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Der Schänder

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
186 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am17.05.20161. Auflage
George Kramer, pathologischer Mädchenschänder und -mörder, bricht aus dem Zuchthaus aus; er kidnappt die zwölfjährige Sarah und dringt, das Mädchen im Schlepptau, in das halbleere Haus Mrs. Prettys, einer ältlichen Witwe, ein. Mrs. Pretty, terrorisiert vor Schrecken, weist die Polizei, die die Spur des Flüchtigen verfolgte, von ihrer Tür. Ein unheimliches Spiel beginnt: Mrs. Pretty, verängstigt, liebeshungrig, erliegt der hypnotischen Kraft des Mörders, die Einschüchterung und Anziehung zugleich ist - sie gibt sich ihm hin in dem furchtbaren Wahn, die kleine Sarah aus der Gewalt des Verbrechers retten zu können. Jeffrey Ashford hat es verstanden, in diesem Roman Schrecken, Spannung, Tempo mit größter psychologischer Scharfsicht und geschickter Dialogführung zu verbinden. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Jeffrey Ashford ist eines der Pseudonyme, unter denen Roderic Jeffries, Sohn des berühmten Krimi-Autors Graham Montague Jeffries, Kriminalgeschichten veröffentlichte.
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Produkt

KlappentextGeorge Kramer, pathologischer Mädchenschänder und -mörder, bricht aus dem Zuchthaus aus; er kidnappt die zwölfjährige Sarah und dringt, das Mädchen im Schlepptau, in das halbleere Haus Mrs. Prettys, einer ältlichen Witwe, ein. Mrs. Pretty, terrorisiert vor Schrecken, weist die Polizei, die die Spur des Flüchtigen verfolgte, von ihrer Tür. Ein unheimliches Spiel beginnt: Mrs. Pretty, verängstigt, liebeshungrig, erliegt der hypnotischen Kraft des Mörders, die Einschüchterung und Anziehung zugleich ist - sie gibt sich ihm hin in dem furchtbaren Wahn, die kleine Sarah aus der Gewalt des Verbrechers retten zu können. Jeffrey Ashford hat es verstanden, in diesem Roman Schrecken, Spannung, Tempo mit größter psychologischer Scharfsicht und geschickter Dialogführung zu verbinden. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Jeffrey Ashford ist eines der Pseudonyme, unter denen Roderic Jeffries, Sohn des berühmten Krimi-Autors Graham Montague Jeffries, Kriminalgeschichten veröffentlichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105610763
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum17.05.2016
Auflage1. Auflage
Seiten186 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse858 Kbytes
Artikel-Nr.1930868
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

«Meine Herren Geschworenen, Sie haben die Zeugen vernommen und die Plädoyers gehört. Ich werde jetzt zusammenfassen, Sie an das Beweismaterial erinnern und mit der Rechtslage vertraut machen. Ich befinde über das Recht, Sie befinden über den Tatbestand. Meine Auslegung des Gesetzes müssen Sie akzeptieren. Meine Vorschläge aber, wie der Tatbestand zu bewerten ist, können Sie annehmen oder ablehnen.

Wir verhandeln einen Mordprozeß. Wie man Ihnen bereits erklärt hat, wurde das Strafgesetz im Jahre 1957 dahingehend geändert, daß das Verbrechen des Mordes - auf welches nach wie vor die Todesstrafe steht - vom vorsätzlichen Totschlag streng unterschieden wurde. George Krammer werden zwei Verbrechen des Mordes zur Last gelegt. Sie müssen entscheiden, ob er dieser beiden Morde schuldig ist. Sie dürfen nicht über die moralische Berechtigung der Todesstrafe argumentieren oder diesen Punkt überhaupt in Betracht ziehen. Sie sollen auch nicht von der Absicht der Regierung Notiz nehmen, durch ein Gesetz die Todesstrafe vollkommen abzuschaffen. Wenn Sie glauben, daß George Krammer im Sinne der Anklage schuldig ist, dann haben Sie meiner Anweisung zu folgen und müssen ihn, laut Gesetz, des Mordes schuldig sprechen.

Meine Herren Geschworenen, am Sonntag, dem dreizehnten Juni, verschwand die achtjährige Gwen Trent aus ihrem Wohnort Eltham in Kent. Sie hatte mit Freundinnen auf einem kleinen unbebauten Grundstück gespielt, das am Ende der Straße liegt, in der sie wohnte. Kurz vor vier Uhr nachmittags erklärte sie ihren Spielkameradinnen, sie ginge heim zum Tee. Sie kam jedoch nicht zu Hause an. Ihre Mutter, der sie fest versprochen hatte, pünktlich um vier Uhr daheim zu sein, verließ das Haus, um Gwen zu suchen. Sie war sehr besorgt, als ihre Tochter ihr Versprechen nicht einhielt, alarmiert durch die schrecklichen Dinge, die sich während der letzten Monate in anderen Teilen des Landes zugetragen hatten.»

Der Verteidiger erhob sich. «Euer Gnaden, ich bedaure, Sie unterbrechen zu müssen. Ich erhebe Einspruch gegen die Anspielung auf das, was in anderen Teilen des Landes geschehen ist.»

«Warum denn, Sir Patrick?»

«Euer Gnaden, ich nehme an, der Grund dafür ist einleuchtend.»

«Ich fürchte, nicht einleuchtend genug, denn ich verstehe ihn nicht. Vielleicht können Sie sich klarer ausdrücken?»

«Euer Gnaden, der Angeklagte wird beschuldigt, Gwen Trent und Charlotte Gains ermordet zu haben. Ihre Betrachtungen, die mit dem Tatbestand gar nichts zu tun haben, können meinem Klienten nur schaden.»

«Sir Patrick, wir dürfen doch voraussetzen, daß die Herren Geschworenen wissen, warum die Mutter sich so sehr über das Ausbleiben ihrer Tochter aufregte, nicht wahr? Wenn Sie das bestreiten, behaupten Sie, daß die Geschworenen während der letzten zwölf Monate weder Zeitung gelesen noch Radio gehört noch den Fernsehapparat eingeschaltet haben.»

«Euer Gnaden, da wir annehmen dürfen, daß die Herren Geschworenen wissen, weshalb die Mutter sich so sehr aufregte, gibt es keine Entschuldigung dafür, die Geschworenen durch diesen überflüssigen Hinweis gegen meinen Mandanten einzunehmen.»

«Werfen Sie mir vor, ich wolle dem Angeklagten schaden?»

«Euer Gnaden, würde ich das tun, könnte Eure Lordschaft wohl am allerbesten beurteilen, ob ich im Recht bin.» Der Verteidiger setzte sich.

Der Richter wandte sich wieder der Jury zu. «Meine Herren Geschworenen, als Mrs. Trent entdeckte, daß ihre Tochter vor zehn Minuten oder einer Viertelstunde das unbebaute Gelände verlassen hatte, meldete sie sofort der Polizei, sie vermisse ihre Tochter.

Die Polizei leitete eine Suchaktion im ganzen Land ein, doch leider blieben all ihre Bemühungen erfolglos.

Am vierundzwanzigsten September traf ein anonymer Brief in der Redaktion des Daily Express ein, in dem der Schreiber die Stelle beschrieb, wo die Leiche des Mädchens zu finden sei. Die Polizei ging zu dem angegebenen Ort, einem mit Unkraut überwucherten Graben am Rand einer kleinen Straße in der Nähe der Stadt Hetcham, und fand die sterblichen Überreste von Gwen Trent.

Die medizinischen Untersuchungen ergaben, daß das unglückliche Kind nach seiner Entführung noch vier Tage gelebt hatte, bevor es schließlich ermordet wurde. Während dieser vier Tage wurde es entsetzlich mißhandelt und bestialisch mißbraucht. Sie, meine Herren, und ich hatten die fatale Pflicht, die Fotos der Leiche des Mädchens zu studieren. Ich darf wohl annehmen, daß keiner von Ihnen über die scheußlichen Dinge, die man dem Kind angetan hat, im Zweifel ist.

Dem Interesse, ich möchte am liebsten sagen, dem perversen Interesse gewisser Bevölkerungsschichten an dieser Art Verbrechen ist es zuzuschreiben, daß die Polizei ein großes Gebiet rund um die Stelle, wo die Leiche gefunden wurde, absperren mußte, damit sie ihre Arbeit überhaupt ausführen konnte. Mit einer Kamera, die hinter dieser Absperrung aus Zeltplanen verborgen war, wurden dann die Zuschauer fotografiert, von denen Sie so viel gehört haben.

Der Chefsuperintendent sagte uns ganz offen, die Polizei habe anfangs wenig Fortschritte gemacht. Er erklärte uns, wie schwierig es sei, ein Verbrechen aufzudecken, wenn alle Männer auf der Insel, die das Pubertätsalter überschritten haben, als mögliche Täter in Betracht kommen. Niemand hat gesehen, wie der Unbekannte Gwen Trent entführte, und die Polizei konnte, seit sie verschwand, keine Spur mehr von ihr entdecken. Deshalb schoß sie alle fünfzehn Minuten Fotos von der gaffenden Menge vor der Absperrung, in der Hoffnung, sie könne so einen Mann identifizieren, der ungewöhnlich lange Zeit am Tatort zubrachte und der auch am Schauplatz des vorhergegangenen Mordes gesehen worden war.»

«Euer Gnaden!» rief der Verteidiger entrüstet und stand auf, «das ist zuviel!»

«Sir Patrick, ich bin es nicht gewohnt, daß man mich bei meinem Resümee fortwährend unterbricht.»

«Euer Gnaden, es ist auch nicht üblich, daß ein Richter in seinem Resümee ständig schädigende Tatsachen erwähnt, die nicht in den Prozeß gehören.»

«Was meinen Sie damit?»

«Euer Lordschaft weiß das ganz genau.»

«Wenn ich es wüßte, Sir Patrick, würde ich nicht fragen. Entweder Sie drücken sich klarer aus oder Sie schweigen.»

«Euer Gnaden, ich muß zum zweitenmal darauf hinweisen, daß dem Angeklagten die Morde an Gwen Trent und Charlotte Gains zur Last gelegt werden, aber keine anderen Verbrechen. Es ist für ihn äußerst schädlich, wenn Sie auf andere Morde anspielen.»

«Die Geschworenen haben ein Recht, zu erfahren, wie man den Täter mit Hilfe der Fotos identifiziert hat, denn sie müssen darüber entscheiden, ob die Identifizierung stimmt oder nicht. Um ihnen bei dieser Entscheidung zu helfen, müssen sie wissen, unter welchen Umständen die erwähnten Fotos gemacht wurden.»

«Euer Gnaden, eines steht fest: Sollte ich jemals die Chance haben, diesen Punkt erfolgreich zu verfechten, dann vor einem anderen Gericht.»

«Sie haben kein Recht, so zu sprechen, Sir Patrick.»

«Im Gegenteil, Euer Gnaden, ich nehme an, ich habe sehr wohl das Recht, und zwar juristisch und moralisch.»

«Setzen Sie sich.»

«Sehr wohl, Euer Gnaden.» Der Verteidiger nahm wieder Platz. Der Richter fuhr fort: «Meine Herren Geschworenen, Sie wissen, daß häufig bei Gewaltverbrechen pathologischer Art der Mörder an den Ort zurückkehrt, wo er die Leiche verscharrt hat. Das bereitet ihm eine unnatürliche Befriedigung und Genugtuung. Die Polizei besaß eine Serie von Fotos, die sie zwei Monate zuvor aufgenommen hatte. Sie verglich diese Fotos mit denen, die sie von den neugierigen Passanten am Graben, dem Fundort von Gwen Trents Leiche, anfertigte. Dieses Verfahren war sehr zeitraubend und kompliziert, aber am achtundzwanzigsten Juni wurde endlich ein Mann entdeckt, der an beiden Tatorten gewesen war. Man identifizierte ihn als George Krammer.

Und hier ein weiterer tragischer Umstand dieses Falls: Der Mann wurde erst an dem Tag identifiziert, an dem Charlotte Gains verschwand. Ich möchte jedoch unterstreichen, daß das keine Kritik an der Polizei sein soll. Sie tat, was sie konnte, und niemand hätte mehr tun können.

Charlotte Gains war mit ihrem drei Jahre älteren Bruder zum Einholen gegangen. Als sie ein paar Süßigkeiten gekauft hatten, gerieten sie in Streit. Das Ergebnis war, daß ihr Bruder sie allein nach Hause gehen ließ. Sie traf dort niemals ein, und als ihr Bruder einige Zeit später allein heimkam, machte Mrs. Gain sich sofort große Sorgen. Sie unterrichtete die Polizei, und man alarmierte das ganze Land.

Vier Tage lang blieben alle Nachforschungen erfolglos. Am Abend des vierten Tages wurde George Krammer in dem Dorf Wiltham, an der Hauptstraße zwischen Bradham und Colchester, vernommen. Chefinspektor Jones bezeugte, Krammer habe abgestritten, irgend etwas über den Verbleib von Charlotte Gains zu wissen, doch an seinen Beinkleidern wurden Sandkörner entdeckt. Man durchsuchte jetzt alle Kleidungsstücke, die er trug, und fand noch mehr Sand. Dieser Sand, meine Herren Geschworenen, ist für uns sehr wichtig. Er hat einen langen und gelehrten Namen, doch für unsere Zwecke genügt es, zu wissen, daß diese Art Sand nur in einem engumgrenzten Gebiet in Essex vorkommt und nirgendwo sonst auf den britischen Inseln. Genauer gesagt, diesen Sand gibt es nur in einem Umkreis von drei Meilen um Creemore. Krammer wurde gefragt, ob er sich dort aufgehalten habe, und er stritt auch das ab. Er sagte aus, er sei gerade von Colchester gekommen und befinde sich auf dem direkten Weg nach London. Vor Wiltham habe er nicht haltgemacht. Man durchsuchte darauf die Steinbrüche von Creemore und...
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