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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Diogeneserschienen am24.08.20161. Auflage
»Ein häßlicher Skandal schüttelt den Jockey Club. Aber Ex-Jockey und Privatdetektiv Sid Halley überlistet den sadistischen Buchmacher und sticht die feldführenden Killer aus. Handicap packt einen wie ein junger todesmutiger Jockey ein durchgehendes feuriges Pferd.«

Dick Francis, geboren 1920, war viele Jahre Englands erfolgreichster Jockey, bis ein mysteriöser Sturz 1956 seine Karriere beendete. Fast 50 Jahre lang schrieb er Thriller, die das Pferderenn- und Wettmilieu als Hintergrund haben. Seine 42 Romane wurden alle Bestseller. Dick Francis starb 2010.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

Klappentext»Ein häßlicher Skandal schüttelt den Jockey Club. Aber Ex-Jockey und Privatdetektiv Sid Halley überlistet den sadistischen Buchmacher und sticht die feldführenden Killer aus. Handicap packt einen wie ein junger todesmutiger Jockey ein durchgehendes feuriges Pferd.«

Dick Francis, geboren 1920, war viele Jahre Englands erfolgreichster Jockey, bis ein mysteriöser Sturz 1956 seine Karriere beendete. Fast 50 Jahre lang schrieb er Thriller, die das Pferderenn- und Wettmilieu als Hintergrund haben. Seine 42 Romane wurden alle Bestseller. Dick Francis starb 2010.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257606911
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum24.08.2016
Auflage1. Auflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse733 Kbytes
Artikel-Nr.2078491
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
{7}1

Ich nahm die Batterie aus meinem Arm, steckte sie in das Aufladegerät und merkte erst zehn Sekunden später, daß ich es getan hatte, als sich nämlich meine Finger nicht mehr bewegten.

Sehr seltsam, dachte ich. Das Wiederaufladen der Batterie und die damit verbundenen Handgriffe waren mir derart in Fleisch und Blut übergegangen, daß ich das alles schon ganz automatisch und ohne Einschaltung meines Willens erledigte, etwa so, wie man sich die Zähne putzt. Mir wurde zum ersten Mal bewußt, daß sich mein Unterbewußtsein - jedenfalls wenn ich wach war - endlich mit der Tatsache abgefunden hatte, daß meine linke Hand nicht mehr aus Muskeln, Knochen und Blut bestand, sondern aus Metall und Plastik.

Ich nahm den Schlips ab und warf ihn achtlos auf mein Jackett, das über der Armlehne des Ledersofas hing, streckte mich, seufzte erleichtert, weil ich endlich wieder zu Hause war, lauschte der vertrauten Stille meiner Wohnung und verspürte einmal mehr, wie der mich umfangende Friede all die kräftezehrenden Anspannungen der Außenwelt löste. Meine Wohnung war in meinen Augen eher so etwas wie ein Ort der Zuflucht als ein richtiges Zuhause. Komfortabel, gewiß - aber nicht mit Ruhe, Zeit und Liebe eingerichtet. Das hatte ich an einem Nachmittag und in nur einem Geschäft getan, energisch und sachlich: »Ich nehme das ... das ... das ... und das ... Liefern Sie die Sachen bitte so schnell wie möglich.« Das Mobiliar war mehr oder weniger ansprechend, aber ich besaß nun nichts mehr, dessen Verlust mich hätte schmerzen können, und wenn dies meinem Bedürfnis nach Selbstschutz entsprungen sein sollte, so war mir das wenigstens bewußt.

{8}Ich wanderte zufrieden in Hemd und Socken umher, knipste die warmen Lichtkreise der Tischlampen an, sprach dem Fernseher mit einem geübten Faustschlag Mut zu, schenkte mir einen beruhigenden Scotch ein und beschloß, den Abwasch des Vortages stehenzulassen. Ein Steak lag im Kühlschrank und Geld auf der Bank, was brauchte man noch mehr im Leben?

Seit neuestem tat ich die meisten Dinge nur noch mit einer Hand, weil es einfach schneller ging. Meine so geniale Kunsthand, in der Magnetspulen die aus dem Rest meines Unterarmes kommenden elektrischen Impulse in Bewegung übersetzten, ließ sich zwar - wie ein Schraubstock - fest schließen und auch wieder öffnen, dies aber nur mit einer ihr eigenen Geschwindigkeit. Gleichwohl sah diese Hand ganz wie eine echte aus, so sehr, daß Leute manchmal überhaupt nicht merkten, wie wenig sie es war. Sie hatte richtige Fingernägel und Erhebungen, die Sehnen und Knochen darstellten, und bläuliche Linien als Adern. Wenn ich allein war, benutzte ich sie immer seltener, wobei ich es aber immer noch angenehmer fand, wenn ich sie aufgesteckt hatte.

Ich gedachte, diesen Abend so zu verbringen wie viele andere zuvor, saß mit angezogenen Knien auf dem Sofa, ein klobiges Glas in der Hand und glücklich, mit Hilfe des kleinen Bildschirms ein Ersatzleben führen zu können. Ich war deshalb ein wenig irritiert, als es mitten in eine einigermaßen unterhaltsame Komödie hinein an der Wohnungstür klingelte.

Mehr zögernd als neugierig erhob ich mich, stellte das Glas ab, suchte in meinen Jackentaschen nach der Ersatzbatterie, die ich dort hineingesteckt hatte, und drückte sie in den Sockel meiner Kunsthand. Dann ging ich, während ich die Manschette über das Plastikgelenk schob und zuknöpfte, hinaus in den kleinen Flur und spähte durch den Spion in der Wohnungstür.

Davor erwartete mich keine Unannehmlichkeit, es sei denn, diese hätte die Gestalt einer Dame mittleren Alters mit blauem {9}Kopftuch angenommen. Ich öffnete und sagte höflich: »Guten Abend, Sie wünschen bitte?«

»Darf ich hereinkommen, Sid?« fragte sie.

Ich sah sie an. Meines Wissens kannte ich sie nicht. Aber andererseits gab es einen Haufen Leute, die ich nicht kannte und die mich trotzdem Sid nannten, was ich immer als Kompliment aufgefaßt hatte.

Unter dem Kopftuch schauten dichte, dunkle Locken hervor, getönte Brillengläser verbargen die Augen, und leuchtend roter Lippenstift lenkte alle Aufmerksamkeit auf ihren Mund. In ihrem Verhalten drückte sich Verlegenheit aus, und sie schien in ihrem weitgeschnittenen, braunen Regenmantel zu frösteln. Ich gewann den Eindruck, als erwarte sie noch immer, daß ich sie wiedererkennen würde, aber das tat ich erst, als sie sich ängstlich umschaute und mir dabei ihr Profil zeigte.

Selbst da war ich noch nicht ganz sicher und fragte vorsichtig: »Rosemary?«

»Hören Sie«, sagte sie und schob sich an mir vorbei, als ich die Tür ein wenig weiter öffnete, »ich muß unbedingt mit Ihnen reden.«

»Nun ja ... dann kommen Sie halt herein.«

Während ich die Tür wieder schloß, blieb sie vor dem kleinen Spiegel stehen, der im Flur hing, und begann am Knoten des Kopftuchs zu nesteln.

»Du lieber Himmel, wie sehe ich bloß aus!«

Ich bemerkte, daß ihre Finger viel zu heftig zitterten, um ihn lösen zu können, und sie griff schließlich mit frustriertem Aufstöhnen nach hinten, packte den Zipfel des Tuches und zog es ruckartig nach vorne. Zusammen mit dem Kopftuch kam auch die ganze schwarze Lockenpracht herunter, und die sehr viel vertrautere kastanienbraune Haarfülle von Rosemary Caspar, die mich schon seit fünfzehn Jahren Sid nannte, zum Vorschein.

»Du lieber Himmel!« sagte sie noch einmal, steckte die {10}Sonnenbrille in ihre Handtasche und zog ein Papiertaschentuch daraus hervor, um sich zunächst einmal das allerschlimmste Rot von den Lippen abzuwischen. »Ich mußte Sie unbedingt sprechen, ich mußte!«

Ich sah das Zittern ihrer Hände, hörte das Schwanken ihrer Stimme und dachte bei mir, daß ich eigentlich schon einer ganzen Menge Menschen in ebendiesem Zustand begegnet war, seit ich es mir zur Aufgabe gemacht hatte, mich mit den Problemen und Verhängnissen anderer zu befassen.

»Kommen Sie herein und trinken Sie was«, sagte ich, wohl wissend, daß sie dies ebenso brauchte wie erwartete, und beklagte dabei im stillen den ruinierten ruhigen Abend. »Whisky oder Gin?«

»Gin ... Tonic ... irgendwas.«

Ohne den Regenmantel abzulegen, folgte sie mir ins Wohnzimmer und ließ sich abrupt aufs Sofa fallen, als hätten ganz plötzlich ihre Beine unter ihr nachgegeben. Ich sah ihr kurz in die unruhigen Augen, stellte das Gelächter im Fernseher ab und schenkte ihr ein beruhigendes Quantum Seelentröster ein.

»Hier, bitte«, sagte ich und reichte ihr das Glas. »Was gibt´s denn für Probleme?«

»Probleme!« sagte sie mit einem Anflug von Entrüstung. »Wenn das alles wäre!«

Ich holte mir mein eigenes Glas und setzte mich ihr gegenüber in einen Sessel.

»Ich habe Sie heute beim Rennen gesehen, von weitem«, sagte ich. »War das Problem da schon vorhanden?«

Sie nahm einen großen Schluck. »Ja, das kann man wohl sagen! Warum, glauben Sie, sollte ich sonst mit dieser schäbigen Perücke auf dem Kopf durch die Nacht schleichen und Ihre verdammte Wohnung suchen, wenn ich schon beim Rennen geradewegs auf Sie hätte zugehen können?«

»Nun ... warum?«

{11}»Weil der letzte Mensch, mit dem man mich auf einem Rennplatz oder sonstwo sprechen sehen darf, Sid Halley heißt.«

Vor langer Zeit war ich auch ein paarmal für ihren Mann geritten. In den Tagen, als ich noch Jockey gewesen war. Als ich noch leicht genug für Flachrennen gewesen war und mich noch nicht der Steeplechase zugewandt hatte. In den Tagen vor dem Erfolg und dem Ruhm, den Stürzen und der zerschmetterten Hand ... und was nicht noch allem. Mit dem Ex-Jockey Sid Halley hätte sie an jedem Ort und zu jeder Zeit sprechen können. Aber zu dem Sid Halley, der sich vor kurzem zu einer Art Allzweck-Detektiv gewandelt hatte, war sie bei Dunkelheit und voller Furcht gekommen.

So um die Fünfundvierzig, vermutete ich - und es wurde mir jetzt erst bewußt, daß ich mir, obwohl ich sie schon seit Jahren mehr oder weniger gut kannte, ihr Gesicht noch nie lange oder genau genug angesehen und seine einzelnen Züge registriert hatte. Da war immer nur der allgemeine Eindruck schlanker Eleganz gewesen. Die fallenden Linien der Augenbrauen und Lider jedoch, die kleine Narbe am Kinn und der leichte, kaum sichtbare Flaum auf ihren Wangen - das alles war Neuland für mich.

Sie hob plötzlich die Augen und unterzog mich der gleichen prüfenden Betrachtung, als habe auch sie mich noch nie wirklich wahrgenommen - und ich nahm an, daß ihre Neueinschätzung weitaus radikaler ausfiel als die meine. Ich war nicht mehr der junge Bursche, dem sie damals in recht barschem Ton taktische Anweisungen zum Rennen gegeben hatte, sondern ich war ein Mann, zu dem sie gekommen war, weil sie Schwierigkeiten hatte. Ich hatte mich inzwischen daran gewöhnt, daß dieses Bild von meiner Person an die Stelle älterer und unbeschwerterer Beziehungen getreten war, und wenn ich das auch oftmals bedauerte, gab es doch ganz offensichtlich kein Zurück mehr.

»Alle sagen ...«, fing sie zweifelnd an, »ich meine ... seit einem Jahr schon höre ich andauernd ...« Sie räusperte sich. »Es {12}heißt, daß Sie gut sind ... sehr gut sogar ... was Sachen dieser Art angeht. Aber ich weiß nicht ... jetzt, wo ich hier bin ... scheint es doch nicht ... ich meine ... Sie sind doch Jockey.«

»War«, sagte ich lakonisch.

Sie warf einen schnellen Blick auf meinen linken Arm, sagte aber nichts dazu. Sie wußte Bescheid. Auch in der Welt des Pferdesports wurde getratscht, und es war die Neuigkeit des...
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Dick Francis, geboren 1920, war viele Jahre Englands erfolgreichster Jockey, bis ein mysteriöser Sturz 1956 seine Karriere beendete. Fast 50 Jahre lang schrieb er Thriller, die das Pferderenn- und Wettmilieu als Hintergrund haben. Seine 42 Romane wurden alle Bestseller. Dick Francis starb 2010.