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Meineid zu Höchstpreisen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
168 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am17.05.20161. Auflage
Kurz nach seiner Entlassung begeht der Gewohnheitsverbrecher John Haggard mit drei Komplicen einen großangelegten Raubüberfall. Ein Wächter wird dabei brutal zusammengeschlagen und fällt ins Koma. Ein klarer Tatbestand - aber er läßt sich nicht beweisen. Sergeant Miller sucht unbeirrt weiter und findet schließlich in Haggards Wohnung einen Handschuh, der zu dem blutverschmierten am Tatort paßt. Ein klares Indiz - aber Miller hat weder einen Haussuchungsbefehl noch einen Zeugen ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Jeffrey Ashford ist eines der Pseudonyme, unter denen Roderic Jeffries, Sohn des berühmten Krimi-Autors Graham Montague Jeffries, Kriminalgeschichten veröffentlichte.
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Produkt

KlappentextKurz nach seiner Entlassung begeht der Gewohnheitsverbrecher John Haggard mit drei Komplicen einen großangelegten Raubüberfall. Ein Wächter wird dabei brutal zusammengeschlagen und fällt ins Koma. Ein klarer Tatbestand - aber er läßt sich nicht beweisen. Sergeant Miller sucht unbeirrt weiter und findet schließlich in Haggards Wohnung einen Handschuh, der zu dem blutverschmierten am Tatort paßt. Ein klares Indiz - aber Miller hat weder einen Haussuchungsbefehl noch einen Zeugen ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Jeffrey Ashford ist eines der Pseudonyme, unter denen Roderic Jeffries, Sohn des berühmten Krimi-Autors Graham Montague Jeffries, Kriminalgeschichten veröffentlichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105610428
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum17.05.2016
Auflage1. Auflage
Seiten168 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse871 Kbytes
Artikel-Nr.1930892
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Geschickt setzte Haggard den cremefarbenen Buick Riviera rückwärts in die Parklücke, stieg aus und steckte eine Münze in die Parkuhr. Dann klemmte er sich wieder hinter das Lenkrad und wartete.

«Fünf nach», sagte Brown.

Haggard blickte schweigend auf seine Armbanduhr, holte ein Päckchen Camel aus der Tasche und zündete sich eine Zigarette an.

Sie beobachteten aufmerksam die Passanten auf dem Bürgersteig. Rechts war das Odeon-Kino, vor dessen Eingang ein überdimensionales Scheusal aus Pappe für einen Horrorfilm warb. Eine Frau mit einem brüllenden Kind wandte sich an den uniformierten Schutzmann und sprach auf ihn ein, er deutete zur Kreuzung hinunter. Ununterbrochen betraten oder verließen Kunden den Selbstbedienungsladen, wo ein Sonderposten verbilligte Tomatensuppe angepriesen wurde.

Haggard nahm seine Sonnenbrille ab und rieb sich die Augen. Dann lehnte er sich zurück und sog tief den Zigarettenrauch ein. Er genoß jeden Zug, wie das Menschen tun, die lange im Gefängnis waren, wo die Zigaretten dünn wie eine Bleistiftmine gedreht waren und jedes Zündholz in vier Teile gespalten wurde.

Seine Gedanken beschäftigten sich mit dem Job. Die Lippe hatte ihnen garantiert, daß dabei mehr als dreißigtausend Pfund herausspringen würden. Selbst wenn man die üblichen zwanzig Prozent für die Lippe abzog, so blieben neben den Unkosten noch fast vierundzwanzig übrig. Also sechs für jeden von ihnen. Es muß ein schönes Gefühl sein, wieder einmal Geld rascheln zu hören, dachte Haggard. Ein Mann braucht Geld. Er braucht es, damit der Karren läuft, aber auch, um sich in die Büsche zu schlagen, falls etwas schiefgeht. Seine letzte Schicht im Knast hatte er einem dusseligen Polizisten zu verdanken, der tatsächlich blöd genug war, um ehrlich zu sein. Ein kluger Mann verließ sich niemals auf das jämmerliche Gehalt allein, wollte er reich sterben.

«Zehn nach», sagte Brown.

Haggard blickte zu dem Portal der Bank hinüber. Die Türen waren schwer und gediegen in ihrer Schlichtheit. Ehrbare Türen für ehrbare Leute, die dort ihr Geld aufbewahrten. Die Welt war ein Dschungel, und wer wirklich Grips hatte, der lief mit den Jägern. Wenn man nur genug Moneten hatte, dann war plötzlich alles legal, dann machten die einen so ehrbar und geachtet, daß sie einen mit Sir, Lord oder Duke anredeten. Mach nur eine Million Pfund aus dem Schweiß anderer und du wirst Lord Muck, und alle Leute überstürzen sich, dir die Hand zu schütteln.

Er erinnerte sich an den Psychiater, der ihn im Gefängnis aufgesucht hatte. Ein langer, dürrer Mann mit soviel Einfühlungsvermögen und Verständnis wie ein Grabstein aus Marmor.

«Guten Morgen, Haggard, nehmen Sie doch Platz. Zigarette? Ich denke, wir sollten uns ein wenig unterhalten, um uns etwas kennenzulernen. Es ist nicht das erstemal, daß Sie im Gefängnis sind, nicht wahr?»

Blöder konnte er wirklich nicht fragen. Die Akten lagen alle vor ihm, und da stand es schwarz auf weiß drin. Neun Vorstrafen. Alles, was es so gibt, vom Jugendvergehen bis zum bewaffneten Raubüberfall. «Nein, es ist nicht das erstemal.» Sag ihm, er ist ein blöder Hund, und er schreit nach den Bullen, und dann verdonnern sie dich zu vier-vier-vier. Das heißt vier Tage Wasser und Brot, vier Tage Einzelzelle und vier Tage Verlust der Hafterleichterung. Wenn man erst mal drin war, hatte man keine Rechte mehr, man konnte nur verlieren, aber nichts gewinnen. Da gab es nur eins, immer schön die Schnauze halten.

«Sie sind doch offensichtlich ein intelligenter Mann, Haggard. Finden Sie nicht, daß es ein Jammer ist, Ihre Intelligenz hier im Gefängnis verkommen zu lassen?»

«Bisher war ich mehr draußen als drinnen.»

«Immerhin ist das Ihre neunte Verurteilung.»

«Berufsrisiko. Fahren Sie einen Laster nur lange genug, eines Tages ist er hin. Das ist Berufsrisiko.»

«Ich bin überzeugt, daß das nicht Ihre wahre Meinung ist.»

«Erzählen Sie mir was, oder fragen Sie mich?»

«Lohnt es sich denn wirklich, Ihre besten Jahre in Haft zu verbringen wegen ein paar kleiner Diebereien?»

«Bisher habe ich mehr verdient, als es jemals Ihnen gelingen wird oder dem Direktor von diesem stinkigen Kittchen. Bei meinem letzten Job habe ich viertausend Pfund gemacht, und die drei Monate hier drin, die sitze ich auf einer Backe ab.»

Jetzt endlich wurde der Kerl ein bißchen sauer. Alle diese Psychiater, besonders die in den Gefängnissen, gehen von der Annahme aus, daß in jedem Gauner ein ehrlicher Kerl steckt, der mit allen Mitteln hinaus will. Das allein beweist schon, wie wenig sie überhaupt wissen. Jeder Mann ist von Natur ein Schuft, und nur die Dummköpfe bleiben auf dem Pfad der Tugend.

«Ja, aber, Haggard, Mann, wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor?»

«Was soll schon sein? Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Ich finde schon mein Auskommen.»

«Sie bleiben nicht immer jung, bedenken Sie das.»

Dieser Bursche war wirklich genial. Männer mit dieser Intelligenz gingen in die Geschichte ein.

«Was wird geschehen, wenn Sie älter werden und den Wunsch haben, sich zur Ruhe zu setzen in einem eigenen Häuschen?»

«Ich werde ein paar Aspirintabletten nehmen und mich ruhig hinlegen, bis der Wunsch vergangen ist.»

Der Doktor war nicht aus der Ruhe zu bringen. Freundlich bohrte er weiter: «Eines Tages werden Sie ein anständiges Mädchen heiraten wollen.»

«Ich habe mal ein anständiges Mädchen gekannt. Sie ist früh gestorben - an Langeweile.»

«Ja, möchten Sie denn keine Familie haben?»

«Wahrscheinlich habe ich schon einige. Ich blieb nur nie so lange, um das herauszufinden.»

Der Psychiater zündete sich eine neue Zigarette an, nicht ohne Haggard eine anzubieten. «Gewalt ist doch wahrhaftig eine schreckliche Sache. Sie ist die Verleumdung der Zivilisation.»

«Und was ist mit der Wasserstoffbombe? Eurer Zivilisation liebstes Kind?»

«Denken Sie doch nur an den armen Mann, den Sie so brutal mit der Brechstange zusammengeschlagen haben, dessen Leben vernichtet wurde durch unnötige Grausamkeit.»

«Wessen Schuld war es denn, daß er eins über den Schädel kriegte? Er wollte den Helden spielen und um Hilfe schreien. Was blieb mir da denn weiter übrig, als diesem blöden Trottel eins überzuziehen?»

Haggards Gedanken wurden jäh in die Gegenwart zurückgerufen, als Brown sagte: «Der Wagen ist da.»

Sie beobachteten gespannt den gepanzerten und dicht verschlossenen Lieferwagen, der gerade unter dem Parkverbotsschild vor der Bank anhielt. Der Chauffeur und sein Beifahrer, beide in Uniform, kletterten aus dem Fahrerhaus und gingen um den Wagen herum zur Rückseite. Der Fahrer schloß die Türen auf, die dann von innen entriegelt wurden. Drei weitere uniformierte Posten sprangen auf die Straße. Jeder von ihnen trug eine Stahlkassette in der Hand. Ihnen auf dem Fuß folgte ein großer deutscher Schäferhund. Der Fahrer blieb beim Wagen stehen, während die anderen vier mit dem Hund im Innern der Bank verschwanden.

Haggard sah auf seine Uhr. Es war genau elf Uhr achtzehn. In den vier Wochen Beobachtung hatte die Ankunftszeit des Panzerwagens höchstens um fünf Minuten differiert. Die Lippe hatte also recht behalten, als er sagte, daß die Firmen sich donnerstags und freitags wegen der vielen Lohnauszahlungen strikt an den Zeitplan der Bank hielten.

Haggard musterte den Panzerwagen. Er bestand aus der Karosserie eines Zweieinhalbtonnen-Austin-Lieferwagens. Eine Firma in den Midlands hatte ihn umgebaut und prahlte damit, daß er absolut einbruchsicher war. Die Türen waren zusätzlich von der Innenseite zu verriegeln, die Schlösser ungewöhnlich kompliziert, und die Seitenwände, die Rückwand und das Dach waren aus Panzerplatten, die jedem transportablen Schweißbrenner lange widerstehen würden. Aber einer der Arbeiter der kleinen Fabrik, wo die Kästen hergestellt wurden, hatte geplappert. Die Wand, die die Fahrerkabine vom Laderaum trennte, war aus Gründen des Gewichtes oder der Stabilität nicht gepanzert. Auf dem Dach der Fahrerkabine befand sich ein Gitter mit einer Alarmanlage. Wenn die losging, hörte man sie bis in die Hölle.

Haggard verglich wieder die Zeit. Vier Minuten war es her, daß die Männer die Bank betreten hatten. Es konnte nicht mehr lange dauern, dann würden sie herauskommen, mit mehr als dreißigtausend Pfund in ihren Kassetten. Selbst heutzutage, bei der Inflation rundum, waren dreißigtausend Pfund noch eine ganz hübsche Summe.

Die vier Posten verließen nun die Bank und gingen auf den Panzerwagen zu. Der Schäferhund war losgemacht und ging mit kurzen, tänzelnden Schritten, als erwarte er einen Kampf. Drei der Männer hatten sich die Kassetten mit festen Ketten an den Leib geschlossen, sie gingen voran, gefolgt von dem vierten Posten, der den Gummiknüppel schlagbereit in der Hand hielt. Der Schäferhund folgte ihm dicht auf den Fersen. Diese Gummiknüppel enthielten an der Spitze eine Kapsel mit einer Flüssigkeit, die ein Knopfdruck hervorsprühen ließ. Sie machte den Angreifer für einige Minuten blind. Auf alle Fälle so lange, bis die Polizei zur Stelle war.

Die Posten mit den angeketteten Kassetten stiegen in den Geldtransportwagen, der Hund sprang ihnen nach. Die Türen wurden von innen verriegelt, von außen verschlossen, und der vierte Mann stieg zu dem Chauffeur ins Fahrerhaus. Die Seitenfenster waren vergittert, und das Gitter vor der Windschutzscheibe würde bei der geringsten Berührung automatisch niedersausen.

Haggard startete den Motor seines Buick und ließ den Panzerwagen keine Sekunde aus den Augen.

Der Geldtransporter fuhr an, ließ einen Lastwagen vorbei und reihte sich dann in den Verkehrsstrom ein. Er fuhr die High Street...
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