfe werden indische Arbeiter in das südamerikanische Land geholt. So kommt die junge Inika mit ihren Eltern auf die Plantage und sorgt für erbitterte Rivalität zwischen Julies Sohn und ihrem Stiefenkel ...

Linda Belago bei beHEARTBEAT: Lesen Sie auch die Vorgeschichte von Julie und Jean im abgeschlossenen Landschaftsroman 'Im Land der Orangenblüten'.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.




Linda Belago ist seit ihrer Kindheit durch ihre Familie mit den Niederlanden verbunden. Ihr besonderes Interesse gilt seit langem der Geschichte dieses Landes. Ihre berufliche Tätigkeit führte sie zunächst quer durch Europa und nach Übersee. Heute lebt Linda Belago mit ihrem Mann nahe der deutsch-niederländischen Grenze.
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Produkt

KlappentextFesselnde Familiensaga in farbenfroher exotischer Landschaft

Surinam, 1876: Julie und Jean führen eine glückliche Ehe und bewirtschaften erfolgreich ihre Zuckerrohrplantage. Doch dunkle Wolken ziehen auf: Es drohen wirtschaftliche Sorgen. Als Abhilfe werden indische Arbeiter in das südamerikanische Land geholt. So kommt die junge Inika mit ihren Eltern auf die Plantage und sorgt für erbitterte Rivalität zwischen Julies Sohn und ihrem Stiefenkel ...

Linda Belago bei beHEARTBEAT: Lesen Sie auch die Vorgeschichte von Julie und Jean im abgeschlossenen Landschaftsroman 'Im Land der Orangenblüten'.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.




Linda Belago ist seit ihrer Kindheit durch ihre Familie mit den Niederlanden verbunden. Ihr besonderes Interesse gilt seit langem der Geschichte dieses Landes. Ihre berufliche Tätigkeit führte sie zunächst quer durch Europa und nach Übersee. Heute lebt Linda Belago mit ihrem Mann nahe der deutsch-niederländischen Grenze.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732562817
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum08.01.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Reihen-Nr.2
Seiten733 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4088060
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Prolog

Britisch-Indien 1876

Kalkutta

Meter um Meter kämpften sie sich durch die Menschenmenge am Hafen von Kalkutta. Inika stolperte neben ihrer Mutter vorwärts, umgeben von schiebenden und drückenden Körpern, dass ihr angst und bange wurde. Es war laut, es stank und sie würde bald keine Luft mehr bekommen, so pressten sich die vielen Menschen aneinander. Wenn sie doch nur endlich dieses Schiff erreichen würden! Dort hätten sie Platz und Luft zum Atmen und vielleicht, vielleicht gäbe es auch endlich wieder etwas zu essen.

Das schmächtige Mädchen spürte plötzlich den starken Arm seines Vaters um sich, der sie fest umklammerte und mitzog. Nun war sie ein wenig von den drängenden Menschen abgeschirmt, viel sicherer fühlte sie sich aber nicht. Die Menschenmasse schob sich unaufhaltsam dem Steg des Schiffes entgegen und Inika krallte sich mit aller Kraft am Arm ihres Vaters fest, als ihr Blick auf die Pierkante direkt neben ihnen fiel. Schwarzes, dreckiges Wasser schwappte zwischen der Mauer und dem Schiff hoch und schien nach ihr greifen zu wollen. Inika spürte die Anstrengung ihres Vaters, der versuchte, sie nach vorne zu schieben. Sie begann zu weinen und blickte sich suchend nach ihrer Mutter um.

»Gleich sind wir auf dem Schiff, Liebes, gleich!« Ihr Vater schrie förmlich in ihr Ohr, konnte den Lärm der vielen Menschen aber kaum übertönen.

Das Schiff. Wochenlang war dieses Schiff nun ihre Sehnsucht, ihre Hoffnung gewesen: seit sie ihr kleines Dorf verlassen hatten, auf dem langen Fußmarsch nach Kalkutta, über sumpfige Straßen, in den überfüllten Lagern, in denen es von Ungeziefer wimmelte, und in der Stadt selbst, wo sie nicht einmal mehr einen Schlafplatz bekommen hatten, sondern tagelang auf ihren Gepäckbündeln am Hafen kampieren mussten.

Das Schiff - auf ihm und mit ihm würde alles besser. Sie würden einen trockenen Platz zum Schlafen bekommen, endlich auch Verpflegung - und es würde sie in ein fernes Land bringen, in dem eine sorgenfreie Zukunft auf sie wartete. So hatten es Inikas Eltern ihr immer und immer wieder erzählt.

»Bleib dicht bei mir!«, hörte sie ihren Vater jetzt ihrer Mutter laut zurufen. In seiner Stimme klang Angst mit, und Inika klammerte sich weiter an ihn, als er sich nun dem Strom der drückenden Körper entgegenwandte. Entsetzt bemerkte Inika, wie ihre Mutter mehr und mehr abgedrängt wurde.

»Sarina!« Sie sah, wie ihr Vater mit verbissener Miene versuchte, mit der freien Hand nach ihrer Mutter zu greifen.

Ihre Mutter rief etwas, das Inika aber nicht verstehen konnte, und streckte einen Arm nach ihrer Tochter und ihrem Mann aus.

Inika hörte ihren Vater leise fluchen, dann stieß er barsch ein paar Männer beiseite und bekam im letzten Moment den Arm seiner Frau zu packen. Inika sah, wie ihre Mutter vor Schmerz und Anstrengung das Gesicht verzog, und spürte, wie ihr Vater sie mit dem anderen Arm noch fester an sich drückte. Sein Gesicht war nass von Schweiß, er atmete schwer und ging gebückt unter der zusätzlichen Last des Sackes mit den Habseligkeiten auf seinem Rücken, während er mit aller Kraft seine Familie mit sich zerrte. Erst als sie vom Steg auf das Schiffsdeck gelangten, wo das Gedränge etwas nachließ und von wo aus Matrosen die Passagiere durch eine große Luke und eine steile Stiege hinunter in den Schiffsbau lotsten, lockerte sich sein Griff.

»Sarina, hier, nimm Inika.«

Er löste Inikas angststarren Griff und schob das Mädchen in den Arm ihrer Mutter. Inika war für ihre zwölf Jahre sehr klein und wie ihre Mutter von zarter Statur. Sarina drückte ihre Tochter an sich. Inika lehnte sich an den Sari ihrer Mutter und vergrub das Gesicht in den Falten des üppigen Stoffs. Sarina strich ihr über das lange, schwarze Haar und schob sie sachte weiter.

»Inika, geh, wir müssen noch ein Stück weiter. Irgendwo hier sind unsere Plätze. Kadir?«

»Ich bin hier. Ich glaube, wir müssen bis nach hinten durchgehen.«

Inikas Vater wuchtete den schweren Sack von seinem Rücken. Sie hatten nicht viel mitnehmen können; ein bisschen Kleidung, Mehl und etwas Salz und in weiser Voraussicht einige kleine Säckchen mit Heilkräutern. Die Versorgung sei für die Dauer der Schiffsreise gewährleistet, so hatte man ihnen versprochen, aber wer wusste das schon. Seine letzten Ersparnisse, ein paar Rupien, hatte Kadir sorgsam unter seinen Turban, den pagri, gesteckt.

Schon kam einer der Matrosen und winkte die Passagiere weiter. Nach und nach füllten sich die kleinen, hölzernen Kojen, die in Reihen den Laderaum im Schiffsbauch durchzogen. Für jede Familie gab es nur einen Schlafplatz. Kadir bemerkte Sarinas betroffenen Gesichtsausdruck, zwang sich aber zu einem ermutigenden Lächeln und stopfte den Sack ganz hinten an die Wand. Er wusste, dass man sein Hab und Gut auch hier auf dem Schiff gut bewachen musste.

Sarina bedeutete Inika, in die Koje zu steigen, in der lediglich eine dünne Strohmatte lag, und kletterte dann selbst mit einem Seufzer hinterher. »Komm her â¦« Sie zog das verstörte Mädchen an sich und wiegte es sanft.

Kadir sah, dass seine Frau vor Erschöpfung und Angst den Tränen nahe war und bedachte sie mit einem mitfühlenden Blick. Auf was hatten sie sich da nur eingelassen? Er wusste, dass er seiner Familie in den letzten Wochen viel abverlangt hatte. Erst der lange Fußmarsch nach Kalkutta, dann die trostlosen Umstände und die Warterei am Hafen. Dass jetzt diese kleine Koje für mehrere Wochen ihr Lager sein sollte, verschlimmerte das Ganze für Sarina noch. Er hätte ihr gerne mehr geboten.

Sarina war vom ersten Tag an gegen die Reise gewesen. Kadir hingegen hatte, wie so viele andere Männer auch, dem Mann mit wachsender Begeisterung zugehört, der eines Tages im Dorf erschienen war und im Auftrag der englischen Kolonialverwaltung um Kontraktarbeiter für die niederländische Kolonie Surinam geworben hatte. Er war auf der Suche nach Männern, die bereit waren, sich in dieses ferne Land verschiffen zu lassen, um dort in Lohn und Brot zu gehen. Der Mann hatte die Zukunft in Surinam in den buntesten Farben gezeichnet und in den höchsten Tönen gelobt: Jeder bekäme dort Arbeit und später auch eigenes Land, die Bezahlung der Niederländer sei ausgesprochen gut und die Reise zudem von Anfang bis Ende von den Engländern organisiert.

Kadir hatte nicht lange überlegen müssen. Was hatten sie in Indien schon für Aussichten? Er war der sechstgeborene Sohn einer Bauernfamilie. Seine Eltern waren arm, es gab unzählige Münder zu stopfen. Kadir konnte sich nicht daran erinnern, dass es seiner Mutter, sosehr sie sich auch bemühte, je gelungen war, all ihre Kinder wirklich satt zu bekommen. Kadir hatte dies nicht noch verschlimmern wollen, und sein Vater hatte ihn zur Heirat gedrängt und ihm auch eine Frau gesucht, Sarina. Sie kam aus einem entfernten Dorf und entstammte einer armen Familie, welche die Brautmitgift fast in den Ruin trieb. Aber so konnten sich die Brauteltern wenigstens der Tochter entledigen. Töchter standen in der Hierarchie weitaus niedriger als Söhne, und einen Mann zu finden, der sie übernahm und versorgte, war ein großes Glück. Die beiden Brautleute sahen sich zum ersten Mal während der Hochzeitszeremonie. Kadir befand, dass er Glück gehabt hatte. Sarina war eine hübsche Frau, mit langem blauschwarzem Haar und sanften dunklen Augen. Sie erwies sich schon bald als kluge, demütige Ehefrau.

Kadir hatte, wie seine Brüder vor ihm, ein Haus auf dem Land seines Vaters gebaut, wie es die dörfliche Tradition verlangte, und versucht, sich und seine kleine Familie mit Hilfsarbeiten auf den großen Teeplantagen zu versorgen. Was ihm eher schlecht denn recht gelang. Die Bezahlung war mehr als dürftig, und die Gesamtsituation im Land war bei Weitem nicht mehr so vielversprechend wie dreißig Jahre zuvor.

Kadir hatte fieberhaft nach einem Ausweg gesucht. In einen anderen Teil des Landes zu ziehen war eine Möglichkeit, aber ob dort die Chancen auf Arbeit und gerechten Lohn besser standen, wusste niemand. Und auch dafür brauchte er Geld, das er sich erst einmal mühsam hätte ersparen müssen. Das Angebot der Engländer kam für ihn gerade im richtigen Moment. Er hatte anschließend nächtelang mit den Männern des Dorfes die Möglichkeiten und Risiken diskutiert. Kadirs Vater hingegen zuckte nur die Achseln. Er hätte seinem Sohn gerne geholfen, sah aber keine Lösung. Kadirs Geschwistern ging es schließlich nicht anders.

Sarina war nicht angetan gewesen von Kadirs Idee, aber ihr stand es nicht zu, sich dagegen aufzulehnen. Trotz der ärmlichen Verhältnisse und der Not, die sie alltäglich ertragen musste, war die kleine Hütte dennoch ihr Heim, waren die Menschen um sie herum ihre Familie. Hier fühlte sie sich sicher. Und dann war da ja noch Inika - so eine weite Reise in ein so fernes Land mit einem Kind?

»Und warum kommen sie dann nach Indien und suchen Arbeitskräfte, wenn dort doch alles so gut ist?«, hatte sie skeptisch gefragt.

»Vielleicht gibt es in diesem Niederland nicht genug Arbeitskräfte, und die Engländer helfen nun aus. Oder â¦ es soll doch ein sehr wohlhabendes Land sein, vielleicht müssen die Menschen dort schon nicht mehr selbst die Arbeit verrichten.«

Kadirs Antwort konnte ihre Zweifel nicht zerstreuen, aber letztendlich musste auch Sarina sich eingestehen, dass die Zukunft nicht viel, sondern eher weniger für sie bereithielt. Und sie hatte ihrem Mann zu folgen, egal, wohin er ging. Sie mussten versuchen, ihr Glück selbst...
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