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Rain Dogs

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am06.02.2017Deutsche Erstausgabe
Unruhen bekämpfen, Herzschmerz und Fälle aufklären, die aber nicht vor Gericht gebracht werden dürfen, darin ist Sean Duffy als katholischer Bulle in Nordirland inzwischen Spezialist. Immerhin bekommt er es zum zweiten Mal in seiner Karriere mit einem locked room mystery zu tun, und welcher Bulle - in Nordirland oder sonstwo, katholisch oder nicht - kann das schon von sich behaupten?
Die Journalistin Lily Bigelow wird im Hof von Carrickfergus Castle, wo sie sich allem Anschein nach über Nacht hat einschließen lassen, tot aufgefunden. Selbstmord, glaubt man, aber ein paar Dinge geben Sean Duffy zu denken, und er weigert sich, es dabei zu belassen. Duffy findet heraus, dass Bigelow an einer verheerenden Enthüllung in Sachen Korruption und Amtsmissbrauch innerhalb der höchsten Regierungskreise Großbritanniens und darüber hinaus gearbeitet hat. Und so sieht er sich mit zwei schwerwiegenden Problemen konfrontiert: Wer hat Lily Bigelow umgebracht? Und was wollte er oder sie damit vertuschen?



Adrian McKinty, geboren 1968 in Belfast, zählt zu den wichtigsten nordirischen Krimiautoren. Nach einem Philosophiestudium an der Oxford University verschlug es ihn nach New York und Denver, wo er verschiedenste Jobs annahm, vom Barkeeper bis zum Rugbycoach. Nach einigen Jahren in Melbourne, Australien, lebt der preisgekrönte Autor und Journalist mit seiner Familie heute wieder in New York.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,95
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextUnruhen bekämpfen, Herzschmerz und Fälle aufklären, die aber nicht vor Gericht gebracht werden dürfen, darin ist Sean Duffy als katholischer Bulle in Nordirland inzwischen Spezialist. Immerhin bekommt er es zum zweiten Mal in seiner Karriere mit einem locked room mystery zu tun, und welcher Bulle - in Nordirland oder sonstwo, katholisch oder nicht - kann das schon von sich behaupten?
Die Journalistin Lily Bigelow wird im Hof von Carrickfergus Castle, wo sie sich allem Anschein nach über Nacht hat einschließen lassen, tot aufgefunden. Selbstmord, glaubt man, aber ein paar Dinge geben Sean Duffy zu denken, und er weigert sich, es dabei zu belassen. Duffy findet heraus, dass Bigelow an einer verheerenden Enthüllung in Sachen Korruption und Amtsmissbrauch innerhalb der höchsten Regierungskreise Großbritanniens und darüber hinaus gearbeitet hat. Und so sieht er sich mit zwei schwerwiegenden Problemen konfrontiert: Wer hat Lily Bigelow umgebracht? Und was wollte er oder sie damit vertuschen?



Adrian McKinty, geboren 1968 in Belfast, zählt zu den wichtigsten nordirischen Krimiautoren. Nach einem Philosophiestudium an der Oxford University verschlug es ihn nach New York und Denver, wo er verschiedenste Jobs annahm, vom Barkeeper bis zum Rugbycoach. Nach einigen Jahren in Melbourne, Australien, lebt der preisgekrönte Autor und Journalist mit seiner Familie heute wieder in New York.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518748480
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum06.02.2017
AuflageDeutsche Erstausgabe
Reihen-Nr.5
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1929795
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1
DER BERÜHMTESTE MANN DER WELT

Selbst die vor Wut schäumenden Rassisten auf der anderen Seite der Polizeiabsperrung waren kurz sprachlos vor Ehrfurcht, als sie Muhammad Ali, den Champ, zum ersten Mal zu Gesicht bekamen, wie er vor dem Rathaus von Belfast leichtfüßig, ja schmetterlingsgleich, aus dem Bus stieg. Klar war er überdurchschnittlich groß, aber ihn umgab auch eine besondere Aura. Zehn Jahre nach seiner Glanzzeit, korpulenter, grauhaariger und mit den ersten Anzeichen von Parkinson - so die Gerüchte -, war er noch immer der berühmteste Mann auf dem Globus. Er trug Adidas-Sportschuhe, einen roten Trainingsanzug und eine Sonnenbrille. Zwei Bodyguards der Nation of Islam in dunklen Jacketts und mit Fliegen begleiteten ihn, ein Schritt dahinter folgte Reverend Jesse Jackson, in Amerika wohl eine Berühmtheit, hier drüben aber weitgehend unbekannt.

Der Champ stieg aufs Podium, und die Menge drängte nach vorn, um besser sehen zu können. Und im Polizistenhirn: So kann ein Irrer besser an ihn rankommen - mit einer Flasche, einem Ziegelstein oder einer versteckten Pistole. Der Mann wurde verehrt, klar, aber er wurde auch gehasst, und sein erster Titelkampf gegen den glücklosen Sonny Liston hatte ihm zu gleichen Teilen Feinde und Bewunderer eingebracht. Im Laufe der Jahre waren es weniger Feinde geworden, doch die Feindseligkeit schwelte immer noch in den Herzen jener, die durch die Krankheiten Rassismus, Patriotismus und religiöser Eifer geschwächt waren.

Der Champ nahm die Sonnenbrille ab, klopfte ans Mikro, trat einen Schritt zurück und legte eine Runde Schattenboxen hin. Jubel brandete durch die Menge. Genau das hatten sie sehen wollen. »Schau dir die Füße an!«, sagte jemand vor mir - eine kluge und faustkämpferisch scharfsinnige Bemerkung. Der Champ tanzte wie ein junger Bursche, wie der dürre Kerl, der bei den Olympischen Spielen in Rom Zbigniew Pietrzykowski ausgetrickst hatte.

Er hatte die Menge fest im Griff, dabei hatte er noch kein Wort gesagt.

Es war ein kalter, klarer Tag, und selbst Nestor Almendros hätte es nicht besser in Szene setzen können: Die Sonne beschien die neobarocken Säulen hinter dem Kopf des Champs, und die Wolken teilten sich und enthüllten einen indigoblauen Himmel, wie man ihn über seiner Heimatstadt in irgendeiner Schleife des Ohio River häufig zu Gesicht bekam, über dieser schlammigen Mündung des Lagan aber nur selten.

Er hörte auf zu boxen, grinste, und ein Helfer reichte ihm ein Handtuch, mit dem er sich die Stirn abwischte. Er versuchte, den Reißverschluss seiner Trainingsjacke ein paar Zentimeter zu öffnen, doch seine Hände zitterten, und der Helfer sprang ihm bei. Dann lächelte der Champ wieder, trat selbstsicher nach vorn, schnappte sich den Mikrofonständer und sagte: »Hallo, Irland! Ich bin so froh, endlich hier in diesem wunderschönen Belfast zu sein!«

Das Publikum stutzte einen Augenblick. Keiner von ihnen wäre auch nur auf den Gedanken gekommen, Belfast könne schön sein oder jemand würde freiwillig hierherkommen und sich auch noch bei der Ankunft darüber freuen. Und doch stand der berühmteste Mann der Welt da und sagte genau das. Belfasts Grundeinstellung war Sarkasmus, jeder mochte doch einen guten Witz, also scherzte der Champ vielleicht nur?

»Ja, Sir, das ist ein schöner Wintertag, und es ist wundervoll, hier im schönen Belfast in Nordirland zu sein!«, wiederholte der Champ, und diesmal gab es keinen Zweifel daran, dass er es ehrlich meinte. Die Menge war merkwürdig gerührt und brüllte zustimmend.

Er hatte schattengeboxt, hatte gewunken, hatte gelogen und erklärt, ihre Stadt sei ein angenehmer Anblick. Er hätte sich für die Nation of Islam als Bürgermeisterkandidat aufstellen lassen können und hätte schon in der ersten Runde gewonnen.

Die anderen Polizisten entspannten sich ein wenig, doch ich ließ mich nicht so leicht täuschen. Ich stand mit einem halben Dutzend anderer Bullen auf einer erhöhten Plattform, damit wir die kleine Gruppe der National-Front-Skinheads besser im Auge behalten konnten, die von der Absperrung aus, die ihretwegen neben dem Marks-&-Spencer-Supermarkt aufgestellt worden war, Schmähungen herüberbrüllten. Es waren nicht mehr als zwanzig, mit Perücke oder Hut hätten sie sich locker unter die Menge mischen können - doch solcher Einfallsreichtum überstieg wohl ihre geistigen Fähigkeiten.

Eine völlig andere Protestgruppe hatte sich um Reverend Ian Paisley versammelt und stand ein ganzes Stück weit weg auf der Royal Avenue, eine Horde älterer bibelfester Gemeindemitglieder, die nicht sonderlich glücklich darüber waren, dass ein berühmter Vertreter des Islam in der Hauptstadt von Ulster, Gottes Gelobtem Land, auftauchte. Man konnte hören, wie sie ihren Protest in mürrischen presbyterianischen Kirchenliedern und resolut freudlosen Psalmengesängen zum Ausdruck brachten. Wohin Paisley auch kam, stets verbreitete er einen Hauch unbefangenen Surrealismus. Heute hatte er einen Gospelchor mitgebracht, eine Schar akkordeonspielender Schulmädchen und einen mondgesichtigen Burschen, der auf einem Esel saß und auf ein Tamburin schlug.

Der Champ wich einem unsichtbaren linken Haken aus, dann nahm er wieder den Mikrofonständer in die Hand.

»Mein Urgroßvater, Abe Grady, aus Ennis, County Clare, kam 1860 nach Belfast. Dort nahm er das Schiff nach Amerika. Er überquerte den Atlantik und kam in ein Land, das sich mitten im Bürgerkrieg befand. Ein Land, in dem meine anderen Urgroßeltern Sklaven waren. Vieles ist seitdem geschehen, und es ist gut, wieder daheim zu sein!«

Wieder tobte die Menge.

»Aber ich habe gehört, dass ein paar von euch nicht sonderlich froh darüber sind, dass ich heute nach Belfast gekommen bin, um euch zu treffen. Stimmt das?«

Rufe: »Nein!«

»Doch, ich sehe sie. Da hinten sehe ich sie!«

Trotziger Jubel des Aufgebots der National Front.

»Ich sehe sie. Schaut sie euch mal an! O Mann, die sind so hässlich, wenn die in den Spiegel schauen, erschreckt sich ihr Spiegelbild.«

Gelächter.

»Die sind so hässlich, wenn die in ein Spukhaus gehen, finden die gleich nen Job!«

Brüllendes Gelächter.

»Die sind so hässlich, wenn die eine Bank betreten, macht die Bank die Überwachungskameras aus!«

Tosender Applaus und Gelächter.

Der Champ wartete, bis es wieder ganz still war. »Jetzt sind sie still, hm? Ich kann sie nicht hören. O Mann, glauben die vielleicht, die können mich austricksen? Ich bin so gut. Ich bin so schnell! Ich habe letzte Nacht im Hotelzimmer das Licht ausgeknipst und war im Bett, bevor es dunkel wurde!«

Wieder Gelächter.

»Seine ganzen Klassiker«, grummelte ein Sergeant neben mir.

»Wenn ihr auch nur davon träumt, mich zu besiegen, dann solltet ihr besser aufwachen und euch entschuldigen!«, fuhr der Champ fort, trat einen Schritt zurück und boxte wieder in die Luft. Die Menge war überglücklich.

Wieder wischte sich der Champ die Stirn ab und winkte. Jesse Jackson winkte ebenfalls. Der Bürgermeister winkte und Bono, der sich auf hohen Absätzen nach vorn drängelte wie ein vorwitziger Schuljunge, winkte ebenfalls.

Der Champ erzählte noch ein wenig von seinen irischen Wurzeln, von seiner Großmutter und Urgroßmutter. Er erzählte davon, wie es war, in der Ära der Rassendiskriminierungsgesetze in Kentucky aufzuwachsen. Er wurde ernst.

»Der Dienst am Mitmenschen ist die Miete, die du für dein Zimmer hier auf Erden zahlst. Der Kampf wird fern aller Zeugen gewonnen oder verloren - hinter den Kampflinien, im Training und draußen auf der Straße, lange bevor ich im Scheinwerferlicht tanze. Nur ein Mann, der weiß, wie es ist, geschlagen zu sein, kann bis an den Grund seiner Seele gelangen und mit jenem Extrawumms zurückkehren, den man braucht, um einen ausgeglichenen Kampf zu gewinnen ... Ich weiß, ihr habt Probleme hier in Belfast. Ich weiß das. Aber glaubt mir, es gibt kein Problem, das der menschliche Geist nicht meistern kann. Ihr müsst zusammenarbeiten. Ihr müsst euch anstrengen! Wir alle sind Brüder und Schwestern, ganz gleich, welchen Glaubens und welcher Hautfarbe. Eines Tages wird dies eine friedliche Insel sein! Und dieser Tag wird kommen, weil es Menschen wie euch gibt! Danke, Belfast, und Gott segne euch alle!«

»Ali! Ali! Ali! Ali!«, skandierte die Menge und jubelte. Der Champ wusste das zu würdigen und winkte zum Abschied. Er drehte sich um, ein Helfer legte ihm das Handtuch über die Schultern und geleitete ihn zum Bus.

»War´s das?«, fragte der Bulle neben mir.

»Ich glaub schon«, sagte ich.

Darüber war ich froh. Unter der Schutzausrüstung schwitzte ich wie ein Tier, und meine Boxershorts waren patschnass. Ich freute mich schon darauf, alles ablegen zu können, Überstunden abzubauen und nach Carrickfergus heimzufahren.

Doch auf dem Weg zwischen den Absperrgittern zum Bus blieb der Champ plötzlich stehen, schüttelte den Kopf, machte kehrt und ging zur Bühne zurück. Er schaute über die Köpfe hinweg und ging die Stufen vor der Bühne hinunter in die ihn bewundernde Menge.

»Himmel!«, brüllte ich ins Funkgerät. »Er macht einen Rundgang!«

»Wissen wir!«, brüllten mir ein Dutzend Stimmen ins Ohr.

Die Menge wogte auf den Champ zu. Tausende. Jung, alt, Katholik, Protestant ... seine beiden Bodyguards wurden überrannt und weggedrängt.

»Ich hab ihn verloren!«, schrien verzweifelte Stimmen in die...
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Adrian McKinty, geboren 1968 in Belfast, zählt zu den wichtigsten nordirischen Krimiautoren. Nach einem Philosophiestudium an der Oxford University verschlug es ihn nach New York und Denver, wo er verschiedenste Jobs annahm, vom Barkeeper bis zum Rugbycoach. Nach einigen Jahren in Melbourne, Australien, lebt der preisgekrönte Autor und Journalist mit seiner Familie heute wieder in New York.